Langenegger Johann (Hans) (1918–2001)

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Portrait von Langenegger Johann (Hans) (1918–2001)
Portrait von Kaplan Johann (Hans) Langenegger (1918–2001)

Vorname: Johann (Hans)
Nachname: Langenegger
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 27. August 1918
Geburt­sort: Baar ZG
Todes­datum: 24. Juni 2001
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Seelsorger, Priester
Amt: Kaplan in St. Andreas
Religion: römisch-katholisch
Fried­hof: Cham Priesterfriedhof

Der aus Baar stammende Hans Langenegger war 45 Jahre lang Kaplan von St. Andreas und für die Schlosskapelle zuständig. Zudem unterstützte er den Pfarrer von St. Jakob in der Seelsorge und im Religionsunterricht. Im Volksmund wurde Langenegger «Städtliheer» genannt. Der letzte Kaplan im Städtli wohnte im Kaplanenhaus im Schlosspark.



Das Kaplanenhaus im Schlosspark St. Andreas, in dem Johann Langenegger 45 Jahre lebte


Stationen

1918 Johann Langenegger wird am 27. August in Deinikon bei Baar geboren. [1] Sein Vater Johann Langenegger (1892–1968) ist Korporationspräsident von Deinikon und Kirchenratspräsident von Baar, seine Mutter ist Emma Burkhardt (1891–1982) ab dem Zollhaus in Hünenberg. [2] Hans wächst mit sechs Geschwistern auf dem elterlichen Bauernhof auf. [3]

1925–1931 Johann Langenegger besucht die Primarschule in Baar. [4]

1931–1939 Langenegger besucht das Gymnasium in Engelberg OW. [5]

1939–1944 Während des Zweiten Weltkriegs studiert er am Priesterseminar Luzern und in Solothurn Theologie. [6] Das Studium wird mehrmals durch Einsätze im Aktivdienst unterbrochen. [7]

1944 Am 29. Juni wird Langenegger von Bischof Franz von Streng (1884–1970) in Solothurn zum Priester geweiht, am 2. Juli feiert er in Baar seine Primiz. [8]

1944–1956 Langenegger arbeitet ab dem Spätsommer 1944 als Vikar in der Heiliggeistkirche in Basel. [9]

1950 Langenegger wird Feldprediger in der Schweizer Armee. [10]

Die Kirchgemeinde informiert das Ehepaar von Schulthess–Page über die Wahl Langeneggers

1956 Johann Langenegger wird im Oktober der neue Kaplan in St. Andreas, als Nachfolger von Johannes Baptist Grossmann (1914–2007). [11] Auf diesem Posten wird er 45 Jahre bis zu seinem Tod bleiben. [12] Bereits sein Grossonkel Karl Josef Langenegger (1842–1892) war fast zwei Jahrzehnte Kaplan in St. Andreas. [13]

Johann Langenegger zieht ins Kaplanenhaus im Schlosspark St. Andreas. Seinen Haushalt besorgt Theres Jenni. Nach ihrem Tod führt Langeneggers Cousine Theres Burkhardt den Haushalt. [14] Zu seinem Pflichtenheft gehört das Lesen der Messe in der Kapelle St. Andreas. Zudem unterstützt er den Pfarrer der Pfarrkirche St. Jakob in der Seelsorge, erteilt Religionsunterricht, liest in der Kirche die Messe und nimmt den Gläubigen die Beichte ab. [15]

1994 Langenegger feiert sein goldenes Priesterjubiläum. [16]

Johann Langenegger in den letzten Lebenjahren in der Kapelle St. Andreas
Grabstein von Kaplan Hans Langenegger auf dem Priesterfriedhof Cham


2001 Langenegger stirbt am 24. Juni zwei Monate vor seinem 83. Geburtstag. [17] Am 28. Juni wird er in Cham auf dem Priesterfriedhof beerdigt. [18]

Mit Langeneggers Tod endet die Tradition der Kaplanei in St. Andreas, die 1348 durch eine Stiftung des Ritters Gottfried IV. von Hünenberg (gest. 1387) und seiner Ehefrau Margarethe von Friedingen, Besitzer der Burg St. Andreas, begonnen hatte.


