Wappen

Aus Chamapedia

Das Chamer Gemeindewappen zeigt einen aufrecht stehenden roten Bären von der Seite vor weissem Hintergrund. Normalerweise geht der Bär nach links. Doch da in der Wappenkunde die Seiten eines Wappens aus der Sicht des den Schild haltenden Ritters bezeichnet werden, schreitet der Chamer Bär also nach rechts.

Wappen der Stadt Zug und der Vogteien Cham und Hünenberg – die gemeinsam eine Pfarrei bilden – am Fuss der Turmmonstranz von 1608
Ausschnitt aus der Zürcher Karte von Hans Konrad Gyger (1599–1674), mit einem roten Bären nach rechts, 1667
Im Vorfeld des Sempacherkriegs erobern 1385 die Zuger und Schwyzer die Burg St. Andreas. Erkennbar sind an der Schlossmauer die Wappen der Stadtzuger Vogteien Hünenberg und Cham, 1668


Chronologie

1348 An einer heute im Staatsarchiv Zürich aufbewahrten Urkunde des Hartmann von Cham hängt ein Siegel mit einem Bären. [1] Die von Cham, ein niederadliges Geschlecht (nicht zu verwechseln mit dem späteren Familiennamen Ritter) sind als Meier (Gutsverwalter) am Hof Cham, der dem Zürcher Fraumünsterkloster gehörte, seit 1240 in Cham nachweisbar. Der Bär ist ihr Wappentier.

Im Verlauf des 14. Jahrhunderts lassen sich die von Cham in der Stadt Zürich nieder und werden dort später ein wichtiges Ratsgeschlecht. Als Bäcker sind sie Mitglieder der Zürcher Zunft zum Weggen und wählen den Weggen als Wappenmotiv. [2]

um 1490 Im zwischen 1489 und 1493 entstandenen Wappenbuch des Zürcher Ratsherren Gerold Edlibach (1454–1530) ist wiederum der Chamer Bär zu sehen.

1608 Das Gemeindewappen mit einem roten Bären erscheint auf der von Pfarrer Johannes Gugolz (1562–1635) und 70 weiteren Spendern aus Cham und Hünenberg in Auftrag gegebenen gotischen Turmmonstranz der Pfarrkirche St. Jakob. [3]

1631 Das Wappen erscheint mit den Ortsheiligen Jakobus und Andreas auf einer Gemeindescheibe mit der Aufschrift «Die gmein Kham 1631» (weitere Gemeindescheiben stammen aus den Jahren 1668 und 1708).

1667 Auf der Karte des Zürcher Kartografen Hans Konrad Gyger (1599–1674) erscheint der Chamer Bär mit der Angabe «Die alt Statt und Schloss Kham». Darauf schaut der rote Bär nach rechts.

Auf einer von Kaspar Brandenberg, Schlossherr in St. Andreas, gestifteten Wappenscheibe des Zuger Glasmalers Michael IV. Müller (um 1627–1684) sind an der Schlossmauer die Wappen der Gemeinden Hünenberg und Cham zu erkennen. Jetzt ist der Chamer Bär schwarz und geht nach links. Die Farbe und Ausrichtung des Wappentiers wechselt ab und zu, was nichts Besonderes ist. In neuerer Zeit wird ausschliesslich rot verwendet.

1791 Beim Neubau der Pfarrkirche St. Jakob wird das rote Chamer Wappentier auf weissem Grund auf den Schilden, die den Hochaltar und einen rechten Seitenaltäre zieren, angebracht. Noch fehlt der charakteristische blaue Zuger Balken. [4]

um 1806 Als einige Jahre später das Gehäuse für eine Orgel von Meister Franz Josef Remigius Bossard (1777–1853) aus Baar eingebaut wird, ist der rote Bär bereits vom blauen Balken belegt. [5]


