Vogel-Saluzzi Heinrich (1822–1893)

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Portrait von Vogel-Saluzzi Heinrich (1822–1893)
Portrait von Heinrich Vogel-Saluzzi (1822–1893)

Vorname: Heinrich
Nachname: Vogel-Saluzzi
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 1. März 1822
Geburt­sort: Zürich ZH
Todes­datum: 16. Januar 1893
Todes­ort: Zürich ZH
Beruf: Kirchenrat, Unternehmer
Religion: evangelisch-reformiert
VIAF: Kennung des Eintrags zur Person im „Virtual International Authority File (VIAF)“. 78145541741396601244
HLS: Kennung des Eintrags zur Person im „Historischen Lexikon der Schweiz (HLS)“. 030893
GND: Kennung des Eintrags zur Person in der „Gemeinsamen Normdatei (GND)“. 108220996

Heinrich Vogel-Saluzzi war ein Eisenwarenhändler aus Zürich, der von seinem Vater die Chamer Hammerschmiede übernahm. Er kaufte die angrenzende Papierfabrik Cham und entwickelte diese zu einem industriellen Betrieb. Zudem war er ein leidenschaftlicher Pferdeliebhaber, baute den Musterbauernhof Hammer auf und war einer der Promotoren der Eisenbahn im Kanton Zug.



Heinrich Vogel mit seinen Schwiegertöchter Anna und Helen (rechts)


Stationen

1822 Heinrich Vogel kommt am 1. März als Kind von Johann Jakob (1783–1841) und Maria Ursula Vogel-Nötzli (1785–1869) in Zürich zur Welt. Sein Vater betreibt in Zürich die Eisenwarenhandlung zum «Schwarzen Horn». [1]

1825 Heinrichs Vater Johann Jakob Vogel übernimmt aus einem Konkurs die Hammerschmiede in Cham. Von da an lebt die Familie abwechslungsweise in Zürich und in Cham. In Zürich betreibt sein Vater den Eisenwaren-Verkaufshandlung und in Cham den Produktionsbetrieb, die Hammerschmiede im Hammer. [2]

um 1840 Nach Ausbildungen in Paris kommt der junge Vogel nach England. Dort sieht er, wie weit die Industrialisierung dort bereits fortgeschritten ist. [3]

1841 Heinrich, erst 19-jährig, übernimmt nach dem Ableben seines Vaters die väterlichen Geschäfte in Zürich und Cham, inklusive den Liegenschaften. [4]

1845 Vogel bestreitet in England auch Pferderennen (zum Beispiel in Wolverhampton) und lernt die englische Pferdezucht kennen und schätzen. Daraufhin importiert er als Erster englische Pferde in die Schweiz. Mit Abt Heinrich Schmid (1801–1874) von Einsiedeln plant und realisiert er eine grosse «Veredelung schweizerischer Pferderassen». [5]

1847 Im Alter von 25 Jahren zieht Heinrich Vogel in den Krieg. Er kämpft im Sonderbundskrieg als Artillerieleutnant auf der Seite der eidgenössischen Truppen unter General Guillaume Henri Dufour (1787–1875). [6]

1849 Heinrich Vogel heiratet Carolina Saluzzi (1825–1902), die Tochter des Bergamasker Seidenindustriellen Otto Saluzzi. Das Ehepaar hat sechs Kinder: Alice Maria Octavia (1849–1876), Carl (1850–1911), Johann Jakob Otto (1852–1919), Max Peter Heinrich (1854–1919), Heinrich Robert Thomas (1863–1888) und Richard (1870–1950). [7]

1852–1854 Vogel baut das Hammergut, den musterhaften Bauernhof an der Sinserstrasse mit Bauernhaus und Stallungen. Das Hammergut besticht als Ensemble durch seine gestalterische Einheitlichkeit. Hier züchtet Heinrich Vogel seine edlen Pferde, hält Nutztiere und lässt Obst- und Gemüsegärten anlegen. Auf dem grossen Anwesen entsteht nach und nach ein Herrschaftshaus. [8]

1855 Vogels landwirtschaftliches Wissen ist so gross und wird wertgeschätzt, so dass er als schweizerischer «Kommissär für Landwirtschaft» an die Weltausstellung in Paris geschickt wird. [9] Im gleichen Jahr wird zum Major im eidgenössischen Artilleriestab ernannt. [10]

1856 Heinrich Vogel ist Mitglied des zugerischen Eisenbahnkomitees, das eine Erschliessung des Kantons Zug durch die Eisenbahn vorantreibt.

1861 Vogel-Saluzzi erwirbt aus einem Konkurs die benachbarte Papierfabrik Cham. Und er investiert kräftig. Es ist nichts weniger als ein unternehmerischer Geniestreich: Aus der gewerblichen Papiermühle wird eine moderne Papierfabrik: Vogel-Saluzzi schafft den industriellen Take-off. [11]

1865 Heinrich Vogel wird Kirchenrat der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde des Kantons Zug. [12]

1881 Vogels Papierfabrik schliesst einen Lizenzvertrag mit dem deutschen Chemiker Alexander Mitscherlich (1836–1918) ab. Damit kann die Chamer «Papieri» als erster Betrieb der Schweiz im Sulfitverfahren selber Zellulose aus Holz herstellen. [13] Sein Versuch, dieses Verfahren für die Schweiz zu monopolisieren, misslingt allerdings. [14]

1884 Heinrich Vogel-Saluzzi überlässt den Landsitz Hammer seinem Sohn Carl, der auch die Leitung der Papierfabrik übernimmt. [15]

1893 Heinrich Vogel-Saluzzi stirbt am 16. Januar in Zürich im Alter von knapp 71 Jahren. [16]


Würdigung

Heinrich Vogel-Saluzzi trug stets einen schwarzen Zylinder und einen etwas struppigen Bart. Er war ein wichtiger Industriepionier des Kantons Zug und insbesondere von Cham. Das Spezielle an seinem vielfältigen Wirken war seine Verbindung von Landwirtschaft und Industrie. Das liberale «Zuger Volksblatt» schrieb: «Seine Verdienste um Hebung der Industrie im Kanton Zug sichern ihm einen Ehrenplatz unter den zugerischen Industriellen.» Er habe «hunderten und hunderten von Arbeitern Verdienst und eine sichere Existenz verschafft». [17]


Einzelnachweise

  1. Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2006, S. 28
  2. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 55
  3. Zurfluh, Christoph, Hammer. Von der «Chupferstrecki» bis zur «Ära Lüdi» 2014, Cham 2014, S. 67
  4. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 28, 55
  5. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 28. Arnet, Edwin / Stadlin, Paul, Die Geschichte der Papierfabrik Cham, in: Festgabe Robert Naville zum 60. Geburtstag, Cham 1944, S. 158
  6. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 28
  7. Vgl. Anmerkung 3 (Zurfluh), S. 215. Vgl. Anmerkung 5 (Arnet / Stadlin), S. 160
  8. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 155
  9. Vgl. Anmerkung 3 (Zurfluh), S. 70
  10. Vgl. Anmerkung 5 (Arnet / Stadlin), S. 160
  11. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 28
  12. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.02.2024]. Morosoli, Renato, «Vogel-Saluzzi, Heinrich», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.12.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/030893/2011-12-02/ [Stand: 28.02.2019]
  13. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 28
  14. Morosoli, Renato, «Vogel-Saluzzi, Heinrich», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.12.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/030893/2011-12-02/ [Stand: 28.02.2019]
  15. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 36
  16. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 36
  17. Zuger Volksblatt, 19.01.1893