Würdigung

Johann Langenegger wohnte 45 Jahre an einem sehr privilegierten Ort, im über 250 Jahre alten Kaplaneigebäude im Schlosspark von St. Andreas, das der Kirchgemeinde Cham–Hünenberg gehört. Allerdings wurde in dieser Zeit nur das Notwendigste renoviert und erneuert, zum Beispiel die Küche und das Badezimmer. [19]

Hans Langenegger war mit den Städtlibauern und den Menschen im Städtli besonders verbunden und wurde deshalb «Städtliheer» genannt. [20] Kaplan Langenegger war auch der Schlossherrschaft, Monica (1907–1995) und Fritz von Schulthess-Page (1902–1991) sehr verbunden. Hans Langenegger hat sehr viel beigetragen zum guten Einvernehmen zwischen der Kirchgemeinde und der Schlossherrschaft. [21]

Hans Langenegger wollte nie als Pfarrer eine Pfarrei führen. Ihm lag es mehr, als Helfer in einer Pfarrei zu wirken. [22]

Hans Langenegger war kulturell sehr interessiert. Er schätzte alles Edle und Schöne. Aus diesem Wissensdrang für das christliche, kulturelle Erbe durchwanderte er zur Entdeckung von Kirchen und Klöstern - oft nur ein Stück Brot im Sack - ungezählte Höhen und Täler der Schweiz und des süddeutschen Raumes. Eine reiche Bibliothek von Kunstbänden und Kunstgeschichte reihte sich mit den Jahren in seinem Arbeitszimmer. [23]

Das Bild «Heimkehr von der Ernte» 1844 von Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865), das eine Szenerie im nördlichen Zuger Kantonsgebiet zeigt, mit Blickrichtung Zugersee und Rigi

Als Kunstfreund war Langenegger daran beteiligt, einen Irrtum zu klären. Die Stadtbibliothek Zug hatte vom Volkskundemuseum Salzburg eine Fotografie eines verschollenen Biedermeiergemäldes erhalten, das eine Gruppe von Menschen in Zuger Tracht zeigt. Der Künstler war nicht bekannt. Kaplan Hans Langenegger brachte von einer Kunstreise ein reich illustriertes Heft «Oberösterreich» mit, in welchem das gesuchte Trachtenbild unter dem Titel «Heimkehr von der Ernte am Hallstättersee» publiziert war. Der Deiniker Korporationsbürger erkannte auf den ersten Blick, dass das Bild keine Landschaft aus dem Salzkammergut darstellt, sondern seine Baarer Heimat zeigt. Der Schöpfer des Gemäldes aus dem Jahr 1844 war kein Geringerer war als Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865), einer der bedeutendsten Maler der Biedermeierzeit. In Langeneggers Büchlein wurde das Gemälde vom renommierten österreichischen Kunsthistoriker Bruno Grimschitz (1892–1964) mit «Heimkehr von der Ernte am Hallstättersee» benannt. [24]


Anekdoten

In den 1960er-Jahren wurde erwartet, dass Katholiken zweimal während der Woche und natürlich am Sonntag die Messe besuchten. Vater Karl (1916–1973) und Sohn Karl Werder beschlossen eines Sonntags unabhängig voneinander, statt in die Kirche zum Bahnhof zu gehen, der Vater ging ins Restaurant, der Sohn erkundete mit Kollegen die Umgebung. Als Charly einen Blick ins Restaurant wagte, entdeckte er seinen Vater. Die beiden beschlossen, die Sache geheim zu halten. Beim Mittagessen fragte die Mutter, wer gepredigt habe. Darauf der Sohn, Kaplan Langenegger. Der Vater bestätigte und fügte bei, dass die Predigt wieder viel zu lange gedauert habe. Pech nur, dass die Mutter wusste, dass Kaplan Langenegger für zwei Wochen in den Ferien weilte. [25]

