Papierfabrik, Feuerwehr

Aus Chamapedia

Die Papierfabrik galt als feuergefährlich, weshalb sie eine eigene Feuerwehr hatte. Diese war mit Leuten der Papierfabrik-Belegschaft bestückt und galt als sehr effizient und wichtig.


Chronologie

1855 Die Papierfabrik Cham bekommt eine Fabrikglocke beim Portierhaus. Sie läutet jeweils im Falle eines Brands Sturm. Schon damals gibt es in der Fabrik erste Feuerwehrgerätschaften. [1]

1896 Unter der Ägide von Carl Vogel-von Meiss (1850–1911) führt die Papierfabrik Cham eine eigene Feuerwehr ein. Denn die Papierherstellung unter grosser Hitze und unter Beimengung von Chemikalien ist feuergefährlich, und die Dorffeuerwehr braucht zu lange, um im Brandfall auf dem Fabrikgelände einsatzbereit zu sein. Zu Beginn setzt sich die Papieri-Feuerwehr aus 20 Mann zusammen. Obwohl der Dienst freiwillig ist, melden sich mehr als 20 Leute, sodass die Direktion eine Auswahl treffen muss. [2]

1930 Der Mannschaftsbestand umfasst 42 Mann, die in drei «Proben» und einer Übung auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Die Betriebsfeuerwehr ist auch für Liegenschaften der Papierfabrik in Hagendorn, in der Untermühle und beim Kinderheim verantwortlich. [3]

um 1970 Die Papieri-Feuerwehr erreicht ihren höchsten Personalbestand mit 65 Mann. Dass so viele Leute mitmachen, hängt mit dem Zusammenhalt und der Leidenschaft, etwas zur Sicherheit beizutragen, zusammen; hinzu kommt der kleine Sold, welche die Feuerwehrleute erhalten. [4] Neben der Rettungs- und Löschorganisation wird auch eine Ölwehrorganisation aufgebaut. Die drei Ölsperren der Papierfabrik können auch vom Kanton und von der Gemeinde genutzt werden. [5]


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Bilder von Übungen der Betriebsfeuerwehr der Papierfabrik. Detail im Bild: ein Wendrohr-Mundstück mit dem Namen des ersten Besitzers der Hammerschmiede, «J. J. Vogel» (1793–1841)

1976 Die Betriebsfeuerwehr zählt 60 Mann. [6] Es gibt drei Frühjahrs- und drei Herbstübungen für die ganze Mannschaft, zudem sechs Spezialübungen für das Gasschutz, 2 Motorpumpenübungen, zwei Ölwehrübungen und zwei Kaderübungen. [7]

1977 Die Tochter der Papierfabrik, die Pavatex AG, wird selbstständig. Doch die Feuerwehr betreiben Papierfabrik und Pavatex weiterhin gemeinsam.

1987 Die Pumpe 3, Erstellungsjahr 1940, bekommt einen neuen elektrischen Antrieb und einen neuen Akku. Die ganze Mannschaft erhält neue, vorschriftsgemässe Kunststoffhelme. [8]

1988 Der neue Kommandant der Papieri-Feuerwehr, Walter Scheuber, achtet darauf, dass trotz Vier-Schicht-Betrieb immer Feuerwehrleute am Arbeiten sind. Das ermöglicht im Brandfall schnelles Eingreifen ohne lange Anfahrtswege. [9]

1996 Die Papieri-Feuerwehr feiert ihren 100. Geburtstag. Oskar Meier, der spätere Kommandant, stellt zum Jubiläum ein Wasserzeichen für die Handschöpferei her. [10]

2002 Zehnmal muss die Papieri-Feuerwehr ausrücken, davon viermal aufgrund von Fehlalarmen, fünfmal aufgrund von Bränden in der Pavatex und einmal für einen Ölwehr-Einsatz auf der Lorze [11] Weil in der Pavatex unter hohen Temperaturen die Holzplatten getrocknet werden, sind diese Arbeitsprozesse sehr brandanfällig. [12]

2005 Die Feuerwehr der Papierfabrik rückt in diesem Jahr zwölfmal aus, davon handelt es sich um fünf Fehlalarme und sieben Brände in der Pavatex. [13]

2007 Der Bestand der Papieri-Feuerwehr beträgt 33 Mann, darunter sind auch drei Frauen. [14]

2009 Die Papieri-Feuerwehr wird aufgelöst, weil zu wenig Personal vor Ort ist. Die gemeindliche Feuerwehr übernimmt die Dienste. [15] Die Gemeindefeuerwehr kann auch Gerätschaften und Fahrzeuge übernehmen.


