Sinserstrasse Übersicht

Aus Chamapedia

Bärenplatz mit Sinserstrasse, undatiert (Postkartenstempel, 17.11.1918)
Die Sinserstrasse mit Blick auf die reformierte Kirche, noch ohne Asphaltbelag, recht die Käserei, undatiert (Postkartenstempel, 20.10.1930)
Sinserstrasse mit der Garage Imholz: Im März 1987 beträgt der Benzinpreis 95 Rappen und der Dieselpreis 89 Rappen

Die Sinserstrasse verbindet Cham mit dem Freiamt. Sie beginnt beim Bärenplatz und führt in nordwestlicher Richtung nach Lindencham, Hagendorn und schliesslich bis zur 1640/1641 erbauten Sinserbrücke über die Reuss. 1846 bekommt die Strasse ihre heutige Linienführung und erhält den Status einer Kantonsstrasse. Heute ist sie eine intensiv genutzte Kantonsstrasse.


Chronologie

1640/1641 Die Holzbrücke, damals «Rüssbrugg», später auch «Sinserbrugg» genannt, über die Reuss zwischen Hünenberg nach Sins AG wird gebaut. Die Strasse von der Reussbrücke über Lindencham und Cham wird «stras» oder «landtstrass» bezeichnet. [1]

1667 Auf der Zürcher Kantonskarte von Hans Konrad Gyger (1599–1674) ist der Verlauf der Strasse von Cham durch die Siedlung Lindencham (in der Karte zusammen mit Friesencham als «Nider Kham» bezeichnet) weiter durch den Herrenwald bis zur Strimatt und zur «Seÿserbrugg» gut erkennbar.

1766 Der Zuger Stadtrat will das Strassen in den Zuger Vogteien in einer grossen Kampagne ausbauen: Er gibt den Auftrag, in Cham und Steinhausen einen Ruf zu verlesen, dass niemand sich erfreche, die ausgesteckten Markierungen («straassenzihl oder -pfähle») zu verrücken oder auszureissen. Zuwiderhandlungen werden hoch bestraft. Der städtisch Der Strassenherr solle die Strasse zur Reussbrücke sanieren. [2]

1768 Die «Reüssbruggstrass» soll auf 18 Schuh (= etwa 5.5. Meter) erweitert werden. [3] Im Gebiet nordwestlich von Lindencham, im Heiligkreuzfeld, will man die Strecke verkürzen. Die Untervögte von Cham, Hünenberg und Risch bitten um die Erlaubnis, die Strasse etwas weniger breit zu machen und wünschen eine Reduktion der ihnen übertragenen Strassenabschnitte. Der Stadtrat entscheidet, dass die Strasse so gemacht werden muss, wie sie ausgesteckt ist. [4]

1770 Nach eineinhalb ist der Strassenausbau weit gehend abgeschlossen. Die Hünenberger und Rischer, aber auch die Chamer Gemeinden Städtli, Friesencham, Kirchbühl, Lindencham, Niederwil und Rumentik haben aber ihre zugewiesenen Strassenabschnitte noch nicht überkiest. Der Zuger Stadtrat droht säumigen Anstössern mit hohen Strafen. [5]

1801 In der Strassenklassierung des Kantons Waldstätten erscheint die Sinserstrasse als Strasse 2. Klasse (Hauptstrasse für den Schwerverkehr). Der Strassenzustand wird positiv vermerkt («Jst in ziemlich gutem Stande»). [6]

1846 Die Sinserstrasse wird zur Kantonsstrasse ausgebaut. Der Weiler Lindencham wird neu auf der Westseite umfahren. [7]

1893 Im Chamer Ortszentrum werden auf beiden Seiten der Strasse erstmals verschiedene Grundstücke überbaut. Mit der Errichtung der Chäsi ist die dorfnahe Bebauung an der Sinserstrasse abgeschlossen. [8]

