Page-Schwerzmann Adelheid (1853–1925)

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Portrait von Page-Schwerzmann Adelheid (1853–1925)
Portrait von Adelheid Page-Schwerzmann (1853–1925), um 1900

Vorname: Adelheid
Nachname: Page-Schwerzmann
Geschlecht: weiblich
Geburts­datum: 20. August 1853
Geburt­sort: Zug ZG
Todes­datum: 15. September 1925
Todes­ort: Cham ZG
Religion: römisch-katholisch
VIAF: Kennung des Eintrags zur Person im „Virtual International Authority File (VIAF)“. 18277884
HLS: Kennung des Eintrags zur Person im „Historischen Lexikon der Schweiz (HLS)“. 042173
Wikidata: Kennung des Eintrags zur Person bei „Wikidata“. Q56824329

Adelheid Page-Schwerzmann war die Gattin des Generaldirektors der Anglo-Swiss Condensed Milk Company. Auch ohne offizielle Funktion hatte sie prägenden Einfluss auf die bestimmende Chamer Firma. Sie war künstlerisch begabt, malte selber gern, hatte Künstler zu Besuch, tat sich als Mäzenin hervor, kaufte das Schloss St. Andreas und baute es aufwändig um. Adelheid Page war eine Frau, die ihrer Zeit voraus war. Sie wurde die erste Ehrenbürgerin Chams.



Die junge Adelheid, damals noch Schwerzmann, um 1865
1510 Page-Schwerzmann Adelheid (1853–1925) 2.jpg
Adelheid mit Sohn Fred (1877–1930), um 1877
Adelheid Page im Schlossgarten von St. Andreas
Adelheid in Florenz, um 1883
Ferienerinnerung an Florenz, 1883: Adelheid setzt sich mit Sohn Fred und Nichte Frida Haab-Sidler (1866–1944) ins Boot
Adelheid Page auf einer Zeichnung, erstellt am 6. April 1916
Adelheid Page im Alter, um 1921
Plakat Freiluftausstellung «hommage 2021 – 50 Jahre Frauenstimm- und Wahlrecht», Bern, 2021


Stationen

1853 Adelheid Schwerzmann kommt am 20. August in Zug zur Welt, ihre Eltern sind Agathe (1816–1879) und Karl Kaspar (1801–1858) Schwerzmann-Weiss. Die Familie wohnt an der Neugasse 12. Die Familie Schwerzmann betreibt eine Glashandlung, die Medizinfläschchen, Hotelgläser und Fensterglas verkauft. Der Vater arbeitet zudem als Fremdenführer. [1]

1858 Adelheid ist vier Jahre alt, als ihr Vater Karl Kaspar im Alter von 52 Jahren an einem Herzschlag stirbt. Adelheids Mutter ist 43 Jahre alt, nun verwitwet und hat fünf Töchter im Alter zwischen 17 und 4 Jahren. Adelheid besucht die strenge Mädchenschule im Kloster Maria Opferung in Zug. [2]

1866 Ihre Mutter Agathe Schwerzmann-Weiss gibt das Glashandelsgeschäft auf. Die Familie zieht an die St.-Oswalds-Gasse 17 in Zug um, zur ältesten Schwester Adelheids, Friedericke, die den Arzt Franz Sidler geheiratet hat. [3]

1869 Wie zu diesen Zeiten nicht unüblich, verbringt Adelheid Schwerzmann ein Jahr in einem Institut in der Westschweiz. Sie besucht die höhere Töchterschule in Vevey VD und lernt französisch und englisch – was ihr später sehr zugute kommt. [4]

1875 An einem Fasnachtsball lernt Adelheid den Chamer Geschäftsmann George Ham Page (1836–1899) kennen und lieben. Er ist der Generaldirektor der Anglo-Swiss Condensed Milk Company. Adelheids Mutter ist gar nicht erfreut: Der zukünftige Schwiegersohn ist fast 20 Jahre älter als ihre jüngste Tochter, er ist Ausländer, starker Raucher – «aber was ihre Mutter erschreckte, war gerade das, was Adelheid faszinierte.» Adelheid und George heiraten am 10. Juni in Luzern. Die erste Wohnung des Ehepaars befindet sich im Ritterhaus an der Luzernerstrasse (später Nr. 5). [5]

