Orchester Cham-Hünenberg
Orchester Cham-Hünenberg | |
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Das Orchester Cham-Hünenberg ist ein Laienorchester und besteht aus rund 30 Streichern unterschiedlicher Altersgruppen. | |
Offizielle Website des Vereins | |
Gründung | 1895 |
Gattung | Vereine - Musik |
Lokal | |
Anschrift | Gemeindehausweg 2 (altes Feuerwehrdepot Cham) 6330 Cham |

Das Orchester Cham-Hünenberg (bis 1985 Orchesterverein Cham) wird 1895 gegründet. 1918 gehört der Orchesterverein Cham zu den acht Gründersektionen des Eidgenössischen Orchesterverbands (EOV). Rund 30 Streicher aus dem ganzen Kanton und quer durch alle Altersgruppen, die an Konzerten durch die entsprechenden Bläserregister ergänzt werden, führen heute die bald 125-jährige Orchestertradition fort.
Chronologie
19. Jahrhundert
1895 Auf Initiative von Lehrer August Gassler (gest. 1899) kommen am 4. Dezember im Gasthaus zum «Schlüssel» 22 Personen – 17 Streicher und fünf Bläser der Musikgesellschaft – zusammen und gründen den Orchesterverein Cham. Das Orchester gehört damit zu den ältesten Laienorchestern der Schweiz. Lehrer Gassler wird zum ersten Dirigenten, Leo Bucher zum ersten Präsident gewählt. Unter den Gründungsmitgliedern sind bedeutende Chamer wie Franz Held-Ritter (1868–1928), Fritz (1863–1935) und Philipp Burri (1866–1905), Heinrich Ritter (1878–1949), Damian Rüttimann (1874–1952) und Julius Schnurrenberger (1876–1947), auch die beiden Neffen von Anglo-Swiss Condensed Milk Company-Generaldirektor George Ham Page (1836–1899), nämlich Carl David und Frank Allen Page. Am 11. Dezember beginnt man mit den Proben. [1]
1896 Am 15. März gibt der Orchesterverein ein erstes öffentliches Konzert im Garten des Restaurants Raben. Im gleichen Monat spielt das Orchester an der Generalversammlung der Anglo-Swiss. [2]
1899 Der Chamer Lehrer Hans Willi (1875–1940) übernimmt den Dirigentenstab und führt diesen bis 1924. Er setzt sich für junge Musiker ein und ruft ein «Jünglingsorchester» ins Leben, das vor allem bei Veranstaltungen katholischer Vereine auftreten darf. Lehrer Willi leitet auch den Männerchor Cham, daher tritt man oft gemeinsam auf. Auch die Theateraufführungen im Neudorf werden durch den Orchesterverein bereichert. [3]
20. Jahrhundert
1902 Der Orchesterverein zählt 21 Streicher und Bläser. Es sind ausschliesslich Männer. [4] Geprobt wird im Saal des Gasthauses Bären, wo auch ein Archiv- und Materialraum gemietet werden kann. Als Gegenleistung spielt das Orchester seine Konzerte im Bären und nimmt am grossen Maskenball des Hauses teil.
1912 Der Orchesterverein gibt ein Wohltätigkeitskonzert für das Sanatorium Adelheid in Unterägeri und den Bau des neuen Asyls in Cham. An vier bis fünf hohen kirchlichen Feiertagen gestaltet das Orchester zudem mit dem Cäcilienverein die Gottesdienste in der Pfarrkirche St. Jakob mit. [5]
1918 Das Chamer Orchester gehört am 21. April zu den acht Gründersektionen des Eidgenössischen Orchesterverbands (EOV). Der Chamer Lehrer Franz Held wird der erste Zentralsekretär des neuen Verbands.
