Luzernerstrasse Übersicht

Aus Chamapedia

Luzernerstrasse, Blick vom Bärenplatz in Richtung Westen mit dem Haus «Merkur»
Die Luzernerstrasse unmittelbar vor der Hünenberger Gemeindegrenze, einige Jahre nach deren Pflästerung: kaum Verkehr, Kinder spielen auf der Strasse ...
Die Garage Reck von Fritz Reck (1891–1959) an der Luzernerstrasse 68
Luzernerstrasse, vom Kirchenplatz in Richtung Osten, das Haus Ritter mit dem «Glöggliturm», undatiert (1950er Jahre)
Bärenplatz und Luzernerstrasse, die Rosskastanien werden gefällt, undatiert (1950er Jahre)
Das Gebiet an der Gemeindegrenze von Cham und Hünenberg südlich der Luzernerstrasse ist noch kaum überbaut, 1961
Luzernerstrasse, Blick vom Bärenplatz in Richtung Westen, Oktober 1995
Luzernerstrasse vor dem Rabenkreisel in Richtung Osten, 02.02.2017
Luzernerstrasse in Richtung Westen, 11.02.2017

Die Luzernerstrasse verbindet Cham mit den Ortschaften im Westen, also Hünenberg See, Rotkreuz und Luzern. Sie beginnt beim Bärenplatz, wird 1854 neu angelegt und ist heute eine intensiv genutzte Kantonsstrasse. Beim Rabenplatz zweigt die Hünenbergerstrasse nach Hünenberg ab.


Chronologie

1667 Auf der Zürcher Kantonskarte von Hans Konrad Gyger (1599–1674) ist der Verlauf der Luzerner von Cham über Chämleten, die Langrüti nach Holzhäusern weiter an die Luzerner Kantonsgrenze gut erkennbar.

1770/1773 Auf der Vogteienkarte von Franz Fidel Landtwing (1714–1782) und Jakob Joseph Clausner (1744–1797) von 1770/73 ist die Luzernerstrasse als «Kirch weeg» eingezeichnet.

1771/1772 Die Luzernerstrasse ist Teil der grossen Strassenbaukampagne im Gebiet Ennetsee: Landeshauptmann und Kartograf Franz Fidel Landtwing rapportiert dem Zuger Stadtrat zum Zustand der Landstrasse von Cham bis nach Chämleten. Die alte Strasse (die spätere Hünenbergerstrasse) gegen Enikon sei gefährlich. Die Leute von Chämleten offerieren, die Landstrasse auf der unteren Seite, dem Kirchweg entlang, bis nach Chämleten (neu) zu machen und zu unterhalten. Derjenige Teil der neuen Strasse nach Chämleten, der durch Mattland des Wirts zum Raben sowie von Kirchmeier Baumgartner führe, soll von jenen unterhalten werden, die sonst die obere Strasse nach Enikon unterhalten müssten; davon ausgenommen sind die beiden Genannten. Die alte Strasse wird den Anstössern als Güterstrasse überlassen. [1] Die Hälfte der Kieszufuhr wird durch die Stadt Zug finanziert. [2]

1801 In der Strassenklassierung des Kantons Waldstätten erscheint die Luzernerstrasse als Strasse 2. Klasse (Hauptstrasse für den Schwerverkehr). Der Strassenzustand wird grundsätzlich positiv vermerkt («Jst in gutem Stande»), aber «diese Straß ist nicht sehr dauerhaft gemacht; in der Folge wird man selbe an manchen Orten beßer anlegen müßen.» [3]

1854 Der Bau der neuen Bärenbrücke über die Lorze erfordert eine neue Strassenführung bis zum Rabenplatz. Statt wie bisher über die Schulhausstrasse und den Rigiplatz (Dingstatt) dorthin zu gelangen, zieht man die neue Verbindung direkt vom Bärenplatz in Richtung Westen.