1876 Adelheid ist schwanger, was viel Bewegung bringt: Die Anglo-Swiss beginnt mit der Produktion von Kindermehl, diesem Erfolgsprodukt der Konkurrenz Nestlé in Vevey. [6] Zudem beschliesst die Anglo-Swiss den Bau zweier Direktorenhäuser, im Geschäftsbericht werden sie «einfache Wohngebäude für den Director und seinen Stellvertreter» genannt – die heute noch stehenden Kolonialstilhäuser beim Bahnhof. Im westlichen Haus wohnen Myrtha (1853–1900) und David Page-Stutz (1844–1903), im östlichen Adelheid und George Page-Schwerzmann. Die Einrichtung der beiden Häuser unterscheidet sich so sehr, wie sie die beiden Ehepaare voneinander verschieden sind. David ist jovial und gerne in Gesellschaft, er spielt Geige und Theater, spricht Schweizerdeutsch und erlaubt sich gerne einen Scherz; George hingegen ist der distanzierte Typ, lässt kaum jemanden an sich heran und spricht kein Schweizerdeutsch, er will und kann sich nicht mit den schweizerischen Eigenheiten anfreunden. Martha (Myrtha) Page-Stutz ist die Tochter des Wirte- und Posthalterehepaars aus dem «Raben» und deshalb mit dem Chamer Dorfleben vertraut und integriert; Adelheid dagegen orientiert sich nicht an Cham, sondern an einem welthaltigeren Leben. [7]

1877 Sohn Fred (1877–1930) kommt am 23. Januar zur Welt. [8]

1882 Als die ersten Eisenbahnzüge durch den neuen Gotthardtunnel fahren, sind auch Fred und Adelheid Page selbstverständlich mit dabei – Adelheid will ihrem Sohn die Errungenschaften der Moderne aus erster Hand zeigen. [9]

1883 Weil Sohn Fred im Kleinkinderalter ist, befasst sich Adelheid intensiv mit Fragen der Kinderbetreuung. Auf ihre Veranlassung hin gründet die Anglo-Swiss die fabrikeigene Kleinkinderschule für den Nachwuchs der Belegschaft. [10] Die Leitung der Kindertagesstätte obliegt nicht Klosterschwestern wie so häufig im Bildungswesen von damals, sondern zwei weltlichen Lehrerinnen, die nach dem Modell des Reformpädagogen Friedrich Froebel (1782–1852) unterrichten. Bei den Weihnachtsfeiern ist Adelheid Page jeweils in der Fabrikschule anwesend und beschenkt die Kinder reichlich. Zuhause hat Adelheid Page keine Kinderbetreuerin, aber dennoch einige Hilfe: Sie beschäftigt eine Köchin, ein Zimmermädchen, einen Kutscher, mehrere Gärtner, einen Schreiner und eine Näherin. In diesem Jahr reist Adelheid mit Fred und ihrer Nichte Frida Sidler (1866–1944) für drei Monate nach Italien und Frankreich. Sie will den Kindern die Schönheiten der klassischen Welt zeigen und trifft sich dort unter anderem mit Bundesrat Emil Welti (1825–1899). [11]

1884 George und Adelheid Page-Schwerzmann kaufen den Bauernhof Horbach als Alp und als Feriensitz. Zum einen sollen die Kühe von der Langrüti auf die Alp fahren können; zum anderen gestalten Adelheid und George den Bauernhof zum herrschaftlichen Feriensitz um, mit eigener Fahrstrasse und Tunnel, mit Baumalleen, Teich, Nebengebäuden und der Jagdhütte Bellavista. Um eine genügend grosse Fläche zur Verfügung zu haben, kaufen sie zwei benachbarte Bauernhöfe dazu. [12]

1886 Die Familie Page-Schwerzmann zieht um: von den Kolonialstilhäusern beim Bahnhof Cham in die Villa Cottage an der Hünenbergerstrasse. Auch diese neu erbaute Villa ist in der Art amerikanischer Landhäuser gestaltet. [13]

