Blum Rolf (1916–2011)

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Portrait von Blum Rolf (1916–2011)
Portrait von Blum Rolf (1916–2011), im Alter

Vorname: Rolf
Nachname: Blum
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 14. Juni 1916
Geburt­sort: Zürich ZH
Todes­datum: 9. Januar 2011
Todes­ort: Zürich ZH
Beruf: Architekt, Kantonsbaumeister

Rolf Blum wirkte während 28 Jahren als Architekt der Papierfabrik Cham und erstellte in dieser Zeit wichtige Bauten. Zudem präsidierte er die Baukommission der Gemeinde Cham. 1970 wurde er Kantonsbaumeister in St. Gallen.



Stationen

1916 Rolf William Blum kommt am 14. Juni als dritter Sohn von Luise und Fritz Blum-Bollinger in Zürich zur Welt. Sein Vater Fritz ist Rektor der Freien Evangelischen Schule. [1]

Jüngling Rolf Blum

1928 Schon als Kind interessiert sich Rolf für das Bauen. Sein «erstes Bauwerk» ist der Hasenstall, wenig später folgt der Bau eines begehbaren Hühnerstalls. [2]

1933 Statt nach der Sekundarschule für die Matura an die Mittelschule zu wechseln, wird Rolf Blum in den Landdienst in Ecublens VD geschickt, offenbar wegen ärztlich diagnostizierter Blutarmut. [3] Hinterher entscheidet sich Rolf für eine Bauzeichnerlehre in einem Zürcher Architekturbüro.

Als Student

1937 Nach Lehrabschluss folgen drei Studienjahre am Technikum in Winterthur, er bildet sich zum Architekten aus. Nebenbei kann er Erfahrungen auf Baustellen sammeln. [4]

1939 Noch als Student darf Blum für die Landesausstellung die Pläne für die «Küchliwirtschaft» erstellen. [5]


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Als Ruderer


Während eines Anlasses in der Papierfabrik

1942 Architekt Rolf Blum wird Chef der Bau- und Liegenschaftsabteilung der Papierfabrik Cham. [6] Im gleichen Jahr erstellt die Papierfabrik eine neue Fabrikhalle für die Papiermaschine 4 – es ist denkbar, dass Blum aufgrund dieser Bauaufgabe zur Papierfabrik Cham stösst.

Rolf Blum informiert in der Papierfabrik

1943 Obwohl bereits bei der Papierfabrik in leitender Stellung, besucht Rolf Blum als Fachhörer Architektur-Vorlesungen an der ETH in Zürich. [7]

1944 In Folge realisiert das Baubüro der Papierfabrik unter der Leitung von Rolf Blum zahlreiche Um- und Neubauten auf dem Fabrik-Gelände: So etwa der Umbau des Bürogebäudes von 1944, der Einbau der Kantine 1951, den Neubau für die Tochterfirma Durolux von 1955, das Schmiedegebäude von 1957 (Werkstattgasse), das Werkstattgebäude von 1957 (Werkstattgasse 10), das Kesselhaus von 1957 (Papieriring 3), das neue Gebäude für die Papiermaschine 5 (1958), das Zentrallager von 1962, die Streichküche (Pastenaufbereitung) von 1962, der Neubau der Pavatex von 1965, die Aufstockung des Bürogebäudes von 1965, das Pressegebäude von 1971 sowie viele Umbauten und Erweiterungen. [8]


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Verlobt: Heidi Bosshard und Rolf Blum


1946 Blum verlobt sich am 15. September mit Heidi Bosshard (1925–2010), einer angehenden Kinderkrankenschwester aus Zürich. [9]


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Heirat in Zürich am 26. Juni 1947


1947 Heidi Bosshard und Rolf Blum heiraten am 26. Juni in Zürich. Das junge Ehepaar wohnt in der Papieri-Villa an der Sinserstrasse 37 in der Parterrewohnung. [10]

1948 Tochter Maya Franziska kommt zur Welt, vier Jahre später folgt Ursula Margret. [11]

1957 Rolf Blum leitet nicht nur das Baubüro in Cham, sondern ist in der ganzen Cham-Gruppe zuständig für Planung und Bauten, also auch in Deutschland und Frankreich.

Zuhause in Cham wird er zum Präsidenten der Baufachkommission berufen. In dieser Funktion leitet er die wichtige Ortsplanungskommission. Auch muss er sich zur Wehr setzen, als der Kanton Zug die Linienführung der geplanten Autobahn mitten durch das Papieri-Gelände plant – und zwar ebenso als Papieri-Architekt wie als Baukommissionspräsident. Mit vereinten Kräften gelingt es, die Autobahn etwas nach Norden zu verlegen. [12]


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Das Haus an der Bergackerstrasse 23


1960 Die vierköpfige Familie Blum-Bosshard hat an der Sinserstrasse wenig Platz. Deshalb freut sich Blum über ein Grundstück auf dem Bergacker, das die Papierfabrik ihrem Architekten zur Verfügung stellt. Blum kann selber an der Bergackerstrasse 23 das Wunsch-Einfamilienhaus entwerfen und bauen. Der Mietzins entspricht nur einem Bruchteil des effektiven Marktpreises. Zudem unterhalten Gärtner der Papierfabrik den Garten. [13]

