Villette, Park

Aus Chamapedia

Der Villette-Park aus der Luft, 1994
Die Brücke zum Inseli, 18.09.2019
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Die Parkerweiterung nach Westen von 2014
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Der Park rund um die Villa Villette ist heute eines der schönsten Ausflugsziele am Zugersee. Der Park entstand gemeinsam mit der Villa in den Jahren 1864 bis 1866 im englischen Stil. Bis 1948 war der Park im Privatbesitz; seither konnte die Einwohnergemeinde Cham Stück für Stück erwerben.


Chronologie

1865 Der Bauherr der Villette, Heinrich Schulthess-von Meiss (1813–1898), beauftragt den bekannten Gartenarchitekten Theodor Froebel (1810–1893) damit, einen standesgemässen Park als Umgebung der Villa Villette zu entwerfen. Froebel liefert 1865 einen Plan, der eine Gestaltung im englischen Gartenbaustil zeigt. Allerdings werden nicht alle Wege, wie auf dem Plan vorgesehen, realisiert. [1] Die Parkanlage beschränkt sich vorerst auf die östliche Seite der Gartenanlage. [2]

Theodor Froebel (1810–1893) ist damals einer der führenden Gartengestalter in der Schweiz. Seit 1834 ist er Universitätsgärtner im renommierten Botanischen Garten in Zürich war. Sein Lehrmeister war der bekannte deutsche Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné (1789–1866). [3]

In den Villette-Park kommen auch einzelne exotische Bäume wie etwa der freistehende Riesenmammutbaum (Wellingtonie) südöstlich der Villla und die wuchtige Zeder zwischen Pförtner- und Hauptgebäude. [4]

1948 Die Öffentlichkeit erwirbt den Villettepark – Stück für Stück. Der Hirsgarten im Osten des Lorzenausflusses ist schon lange für die Öffentlichkeit zugänglich, der Villettepark mit Inseli und Parkanlagen im Westen der Lorze blieb Privatbesitz. Das ändert sich jetzt. Die Gemeinde Cham verkauft den Schluechthof an den Kanton und ist deshalb gut bei Kasse. Deshalb kann sie einen ersten Teil des Villette-Parks im Umfang von 11'300 Quadratmetern von den vier Erbinnen der Anna Vogel-von Meiss (1858–1942) abkaufen. [5]

1949/1950 Die Einwohnergemeinde Cham schreibt einen öffentlichen Wettbewerb zur Gestaltung der Uferzone aus. Der Zuger Architekt Hanns A. Brütsch (1916–1997) gewinnt den Wettbewerb. Gebaut wird aber letztlich nur die Bogenbrücke über die Lorze. [6] Am 1. August 1950 werden Park und Brücke offiziell eingeweiht. Im gleichen Jahr wird die Villa Villette in zwei nebeneinanderliegende Wohnungen umgebaut. [7]

1951 Altbundesgärtner Jakob Jenny besucht den Villettepark und schreibt darüber: «Das Privatgut besteht aus einem sehr gepflegten Zierpark mit weiten Rasenflächen, Wäldchen und Baumgruppen, sowie aus einem landwirtschaftlich genutzten Teil, der aber ebenfalls sehr viel einheimische und fremde Gehölze aufweist.» [8]

1957 Der Ornithologische Verein Cham und Umgebung darf beim Villette-Inseli ein Zierentenbassin mit Zaun erstellen. In der Bewilligung heisst es: «Die Entenhüttchen sind ästhetisch der Parklandschaft des Villetteparkes anzupassen.» [9] Die Ausführung übernimmt das Chamer Baugeschäft E. Waller.

