Grimmer Hugo (1827–1908)

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Portrait von Grimmer Hugo (1827–1908)
Portrait von Hugo Grimmer (1827–1908), undatiert (ca. 1865)

Vorname: Hugo
Nachname: Grimmer
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 30. Juli 1827
Geburt­sort: Freiburg im Breisgau D
Todes­datum: 21. Dezember 1908
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Landwirt, Buchhalter, Kaufleute
Religion: evangelisch-reformiert

Hugo Grimmer war ein Einwanderer aus dem Grossherzogtum Baden, der als Buchhalter, Landwirt und Besitzer eines Spezereiladens ab den 1860er Jahren zu einer wichtigen Person im Chamer Dorfleben wurde. Als Angehöriger der reformierten Minderheit liess er sich in Knonau einbürgern, lebte aber bis zu seinem Tod auf der von ihm «Meinau» genannten Liegenschaft an der heutigen Adelheid-Page-Strasse 8.



Margaritha Hofammann (1831–1904), undatiert (1878–1887)
Liste «Waarenpreise» der Spezereihandlung H. Grimmer auf Meinau, undatiert (ca. 1865 – ca. 1890)
Ein in Lahr D im Grossherztog Baden abgeschickter Briefumschlag an Hugo Grimmer, ab 1853 tätig in der Hammerschmiede der Gebrüder Vogel in Cham.


Stationen

1827 Hugo Ludwig Gustav wird am 30. Juli in Freiburg im Breisgau geboren. Seine Eltern sind Oberzollinspektor Christian Wilhelm Fürchtegott Grimmer (1779–1857) und Maria Anna Ursula geborene Breunig (1792–1852). [1]

1853 Gemäss seinem Nekrolog von 1908 kommt Hugo Grimmer als politischer Flüchtling nach Cham, wo er eine Stelle als Buchhalter in der Hammerschmiede von Heinrich Vogel-Saluzzi (1822–1893) erhält. Er gilt als «lebhafter und oppositioneller Geist». [2] Ob Hugo als Direktbeteiligter in die Badische Revolution involviert ist und ob er deshalb in die Schweiz einwandert, ist nicht gesichert. [3]

Verheiratet ist Hugo Grimmer mit Margaritha Hofammann (1831–1904), der Tochter des in der Hammerschmiede tätigen Schaffners Hans Konrad Hofammann-Hertli, gebürtig von Herrliberg ZH. [4]

1856 Der erste Sohn, Ernst, kommt in Cham zur Welt. Er überlebt das erste Lebensjahr nicht. Es folgen bis 1872 vier weitere Söhne und zwei Töchter: Heinrich (1857–1931), Mina (1858–1927), Walter (1862–1936), Hugo (1866–1905), Otto (1869–1949) und Johanna (1872–1956). [5]

1862/1863 Der Zuger Regierungsrat bestätigt Hugo Grimmer – er arbeitet inzwischen für die Papierfabrik Cham – und seiner Familie die Niederlassung in Cham. [6] Im Oktober 1863 kauft Grimmer die heutige Liegenschaft Adelheid-Page-Strasse 8 im Quartier Städtli. [7] Grimmer nennt das Haus «Meinau» («meine Aue»), in Anlehnung an die Insel Mainau im Bodensee.

1864 Grimmer betreibt Obstbau, ist aber auch als Kaufmann tätig und führt eine Spezereihandlung. Als einer der ersten Händler im Kanton Zug bietet er Petroleumlampen an. [8] Die Lampen sind ein beliebtes neues Beleuchtungsmittel und entwickeln sich innerhalb weniger Wochen zum Verkaufsrenner. [9]

1866 Hugo Grimmer ist einer der Promotoren für die Gründung eines landwirtschaftlichen Vereins im Kanton Zug. Die Gründungsversammlung vom 25. März in Zug ist sehr schwach besucht, «am stärksten noch von Cham». Am 8. April wird im Raben ein zweiter Anlauf gewagt. [10] Vier Monate später kommt es am 12. August im Hotel Bellevue in Zug zu einer «Neugründungsversammlung»: 9 von 26 anwesenden Landwirten stammen aus Cham, Hugo Grimmer ist jedoch nicht darunter. [11]

1867 Grimmer ist auch Versicherungsvertreter: Für die Germania Lebensversicherungs AG aus Stettin D nimmt er in Cham Versicherungsanträge entgegen. [12]

1868/1869 Kaufmann Grimmer weitet sein Angebot aus und wirbt im Zuger Volksblatt für Petroleumlampen, Kirchenampeln, Ligroin (Leichtbenzin) und getrockneten Fisch. [13]

1875 Hugos Vater Christian Wilhelm heiratete eine Katholikin. Die Abmachung zwischen den Beiden war, dass die Söhne evangelisch, die Töchter jedoch katholisch erzogen werden sollten. Die protestantische Gemeinschaft in Cham ist im 19. Jahrhundert noch sehr klein und die Gottesdienste müssen in den zürcherischen Nachbargemeinden Knonau und Maschwanden besucht werden. [14] Hugo Grimmer lässt sich in Knonau einbürgern. Er erhält neben dem Gemeindebürgerrecht auch das Zürcher Kantonsbürgerrecht. [15]