1937 Die Sinserstrasse erfährt eine «Korrektion»: Die Strasse befindet sich «längere Zeit in unbefriedigendem Zustand. Neben der Staubplage sind es die ungenügenden Kanalisationsverhältnisse, die den Ausbau dieser Strasse wünschenswert erscheinen lassen. Der schon mehrmals in Betracht gezogene Ausbau soll nun zwecks Beschaffung von Arbeitsgelegenheit in der Gemeinde Cham ausgeführt werden. Dem grossen Dorf Cham fehlt es heute an Baustellen, auf denen ungelernte Arbeiter beschäftigt werden können. Da der Umbau auch einen bedeutenden Teil Kanalisationsarbeiten in sich schliesst, ist der prozentuale Anteil der Arbeitslöhne an der Gesamtsumme relativ hoch.» [9]

1970 Bei der Verkehrszählung kommt man auf 468 Fahrzeuge in der Abendspitze, was ein Tagesaufkommen von rund 4680 Fahrzeugen ergibt.

1972 520 Fahrzeuge in der Abendspitze, was sich pro Tag auf rund 5200 Fahrzeuge summiert.

1975 495 Fahrzeuge werden in der Abendspitze gezählt [10], was ein Tagesaufkommen von rund 4950 Fahrzeugen ergibt.

2011–2013 Zwischen der Einmündung der Obermühlestrasse und dem Hammergut wird die Sinserstrasse ausgebaut, um die zahlreichen neuen Wohngebiete besser zu erschliessen und Verbesserungen für die öffentlichen Busverkehr und für den Langsamverkehr zu erreichen. [11] Pro Tag benützen laut Verkehrszählung rund 10’400 Fahrzeuge die Strasse. [12]

2015 Auch im Abschnitt Grobenmoos bis Heiligkreuzstrasse stehen Sanierungsarbeiten an: Belagsschäden werden behoben, Entwässerungs- und Trinkwasserleitungen werden ersetzt. [13]

2018 Die kantonale Baudirektion saniert die Sinserstrasse im Abschnitt Grobenmoos bis Dorfstrasse. Belagsschäden und ausgeprägte Belagsverformungen (Spurrinnen) sind der Grund für die Reparaturarbeiten. [14]

2022 Im Juli und August wird die Sinserstrasse auf mehreren Abschnitten gleichzeitig saniert, u.a. der Abschnitt von der Untermühlestrasse bis zur Lindenstrasse in Lindencham. [15]


Der Kunsthistoriker über die Sinserstrasse

«Die erstmalige Bebauung der Sinserstrasse erfolgte zu einem Grossteil in den 1870er- und 1880er-Jahren, vor allem vom Bärenplatz ausgehend, aber auch in der Gegend der Papierfabrik. Als einziger älterer Bau steht das Gasthaus Rössli leicht schräg zum Strassenverlauf, ohne Zweifel ein Hinweis auf eine ältere Wegführung. Dieselbe Beobachtung gilt auch für Bauten ausserhalb der geschlossenen Bebauung. Mit dem Bau der durch Dimension, Baumaterial und Instrumentierung sich von den Häusern absetzenden Milchzentrale (Nr. 8) war 1893 die systematische beidseitige Bebauung der dorfnahen Sinserstrasse abgeschlossen, die durch ursprünglich verschindelte, dreigeschossige Häuser von zumeist drei auf zwei Fensterachsen mit strassenseitigem Quergiebel charakterisiert ist. Fast zwei Jahrzehnte später entstand als nördliches Gebäude derselben Zeile noch das Haus Sinserstrasse 16 in neubarocker Formensprache, schliesslich 1915 die protestantische Kirche, der Turm vom Bärenplatz aus gesehen genau im Fluchtpunkt der Strasse steht. Verbreiterungen des wichtigen Verkehrsweges zerstörten ab 1950 die ehemals typischen Vorgärten, Gartenzäune und die fast überall vorhandenen doppelläufigen Freitreppen zu den Hauseingängen.» [16]


Bildergalerie

Die Sinserstrasse im Laufe der Zeit


Die «Korrektion» der Sinserstrasse 1937 [17]


Aktueller Kartenausschnitt

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Übersicht

Bislang für die Sinserstrasse verzeichnete Liegenschaften, Gebäude oder Objekte:

SeiteKurzbeschreibung
Sinserstrasse 1Die Liegenschaft Sinserstrasse 1 liegt auf der nördlichen Seite des Bärenplatzes an einer städtebaulich bedeutenden Stelle. Weil es während 103 Jahren von der Familie Locher für deren Haushalts- und Eisenwarengeschäft genutzt wurde, heisst das Gebäude im Volksmund «Haus Locher».
Sinserstrasse 118-128, Schmitte LindenchamAn der neu gezogenen Sinserstrasse bei der Abzweigung nach Friesencham erstellte Jakob Henggeler 1878 sein Wohnhaus mit Schmiedewerkstatt, Remise und Scheune. Die Familie Bächler brachte den Betrieb ab 1931 zum Blühen. Damit entwickelte sich der Weiler Lindencham zwischen der alten Durchgangsstrecke und der neuen Achse der Sinserstrasse.
Sinserstrasse 2Die Liegenschaft Sinserstrasse 2 liegt auf der nordöstlichen Seite des Bärenplatzes an einer städtebaulich bedeutenden Stelle. Erbaut wurde die Liegenschaft von Uhrmacher Alberik Hotz, doch seit 1899 ist sie im Besitz der Familie Heller.
Sinserstrasse 3Das dreistöckige Haus entsteht bei der Bebauung der Sinserstrasse in den 1880er Jahren. Gestalterisch entspricht es dem damals üblichen «Normaltyp».
Sinserstrasse 5Das Haus und die zurückversetzte Werkstatt an der Sinserstrasse 5 bestehen schon seit 1875. Erbaut als Werkstatt und Wohnhaus eines Mühlenbauers, wirken darin zahlreiche Chamer Schreinereien und andere Gewerbetreibende.
Sinserstrasse 8 «Chäsi»An der Sinserstrasse 8 produzierten Chamer Bauern Käse. Heute befinden sich in der denkmalgeschützten Liegenschaft Wohnungen, ein Ladenlokal und Büroräume.


Einzelnachweise

  1. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 4, S. 128, 333–336
  2. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.31.2923, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1761–1768, fol. 293v (08.11.1766)
  3. In der Realität wurden solche Werte fast nirgends erreicht. Vgl. Hoppe, Peter, Das innerschweizerische Strassen- und Wegnetz im Jahr 1801. Eine Auswertung der helvetischen Strassenklassierung im Kanton Waldstätten, in: Der Geschichtsfreund 158, 2005, S. 211–249, hier: S. 214
  4. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.32.433, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1768–1772, S. 72 (26.10.1768), S. 76 (12.11.1768)
  5. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.32.1040, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1768–1772, S. 165 (03.02.1770)
  6. Vgl. Anmerkung 3 (Hoppe), S. 233
  7. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 162
  8. Vgl. Anmerkung 7 (Grünenfelder), S. 137
  9. Staatsarchiv Zug, G 1/131, Strasse 25a Sinserbrücke-Cham: Korrektion der Sinserstrasse in Cham, Abschnitt Bärenplatz bis Rigistrasse (Bericht des Kantonsingenieurs vom 13.03.1937)
  10. Marty, Ernst, Planungsbüro für Verkehrsanlagen, Tiefbauamt des Kantons Zug, Gemeinde Cham Verkehrszählung Mittwoch, 02.07.1975, 16.30 bis 18.30 Uhr, Rabenplatz, Bärenplatz, Hirschenplatz, Alpenblick, Typoskript Zürich 1975
  11. Medienmitteilung der Baudirektion des Kantons Zug, 03.10.2011
  12. Kanton Zug/ Einwohnergemeinde Cham/ Gemeinde Hünenberg; Verkehrsforum UCH, Präsentation vom 27.06.2013, S. 30
  13. Medienmitteilung der Baudirektion des Kantons Zug, 27.07.2015
  14. Medienmitteilung der Baudirektion des Kantons Zug, 14.05.2018
  15. Medienmitteilung der Baudirektion des Kantons Zug, 14.05.2018
  16. Vgl. Anmerkung 7 (Grünenfelder), S. 137f.
  17. Alle Aufnahmen stammen aus dem Staatsarchiv Zug