1887 Als sich in Zug die Vorstadtkatastrophe ereignet, setzt sich die Familie Page in ihre Kutsche und fährt nach Zug, um das Jahrhundertereignis in Augenschein zu nehmen. [14]

1888 Fred Page muss sich einer Augenoperation unterziehen. Um sich zuvor zu stärken, reist Adelheid mit ihm nach Italien, für zwei Wochen nach Santa Margherita. [15]

1889 Adelheid und George Page lassen vor ihrer Übersiedlung in die Vereinigten Staaten ihre Möbel an zwei Tagen versteigern: Kommoden, Schränke, Sessel, Betten, Tische, Teppiche und so weiter, aber auch ein Billardtisch, drei Chaise-longues oder Rauchtischchen. [16]

1890 Aufgrund der Geschäftstätigkeiten von George zieht Adelheid mit Fred nach New York, während George vor allem in Illinois wirkt. In ihre herrschaftliche Villa «Cottage» an den Hünenbergerstrasse zieht Adelheids Schwester Elisabeth Antonia Schwerzmann (1848–1912), genannt Elise, mit ihrem Mann Alois Bossard-Schwerzmann (1841–1912). Adelheid sorgt zudem dafür, dass ihr Schwager Alois Bossard einen Direktorenposten in der Anglo-Swiss bekommt, obwohl er straffällig geworden war und diverse Prozesse hinter sich hatte. Kein Wunder wird Adelheid in Anlehnung an die Berufsbezeichnung «Generaldirektor» ihres Mannes selber «die Generalin» genannt. [17] In New York besucht Sohn Fred das renommierte Columbia-College, während Adelheid Page Malunterricht nimmt. Sie lässt sich unterrichten von William Merrit Chase (1849–1911), einem der angesagtesten Künstler des damaligen New Yorks. [18]

1894 George Page überschreibt den «Horbach» mit seinen drei Bauernhöfen seiner Frau Adelheid. Ansonsten tauchen Ehefrauen in Rechtsakten nicht auf, weil sie rechtlich vom Mann vertreten sind. Diese Überschreibung verweist damit auf die Stellung, welche Adelheid in ihrer Familie hat. [19]

1895 Um dem Sohn Fred das optimale Studium zu ermöglichen, zieht Adelheid mit ihm nach Paris. Er besucht die Ecole des Beaux-arts und studiert Architektur. [20] Adelheid selber nimmt wieder Malunterricht, diesmal bei einer Grösse der Pariser Kunstszene, nämlich beim berühmten Kunstmaler Edgar Degas (1834–1917). [21]

1897 Adelheid Page-Schwerzmann verkauft ein Stück Land auf dem Zugerberg beim Horbach an Plazidus Hürlimann; es handelt sich um 160 Aren, die für 2000 Franken die Hand wechseln. [22] George Page sorgt sich um seine Familie. In seiner alten Heimat Dixon kauft er ein grosses Waldstück in der Nähe von Fabrik und Ortsmitte. Er lässt den Wald ausdünnen, lässt Wege, Kanäle und steinerne Brücken anlegen, um einen 160'000 Quadratmeter messenden, öffentlichen Park anzulegen. Er nennt ihn zu Ehren seiner Gattin «Adelheid Park». [23]

1898 Auf dem Horbach empfängt Adelheid europäische Blaublütler: Königin Wilhelmina (1880–1962) der Niederlande und Regentin Emma (1858–1934) sind für vier Wochen im Hotel Schönfels auf dem Zugerberg und besuchen Adelheid Page. [24]

1899 Ihr Ehemann George Ham Page-Schwerzmann stirbt am 20. April im Alter von knapp 63 Jahren in der Villa Cottage in Cham, als er sich ferienhalber in der Schweiz erholen möchte. Seine Leiche wird nach Dixon in der USA überführt; damit keine Komplikationen entstehen, lässt Adelheid den Sarg als «Marmorstatue» deklarieren. Am 13. Mai finden in Dixon die Trauerfeierlichkeiten statt. Anschliessend bereist sie mit Sohn Fred und in Begleitung des Schwagers Samuel Fellows alle Anglo-Swiss-Fabriken in Amerika. Sie stellt ihren 23-jährigen Sohn als derzeitigen Besitzer den Fabrikationsleitern vor. [25] Daraufhin wird Alois Bossard in den Verwaltungsrat der Anglo-Swiss Condensed Milk Company gewählt. Er schlägt sich bei den einsetzenden Fusionsverhandlungen zwischen Anglo-Swiss und Nestlé auf die Seite der Fusionsbefürworter, zusammen mit Adelheid und Fred Page, den direkten Nachkommen von George Page. [26]