1958 In der Autobahnplanung favorisiert der Zuger Regierungsrat und Baudirektor Alois Hürlimann (1916–2003) gemeinsam mit Chamer Bauern eine Linienführung südlich der Bahnlinie. Wäre es also nach diesen Promotoren gegangen, wäre die Autobahn am Rande des Villetteparks durchgegangen, im schmalen Durchgang zwischen der Villa Villette und der Bahnlinie. Eine breite Gegnerschaft seitens der Gemeinde Cham und Fritz von Schulthess (1902–1991), Schlossherr von St. Andreas, unterstützt von der PR-Agentur Farner, bringt das Vorhaben zum Fall – und die Autobahn wird nördlich des Ortskerns realisiert. [10]

1972/1973 Im Ostteil des öffentlichen Villette-Parks richtet die Gemeinde einen Spielplatz ein, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Die Pläne dazu stammen vom Gartenarchitekten Adolf Zürcher (1934–2000) und von Josef Stähli (1922–2013). [11]

1974 Die Muttergesellschaft der Papierfabrik Cham, die Industrieholding Cham AG, geht an die Börse. Durch die familienfremden Aktionäre steigt der Druck, industriefremde Teile der Firma zu Geld zu machen. Deshalb will die Hammer AG (Immobilienfirma der Papierfabrik) im Zusammenhang mit der neuen Chamer Zonenplanung die Villa abreissen. An deren Stelle sollen ein Kleinhotel mit Hallenbad gebaut werden sowie 14 Eigentumswohnungen und Altersresidenzen. Die Uferpromenade mit dem alten Baumbestand soll öffentlich zugänglich sein, vom Dorf her werden zwei Fussgängerunterführungen auf das Areal geplant. Das Vorhaben kommt aber nie über das Vorprojekt der Zürcher Architekten Moser, Kuenzle und Gerber hinaus. Die kantonale Denkmalpflege wehrt sich gegen den Abbruch der Villa Villette. Da zu viele Auflagen und Einschränkungen bestehen, springen alle privaten Kaufinteressenten ab. [12]

1981 Die Papierfabrik Cham bietet Park und Villa der Einwohnergemeinde Cham zum Kauf an. Bei den Verhandlungen findet man sich bei 3,6 Millionen Franken für die Villa mit dem Park im Umfang von 46'410 Quadratmetern, was einem Quadratmeterpreis von 107 Franken entspricht. Die Chamer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger stimmen am 5. April mit einem Ja-Anteil von 90,2 Prozent dem Kauf zu (2872 Ja-Stimmen, 312 Nein-Stimmen). Nach dem Kauf des Villetteparks nutzt die Bevölkerung den Park intensiv als Naherholungsgebiet, 365 Tage im Jahr. [13]

1983 Die Halbinsel, die im Westen des Parks liegt, kommt als Schenkung zur Einwohnergemeinde. Es handelt sich um ein Grundstück in der Grösse von 508 Quadratmetern. [14]

1990 Der Villette-Park erhält eine neue Attraktion: Am 7. Juli wird im nordwestlichen Parkteil eine Minigolf-Anlage eröffnet. Es ist eine 18-Loch-Anlage aus Eternit, zudem ergänzt ein Pavillon die Anlage. Dort sind der Kassenbereich, eine Restaurationsnische und ein Clubraum für den Minigolfclub Cham untergebracht. [15]

2007 Im Zusammenhang mit einer Fassadenrenovation erarbeitet der Chamer Landschaftsarchitekt Benedikt Stähli für den Park ein «sorgfältiges Projekt, welches das äussere Erscheinungsbild der Villa abrundet». [16]

2012 Die Gemeinde Cham kann das Grundstück westlich des Villette-Parks von Eigentümerin Jacqueline Naville kaufen. Der Park im Umfang von 12'341 Quadratmetern kostet 3,4 Millionen Franken. An der Urne bewilligen die Chamerinnen und Chamer am 15. April den Kauf und die Zonenplanänderung «Täubmatt» (2258 Personen stimmen «Ja», 1845 sagen «Nein»). Damit ist die Gemeinde Besitzerin des Villetteparks mit insgesamt 70'051 Quadratmetern Fläche an schönster Lage direkt am See. [17]

2014 Die Parkerweiterung gegen Westen ist gestalterisch abgeschlossen und wird der Öffentlichkeit übergeben. [18] Mit dem Villettefäscht 2014 wird die Erweiterung des Parks gefeiert. [19]

2019 Die Wasserwerke Zug und die Einwohnergemeinde modernisieren die Beleuchtung im Park. Neu leuchten 56 LED-Lampen die Wege des Parks aus. Nötig wurde der Ersatz der 1990 in Betrieb genommenen Parkbeleuchtung, da ein Teil der Kandelaber sanierungsbedürftig war. [20]


Weitere Froebel-Pärke in Cham

Theodor Froebel gestaltete nicht nur den Villette-Park, sondern auch den Park des Schlosses St. Andreas sowie den Park der Villa Solitude auf der Täubmatt, beide ebenfalls in Cham direkt am Zugersee. [21] Demnach ist ein grosser Teil des Chamer Seeufers ursprünglich von Gartenbauarchitekt Froebel gestaltet worden.


