Dorfmärt

Aus Chamapedia

Die Bäckerei von Rotz aus Cham schuf am Dorfmärt eine Riesenerdbeertorte, April 1994
Marktstimmung am Dorfmärt, April 1996
Gemüse wechselt die Besitzerin, April 1996
Nach der Abstimmung über die Umfahrung Cham-Hünenberg 2007 findet der Dorfmärt für einmal auf der Zugerstrasse vor dem Neudorfcenter statt
Die Frauenriege des STV Hagendorn bietet im Märtbeizli Rösti an, 06.07.2019
Die Gärtnerei Arnold ist seit dem ersten Dorfmärt von 1993 dabei, hier beim Start in die 30. Saison, 09.05.2022
Das Werk- und Wohnheim Schmetterling am Jubiläumsdorfmarkt 2022
Die IG Hirse verkauft ihre Produkte auf dem Dorfmärt, unter anderem den neu produzierten Zuger Hirsewhisky (von links): Bruno Werder, Werner Gattiker und Gabriel Galliker, Geschäftsleiter der Firma Etter Kirsch

Der Chamer Dorfmärt wurde 1993 ins Leben gerufen, um den 1992 eingeweihten Dorfplatz vor dem Lorzensaal zu beleben. Mit dem Bezug des Neudorfcenters hatte sich der Schwerpunkt für den Verkauf von Konsumgütern vom Kirchbühl ins Städtli verlagert. Der Dorfmarkt sollte dieser Entwicklung entgegenwirken.


Chronologie

1992 Am 23. Mai werden der Lorzensaal, die Gemeindebibliothek und der Dorfplatz, das neue Zentrum, eingeweiht. Auf dem Gelände des «Milchsüdi»-Kesselhauses, auf den Liegenschaften des ehemaligen Hotels «Bären» und des Restaurants «Ritter» sowie auf dem Land der Gebrüder Rüttimann ist für 80 Millionen Franken ein «neues Herz für Cham» gebaut worden.

1993 Bei Cham Tourismus macht man sich Gedanken, wie der neue Dorfplatz belebt werden kann. Man entscheidet sich, während der warmen Jahreszeit einen Wochenmarkt durchzuführen. Mit dem Bezug des Neudorfcenters verlagert sich der Schwerpunkt für den Verkauf von Konsumgütern vom Kirchbüel ins Quartier Städtli. Ein Dorfmarkt im westlichen Dorfteil soll dieser Entwicklung entgegenwirken. Hans-Martin Oehri, Geschäftsführer des Lorzensaals und Präsident von Cham Tourismus, übernimmt als Marktchef die Organisation.

Am 1. Mai findet der erste Dorfmarkt auf dem Dorfplatz statt. An zwölf Ständen werden Gemüse, Obst, Pflanzen, Blumen, Brot, Fleisch, Käse, Fisch und Hofprodukte angeboten. In der ersten Marktsaison finden 28 Samstagsmärkte statt. Während des ersten Marktjahrs gibt es 232 Stände, was einem Durchschnitt von 8.29 Ständen pro Marktsamstag entspricht.

Am 8. Dezember findet auf dem Dorfplatz der erste Weihnachtsmarkt mit 60 Ständen statt. [1]

1994 Die Chamer Bäckerei von Rotz präsentiert am Dorfmarkt eine Riesenerdbeertorte. [2]

1998/1999 Nach fünf Jahren des Wachstums muss der Dorfmarkt einen Rückschlag hinnehmen. Es ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Die durchschnittliche Zahl der Stände pro Marktsamstag sinkt auf neun. [3]

ab 2000 Der Abwärtstrend kann gebrochen werden. Von 2000 bis 2012 bieten pro Marktsamstag 11 bis 14 Anbieter ihre Waren feil. [4]