1900 Adelheid Page-Schwerzmann hat ihre Wohnung in Paris behalten; sie lädt ihre inzwischen verheiratete Nichte Frida Haab-Sidler für einen Aufenthalt ein. Die beiden Frauen besuchen die Weltausstellung, eine Schau der Superlative. Die architektonischen Ikonen sind das «Wasserschloss» und der «Palast der Elektrizität» – wenig später erwirbt Adelheid ihr eigenes Schloss am Wasser mit Elektrizität ... Die Generalversammlung der Anglo-Swiss Condensed Milk Company beschliesst, ein Denkmal für George Ham Page zu errichten. Fred Page formuliert die Wettbewerbsbedingungen; Adelheid Page liefert vom Horbach auf dem Zugerberg ein prägnantes Foto ihres verstorbenen Ehegatten. [27]

1901 Die Wettbewerbsjury für das Denkmal setzt sich zusammen aus Adelheid Page, der Nichte Frida Haab-Sidler, deren Gatte Otto Haab-Sidler sowie aus Verwaltungsratspräsident Adolf Gretener. Nach «Überwindung bedeutender Meinungsverschiedenheiten» bekommt der bekannte Bildhauer Richard Kissling (1848–1919) den Auftrag. [28]

1901/1902 Um die Anglo-Swiss besser mit Nestlé fusionieren zu können, beschliesst die Generaldirektion den Verkauf des US-Geschäfts. Damit beauftragt wird Fred Page. Wiederum in Begleitung seiner Mutter Adelheid bereist er Amerika, um die Fabriken in Middletown, Dixon, Burnside, Monroe, Goshen, Sterlin, Walton, New York, Brooklyn und Chicago verkaufsfertig zu machen. [29]

1902/1903 Adelheid Page-Schwerzmann will unbedingt das Schloss St. Andreas in Cham kaufen, was ihr nach langen Verhandlungen und einem Trick gelingt: Sie setzt zwei Strohmänner ein, die für sie Grundstücke kaufen. Ständerat Jakob Hildebrand (1833–1885) und Nationalrat Klemens Iten (1858–1932) lassen sich dafür einspannen. Ihr Schwager Alois Bossard hilft ihr nicht nur rechtlich, sondern auch tat- und schlagkräftig. Er liefert sich auf dem Vorplatz zum Schloss eine Schlägerei mit einem unbescholtenen Postboten. Genau an ihrem 50. Geburtstag, am 20. August 1903, kann Adelheid Page das Schloss zum ersten Mal als Besitzerin betreten. [30]

1903–1907 Den aufwändigen Umbau des neu erworbenen Schlosses St. Andreas begleitet Adelheid Page-Schwerzmann sehr eng. Sie zieht den besten Zuger Architekten der damaligen Zeit, den jungen Dagobert Keiser (1879–1959), bei. Im Schloss richten sie ein «Baubureau» ein, um aus dem heruntergekommenen Schloss ein Prunkstück zu machen. Einzelne Teile werden restauriert, andere neu erstellt. Auch der Schlosspark wird völlig neu gestaltet. Dazu engagiert Adelheid Page den bekannten Gartenarchitekten Otto Carl Froebel (1844–1906). Der ganze Umbau des Schlosses kostet 1,6 Millionen Franken. Das entspricht einem heutigen Geldwert von 16 Millionen Franken. [31]

1908 Das Schloss St. Andreas erstrahlt nach der aufwändigen Renovation in neuem Glanz. Doch Adelheid Page-Schwerzmann überlässt das Wohnen im Schloss ihrem Sohn Fred und dessen Ehefrau Lisina Page-Martinelli (1877–1920). Adelheid zieht stattdessen in das benachbarte Haus Maienrain. [32]

