Maschinenfabrik Cham

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Maschinenfabrik Cham, Werkhalle
Stilvoll gebaut: Maschinenfabrik Cham
Montagehalle II in der Maschinenfabrik Cham
Eine Milch-Zentrifuge in Grossaufnahme
Die Belegschaft beim 20-Jahr-Jubiläum der Maschinenfabrik Cham, 1947
Die Liegenschaft der Maschinenfabrik, undatiert (nach 1983)
Das Gebäude, undatiert (um 1986)
Die Maschinenfabrik im Februar 1988
Ende der 1970er-/Anfang 1980er-Jahre befand sich in der Liegenschaft der AVIS-Blutspendedienst
Die Firma Aerofiber AG belegt das Gebäude, undatiert (um 1980)

Die Maschinenfabrik Cham wurde vom Bauernverband und Bankverein gegründet. Sie stellte in Cham auf dem Gelände der ehemaligen Milchsüdi Milch- und Industrie-Zentrifugen her, auch «Kraftseparatoren» genannt.


Chronologie

1927 Die milchwirtschaftliche Beratungsstelle des Schweizer Bauernverbands in Brugg stellt fest, dass die Schweizer Bauern ihre Milch-Zentrifugen aus Deutschland und Schweden beziehen. So kommt es am 24. Mai zur Gründung der Maschinenfabrik Cham. [1] Einer der Hauptaktionäre ist der Schweizerische Bankverein. Dessen Generaldirektor hatte als einst als Knabe auf einem Bauernhof mitgeholfen und die Landwirtschaft im Emmental so kennengelernt. [2] Im ersten Verwaltungsrat sitzen Hugo Lüthy, Rechtsanwalt aus Brugg, Robert Naville, der Direktor der Papierfabrik Cham, sowie Karl Egg, Direktor der Maschinenfabrik. [3] Die neue Fabrik hat einen Teil der Nestlé-Werkstätten übernommen, [4] nämlich den Fabrikbau an der Knonauerstrasse auf dem Gelände der ehemaligen Anglo-Swiss Condensed Milk Company. Dort stellt die Maschinenfabrik Cham folgende Zentrifugen her: für die Milchentrahmung, zur Ölreinigung, für Schlamm und Feinklärung etc., alle unter der Marke «Triumphator». [5] Die Milch-Entrahmungs-Zentrifugen sind speziell für die schweizerischen Verhältnisse konstruiert. Die Schweizer Stiftung «Trieur» hat die Chamer Milchzentrifugen geprüft und als erstklassig empfohlen. [6] Die Anfangsphase der Maschinenfabrik ist turbulent und wird mit einem Bienenhaus verglichen: «Die Leute kommen und gehen.» [7]

Leitender Direktor der Fabrik ist Karl (auch Carl) Rudolf Egg (1847–1937), der mit seiner Familie von Hannover nach Cham umzieht. In Bern hatte er einst die Autofabrik mitgegründet, von 1919 bis 1927 hatte er die Zentrifugenfabrik Union in Hannover geleitet.

1930 Arbeiterschaft und Direktion der Maschinenfabrik geraten aneinander. Die Arbeiter wollen mehr Lohn, die Direktion zeigt sich «ruppig». [8]

1937 Direktor Karl Egg stirbt am 18. Februar. [9] Sein Nachfolger wird Ingenieur Paul Hubmann (1903–1973). [10] Die Abteilung für Maschinenbau wird ausgebaut: Neuerdings stellt die Maschinenfabrik auch Blutzentrifugen für Schlachthäuser und Metzgereien her, mit denen Blutplasma separiert werden kann. [11]

1944 Die Maschinenfabrik kauft die Fabrikräumlichkeiten der Nestlé & Anglo-Swiss Condensed Milk Company ab. [12]

1948 Die Maschinenfabrik Cham erhöht ihr Aktienkapital auf 600'000 Franken. [13] In den Verzinkereianlagen der Maschinenfabrik Cham bricht am 28. Mai ein Brand aus, der einen grösseren Sachschaden verursacht. [14]

1958 Die Maschinenfabrik stellt auch Maschinen und Werkzeuge für die «Nestlé & Anglo-Swiss» her. [15]

1970 Ein Teil der Gebäude der Maschinenfabrik Cham wird an die GAG (Gelenkkettenfabrik) vermietet.

1973 Alt Direktor Paul Hubmann stirbt im Alter von 70 Jahren. Er «spielte im gesellschaftlichen und politischen Leben eine grosse Rolle». [16]

1979 Grossbrand in der Maschinenfabrik Cham: Am späten Nachmittag des 24. Juni steht der ganze Gebäudekomplex in Brand. 190 Feuerwehrleute helfen mit, den Brand einzudämmen und schliesslich zu löschen. [17]

um 1988 Die Gebäude der Maschinenfabrik weichen der zweiten Ausbauetappe des Neudorf-Centers. Dazu wird die alte Fabrik gesprengt, was einen derartigen Knall auslöst, dass in der Umgebung Fensterscheiben zerspringen. [18]

2008 Die Firma wird im Handelsregister des Kantons Zug gelöscht.

Fotogalerie

Die Maschinenfabrik Cham in ihrer Blützezeit

Der Brand vom 24. Juni 1979

Sprengung des Gebäudes 1988


Einzelnachweise

  1. Zugersee-Zeitung, Festausgabe zur 1100-Jahr-Feier in Cham, 12./13.07.1958
  2. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 176
  3. Der Bund, 15.07.1927
  4. SMUV-Zeitung, 24.09.1927
  5. Zugersee-Zeitung, Festausgabe zur 1100-Jahr-Feier in Cham, 12./13.07.1958
  6. Zugersee-Zeitung, Festausgabe zur 1100-Jahr-Feier in Cham, 12./13.07.1958
  7. SMUV-Zeitung, 24.09.1927
  8. SMUV-Zeitung, 09.08.1930
  9. Zuger Kalender 1938, Chronik 18.02.1937
  10. Zuger Volksblatt, Beilage Elfhundert Jahre Cham 858–1958, 11.07.1958
  11. Koch, Hans / Nussberger, Paul, Beiträge zur Heimatgeschichte von Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Zollikon 1947, S. 203
  12. Zuger Volksblatt, Beilage Elfhundert Jahre Cham 858–1958, 11.07.1958
  13. Zuger Volksblatt, Beilage Elfhundert Jahre Cham 858–1958, 11.07.1958
  14. Zuger Neujahrsblatt 1950, Chronik 28.05.1948
  15. Zugersee-Zeitung, Festausgabe zur 1100-Jahr-Feier in Cham, 12./13.07.1958
  16. Zuger Neujahrsblatt 1974, Chronik 25.04.1973
  17. Steiner, Hermann, Wasser und Feuer. 100 Jahre Feuerwehr Cham 1888–1988, Cham 1988, S. 87f.
  18. Werder, Charly, Wer? der Charly, Familienchronik über drei Generationen mit angegliederter Biografie und illustren Kurzgeschichten zum Zeitgeschehen der vergangenen 170 Jahre, Cham 2017, S. 267