1920 Am 4. Juli konzertiert der Orchesterverein zum 25-Jahr-Jubiläum mit anspruchsvollen Werken und spielt Ouvertüren von Ludwig van Beethoven (1770–1827), den «Hochzeitstag auf Troldhaugen» von Edvard Grieg (1843–1907), die berühmte Tell-Ouvertüre von Gioachino Antonio Rossini (1792–1868) und brilliert in einem Gemeinschaftsvortrag mit dem Cäcilienverein und dem Männerchor. [6]
1932/1933 Der Rückzug der Firma Nestlé & Anglo-Swiss Condensed Milk Company aus Cham – mitten in der grossen Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre – trifft auch den Orchesterverein. Zahlreiche Orchestermitglieder müssen sich eine neue Arbeit und eine neue Wohngemeinde suchen. [7]
1945 Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt der Verein unter der Leitung des neuen Dirigenten Dr. Josef Brunner (1909–1988) eine Renaissance: «Mit musikalischem Gefühl und pädagogischem Geschick kann er die Möglichkeiten des Orchesters und der einzelnen Spieler optimal ausschöpfen». Brunner und seine Nachfolger fördern auch begabte Orchestermitglieder als Solisten: Claire Reggiori (1922–2015), Annemarie Baumgartner, Hanny Golter, Alphons Stocker, Heinrich Baumgartner (1923–2013), Emilie Reck-Wyss (1901–1986), August und Ruedi Sidler. [8]
1946 Am 25./26. Mai feiert der Orchesterverein mit etwas Verspätung sein 50-Jahr-Jubiläum. Am Samstagabend gibt es im Hotel Bären ein Konzert mit klassischer Musik und mit Heinrich Baumgartner als Cellosolist. Am Sonntag finden eine Gedenkfeier und ein Unterhaltungsabend für die Bevölkerung statt. [9]
1959 Der Orchesterverein verlegt sein Probelokal vom Bären in die neue Schulanlage im Städtli, wo die Gemeinde den Singsaal als Proberaum zur Verfügung stellt. [10]
1964 Am 2./3. Mai organisiert der Orchesterverein Cham die 43. Delegiertenversammlung des Eidgenössischen Orchesterverbands (EOV). Am Unterhaltungskonzert und am Festbankett im Neudorf nehmen rund 250 Delegierte teil. [11]
1970 Im Restaurant Neudorf gibt es ein Jubiläumskonzert mit der Klaviersolistin Emilie Reck. Sie erlernt zunächst Violine, muss aber krankheitsbedingt auf das Klavier wechseln. Zum 75-Jahr-Jubiläum erscheint eine Festschrift von Präsident August Sidler. [12]
In den 1970er und 1980er Jahren finden sich in Cham immer weniger Orchestermitglieder. Die Bläser wenden sich vermehrt den Blasmusikgesellschaften zu, die jungen Streicher zieht es in die neu entstehenden Jugendorchester. An Konzerten müssen Musikanten befreundeter Orchester aus Sins AG, Affoltern am Albis, Baar oder Zug aushelfen. Immer wichtiger werden Spieler aus der Gemeinde Hünenberg. [13]
1977 Wiederum ist der Chamer Orchesterverein für die Organisation einer EOV-Delegiertenversammlung zuständig. Das Festbankett findet im neu erbauten Pfarreiheim statt. [14]
1982 Mit Hildy Schiess erhält das Orchester erstmals eine Präsidentin.
1985 Die Hünenberger stellen mehr als die Hälfte des Orchesters. Der «Orchesterverein Cham» wird in «Orchester Cham-Hünenberg» umgetauft. [15]
1987 Die Musikgesellschaft Cham übernimmt von der Gemeinde das Spritzenhaus am Rigiplatz und baut es in Fronarbeit in einen Übungssaal um. Jeweils am Mittwochabend darf auch das Orchester Cham-Hünenberg hier proben. [16]
1995 Mit einem feierlichen Programm begehen 32 Aktive – 13 Männer und 19 Frauen – das 100-Jahr-Jubiläum. In Anlehnung an frühere Balltraditionen veranstaltet das Orchester Cham-Hünenberg am 13. Mai 1995 im Lorzensaal einen grossen Orchesterball. Es folgen zwei Jubiläumskonzerte am 4. November in Cham und am 12. November in Hünenberg mit Werken von Antonín Leopold Dvořák (1841–1904), Ernest Bloch (1880–1959) und mit der Uraufführung der «Sinfonie nach Mass» des slowakischen Komponisten Juraj Filas (*1955). [17]
1999 Das Orchester Cham-Hünenberg realisiert im Lorzensaal mit «Alexis Zorbas» ein musikalisches Grossprojekt mit modernem Ballett und eigener Choreographie. In den folgenden Jahren wagt man sich immer wieder an aussergewöhnliche, spartenübergreifende Projekte, die über das herkömmliche Orchesterrepertoire hinausgehen und die Zuschauer begeistern.
21. Jahrhundert
2004 In der Produktion «Heimwärts» arbeitet das Orchester mit der Solojodlerin Nadja Räss (*1979), mit der Formation Hujässler und dem Jodlerklub Schlossgruess Cham zusammen.