2001 Der Dorfmärt setzt auf zusätzliche Attraktionen. So findet am 5. Mai gleichzeitig mit dem Dorfmarkt ein «Energiemärt» statt. Die Energiekommission ist vom Gemeinderat mit der Umsetzung des Reglements zur Förderung umweltverträglicher Energienutzung betraut worden. Im Zusammenhang mit diesem Förderprogramm zeigt die Energiekommission am Dorfmärt Sonnenkollektoren für Brauchwarmwasserbereitung, Solarzellen zur Stromproduktion, Materialien zur Wärmedämmung, ein Auto mit Hybridantrieb und das Elektroauto (Twike). [5]

2003 Anfang Juli ist der Verein Ludothek Cham am Dorfmärt vertreten und nimmt gut erhaltene alte und auch neue Spielwaren entgegen. Der Verein beabsichtigt, in Cham eine Ludothek zu errichten, obwohl im vorangehenden Jahr eine entsprechende Motion an der Gemeindeversammlung zur Überarbeitung zurückgewiesen worden war. [6]

Ende Juli ist die Sicherheits- und Verkehrsabteilung der Gemeinde zusammen mit der Umweltkommission mit einem Aktionstag zum internationalen Jahr des Wassers am Dorfmärt vertreten. Es werden Führungen in der Kläranlage Schönau und im Kraftwerk Hagendorn angeboten. Das lokale Gewerbe bietet am Dorfmärt wassersparende Gadgets an. [7]

2006 In der neuen Saison wartet der Dorfmarkt mit einer besonderen Attraktion auf: Coiffure Luzia verpasst den Marktbesuchern auf dem Dorfplatz an einigen Samstagen einen neuen Haarschnitt. [8]

Neu verfügt die Marktleitung über ein Office mit warmem und kaltem Wasser. Die Gemeinde stellt dazu die nicht mehr benötigte Telefonkabine vor dem Lorzensaal zur Verfügung. [9]

Vor den Sommerferien zeigt der Pilzverein Cham am Dorfmärt gegen 200 Pilzarten und serviert über 250 Pilzpastetli. Prunkstück der Ausstellung ist eine rund zwei Kilogramm schwere Krause Glucke (auch Fette Henne genannt), die von den Marktgängern bewundert wird. [10]

2007 Nachdem die Zuger Bevölkerung im Februar dem Bau der Umfahrung Cham-Hünenberg (UCH) zugestimmt hat, findet der Dorfmärt für einmal vor dem Neudorfcenter statt. Die Zugerstrasse wird gesperrt. So soll gezeigt werden, wie das verkehrsberuhigte Chamer Zentrum dereinst aussehen könnte. [11]

2008 Am 26. April wird auf dem Dorfmärt zum 10-Jahr-Jubiläum des Mandelhofs, dem Chamer Gemeindehaus, der längste Mandelgipfel der Welt von der Bäckerei Nussbaumer präsentiert. Er ist mehr als 50 Meter lang und wiegt etwa 210 Kilogramm. Die Chamer Bäckerei will damit im Guinness-Buch der Rekorde Einzug halten. Die Kollekte geht an die Stiftung Altersheim Büel und den Verein «Helfen Sie helfen». [12]

Anlässlich des Jubiläumsfests «Cham 1150 Jahre» wird am Dorfmärt der Bärenlauf ins Leben gerufen. Dieser Postenlauf führt an bekannte und weniger bekannte Orte von Cham und schlängelt sich durch das gesamte Gemeindegebiet. Der Bärenlauf etabliert sich etabliert in der Folge als Teil des touristischen Angebots. [13]

Am Dorfmärt am 8. Juli können die Besucher anässlich des «Chamer 1150-Jahr-Jubiläumsfestes» die Prämierung der schönsten Milchkanne miterleben. Von den insgesamt 75 Kannen erhielt die Kanne «Antica Rätica», die im Auftrag des Restaurants «Milchsüdi» von Angela Furrer geschaffen wurde, den ersten Preis. Die Kannen stehen zum Verkauf. [14]