1863/1864 Der Kanton erstellt die neue Strasse nach Hünenberg, die Hünenbergerstrasse. [4]

ab 1870 Durchgehende Bebauung der Luzernerstrasse mit zunächst spätbiedermeierlichen, später städtisch anmutenden Häusern, [5] die seit Ende der 1980er-Jahre beinahe alle abgebrochen wurden.

1898 Die Gemeinde Cham plant die Erstellung einer «Trottoiranlage» entlang der Luzernerstrasse. [6]

1911 Der Kantonsrat beschliesst ein Sonntagsfahrverbot; trotz eines Antrags auf Wiedererwägung hält der Rat daran fest und erweitert es sogar dahingehend, dass der Einwohnerrat das Verbot nach Belieben auf die Gemeindewege und die Werktage ausdehnen kann. Die Strecke zwischen Cham und Rotkreuz ist als «Automobilfalle« verrufen, weil Polizisten Fahrzeuge kontrollieren und Bussen verteilen. [7]

1920 Der Kanton lässt die Luzernerstrasse pflästern; die Zeit des Strassenstaubs und der Fahrrinnen geht zu Ende. [8]

1941 Ein Projekt für den Umbau der Strecke vom Bärenplatz bis zur Bahnhofstrasse inklusive Rabenplatz ist erstellt. [9]

1949 Die Gemeinde Cham bittet um eine Sanierung der Luzernerstrasse vom Bärenplatz bis zum Haus Merkur am Rabenplatz. Die Begründung dazu: Die momentane Pflästerung vom Bärenplatz bis zu den Geschwistern Widmer bestehe aus grossen Pflastersteinen mit Massen von 15x20 cm. Danach folge eine Kleinpflästerung. Das gesamte Strassenstück sei stark gewölbt und neige nach aussen. Auf den grossen Pflastersteinen hätten die Pferde kein Fassungsvermögen. Sie glitten daher oft aus und fielen hin. Vor allem wenn sie anderen Fuhrwerken ausweichen müssten, drohten sie seitlich abzurutschen – sowohl bei trockener, nasser und vereister Fahrbahn. Bei heissen Temperaturen habe es Gummirückstände der Autoreifen auf dem Pflaster, wodurch die Strasse «schleimig-glitschig» werde. Auch für Autos sei die Wölbung der Strasse ein Problem. Diese Missstände bestünden schon seit Jahren. Es gibt viele Unfälle, und der Kanton solle die Strasse doch endlich instandstellen. [10]

1951 Die Strassensanierung ist im Gang. Die Zugersee-Zeitung berichtet: «Ein Oberflächenbelag wird den Radfahrern dieses berüchtigte Strassenstück endlich angenehmer befahrbar machen. Damit wird die an dieser Stelle stets latente Unfallgefahr behoben und unser Dorf um einen angenehmern Fahrradstreifen bereichert.» [11]

1955 Die Luzernerstrasse erhält probehalber eine neue Beleuchtung, «teilweise zu Versuchen angebracht», sie wird speziell von den Fussgängern sehr geschätzt. «Das dezente, bläuliche Licht strahlt sehr hell und blendet nicht, sodass die Automobilisten mit abgeblendeten Scheinwerfern die Strasse befahren können.» [12]

1970 Bei der Messstation Rabenplatz werden 1202 Fahrzeuge in der Abendspitze gezählt.

1975 Bei der Messstation Rabenplatz werden 888 Fahrzeuge in der Abendspitze gezählt. [13]

1982 Verkehrszählung vom 6. Mai von sechs Uhr in der Früh bis sieben Uhr abends: Auf der Luzernerstrasse nach dem Rabenplatz zählt man 6832 Fahrzeuge. [14]

1987 Der Kanton legt die Baulinien an der Luzerner- und Zugerstrasse fest, insbesondere die Teilstrecke Kirchenplatz bis zum Hotel Bären. [15]