2013 Mit der Aufführung des bekannten Musikmärchens «Peter und der Wolf» von Sergej Prokofjew (1891–1953) setzt das Orchester ein weiteres Ausrufezeichen. Das Märchen wird in Mundart von der Baarer Erzählerin Maria Greco (*1964) vorgetragen. Videosequenzen und Schauspieleinlagen ergänzen die Produktion.
2017/2018 Mit dem «Däumelinchen» des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen (1805–1875) entführt das Orchester Cham-Hünenberg seine Besucher wieder in die Märchenwelt. Im Mittelpunkt steht das vom Zuger Klarinettisten Mathias Landtwing (*1985) komponierte, einstündige Werk für Streicher und Bläser. Es ist ein Anliegen des Orchesters, jungen Talenten aus der Region regelmässig eine Plattform für musikalische Auftritte zu bieten. Maria Greco trägt erneut die Geschichte vor. Die aufwändig gestalteten, bis zu 3.5 Meter hohen Figuren der Illustratorin Brigitt Andermatt (*1965) aus Baar machen die Inszenierung auch visuell zu einem Erlebnis. 2018 präsentiert das Orchester Däumelinchen am Zuger Märlisuntig im Casino Zug. [18]
2018 Das Amateurorchester zählt 34 Mitglieder und weist ein beachtliches musikalisches Niveau auf, das unter anderem auf die intensive Arbeit des Dirigenten Samuel Nyffeler, aber auch auf den Willen und die Begeisterungsfähigkeit der Spieler zurückzuführen ist.
Gruppen-/Orchesterfotos
Orchesterfoto zum 100-Jahr-Jubiläum vor dem Probelokal (ehemals «Spritzenhaus»), 1995
Präsidenten und Präsidentinnen 1895–2018
1895–1898 | Leo Bucher | 1927–1933 | Hans Baumann | 1974–1982 | Peter Schmidle |
1898–1903 | Johann Meier | 1933–1936 | Josef Stutz | 1982–1989 | Hildy Schiess |
1903–1905 | Philipp Burri | 1936–1940 | Josef Brunner | 1989–1992 | Elisabeth Neuenschwander |
1905–1909 | Franz Held | 1940–1946 | Adolf Keller | 1992–2005 | Christian Unternährer |
1909–1910 | Leo Bucher | 1946–1948 | Alfons Anklin | 2005–2011 | Milan Grau |
1910–1914 | Franz Held | 1948–1950 | Adolf Keller | 2011–2016 | Anna Bieri |
1914–1919 | Werner Ritter | 1950–1952 | Armin Schmidle | 2016– | Michèle Willimann |
1919–1921 | Werner Bienz | 1952–1956 | Max Derendinger | ||
1921–1922 | Hans Baumann | 1956–1959 | Heinrich Baumgartner | ||
1922–1923 | Paul Rindlisbacher | 1959–1967 | Bernhard Bächer | ||
1923–1927 | Werner Ritter | 1967–1974 | August Sidler |
Dirigenten und Dirigentin 1895–2018
1895–1899 | August Gassler | 1987–1988 | Raphael Staubli |
1899–1924 | Hans Willi | 1988–1992 | Josef Rosenberg |
1924–1945 | August Villiger | 1992–2008 | Michael Schuler |
1945–1950 | Josef Brunner | 2009–2013 | Mirjam Lüthi |
1950–1954 | Alfons Stocker | 2014– | Samuel Nyffeler |
1954–1956 | Otto Wolf | ||
1956–1978 | Werner Berger | ||
1978–1987 | Markus Krebs |
Filmdokument
Aufführung von «Däumelinchen» am 1. Oktober 2017 im Lorzensaal Cham.
Komposition: Mathias Landtwing. Musik: Samuel Nyffeler. Text und Erzählung: Maria Greco
Einzelnachweise
- ↑ Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 234. Baumgartner, Heinrich / Schiess, Hildy / Schmidle, Margrith, 100 Jahr-Jubiläum Orchester Cham-Hünenberg, Festschrift 1895–1995, Cham 1995, S. 5
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Gruber et al.), S. 234
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Gruber et al.), S. 234. Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 27
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 6
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 9
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Gruber et al.), S. 234
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 14
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 14
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 15
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 16
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 22
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 22
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 15
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 22
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 22
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 17
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Baumgartner / Schiess / Schmidle), S. 18
- ↑ Zuger Zeitung, 22.09.2017