1962 Konzernarchitekt, Baukommissionspräsident, Familienvater, zudem noch Mitglied der kantonalen Natur- und Heimatschutzkommission – Symptome eines Nervenzusammenbruchs zwingen Rolf Blum, einen Erholungsurlaub einzulegen. [14]

1966 Bei der Gründung der Stiftung Altersheim Cham wirkt Rolf Blum mit; er wird Mitglied des ersten Stiftungsrats. [15]


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Ferienhaus in Unterägeri


1967 Im Gebiet Wilbrunnen in Unterägeri kann Blum ein Ferienhaus erbauen. [16]


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Mit Papieri-Chef Robert Naville (1884–1970)

1969 Papieri-Chef Robert Naville (1884–1970) war zurückgetreten, was für Konzernarchitekt Blum bedeutet, dass er diverse Machtkämpfe im Betrieb mitbekommt und nacheinander verschiedenen Mitgliedern des Verwaltungsrats rapportieren muss. Als dann noch eine Beschneidung seiner Kompetenzen droht, ist das für Blum zuviel. Er kündigt. [17]

1970 Blum findet eine neue Aufgabe: Nach 27 Dienstjahren in Cham wird Rolf Blum Kantonsbaumeister in St. Gallen. [18] Blum pendelt zwischen Cham und St. Gallen.


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Rolf Blum mit Bundesrat Hans Hürlimann (1918–1994) (links)


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Rolf Blum als Kantonsbaumeister in Rapperswil, 1973


1971 Ein Jahr nach Amtsantritt zügelt die Familie Blum-Bosshard von Cham nach St. Gallen an die Rilkestrasse 11. [19] Blum kann in der Folge wichtige Bauten im Kanton St. Gallen begleiten, etwa den Neubau des Arbeits- und Hauswirtschaftslehrerinnenseminar Gossau, die Renovation des Stiftsbezirks in Gallen, die Renovation des Bads in Pfäfers, das ehemalige Kloster Mariaberg in Rorschach, das Technikum in Rapperswil und vieles mehr. [20]


Auf einer Skitour

1982 Rolf Blum tritt am 20. Januar in den Ruhestand, nach gut 11 Jahren an der Spitze des Kantonsbauamts. [21]

1984 Eine Hüftoperation zwingt Blum, etwas kürzer zu treten. Er muss seinen geliebten Skisport aufgeben. [22] Dennoch lässt er es nicht nehmen, selber die Bauleitung für die Renovation des Elternhauses seiner Frau in Zürich zu übernehmen. Nach gelungener Renovation ziehen Heidi und Rolf an die Möhrlistrasse in Zürich. [23] In der Folge unternehmen sie viele Auslandsreisen.

Rolf Blum im Alter

2011 Blum stirbt am 9. Januar im Alter von 94 Jahren. [24]


Anekdote

Am 7. Februar 1942 kam es zu einem peinlichen Vorfall. Rolf Blum musste sich an diesem Tag bei der Papierfabrik Cham vorstellen. Weil er an jenem Samstag an einem Skirennen in Engelberg teilnehmen sollte, kam er im Skikostüm zum Bewerbungsgespräch – nicht ahnend, dass Papieri-Chef Robert Naville ihn in seine stilvolle Villa Hammer laden würde, wo sich Blum in den Skikleidern völlig deplatziert vorkam ...! Dennoch erhielt er die Anstellung bei der Papieri. [25]


Würdigung

Rolf Blum kam im Alter von 26 Jahren als ausgebildeter Architekt nach Cham und blieb 27 Jahre lang. Das heisst: Er verbrachte die wichtigsten Jahre seines Erwerbslebens in Cham. Zum einen in der Papierfabrik, wo er mit der Erstellung diverser Bauten seine bleibenden Spuren zurückliess. Zum anderen als Präsident der Baufachkommission Cham und der Ortsplanungskommission. In diesen Funktionen brachte er es nach jahrelangen Verhandlungen zustande, dass die Autobahn nicht über den Kemberg und über das Papieri-Gelände gebaut wurde. Insofern haben Blums Tätigkeiten für das Zentrum von Cham bis in die Gegenwart positive Auswirkungen.


Einzelnachweise

  1. Blum, Rolf William, Dankbarer Rückblick auf ein reich erfülltes Leben, 2003, S. 1
  2. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 3
  3. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 7
  4. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 9
  5. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 9
  6. Neue Zürcher Zeitung, 05.01.1970
  7. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 9
  8. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 28ff.
  9. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 18
  10. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 19–21
  11. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 22
  12. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 33ff.
  13. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 24
  14. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 38
  15. Geschichte Alterszentrum Büel, Cham, abrufbar unter www.buel-cham.ch [Stand: 12.03.2024]
  16. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 26f. Ende der 1980er-Jahre kauft der bekannte Skirennfahrer Peter Müller (*1957) das Haus. Er bricht das Haus ab, um auf dem Grundstück «eine grosse, protzige Villa zu bauen». vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 60
  17. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 39
  18. Neue Zürcher Zeitung, 05.01.1970
  19. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 22
  20. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 44–53
  21. St. Galler-Chronik; in: Neujahrsblatt/Historischer Verein des Kantons St. Gallen, 1982, S. 45
  22. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 11
  23. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 58f.
  24. Freundliche Mitteilung von Ursula Steinmann-Blum, Ried-Brig VS, 18.03.2024
  25. Vgl. Anmerkung 1 (Blum), S. 16