1992 Erstellung der ostseitigen Bushaltestelle.

1997 Als Teil des kantonalen Strassenbauprogramms wird die Sanierung der Kantonsstrasse 4c auf dem Abschnitt Bärenplatz–Bahnhofstrasse geplant. [16]

1998 Die Luzernerstrasse wird zwischen Bärenplatz und Bahnhofstrasse saniert. Von den Gesamtkosten von 2,1 Millionen Franken übernimmt die Gemeinde Cham 70'000 Franken für die Baumpflanzungen. Eine Mittelinsel von einer Länge von 27 Meter soll den Strassenraum durchbrechen. Bäume sollen in die Rabatten des Strassenraumes zu stehen kommen und die Strasse begrünen. Für die Strasse ist ein lärmvermindernder Deckbelag SMA 11S vorgesehen. Zudem wird die westseitige Bushaltestelle auf 50 Meter verlängert. [17]

2013 Bei der Verkehrszählung vom März 2013 werden auf der Luzernerstrasse 10'530 Fahrzeuge verzeichnet. [18]

2015/2016 Der Kanton repariert auf der Luzernerstrasse vom Abzweiger Bahnhofstrasse bis zum Zythus in Hünenberg See Belagsschäden. [19]


Links

Verkehrsführung


Filmdokument

Trommler auf der Luzernerstrasse anlässlich der 1100-Jahr-Feier Cham, 1958


Aktueller Kartenausschnitt

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Übersicht

Bislang für die Luzernerstrasse verzeichnete Liegenschaften, Gebäude oder Objekte:

SeiteKurzbeschreibung
BaumalleeZwischen dem alten Gemeindehaus und der Luzernerstrasse befand sich ein repräsentativer Platz, zuerst für die Gastwirtschaft, dann für Schule und schliesslich für das Gemeindehaus.
Luzernerstrasse 1Direkt am Bärenplatz gelegen, eignete sich die Liegenschaft Luzernerstrasse 1 für gewerbliche Nutzungen. Das Haus war zusammengebaut mit der Liegenschaft Seestrasse 1.
Luzernerstrasse 10 «Widmer-Haus»1883 entstanden die Gebäude Luzernerstrasse 10, 12 und 14. Heute steht nur noch die Liegenschaft Luzernerstrasse 14. Bis zum Abbruch 1996 befand sich das Kleidergeschäft Widmer im Haus Luzernerstrasse 10.
Luzernerstrasse 11 «Villa Ritter»Die Villa Ritter war ein herrschaftliches Gebäude an der Luzernerstrasse 11. Sie stand von 1902 bis 2001, beherbergte Wohnräume, eine Arztpraxis, aber zeitweilig auch das Telegrafenbüro und die Telefonzentrale Chams.
Luzernerstrasse 12 «Haus Rast/Cabernard»Die Liegenschaft Luzernerstrasse 12 entstand gleichzeitig mit den beiden Nachbarhäusern, wodurch eine einheitliche Bebauung möglich wurde. Im Volksmund bekam das Gebäude den Namen «Rast-Huus», weil die Familie Rast 67 Jahre darin wohnte und ihren «Specerei»-Laden führte. Danach beherbergte das Haus während 46 Jahren die Bäckerei und die Wohnung der Familie Cabernard.
Luzernerstrasse 14 «Kreuz»Die Liegenschaft entstand 1883 mit den östlich gelegenen Nachbarhäusern. Seit 1884 ist darin das Gasthaus Kreuz untergebracht.
Luzernerstrasse 17, alte PostDie Liegenschaft «alte Post» beherbergte während 71 Jahren die Post von Cham. Der wuchtige Bau schliesst den Rabenplatz gegen Süden ab.
Luzernerstrasse 22Die Migros lässt 1952 die Liegenschaft Luzernerstrasse 22 erstellen und betreibt darin bis 1963 ihre Filiale. Seitdem wird das Haus unterschiedlich genutzt.
Luzernerstrasse 23Das klassizistische Wohnhaus an der Ecke Bahnhof- / Luzernerstrasse stammt von 1863 und ist damit eines der ältesten Häuser des Quartiers.
Luzernerstrasse 24, «Haus Schmidle»Das Haus Luzernerstrasse 24 ist während beinahe 100 Jahre ein Haus der Optiker und Uhrmacher. Es weicht im Jahr 2000 einem Neubau.
Luzernerstrasse 30Das kleine Haus war einst das Atelier mit Wohnung der Chamer Dorffotografen Josef Greter und Marianne Blatter-Zingerli. Unzählige Chamerinnen und Chamer liessen sich in dieser Liegenschaft porträtieren.
Luzernerstrasse 35, 37, 39 und 41, KolonialstilhäuserDirekt beim Bahnhof Cham stehen zwei auffällige Holzbauten im amerikanischen Kolonialstil. Die Chamer Milchfabrik erbaute diese herrschaftlichen Häuser einst für ihre aus Amerika stammenden Direktoren. Dank eines geschickt ausgearbeiteten Bebauungsplans konnten die baulichen Zeitzeugen erhalten bleiben.
Luzernerstrasse 70Die 1926 erbaute Liegenschaft ist die letzte an der Luzernerstrasse auf Chamer Gemeindegebiet. Schuhmacher Alois Gössi richtete hier seine Werkstatt ein.