Besondere Bäume im Villette-Park

Ein botanischer Spaziergang durch den Villette-Park lohnt sich sehr und gleicht einer Weltreise im Kleinen. Einheimische Rosskastanien sind ebenso anzutreffen wie amerikanische Roteichen, orientalische Platanen ebenso wie die kaukasische Flügelnuss, Pyramideneichen ebenso wie die italienische Erle, die Chilenische Araukarie ebenso wie die Kobushi-Magnolie. [22]


Dokumente

Bäume im Villette-Park, Broschüre, 2010


Pläne

Der Villette-Plan von Theodor Froebel, 1865

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Übersicht der Erweiterung des Villette-Parks 1948–2012

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Autobahn Kanton Zug, Plan, 1958

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Gemäss den Plänen der Zuger Regierung aus dem Jahre 1958 hätte die Autobahn quer durch Cham, nahe des Sees und damit der Villette, verlaufen sollen (grüne Spur)


Fotogalerie

«Park der Ruhe», ein Fotoessay von Thomas Gretener, das im Juni 1981 in den «Luzerner Neusten Nachrichten» erschien


Filmdokumente

Musiksendung «Für Stadt und Land» 1978

Am 5. Juni 1978 zeichnete das Schweizer Fernsehen (TV DRS) die volkstümliche Sendung «Für Stadt und Land» mit dem bekannten Moderator Wysel Gyr (1927–1999) im Villette-Park auf. Einen Auftritt hatte auch die Musikgesellschaft Cham (ab Minute 21:52). MG Cham-Mitglied August Sidler stellte die Chamer Musiklandschaft und die «Villette» sympathisch vor.

Villette Park im Herbst

Film von Leszek Stalmierski, undatierte Aufnahme


Einzelnachweise

  1. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 148
  2. Vgl. Anmerkung 1 (Grünenfelder), S. 149
  3. Stähli, Josef, Geschichte des Parkes «Villette» in Cham, in: Mitteilungen der Schweizerischen Gesellschaft für Gartenkultur, Band 11, 1993, S. 17f.
  4. Vgl. Anmerkung 1 (Grünenfelder), S. 149
  5. Vgl. Anmerkung 3 (Stähli), S. 17f.
  6. Horat, Heinz, Hanns Anton Brütsch Architekt BSA SIA - eine Monographie, Zug 2021, S. 131
  7. Vgl. Anmerkung 1 (Grünenfelder), S. 145
  8. Vgl. Anmerkung 3 (Stähli), S. 17
  9. Einwohnergemeindearchiv Cham, Bewilligung vom 29.07.1957, Schachtel Zugersee-Lorze
  10. Meisser, Claudio, Geschichte der Chamer Parklandschaft zwischen Zugersee und Eisenbahnlinie, Typoskript, Cham 2012
  11. Vgl. Anmerkung 1 (Grünenfelder), S. 145
  12. Vaterland, 03.09.1974. Grünenfelder, Josef / Schmuki, Christoph (Redaktion), Villette Cham, 2. Aufl., Cham 1991, S. 30
  13. Vgl. Anmerkung 12 (Grünenfelder / Schmuki), S. 39
  14. Vgl. Anmerkung 1 (Grünenfelder), S. 145
  15. Oehri, Hans-Martin, Minigolf «Villette» Cham, Factsheet, Juni 2023
  16. Frey, Georg / Twerenbold, Monika, Cham - Villa Villette (Fassadenrenovation), in: Tugium 24, 2008, S. 24
  17. Neue Zuger Zeitung, 15.04.2012
  18. Neue Zuger Zeitung, 19.02.2014
  19. Neue Zuger Zeitung, 30.08.2014
  20. Zuger Woche, 09.06.2019
  21. Vgl. Anmerkung 3 (Stähli), S. 17f.
  22. Schuler, Markus, Bäume im Villette-Park, Broschüre, Cham 2010