Waller Josef (1820–1893)

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Vorname: Josef
Nachname: Waller
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 3. Januar 1820
Geburt­sort: Cham ZG
Todes­datum: 8. April 1893
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Weibel, Kirchmeier, Kantonsrat
Religion: römisch-katholisch
Partei: Freisinnig-Demokratische Partei FDP

Josef Waller war zu seiner Zeit eine einflussreiche und in der ganzen Gemeinde gut vernetzte Person. Als Gemeindeweibel, Kirchmeier und als Kantonsrat prägte er das öffentliche Leben in Cham in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert mit. Kurz vor seinem Tod errichtete Josef Waller eine Stiftung für junge Chamer Bürger, die ein Handwerk erlernen wollten.




Stationen

1820 Josef Waller wird am 3. Januar in Rumetik als Sohn von Paul (1793–1861) und Anna Maria, geborene Sidler, von Holzhäusern geboren. Er kann nur einige wenige Jahre die Schule besuchen und wird Landwirt. [1]

1848 Waller ist eine markante und einflussreiche Persönlichkeit. Mit 28 Jahren wird er Gemeindeweibel von Cham. Er übt das Amt von 1848 bis 1860 und von 1870 bis 1886 aus, also während fast drei Jahrzehnten. «Seine Wahl zu diesen öffentlichen Stellungen erfolgte unseres Erinnerns jeweilen ohne Opposition, so sehr hatte der Verstorbene das allseitige Zutrauen erworben.» [2]

1849 Josef Waller heiratet Elisabeth Grob aus Enikon.

1850 Weibel Waller wird zusammen mit Gemeindeschreiber Jakob Baumgartner (1824–1893) mit der Durchführung der ersten eidgenössischen Volkszählung in Cham beauftragt. [3]

1861 Am Abend des 15. Dezembers, um halben sieben Uhr, wird die geräumige Scheune von Gemeindeweibel Waller in Rumetik durch einen Brand zerstört. Zehn Feuerspritzen der Feuerwehr, «ca. 50 Windlichter und eine sehr grosse Menge Volkes» sind auf dem Brandplatz im Einsatz, aber das Wasser fehlt. [4] Nach dem Brand muss sich Alois Meier aus Rumetik öffentlich gegen das Gerücht wehren, er habe den Brand gelegt. Dies sei eine «äusserst lieblos erfundene Unwahrheit und strafwürdige Verdächtigung». [5] Schliesslich gesteht der 18-jährige Wagnerlehring Alois Bochsler von Oberrüti AG die Brandstiftung «durch Hineinwerfen einer brennenden Cigarre». Es sei betrunken gewesen. Das Strafgericht verurteilt Bochsler für diesen und für einen weiteren Brandstiftungsfall zu einer Stunde Schandbank, 40 Rutenstreichen und zwölf Jahren Zuchthaus (oder acht Jahren eventuellen Kettenanschluss) und lebenslänglicher Kantonsverweisung. [6]

1867 In den 1860er Jahren ist Josef Waller der Kirchmeier, der Finanzchef, der Kirchgemeinde Cham-Hünenberg: «Er hielt auf Ordnung, prompte und exakte Erledigung der ihm obliegenden Amtsgeschäfte und auf haushälterische Verwaltung und Verwendung der Gemeinde-Finanzen.» [7]

Bei der Renovation der Pfarrkirche St. Jakob lässt Pfarrer Jakob Blasius Fridlin (1834–1892) am 26. Juli im Beisein von Regierungsrat Jakob Hildebrand (1833–1885) und von Kirchmeier Josef Waller den Sarg des Bischofs ohne Namen öffnen. «Ueberraschender Weise» werden dabei «Schädel & Knochenüberreste von zwei Menschen vorgefunden, was bei der Eröffnung bei Anlaβ des Kirchenbaus a[nno] 1784 nicht der Fall gewesen zu sein scheint.» [8]

1870 Nach zehn Jahren Unterbruch wird Josef Waller wieder zum Gemeindeweibel gewählt. Mit 44 Stimmen setzt er sich gegen den bisherigen Amtsträger, Michael Villiger, der 25 Stimmen erhält, durch. [9]

1873 Gemeindeweibel Waller lässt das Haus Luzernerstrasse 9 im Kirchbüel erbauen. [10]

1881 Am 29. Oktober befindet die Gemeindeversammlung über ein «Entlassungsgesuch» von Gemeindeweibel Waller. Doch Waller muss eine weitere Legislatur im Amt bleiben. [11] Am 27. November wird Weibel Waller zudem für die Liberalen «bei verhältnißmäßig schwacher Betheiligung» in den Kantonsrat gewählt. [12] Als Vertreter des «gemässigten Fortschritts» [13] sitzt er bis zu seinem Tod im kantonalen Parlament. [14]

1883 Als Ersatzmann gehört Waller zudem auch dem kantonalen Kassations- und Revisionsgericht an. [15]

1892 Nach einem Jahrzehnt Ersatzdienst wird Josef Waller noch zum Kassations- und Revisionsrichter gewählt. [16]

1893 Josef Waller stirbt am 8. April. Seine Ehe blieb kinderlos und so wird «der letzte männliche Sprosse des in Cham verbürgerten Geschlechtes Waller zu Grabe getragen.» [17]

Zwei Monate vor seinem Tod verfasst Waller ein Testament. Von seinem Vermögen erhält die Bürgergemeinde 5000 Franken. Die jährlichen Zinsen der Stiftung ermöglichen jungen Chamern eine solide Berufsausbildung. [18] Ein weiteres Legat stiftet er zugunsten der Kirche St. Mauritius in Niederwil. [19]


Einzelnachweise

  1. Zuger Volksblatt, 13.04.1893
  2. Zuger Volksblatt, 13.04.1893
  3. Glauser, Thomas / Hoppe, Peter / Schelbert Urspeter, 12 Bevölkerungsporträts: eine Auswertung der Volkszählung von 1850, in: Der Kanton Zug zwischen 1798 und 1850, Bd. 2, Zug 1998, S. 108
  4. Zuger Volksblatt, 18.12.1861
  5. Zuger Volksblatt, 04.01.1862
  6. Zuger Volksblatt, 29.03.1862
  7. Zuger Volksblatt, 13.04.1893
  8. Pfarrarchiv / Kirchgemeindearchiv Cham-Hünenberg, Begleitnotiz von Pfarrer Fridlin zu einer Kantonschachtel mit Schuttmaterial und Knochenteilchen aus dem Sarkophag, 1867
  9. Neue Zuger Zeitung, 11.05.1870
  10. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2 Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  11. Zuger Volksblatt, 02.11.1881
  12. Neue Zuger Zeitung, 30.11.1881
  13. Zuger Volksblatt, 13.04.1893
  14. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
  15. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
  16. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]. Zuger Volksblatt, 29.03.1892
  17. Zuger Volksblatt, 13.04.1893
  18. Bürgerarchiv Cham, A 2.211. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 51
  19. Kirchgemeindearchiv Cham-Hünenberg, A 1/630