Industrieholding Cham AG

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Die Papierfabrik Cham wird von der börsenkotierten Familiengesellschaft zur echten Publikumsgesellschaft, indem sie 1973 eine Muttergesellschaft bekommt, die Industrieholding Cham AG. In ihr werden alle Aktivitäten der Papierfabrik zusammengefasst und an der Börse gehandelt. Bis 2009 besteht diese börsenkotierte Muttergesellschaft, die dann in die «Cham Paper Group» überführt wird.


Chronologie

1973 Die Papierfabrik Cham bekommt eine neue Struktur: Sie wird Teil der Industrieholding Cham AG, welche die neue, börsenkotierte Muttergesellschaft darstellt. Die Immobilien werden neu in der Hammer AG zusammengefasst, die ebenfalls Teil der Industrieholding Cham ist. [1] Der Clou mit der Börsenkotierung stammt vom damaligen Unternehmensleiter Gian Paolo Vogel (1922–2007): Dieser kauft für die Papierfabrik die Gutor AG in Wettingen, eine Fabrik für Transformatoren und Elektroschalter, was nicht zum Papiergeschäft passt. Doch Vogel kauft die Gutor, weil sie an der Börse kotiert ist. Er fusioniert die neu gegründete Muttergesellschaft der Papierfabrik Cham, die Industrieholding Cham, mit der Gutor und ist damit Chef einer börsenkotierten Gesellschaft. [2]

1978

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Die Chamer «Papieri» kauft die Papierfabrik Cartiera di Locarno in Tenero TI (Bild, 1948) und nennt sich neuerdings Papierfabriken Cham-Tenero AG, die mit 5 Papiermaschinen in Cham und 2 Maschinen im Tessin arbeitet. Doch die Ära der Diversifikation und Zukäufe wird nach grossen Verlusten abrupt gestoppt: Der Unternehmensleiter der Papierfabrik, Gian Paolo Vogel, wird von der Generalversammlung der Industrieholding abgewählt. Das geschieht nur sehr selten. [3]

1980–1982 Die Unternehmungsberatung McKinsey untersucht alle Abläufe und die Kosten der Papierfabrik. Diese Analyse führt zu grossen Veränderungen und harten Einschnitten. [4] In der Fabrikation werden die Papiermaschinen PM 1, PM 2 und PM 3 stillgelegt. Die neue Strategie setzt voll auf Spezialpapiere. [5]

1995 Die Industrieholding Cham erzielt einen Umsatz von 481 Millionen Franken. Das ist mehr als eine Verdoppelung gegenüber 1991 (194 Millionen Franken) und hängt mit dem Kauf der Kardex-Gruppe zusammen. [6]

1996 Der Exportanteil der Industrieholding Cham steigt weiter: In der Schweiz erzielt die Gruppe gerade noch 5,7 Prozent ihres Umsatzes (1992: 22,4%). [7]

2004 Die BURU Holding AG der Familie Buhofer-Rubli erwirbt mehr als 20 Prozent der Industrieholding Cham und ist damit neue Hauptaktionärin. In der Folge wird die Kardex-Remstar-Gruppe abgespalten. [8]

2006 Als Vertreter der BURU Holding AG kommt Philipp Buhofer (*1959) in den Verwaltungsrat der Industrieholding Cham und übernimmt den Vorsitz. [9]

2008 Die Industrieholding Cham erzielt einen Umsatz von 367 Millionen Franken und einen Reingewinn von 6,9 Millionen Franken. 95 Prozent des Umsatzes stammen aus dem Papiergeschäft der Cham Paper Group, 5 Prozent von der Hammer-Retex-Gruppe. Doch Letztere ist viel profitabler: 55 Prozent des Finanzergebnisses (EBIT) stammen von der Hammer-Retex. [10]

2009

Claude Ebnöther (*1949) (links), Hammer Retex, und Philipp Buhofer (*1959), Verwaltungsratspräsident der Industrieholding Cham, an der Generalversammlung vom 24. April 2009 im Lorzensaal Cham

Die BURU-Holding der Familie Buhofer-Rubli erhöht ihren Aktienanteil auf 34 Prozent. [11] Die Besitzerin der Hammer-Retex-Gruppe, die Industrieholding Cham AG, ordnet ihre Firmenaktivitäten neu. Dabei verkauft sie die Hammer-Retex AG der Seewarte Holding AG, der Immobiliengesellschaft der Ernst-Göhner-Stiftung. Die neue Eigentümerin bezahlt 62 Millionen Franken für 45 Prozent der Aktien der Hammer-Retex; die verbleibenden 55 Prozent werden als Sachdividende an die Aktionäre der Industrieholding ausgeschüttet. [12] Die Industrieholding Cham, seit 1973 unter diesem Namen firmierend, heisst ihrer neuen Ausrichtung entsprechend nun «Cham Paper Group». [13] Damit geht die Geschichte der Industrieholding Cham zu Ende.


Würdigung

Die Industrieholding Cham bestand von 1973 bis 2009 als Muttergesellschaft der Papierfabrik Cham. In dieser Zeit war sie quasi die Botschafterin der Chamer Industrieaktivitäten in der Börsenwelt.


Einzelnachweise

  1. Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2007, S. 266
  2. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 156
  3. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 156, 166
  4. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 267
  5. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 186, 195
  6. Industrieholding Cham, Annual Report 1995, S. 4
  7. Industrieholding Cham, Annual Report 1996, S. 10
  8. Neue Zürcher Zeitung, 22.10.2007
  9. Neue Zürcher Zeitung, 22.10.2007
  10. Industrieholding Cham, Annual Report 2008, S. 2
  11. Handelszeitung 04.11.2009
  12. Zuger Zeitung, 19.03.2009
  13. Neue Zürcher Zeitung, 19.03.2009