Relief von 1924 beim ehemaligen Haupteingang des Asyls Cham, mit dem Bär nach links
Das Chamer Wappentier auf einem sgraffitoähnlichen Wandbild beim Haupteingang zum Bürogebäude der Papierfabrik. Der Bär trägt eine Papierwalze mit den Buchstaben «PC», den Initialen der «Papierfabrik Cham»

1958 Der Zuger Landschreiber und Heraldiker Ernst Zumbach (1894–1976) hält fest: «Heute ist der rote, nach rechts (vom Schild aus gesehen) schreitende Bär im silbernen Feld unangefochten und möge es in alle Zukunft so bleiben.» [6]


Vorkommen

Das Chamer Wappen ist unter anderem an folgenden Orten zu sehen:


Spekulationen zur Herkunft des Chamer Bären

Zahlreiche Kantone, Städte und Orte führen einen Bären in ihrem Wappen. So etwa Beispiel Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden, Berlin, Stadt und Kanton Bern oder die Stadt St. Gallen (mit goldenem Halsband).

Zum Chamer Bären publizierte der Zuger Arzt und Lokalhistoriker Franz Karl Stadlin (1777–1829) 1819 in seiner Zuger Kantonsgeschichte eine ältere volkstümliche Überlieferung. Stadlin schreibt: «Cham oder Camus habe ein Held geheissen, der aus Niederlanden hinauf hier zu einer Höhle gekommen – lange vor Christi Geburt – und mit ihren Bewohnern, alten und jungen Bären einen blutigen, aber für ihn siegreichen Kampf bestanden habe [...]». Daher trage Cham einen Bären im Wappen. [7]

Eine andere These vertreten die Zuger Wappenforscher Albert Iten (1891–1976) und Ernst Zumbach (1894–1976) [8]: Vermutlich stamme der Chamer Bär vom Familienwappen der Freiherren von Sellenbüren. Dieses Zürcher Adelsgeschlecht besass auch im Raum Cham Land und führte auf seinem Schild einen schwarzen Bärenkopf in Rot.

Wahrscheinlicher ist aber ein Bezug zum erwähnten und im 13. und 14. Jahrhundert in Cham ansässigen Rittergeschlecht der von Cham.


Fotogalerie


Filmdokumente

Ein leibhaftiger Bär tritt in Cham am Umzug der 1100-Jahr-Feier auf, 1958

Kinder tragen das Chamer Wappen am Umzug der 1100-Jahr-Feier, 1958

Am Stadtfest 1987 stellen Chamer Schülerinnen und Schüler ein riesengrosses Stadtwappen her – ein Weltrekord!


Einzelnachweise

  1. Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Abteilung 1, Urkunden, Bd. 3, Nr. 806 (13.12.1348). Wolf, Otto et al., Geschichte von Cham, Bd. 1, Cham 1958, S. 331
  2. Bernhard von Cham (1508–1571), von 1560 bis 1571 Bürgermeister der Stadt Zürich und reichster Eidgenosse seiner Zeit, verwendet wieder aus dem Schildfuss wachsende Bärentatze als Wappenmotiv. Iten, Albert / Zumbach, Eduard, Wappenbuch des Kantons Zug. Heraldik und Familiengeschichte. Wappenzeichnungen von Anton Wettach und Eugen Hotz. 2. Auflage, Zug 1974, S. 43f.
  3. Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 91f.
  4. Vgl. Anmerkung 2 (Iten / Zumbach), S. 237. Vgl. Anmerkung 3 (Grünenfelder), S. 88
  5. Vgl. Anmerkung 2 (Iten / Zumbach), S. 237
  6. Vgl. Anmerkung 1 (Wolf et al.), S. 332
  7. Stadlin, Franz Karl, Die Geschichten der Gemeinden Chaam, Risch, Steinhausen u. Walchwyl. Des ersten Theils zweiter Band, Luzern 1819, S. 5f.
  8. Vgl. Anmerkung 2 (Iten / Zumbach), S. 237