1876/1877 Am 29. November am Abend nach 10 Uhr bricht während des Chomer Märt in der Scheune von Hugo Grimmer Feuer aus. Der Brand wird durch das beherzte Eingreifen von Freiwilligen und eines «Extinkteurs» (Feuerspritze) der Anglo-Swiss eingedämmt. [16] Es wird Brandstiftung vermutet. Nach zwei Monaten werden die Untersuchungen eingestellt. [17]

1887 Für die Verunglückten der Vorstadtkatastrophe vom 5. Juli in Zug spendet Hugo Grimmer den relativ hohen Betrag von 120 Franken. [18]

1898 Die Liegenschaft «Meinau» geht an Hugo’s Sohn Walter über. [19]

1904/1905 Hugo’s Frau Margaritha stirbt in Cham; ein Jahr später sein Sohn Hugo. [20]

1908 Hugo Grimmer stirbt am 21. Dezember nach längerer Krankheit. Auf dem Friedhof in Knonau wird er neben seiner Frau und seinem Sohn Hugo begraben. [21]


Die Meinaustiftung Grimmers

Die Meinau Familienstiftung Grimmer hat ihren Sitz in Zürich. Sie wird am 4. Dezember 2020 erstmals ins Handelsregister eingetragen. Die Stiftung bezweckt, unter den Nachkommen von Hugo Grimmer-Hofammann den Sinn für Familienzusammengehörigkeit zu fördern. Es werden Unterstützungen und Stipendien gewährt: Die männlichen Nachkommen, die den Namen Grimmer tragen, erhalten Beiträge für die Kosten der Erziehung, die Erlernung eines Berufs oder Stipendien für ein akademisches Studium. Die weiblichen Nachkommen, solange sie den Namen Grimmer tragen, erhalten Beiträge für die Erlernung eines Berufs oder einen Beitrag an die Aussteuer bei Verheiratung. Nachkommen ohne Unterschied des Geschlechts oder des Namens erhalten Unterstützungen bei unverschuldeter Vermögens- oder Erwerbseinbusse. Ausgeschlossen von jedem Genuss am Stiftungsvermögen sind diejenigen Nachkommen, welche nachweisbar einen unwürdigen Lebenswandel führen oder welchen der Sinn der Tradition für die Familie abgeht. [22]


Dokumente


Einzelnachweise

  1. www.ebi-ahnen.ch, die Grimmer-Vorfahren [Stand: 05.02.2021]
  2. Zuger Volksblatt, 26.12.1908
  3. Freundliche Mitteilung von Michael Grimmer, Dietlikon, 16.04.2021
  4. Freundliche Mitteilung von Michael Grimmer, Dietlikon, 16.04.2021
  5. www.ebi-ahnen.ch, die Grimmer-Vorfahren [Stand: 05.02.2021]
  6. Staatsarchiv Zug, F 1.17.335, Regierungsratsprotokoll 1863 (01.06.1863)
  7. Einwohnergemeindearchiv Cham, D0-50001, Assekuranzregister (1. Generation). Gemäss Assekuranzregister geschah der Kauf bereits 1862. vgl. Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
  8. Neue Zuger Zeitung, 16.07.1864
  9. Zuger Volksblatt, 10.08.1864
  10. Zuger Volksblatt, 28.03.1866
  11. Staatsarchiv Zug, P 76.1, Versammlungsprotokoll. Aus Cham stammen: Ratsherr Moritz Baumgartner (1844–1900), Untermühle; Felix Hofammann, Papieri; Jakob Meyer, Bibersee; Vicepräsident Villiger, Kirchbühl; Ratsherr Paul Villiger, Lindencham; Villiger zur Untermühle; [Heinrich] Vogel-Saluzzi (1822–1893); Balthasar Wyss im Stock; Ratsherr J. Schwerzmann Rumeltikon
  12. Neue Zuger Zeitung, 22.06.1867
  13. Zuger Volksblatt, 15.01.1868. Zuger Volksblatt, 17.02.1869
  14. Doggweiler, Robert / Kuhn, Wilhelm, Geschichte der Protestantischen Kirchgemeinde des Kantons Zug, Zug 1963, S. 42
  15. Die kantonale Bürgerrechtsurkunde stellt der Zürcher Staatsschreiber und Schriftsteller Gottfried Keller (1819–1890) aus. Freundliche Mitteilung von Michael Grimmer, Dietlikon, 16.04.2021
  16. Zuger Volksblatt, 02.12.1876. Neue Zuger Zeitung, 06.12.1876. Verdankung von Hugo Grimmer in einer Anzeige. Zuger Volksblatt, 13.12.1876
  17. Staatsarchiv Zug, F 1.31.103, Regierungsratsprotokoll 1877 (07.02.1877)
  18. Zuger Volksblatt, 20.07.1887
  19. Freundliche Mitteilung von Michael Grimmer, Dietlikon, 19.04.2021
  20. www.ebi-ahnen.ch, die Grimmer-Vorfahren [Stand: 05.02.2021]
  21. Zuger Volksblatt, 26.12.1908
  22. Schweizerisches Handelsregister, Eintrag vom 09.12.2020