Einzelnachweise

  1. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.32.1911, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1769–1772, S. 304 (26.10.1771)
  2. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.32.2412, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1768–1772, S. 368 (05.12.1772)
  3. Hoppe, Peter, Das innerschweizerische Strassen- und Wegnetz im Jahr 1801. Eine Auswertung der helvetischen Strassenklassierung im Kanton Waldstätten, in: Der Geschichtsfreund 158, 2005, S. 211–249, hier: S. 233
  4. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 92
  5. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 125
  6. Einwohnergemeindearchiv Cham, Plan vom 30.09.1898
  7. Vgl. Anmerkung 4 (Gruber et al.), S. 100
  8. Vgl. Anmerkung 4 (Gruber et al.), S. 91f.
  9. Staatsarchiv Zug, G 1/80, Strasse 4c Zug-Cham
  10. Einwohnergemeindearchiv Cham, Schachtel Kantonsstrassen ab 1946, Brief vom 10.08.1949
  11. Zugersee-Zeitung, 05.10.1951
  12. Zugersee-Zeitung, 04.11.1955
  13. Marty, Ernst, Planungsbüro für Verkehrsanlagen, Tiefbauamt des Kantons Zug, Gemeinde Cham Verkehrszählung Mittwoch, 02.07.1975, 16.30 bis 18.30 Uhr, Rabenplatz, Bärenplatz, Hirschenplatz, Alpenblick, Typoskript Zürich 1975.
  14. Einwohnergemeindearchiv Cham, Bauamt Cham, Auswertung der Verkehrszählung vom 06.05.1982
  15. Staatsarchiv Zug, G 470/2506, 1987
  16. Staatsarchiv Zug, F 4/9276, Vollzug des Strassenbauprogramms 1967–1997 Kreditbegehren Nr. 42 Vorlage 469.1 / Laufnummer 9276, 08.07.1997
  17. Staatsarchiv Zug, KR Vorlage Nr. 469.2, Laufnummer 9304, Kreditbegehren Nr. 42 Umbau der Kantonsstrasse 4c, Cham, Abschnitt Bärenplatz–Bahnhofstrasse, inkl. Kreisel Rabenplatz; Bericht und Antrag der Strassenbaukommission vom 20.08.1997
  18. Kanton Zug/ Einwohnergemeinde Cham/ Gemeinde Hünenberg; Verkehrsforum UCH; Präsentation vom 27.06.2013, S. 30
  19. Medienmitteilungen der Baudirektion des Kantons Zug vom 26.08.2015 und vom 31.08.2016