Als die katholischen Chamer Schulkinder in den 1970er-Jahren noch etwa alle vier bis sechs Wochen zur Beichte gingen, sprach sich schnell herum, dass man am besten bei Kaplan Langenegger beichte. Bei ihm gehe die Beichte zügig vonstatten, zudem müsse man als «Busse» im schlimmsten Fall nur zwei «Vaterunser» und ein «Gegrüsst seist du Maria» beten, da seien der Pfarrer und der Vikar viel strenger. [26]

Nach dem 2. Vatikanischen Konzil wurde es üblich, dass die Lesung im Gottesdienst durch Laien, die sogenannten Lektoren, vorgetragen wird. Als sich in den 1980er-Jahren ein noch wenig erfahrener Lektor anschickte, die Lesung vorzutragen, erwischte er die erste Lesung, statt der zweiten, die eingeplant war. Kaplan Langenegger hatte seine Predigt jedoch vollständig auf die zweite Lesung aufgebaut. Er meisterte die Situation souverän und flocht den Inhalt der zweiten Lesung in seine Predigt ein. Viele Kirchgängerinnen und Kirchgänger haben wohl gar nicht bemerkt, dass etwas schief gelaufen war. [27]

Kaplanei St. Andreas


Einzelnachweise

  1. Neue Luzerner Zeitung, 11.07.2001
  2. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]. Iten, Albert, Tugium Sacrum. Der Weltklerus zugerischer Herkunft und Wirksamkeit bis 1952, Stans 1952, S. 296
  3. Pfarrarchiv Cham, Lebenslauf von Hans Langenegger
  4. Vgl. Anmerkung 1
  5. Vgl. Anmerkung 1
  6. Vgl. Anmerkung 1. Vgl. Anmerkung 2 (Iten), S. 296
  7. Pfarrarchiv Cham, Lebenslauf von Hans Langenegger
  8. Vgl. Anmerkung 1. Vgl. Anmerkung 2 (Iten), S. 296
  9. vgl. Anmerkung 1
  10. Vgl. Anmerkung 2 (Iten), S. 296
  11. Neue Zürcher Nachrichten, 30.10.1956
  12. Vgl. Anmerkung 1
  13. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 35
  14. Pfarrarchiv Cham, Lebenslauf von Hans Langenegger
  15. Erinnerung von Thomas Fähndrich, Cham, 29.03.2024
  16. Vgl. Anmerkung 1
  17. Pfarrarchiv / Kirchgemeindearchiv Cham-Hünenberg, A 1/220, A 1/471, B 1/1720.
  18. https://www.kath.ch/skz/skz-2001/amtlich/bi29.htm, [Stand: 29.03.2024]
  19. Neue Luzerner Zeitung, 16.03.2002
  20. Hēr ist eine alte Bezeichnung für Herr und war die übliche Bezeichnung für Geistliche. Schweizerisches Idiotikon: Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Begonnen von Friedrich Staub und Ludwig Tobler, fortgesetzt unter der Leitung von Albert Bachmann, Otto Gröger, Hans Wanner, Peter Dalcher und Peter Ott. Frauenfeld 1881ff., Bd. 2, Sp. 1521/2
  21. Hans Schwerzmann, Präsident des Kirchenrats Cham–Hünenberg, in: Neue Luzerner Zeitung, 16.03.2002
  22. Freundliche Mitteilung von Leopold Kaiser, Zug, in der letzten Phase von Langeneggers Tätigkeit Pfarrer von Cham, 29.03.2024
  23. Hans Schwerzmann, Präsident des Kirchenrats Cham–Hünenberg, in: Neue Luzerner Zeitung, 16.03.2002
  24. Zuger Neujahrsblatt 1967, Herausgegeben von der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Zug, S. 42–45
  25. Werder, Charly, «Wer? der Charly», Typoskript, o. D., o. S.
  26. Erinnerung von Thomas Fähndrich, Cham, 29.03.2024
  27. Erinnerung von Thomas Fähndrich, Cham, 29.03.2024