Post Cham

Aus Chamapedia

Blick von der Rabenscheune zum «Raben» mit der ersten Chamer Poststelle im Erdgeschoss rechts des Eingangs
Die Alte Post an der Rigistrasse vor 1900. Südansicht des hohen Giebelhauses, Rechts im Bild Durchblick zur Metzgerei Doswald; links der Sodbrunnen, der einzige Trinkwasserlieferant für das Quartier. Ursprünglich befand sich im Haus der Kaufladen von Philipp Jakob Bär, dessen Vater Joseph (1769–1829) und er selber Besitzer der Papiermühle an der Lorze waren.
Die zweite Chamer Poststelle an der Rigistrasse
1875 zieht die Post in das Burri-Haus an der Hünenbergerstrasse 2
Das Haus an der Lorzenweidstrasse 88 mit dem Postschild Hagendorn
Ab 1912 befindet sich die Post in Cham während 71 Jahren an der Luzernerstrasse 17
Poststelle Cham im Neudorf-Center, um 1993

Die Post wirkte in ihrer langen Geschichte an fünf verschiedenen Standorten in Cham. Jeder Standort war städtebaulich und wirtschaftlich wichtig. Auch in Hagendorn (bis 2016) und in Niederwil (bis 1963) gab es Poststellen.


Chronologie

1781 Seit dem späten 18. Jahrhundert werden Postverbindungen von der Stadt Zug mit den jeweiligen Abgangs- und Ankunftszeiten in Kalendern publiziert. Es gibt wöchentliche Verbindungen nach Zürich, Luzern, Bremgarten, Muri, Solothurn und Schwyz (und von dort weiter über den Gotthard nach Mailand). Über die innerkantonalen Postverbindungen ist aber kaum etwas bekannt. Die Postboten und auch einige Postbotinnen tragen ihre Ware auf dem Rücken und gehen zu Fuss. Genutzt werden aber die Fährdienste über den Zuger- und den Vierwaldstättersee. [1]

1835 Der Kanton Zug ordnet sein Postwesen neu und überlässt sein Postregal der Zürcher Generalpostdirektion. Dafür erhält der Kanton jährlich 500 Franken Pachtzins. [2]

1841 In Baar, Cham und Walchwil entstehen die ersten Postablagen ausserhalb der Stadt Zug. Täglich rollt eine zweispännige Pferdekutsche von Luzern über Gisikon LU und Cham nach Zug – und umgekehrt. [3]

1849 Die Schweizerische Bundesverfassung von 1848 regelt auch das Postwesen neu. Die Kantone werden entmachtet und die Post wird beim Bund zentralisiert. [4] Rabenwirt Jakob Stutz-Wickart (1824–1890) wird der erste Posthalter von Cham. Zuerst im «Raben», dann in der alten Post an der Rigistrasse bis 1874. Die Rabenscheune am Rabenplatz dient für den Pferdewechsel.

1870 Sekundarlehrer Jost Burri (1834–1896) wird als neuer Posthalter gewählt. Die Post wird durch Familienmitglieder und durch Postmädchen «Fräulein Amberg» ausgetragen.

1875 Die Post zieht um in das neu an der Hünenbergerstrasse 2 erstellte Eckhaus Burri. Im Erdgeschoss befindet sich das «Poststübli» sowie der Spezereiladen Burris. Als erster Briefträger wird Alois Iten angestellt, der wichtigen Leuten im Dorf bis zu viermal pro Tag die Post vorbeibringt. Dazwischen trägt er die Post bis nach Niederwil oder ins Frauenthal aus. [5]

1877 In Hagendorn prosperiert die Baumwollspinnerei und die Weberei. In der Spinnerei geht am 11. Dezember ein öffentliches Telegrafenbüro in Betrieb. [6]

1883 Nun eröffnet die Post im Haus von Schreinermeister Josef Baumgartner-Wiss (1838–1910) eine Zweigstelle. [7]

1885 Nicht nur die Post ist am Rabenplatz; auch das öffentliche Telegrafenbüro befindet sich dort, nämlich im Nebengebäude des Gasthof Raben. [8]

1896 Auch der Weiler Niederwil erhält eine eigene Post-Zweigstelle.

1897 Philipp Burri (1866–1905), Sohn des verstorbenen Jost, übernimmt das Posthalteramt. [9]

1900 Der Telegraf befindet sich im Haus von Sattler Studer an der Luzernerstrasse 26. [10]

1905 Nach dem Hinschied von Philipp Burri wird Johann Baptist Baumann (1857–1912) neuer Postverwalter von Cham.

1907/1908 Der Telegraf befindet sich an der Luzernerstrasse 11 «Villa Ritter» der Geschwister Villiger (ab 1909 Haus Dr. Ritter). Als erste Telegrafistin wirkt Julie Villiger. [11]

1912 Baumeister Hans Miesch (1880–1941) erbaut die neue Post am Rabenplatz in der Liegenschaft Luzernerstrasse 17. Die Post zieht vom Burri-Haus in den Neubau um.