1909 Adelheid Page-Schwerzmann hat grosse Schmerzen und glaubt, bald sterben zu müssen. Falls sie wider Erwarten mit dem Leben davon kommen solle, will sie eigenhändig ein Sanatorium für Lungenkranke errichten. Am 3. Juli wird ihre Blinddarmentzündung operiert, sie überlebt und wird gesund – so gesund, dass sie bald ihr Versprechen wahr macht. [33]

1910–1912 Adelheid Page-Schwerzmann lässt in Unterägeri das Sanatorium Adelheid für Lungenkranke erbauen. [34]

1912 Das vorbildiche Sanatorium Adelheid übergibt Adelheid Page-Schwerzmann am 18. Mai der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Zug. [35] Dieses besondere Ereignis wird in der ganzen Schweiz wahrgenommen. [36]

1917 Adelheid Page schenkt der Gemeinde Cham 600 Bücher ihrer Privatbibliothek und legt damit den Grundstein für das Chamer Lesezimmer, den Vorläufer der Bibliothek Cham. Zudem bezahlt sie die Möblierung, die Regale sowie die Abonnements von 20 Zeitungen und Zeitschriften. [37]

1918 Weil Kinder im Sanatorium den Betrieb stören, kauft Adelheid Page-Schwerzmann das Kinderheim «Heimeli», ebenfalls in Unterägeri. Auch dieses schenkt sie der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Zug. [38]

1920 Im Oktober stirbt die erst 43-jährige Lisina Page-Martinelli, Adelheids Schwiegertochter. Sie kümmert sich jetzt, unterstützt von Hausbediensteten, um ihre Enkelkinder Monica (1907–1995) und George (1910–2001). [39]

1921 Am 12. Juni erhält Adelheid Page-Schwerzmann das Ehrenbürgerrecht von Cham. Es ist bisher das einzige Mal, dass eine Frau diese Ehrung erhält (Ausnahme: Verleihung des Ehrenbürgerrechts als Ehepaar). [40]

1925 Nach einer schweren Operation stirbt Adelheid Page-Schwerzmann am 15. September im Haus Maienrain auf dem Schlossgelände in Cham. [41] Sie beschenkt verschiedene «Heil- und Wohltätigkeitsanstalten» mit Nestlé-Aktien im Werte von 250'000 Franken. [42]

1937 Vor dem Sanatorium Adelheid bekommt Adelheid Page-Schwerzmann ein Denkmal; künstlerisch gestaltet wurde es vom österreichischen Bildhauer Andreas Kögler (1878–1956). [43]

1951 Die Gemeinde Cham ehrt Adelheid Page-Schwerzmann, in dem die Schlossstrasse neu Adelheid-Page-Strasse heisst. [44]

2003 Zum 150. Geburtstag von Adelheid Page erscheint ihre Biografie im Verlag der Neuen Zürcher Zeitung. Das Autorenteam mit Judith Stadlin, Monika Imboden und Michael van Orsouw beschreibt darin anschaulich und bilderreich das Leben dieser besonderen Frau. Das Buch ist sehr gefragt und erscheint in drei Auflagen. [45]


Anekdote

Adelheid Schwerzmann war ein sehr aufgewecktes Kind. Dafür steht auch eine überlieferte Anekdote. Als es am helllichten Tag in der Zuger Vorstadt brannte, rief das Kind begeistert: «Juhui, es brännt!» Endlich lief etwas, endlich wurde der Alltagstrott durchbrochen. [46]


Würdigung

Adelheid Page-Schwerzmann war zweifellos eine aussergewöhnliche Frau. Mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Willenskraft war sie ihrer Zeit weit voraus. Sie war eine moderne Frau, als es diese Bezeichnung noch gar nicht gab. Damit eckte sie auch an, was sie keineswegs bremste. Innerhalb der Familie galt sie zuweilen als «kleiner Despot», die auch dann mit Rat und Tat zur Seite stand, wenn sie gar nicht darum gebeten wurde. [47] «Ihre imponierende Gestalt und ihre stramme Haltung hatten etwas Gebieterisches an sich, das manchmal auch in der Verfolgung der von ihr als richtig erachteten Ziele sich bemerkbar machte», meinte ihr Arzt und Freund Fritz Imbach (1870–1932). [48]


