Fabrikstrasse 5, Bürogebäude
Das Bürogebäude der Papierfabrik Cham an der Fabrikstrasse stammt von 1924 und bildet – zusammen mit dem Kalanderbau – den fulminanten Auftakt zum ausgreifenden Fabrikationsgelände.
Chronologie
1924 Die Papierfabrik Cham ist auf Wachstumskurs: Sie hat seit 1912 eine neue PM 3 erhalten, das Aktienkapital erhöht, einen eigenen Geleiseanschluss bekommen und jetzt, 1924, die wöchentliche Arbeitszeit von 48 auf 52 Stunden verlängert. [1] Um den gestiegenen Platzbedarf für Büro, Verwaltung, Buchhaltung und Entwicklung decken zu können, lässt die Papierfabrik Cham ein grosses Büro- oder Verwaltungsgebäude (Ass.-Nr. 30a) erstellen. Mit dem Auftrag wird die Zürcher Baufirma Locher & Cie. betraut. Platziert wird es neben dem Kalanderbau am südlichen Ende des Fabrikareals, direkt an der Fabrikstrasse, und bildet damit den fulminanten Auftakt zum ausgreifenden Fabrikationsgelände. Es handelt sich um eine Skelettkonstruktion in Stahlbeton, die verputzt ist und damit anders wirkt als die unverputzten Fabrikbauten. Der Haupteingang mit Vordach befindet sich ursprünglich auf der Westseite des Gebäudes, wo ein repräsentativer Eingangsbereich die Leute empfängt. [2]
1930 Weil zwischen Kalanderbau und Bürogebäude die eingeschossige Ausrüsterei (Ass.-Nr. 30b) entsteht, wird der Haupteingang zum gepflästerten Zugangsbereich auf der Ostseite des Gebäudes verlegt. Die Eingangstür ist mit einem Kunststeingewände eingefasst und mit einem Vordach gedeckt. [3]
1944 Das fabrikeigene Baubüro bewerkstelligt einen Umbau des Bürogebäudes. [4]
1965 Um mehr Platz für den weiter wachsenden Betrieb und die Verwaltung zu schaffen, lässt die Papierfabrik das Bürogebäude um eine Etage aufstocken. [5]
2024 Das Verwaltungsgebäude und die ehemalige Ausrüsterei sind im Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham aufgeführt. [6]
Zwei Kunstobjekte
Beim einstigen Haupteingang der Papierfabrik sind zwei Kunstobjekte zu sehen. An der südöstlichen Gebäudeecke befindet sich im zweiten Obergeschoss ein sgraffitoähnliches Wandbild, das einen Bären zeigt. Der Bär ist das Wappentier von Cham, und er trägt eine Papierwalze mit den Buchstaben «PC», den Initialen der «Papierfabrik Cham».
Links neben dem Eingang ist in der Wand ein Relief aus Bronze eingelassen. [7] Die Tafel ist ein Geschenk der Arbeiterschaft an die Fabrik zu ihrem 300-Jahr-Jubiläum im Jahr 1957, die dafür Geld sammelte. Erstellt hat das Präsent aus Bronze der Bildhauer und ETH-Dozent Hans Gisler (1889–1969). Personalchef Karl Huber (1892–1966) übergab das Relief, obwohl er bereits in Pension war; aber er wollte sich diesen feierlichen Moment nicht nehmen lassen. [8]
Würdigung
Die Architekturhistorikerin Viola Müller (*1966) meint zum Gebäude: «Dem Bürogebäude kommt als Sitz der Verwaltung der Papierfabrik Cham besondere wirtschaftshistorische Bedeutung zu. Das Gebäude ist zudem ein früher Vertreter des Stahlbetonbaus. Während die ersten Hochbauten in Stahlbeton noch in historistischen Stilen erstellt wurden, zeigt das Bürohaus bereits eine sehr reduzierte Formensprache. Ortsbaulich ist das Bürogebäude zusammen mit dem Kalanderbau (Ass.-Nr. 30c) von Séquin & Knobel als Kopfbau äusserst bedeutend. An der Brücke über die Lorze markiert die Gebäudegruppe den Beginn der Fabrikanlage, die sich von hier ausgehend über 400 m lorzeabwärts entwickelt.» [9]
Situation
Aktueller Kartenausschnitt
Einzelnachweise
- ↑ Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2007, S. 265
- ↑ Müller, Viola, Die Papierfabrik Cham. Baugeschichte und Detailinventar, Direktion des Innern des Kantons Zug/Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Zug 2014, S. 25
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Müller), S. 25, 27
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Müller), S. 25
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Müller), S. 25
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 3369 [Stand: 25.05.2024]
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Müller), S. 25
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 100
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Müller), S. 26