1913 Emil Pfister (1874–1944) wird Nachfolger von Johann Baptist Baumann als Postverwalter in Cham.

1924 Die alte Post an der Rigistrasse fällt am 24. Februar einem Brand zum Opfer. Es wird Brandstiftung vermutet. Die Feuerwehr ist um ein Uhr in der Früh schnell auf dem Brandplatz, trotzdem verlieren die Bewohner den grössten Teil ihres Besitzes. Nach einer kalten Nacht ist die Brandruine am folgenden Sonntagmorgen mit Eis überzogen. [12]

1932 Michael Sidler vollendet sein 40. Dienstjahr als Briefträger. Der Jubilar wird vom Postpersonal Cham wie von der Oberpostdirektion gebührend beglückwünscht. [13]

1933 Die Post Cham erlangt aufgrund des gestiegenen Kundenvolumens den Status einer Post VI. Klasse. [14]

1940 Der neue Postverwalter Chams heisst Bernhard Freimann aus Hünenberg. Die Post hat den Status VII. Klasse. Die Post Cham bekommt eine neue Schalteranlage mit Postfächern, die sich nach aussen öffnen.

1943 Rudolf Vollenweider (1892–1966) aus Hedingen ZH übernimmt das Amt des Postverwalters. Die Post Cham wird zur Post VI. Klasse zurückgestuft.

1951 Cham wird nochmals zurückgestuft, jetzt auf Stufe V.

1952 Ab 1. April werden die sehr beschwerlichen Postbotenkurse vom Postamt Cham zu den Postbüros Ober- und Unterhünenberg, Hagendorn und Niederwil nicht mehr per Fahrrad, sondern neu per «Lieferungsauto» bewältigt. [15]

1954 Das Postamt Cham beschäftigt 14 Personen, spediert 478'000 und empfängt 1'799'000 Briefe. Der Umsatz beträgt 34,9 Millionen Franken. [16]

1957 Johann (Hans) Schär (*1910) ist der neue Postverwalter. [17]

1955 Die Chamer Post rüstet auf: mit einem neuen Paketraum, 86 neuen Postfächern und mit einem Wertzeichen-Automat. [18]

1963 Mit dem Tod von Posthalter Johann Scherer-Betschart (1895–1963) verliert Niederwil sein Postzweigstelle.

1964 Die Schweizerische Post führt vierstellige Postleitzahlen ein. Cham erhält die Postleitzahl 6330.

1971/1972 Anfang November wird die Poststelle Hagendorn in ein eigens dafür gebautes Haus nach Rumentikon verlegt. Das bisherige Postbüro befand sich seit 1883 im Haus von Schreinermeister Gottfried Baumgartner (1878–1942) und wurde während drei Generationen von dieser Familie betreut. Der neue Posthalter in Hagendorn wird Paul Wyss-Herger (1927–2021). [19]

1973 Die Post eröffnet im Industriegebiet Städtlerallmend an der Alten Steinhauserstrasse 9 eine Paketsammelstelle für Geschäftskunden. [20] Im gleichen Jahr wird Walter Schär zum neuen Postverwalter gewählt. [21] Schär begann 1944 seine Postlaufbahn in Cham als Lehrling. [22]

1983 Die Post Cham zieht vom Rabenplatz in das neu eröffnete Einkaufscenter Neudorf an der Zugerstrasse. [23]

1990 Der neue Postverwalter Chams heisst Hans Hürlimann. [24]

1992 Jürg Kläntschi wird Poststellenleiter in Cham. [25]

2003 Die Chamer Post wird im Verteilzentrum an der Luzernerstrasse 9 sortiert und von Zustellbeamten ausgetragen. [26]

2007 Die Post weiht am 15. Juni die neue Poststelle Cham 2 an der Alten Steinhauserstrasse 15 ein. Sie ist auf die Bedürfnisse der Geschäftskunden ausgerichtet. [27]

2016 Die Post Hagendorn wird zum Bedauern vieler am 10. Dezember geschlossen. Rund 200 Menschen kommen nach Hagendorn, um von Posthalter Richard Wyss und seiner Frau Edith Abschied zu nehmen. [28]

2017 Cham verliert sein Post-Verteilzentrum. Die Post zentralisiert die Postverteilung für den Raum Ennetsee im Industriegebiet Bösch in Hünenberg. [29] Die Ausdünnung des Poststellennetzes wird schweizweit intensiv diskutiert. Im Unterschied zu anderen Gemeinden im Ennetsee soll die Poststelle Cham Zentrum bestehen bleiben, wenigstens bis 2020. [30]