Ein Gedicht

1992 erschien ein ironisches Gedicht zur Papieri-Feuerwehr:

«Nüd immer isch es guet gange wie de Blitz/
mängmol häts bis Lösche au öppe eine glitzt/
me hät en nachher gseh, de Amr oder s’Bei in de Schine/
alli sind aber bi nächste Alarm wieder erschine.» [16]


Die Kommandanten

Das Kommando der Papieri-Feuerwehr hatte inne:

  • 1896–1914 Unbekannt
  • 1915–1930 Alfred Ruckli
  • 1931–1939 Jakob Trottmann
  • 1940–1941 Fritz Bauer
  • 1942–1962 Franz Ruckli
  • 1963–1977 Xaver Meier
  • 1978–1987 Kurt Helbling (1927–2022)
  • 1988–1997 Walter Scheuber
  • 1998–2009 Oskar Meier


Die Ausrüstung 1976

  • 1 Pikettfahrzeug mit kompletter Ausrüstung für zwei Gasschutztrupps
  • 2 mobile Motorpumpen
  • 1 stationäre Motorpumpe
  • 4 Schlauchhaspelwagen
  • 1 Schaumtankwagen
  • 1 Leiternwagen mit Auszugs- und Anstellleitern
  • 1 Anhänger mit Schlauchmaterial
  • 1 Anhänger mit Schlauchboot (Ölwehr)
  • 200 Handfeuerlöscher (in den Betriebsgebäuden verteilt)
  • Persönliche Ausrüstung: 1 Kombi-Überkleid orange für die Übungen, 1 Schutzanzug schwarz für die Brandbekämpfung, 1 Paar Gummistiefel, 1 Stahlhelm [17]


Einsätze

1984 8 1991 11 2000 11
1985 10 1992 12 2001 15
1986 3 1993 15 2002 10
1987 6 1994 7 2003 5
1988 7 1995 12 2004 9
1989 10 1996 7 2005 12
1990 8 1997 7
1998 4 1999 7

Einsätze der Betriebsfeuerwehr der Papieri von 1984 bis 2005 [18]


Grossereignisse

Viele Einsätze der Betriebsfeuerwehr betrafen kleine, teilweise wiederkehrende Brände. Daneben gab es einige grössere:

  • 14.12.1932: Brand im Hammer: Nach diesem Vorfall fordert das Kommando verbessertes Löschmaterial.
  • 08.04.1944: Grossbrand in der Pavatex: Die Fabrik brennt weitgehend aus. In der Folge wird eine lange Wunschliste der Feuerwehr erfüllt.
  • 20.01.1971: Brand in der Pawefa: Zum ersten Mal wird mit der Gemeindefeuerwehr zusammengearbeitet.
  • 24.09.1973: Brand in der Papierfabrik: Grosseinsatz unter gefährlichen Bedingungen bei der Wärmerückgewinnung der PM 1.
  • 02.08.1978: Brand im Neudorf: Die Betriebsfeuerwehr unterstützt die Gemeindefeuerwehr beim Grossbrand.
  • 24.06.1979: Brand der Maschinenfabrik: Auch hier assistieren die Papierileute der Gemeindefeuerwehr.
  • 28.02.1987: Brand an der Seestrasse: Auch hier bietet die Gemeindefeuerwehr die Kollegen der Papieri auf.
  • 10.02.1988: Bei der Streichmaschine der SM 5 in der Papierfabrik verursacht ein Kurzschluss einen Brand in den Kabelkanälen. [19]
  • 08.01.1998: Brand in der Papierfabrik: 16 Mann der Betriebsfeuerwehr und 60 Mann der Feuerwehr Cham dämmen das Feuer ein. [20]


Filmdokumente

Film über die Betriebsfeuerwehr, vor 1939

ohne Ton


Film über die Betriebsfeuerwehr, 1947


... und ab 10:10 Minuten noch etwas Zuger Firmenfussball (Team Papierfabrik vs. Team Pavatex)

ohne Ton


Film über die Betriebsfeuerwehr, 1976

Übung der Betriebsfeuerwehr bei der Schreinerei und bei der Obermühle, 1976


Einzelnachweise

  1. Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2006, S. 231
  2. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 231
  3. Chamer Mosaik, Hauszeitschrift der Industrieholding Cham AG, Nr. 2, 1976, S. 14
  4. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 231
  5. Chamer Mosaik, Hauszeitschrift der Industrieholding Cham AG, Nr. 2, 1976, S. 14
  6. Spezialausbildungen: Gasschutz 13; Motorpumpe 10; Ölwehr 11; Sanität 2; Elektriker 3; Verkehrsdienst 1; Materialverwalter 2
  7. Chamer Mosaik, Hauszeitschrift der Industrieholding Cham AG, Nr. 2, 1976, S. 14
  8. Archiv Papierfabrik Cham, Jahresbericht Feuerwehr 1987, S. 4
  9. Freundliche Auskunft von Walter Scheuber, Cham, 22.03.2023
  10. Archiv Cham Group, Hauszeitschrift Mosaik der Papierfabrik Cham, Nr. 1, 1997
  11. Archiv Cham Group, Jahresbericht Feuerwehr der Papierfabrik Cham, 2002
  12. Freundliche Auskunft von Walter Scheuber, Cham, 22.03.2023
  13. Archiv Cham Group, Jahresbericht Feuerwehr der Papierfabrik Cham, 2005, S. 2
  14. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 231
  15. Freundliche Auskunft von Walter Scheuber, Cham, 22.03.2023
  16. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 231
  17. Chamer Mosaik, Hauszeitschrift der Industrieholding Cham AG, Nr. 2, 1976, S. 15
  18. Archiv Cham Group, Jahresberichte Feuerwehr der Papierfabrik Cham, 1984–2005
  19. Chamer Mosaik, Hauszeitschrift der Industrieholding Cham AG, Nr. 2, 1976, S. 15
  20. Neue Zuger Zeitung, 09.01.1998