Sinserstrasse 37

Aus Chamapedia

Das Haus Sinserstrasse 37, 1986
Liegenschaft Sinserstrasse 37, Ansicht Süd-Ost, 11.07.2023
Liegenschaft Sinserstrasse 37, Ansicht Ost, 11.07.2023
Liegenschaft Sinserstrasse 37, Ansicht Nord-Ost, 11.07.2023
Liegenschaft Sinserstrasse 37, Detail Eingang Ost, 11.07.2023

Die herrschaftliche Villa wird 1874 von Hieronymus Baumgartner erstellt. Später wird sie von der Papierfabrik Cham und geht 1972 in den Besitz der Hammer AG über. Heute ist sie in Privatbesitz.


Chronologie

1874 Es ist der 24-jährige Hieronymus Baumgartner (1850–1929), der in diesem Jahr diese Villa (Ass.-Nr. 193a) erbauen lässt. [1] Aufgewachsen in der nahen Obermühle, ausgebildet in Cham, Engelberg OW und Feldkirch A, verkauft er die Obermühle und zieht in die herrschaftliche Villa an der Sinserstrasse 37. Er betreibt hier eine Getreide- und Futtermittelhandlung. [2] Ursprünglich war das Mandardzeltdach mit Schiefer gedeckt. [3]

1875 Zur Liegenschaft wird eine Scheune mit Mühle (Ass.-Nr. 193b) und eine Jahre später ein Hühnerhaus (Ass.-Nr. 193c) erstellt. [4]

1902 Bei einem Föhnsturm bricht am 31. Mai in Baumgartners Villa ein Feuer aus. Der Dachstuhl wird zerstört. [5]

1932 Die Erben von Hieronymus Baumgartner verkaufen das Haus am 24. März der Papierfabrik Cham. Zum Haus gehören auch Ökonomiegebäude wie Scheune und Garagen. [6]

1942 Rolf Blum (1916–2011), der Leiter des Baubüros der Papierfabrik, zieht mit seiner Familie in die Parterrewohnung der Villa; er wohnt dort bis 1960. [7]

1972 Die Papierfabrik Cham AG strukturiert sich neu und fasst die fabrikeigenen Liegenschaften in der Firma Hammer AG zusammen. [8] Damit ist die neu gegründete Aktiengesellschaft auf einen Schlag die grösste Immobilienbesitzerin in Cham mit über 300 Wohnungen. Sie wird Teil der börsenkotierten Industrieholding Cham AG. [9] Damit ist auch die Sinserstrasse 37 im Besitz der Immobilienfirma Hammer AG.

1982/1983 Die Liegenschaft wird nach einem Mieterwechsel einer Innenrenovation unterzogen. [10]

1986 Im Innern befinden sich zwei 7-Zimmer-Wohnungen. Das Objekt hat einen Verkehrswert von 900'000 Franken, wirft jährlich einen Ertrag von 35’880 Franken ab, was einer Bruttorendite von 3,99 Prozent entspricht. Die Heizung, das Dach und die Fassade gelten als renovationsbedürftig. Ein Verkauf der Liegenschaft wird auf den Zeitraum nach der Planung für die umliegende Arealbebauung festgelegt. [11]

2009 Aus dem Mehrfamilienhaus wird nach einem Umbau ein grosszügiges Einfamilienhaus. [12]

2024 Das Gebäude ist im Inventar der schützenswerten Denkmäler aufgeführt, steht aber nicht unter Denkmalschutz. [13] Die Liegenschaft ist im Besitz von Jorma und Tarja Jokela aus Zug. [14]


Repräsentation

Das Gebäude ist mit seiner repräsentativen Ausstrahlung das Zeugnis eines steilen gesellschaftlichen Aufstiegs. Erbauer Hieronymus Baumgartner wollte nicht mehr in der dunklen Obermühle seines Vaters wohnen und arbeiten, sondern in einer hellen, herrschaftlichen Villa an der Verkehrsader Sinserstrasse. Prompt gelang dem gelernten Müller und Bäcker eine steile Karriere in der Politik: Er wurde Gemeindepräsident und Kantonsrat; die Wahl in den Regierungsrat lehnte er ab. [15]


Würdigung

Das Haus ist im Inventar schützenswerter Denkmäler enthalten. Das Amt für Denkmalpflege und Archäologie schreibt dazu: «Das 1874 erstellte, spätklassizistische Wohnhaus zeigt die für die Bauzeit typische Architektur eines repräsentativen Mehrfamilienhauses mit strengen, sorgfältig durchgestalteten Formen. Es entstand zu dem Zeitpunkt, als sich Cham vom Bauern- und Handwerkerdorf zum Industrieort zu wandeln begann. Als einer der wenigen erhaltenen Bauzeugen der frühen Industrialisierung von Cham kommt ihm eine hohe Bedeutung zu. Ortsbaulich korrespondiert das zweigeschossige Mansardhaus mit weiteren freistehenden Wohnhäusern entlang der Sinserstrasse (Ass. 394a u. 320a), wo es neben dem Gasthaus Rössli (Ass. 14a) aus dem Ende des 18. Jahrhunderts heute das älteste erhaltene Gebäude darstellt. Als Pendant zum Gasthaus am südlichen Strassenende bildet das spätklassizistische Mehrfamilienhaus den nördlichen Schluss.» [16]


Aktueller Kartenausschnitt

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Einzelnachweise

  1. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  2. Zuger Volksblatt, 16.12.1929
  3. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 140
  4. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  5. Zuger Neujahrsblatt, Chronik 31.05.1902
  6. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 2. Band
  7. Blum, Rolf William, Dankbarer Rückblick auf ein reich erfülltes Leben, o. D., S. 21
  8. Neue Zuger Zeitung, 25.05.2002
  9. Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2007, S. 142
  10. Staatsarchiv Zug, P 347, Papierfabrik Cham, Ordner Hammer AG, Leitbild und Planung 1986–1996
  11. Staatsarchiv Zug, P 347, Papierfabrik Cham, Ordner Hammer AG, Leitbild und Planung 1986–1996
  12. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventarblatt, Ass.-Nr. 193a [Stand: 05.07.2023]
  13. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventar der schützenswerten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 413 [Stand: 11.04.2024]
  14. www.zugmap.ch, Eintrag Grundstücknummer 413; Grundbuchfläche: 546 m², Gebäude: 177 m², übrige befestigte Fläche mit Trottoir: 89 m², Wasserbecken: 84 m², Gartenanlage: 253 m² [Stand: 05.07.2023]
  15. Zuger Volksblatt, 16.12.1929
  16. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventarblatt, Ass.-Nr. 193a [Stand: 05.07.2023]