Post- und Telegrafenbeamte in Cham, Hagendorn und Niederwil

Poststelle Cham von 1848 bis 1998

Posthalter

  • Jakob Stutz-Wickart (1824–1890), 1849–1870 [31]
  • Jost Burri (1834–1896), 1870–1866 [32]
  • Philipp Burri (1866–1905), 1896–1905 [33]
  • Johann Baptist Baumann (1857–1912), 1905–1912 [34]
  • Emil Pfister (1874–1944), 1913–1940 [35]
  • Bernhard Freimann, 1941–1942 [36]
  • Rudolf Vollenweider (1892–1966), 1943–1957 [37]
  • Johann Schär, 1957–1972 [38]
  • Walter Schär, 1973–1990 [39]
  • Hans Hürlimann, 1991 [40]
  • Jürg Kläntschi, 1992–1998 [41]


Commis [42] (ab 1932 Betriebsbeamte, ab 1955 Kassenbeamte, ab 1957 Postbureauchef)

  • Bernhard Freimann, 1904–1940 [43]
  • Rudolf Vollenweider (1892–1966), 1921–1942 [44]
  • Max Schweizer, 1947–1950 [45]
  • Johann Schär, 1951–1958 [46]
  • Anton Boog, 1955–1956 (2. Kassenbeamter) [47]
  • Walter Schär, 1959–1972 [48]


Telegrafistinnen

  • Julie Villiger, 1896–1926 [49]
  • Josefina Bollhalder, 1927–1934 [50]


Poststelle Hagendorn von 1883 bis 2016 (Posthalter und Posthalterinnen)


Poststelle Niederwil von 1896 bis 1963 (Posthalter)

  • Scherer Xaver (1854–1935), 1896–1935 [56]
  • Scherer Johann (1895–1963), 1936–1963 [57]


Dokumente

Zeitungsartikel

– Diskussion um Postschliessung im Ennetsee, Zuger Zeitung, 28.01.2017

– Verabschiedung Posthalterehepaar Richard und Edith Wyss, Zuger Woche, 07.12.2016


Fotogalerie

Poststellen im Laufe der Zeit


Posthalter in Cham


Posthalter in Hagendorn


Einzelnachweise

  1. Hoppe, Peter, Wie die Post abgeht. Grundzüge einer zugerischen Postgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts, in: Tugium 21 (2005), S. 189f., 197
  2. Vgl. Anmerkung 1 (Hoppe), S. 202
  3. Vgl. Anmerkung 1 (Hoppe), S. 204f.
  4. Vgl. Anmerkung 1 (Hoppe), S. 206
  5. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 104. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 187
  6. Zuger Volksblatt, 22.12.1877
  7. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), S. 104
  8. Neue Zuger Zeitung, 04.04.1885. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), S. 105
  9. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), Anhang, S. 313
  10. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), S. 105
  11. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), S. 105
  12. Zuger Nachrichten, 27.02.1924
  13. Zuger Kalender 1933, Chronik 30.04.1932
  14. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), Anhang, S. 313
  15. Zugersee-Zeitung, 28.03.1952
  16. Zugersee-Zeitung, 16.09.1955
  17. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), Anhang, S. 313
  18. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), S. 104
  19. Zuger Nachrichten, 06.12.1971. Zuger Kalender 1973, Chronik Dezember 1971
  20. Neue Zuger Zeitung, 16.06.2007
  21. Zuger Woche, 15.05.1996
  22. Luzerner Neuste Nachrichten, 22.03.1990
  23. Zuger Neujahrsblatt 1984, Chronik 27.04.1983
  24. Zuger Presse, 29.10.2004
  25. Zuger Presse, 29.10.2004
  26. Zuger Woche, 15.05.1996
  27. Neue Zuger Zeitung, 16.06.2007
  28. Zuger Woche, 07.12.2016
  29. Zuger Zeitung, 15.12.2016
  30. Zuger Zeitung, 28.01.2017
  31. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1896/1897
  32. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1896/1897
  33. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1897/1898–1904
  34. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1906–1911/1912
  35. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1913/1914–1939/1940
  36. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1941/1942
  37. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1943/1944–1957/1958
  38. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1959/1960–1971/1972
  39. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1975/1976–1989/1990
  40. Zuger Presse, 29.10.2004
  41. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1992/1993–1997/1998
  42. veraltete Bezeichnung für einen Kontoristen, Handlungsgehilfen oder kaufmänni-schen Angestellten
  43. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1904–1939/1940
  44. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1921/1922–1941/1942
  45. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1947/1948–1949/1950
  46. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1951/1952–1957/1958
  47. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1955/1956
  48. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1959/1960–1971/1972
  49. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1896/1897–1925/1926
  50. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1927/1928–1933/1934
  51. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1906–1909
  52. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1911/1912–1941/1942
  53. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1943/1944–1971/1972
  54. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1973/1974–1987/1988
  55. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1989/1990. Zuger Woche, 07.12.2016
  56. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1905–1935/1936
  57. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1937/1938–1963/1964