Eine weitere Ehre für Adelheid Page: In der Freiluftausstellung «hommage 2021 – 50 Jahre Frauenstimm- und Wahlrecht» werden in der Berner Altstadt 52 Frauen porträtiert, die Besonderes geleistet haben: darunter auch Adelheid Page-Schwerzmann. Schulklassen sind in den Selektionsprozess miteinbezogen. Die Schulklasse 6H der Kantonsschule Zug mit der Lehrperson Marcel Gisler begründet die Wahl wie folgt: «Adelheid Page-Schwerzmann hatte den Mut, ihren eigenen Weg zu gehen, und liess sich nicht von gesellschaftlichen Erwartungen beeinflussen. Sie war sehr zielstrebig, intelligent und hilfsbereit. Im Berufsleben war sie sehr erfolgreich und konnte sich als Frau in der Arbeitswelt durchsetzen. Sie kämpfte für die Gleichberechtigung von Mann und Frau und engagierte sich im Kanton Zug in verschiedenen Bereichen. Sie setzte sich für künstlerische und zahlreiche wohltätige Projekte ein. Zu ihrer Zeit gab es im Zugerland kaum ein Projekt, das nicht von ihr unterstützt wurde. Sie war immer mit vollem Herzblut dabei und das Wohl der anderen war ihr sehr wichtig.» [49]


Ehrenurkunde

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Die Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Zug ernennt Adelheid Page am 12. Mai 1923 zum Ehrenmitglied «in Würdigung Jhrer großen Verdienste um die Hebung der Volksgesundheit & Jhrer außerordentlichen Tätigkeit auf dem Gebiete der Volkswohlfahrt».


Die Familiengruft

150320 Fam Page Familiengruft St.Andreas.jpg

Im Schlosspark von St. Andreas, als Anbau der Kapelle, befindet sich die Familiengruft. Hier ruhen die Überreste von Adelheid Page-Schwerzmann, stellvertretend das Relief, welches sie von der Seite zeigt. Die Büste von Ehemann George steht daneben.


Einzelnachweise

  1. Orsouw, Michael van / Stadlin, Judith / Imboden, Monika, Adelheid, Frau ohne Grenzen. Das reiche Leben der Adelheid Page-Schwerzmann, Zürich 2003, S. 12–20
  2. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 21–23
  3. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 28
  4. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 26
  5. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 33, 39
  6. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 55
  7. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 45
  8. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 199
  9. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 76
  10. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 55
  11. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 59, 63, 83
  12. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 116–121
  13. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 122
  14. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 76
  15. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 85
  16. Zuger Volksblatt, 19.10.1889
  17. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 49, 65
  18. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 99
  19. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 126
  20. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 104
  21. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 109
  22. Zuger Nachrichten, 06.10.1897
  23. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 102
  24. Orsouw, Michael van, Die Königin auf dem Zugerberg, in: Echt. Die schönsten Seiten der Zentralschweiz, Winter 2018, S. 26–29
  25. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 133, 135f.
  26. Lüpold, Martin, Der Ausbau der «Festung Schweiz»: Aktienrecht und Corporate Governance in der Schweiz 1881–1961, Dissertation Universität Zürich, Zürich 2010, S. 147
  27. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 114, 140
  28. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 140, 142
  29. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 139
  30. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 146–151
  31. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 151–158, 164
  32. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 199
  33. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 166
  34. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 170–173
  35. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 177
  36. Der Landbote des freiburgischen Seebezirks, 25.05.1912
  37. Zugersee-Zeitung, 18.10.1957
  38. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 179
  39. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 190
  40. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 311
  41. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 192
  42. Bote vom Untersee, 05.01.1926
  43. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 199
  44. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 199
  45. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden)
  46. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 24
  47. Haab-Sidler, Frida, Erinnerungen, Mein Leben währte Jahre (undatiert), Reproduktion von Hajo Leutenegger 2016, S. 26
  48. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden), S. 194
  49. www.hommage2021.ch [Stand: 20.05.2021]