2014 Am 10. Mai wird das «Zuger Hirsebier» am Dorfmärt erstmals ausgeschenkt. Die kurz zuvor gegründete IG Hirse will den einheimischen Hirseanbau und den Vertrieb von Hirseprodukten fördern. Gebraut wird das Bier in der Brauerei Baar. Der namensgebende Bestandteil, die Hirse, stammt aber aus Cham. [15]

2020 Nach Hans-Martin Oehri, Mitinitiant des Dorfmärts und Marktchef seit 1993, übernimmt Sara Hübscher das Zepter für den Dorfmarkt; sie hat 2018 bereits das Präsidium von Cham Tourismus übernommen. [16]

2022 Am 14. Mai werden die 30. Dorfmärt-Saison und 30 Jahre Lorzensaal gefeiert. An gut 25 Ständen gibt es Frisches, Handgemachtes und Köstliches. Das Märt-Beizli der IG Hirse lädt mit Bratkäse und Grill zum Zmittag ein. Beim Kinderschminken und in der Hüpfburg kommen auch kleine Märtbesucher und -besucherinnen auf ihre Kosten.

Auch die Gemeindebibliothek Cham feiert den 30. Geburtstag. Am Chamer Dorfmärt vom 4. September bewirtet das Bibliotheksteam die Besucherinnen und -besucher im «Märtbeizli» mit Kaffee und Kuchen. [17]

Thomas Fähndrich bietet eine Führung zur Geschichte des Dorfmarkts und des Marktgeschehens in Cham an.


Chamer Wochenmarkt früher und heute

Am 26. April 1986 kann Cham den zehntausendsten Einwohner registrieren und wird dadurch gemäss heutiger Definition zur Stadt. [18] Mit St. Andreas war in Cham bereits 1360 erstmals eine Siedlung entstanden, die vom deutschen Kaiser Karl IV. (1316–1378) das Stadtrecht erhielt und für kurze Zeit in Konkurrenz zur Stadt Zug trat. Mit dem Stadtrecht verbunden war ein Marktrecht und das Recht Bürger aufzunehmen. Bald darauf wurde Cham zur Vogtei von Zug und das Marktrecht erlosch. [19] Historisch betrachtet ist das Marktrecht ein wichtiges Privileg einer Stadt. Dieser Umstand mag bewusst oder unbewusst mitgespielt haben, als der neue Wochenmarkt 1993 ins Leben gerufen wurde.


Würdigung

Der Chamer Dorfmärt ist zu einer festen Institution geworden. In der warmen Jahreszeit findet er jeden Samstag statt, jeweils vom Wochenende der Umstellung auf die Sommerzeit bis zur Umstellung auf die Winterzeit. Die Zahl der Marktstände hält sich in Grenzen und so ist es leider nicht möglich, alle wichtigen Produkte des täglichen Bedarfs auf dem Markt zu erwerben. Es wäre dem Markt zu wünschen, dass am Samstag mehr Besucherinnen und Besucher den Weg auf den Dorfplatz finden würden. [20]

Ein wichtiger Grund, dass der Markt mittlerweile 30 Jahre besteht, ist die Marktbeiz. Die Verantwortlichen haben schnell erkannt, dass das Marktangebot allein nicht genügt. Jeden Samstag wird die Beiz von einem Chamer Verein, einer Institution oder einer politischen Partei geführt. Oft gibt es auch Livemusik. So ist der Dorfplatz vor dem Lorzensaal am Samstagvormittag ein beliebter Treffpunkt. Meist ist dies der einzige Tag, an dem er belebt ist.

Beim Dorfmärt ist man für vieles offen. Einmal bot ein Stand Bikinis aus Brasilien an, Qualitätspfannen und Sprungfedern die reissenden Absatz fanden.

Die meisten Marktfahrer bieten ihre Waren seit vielen Jahren am Chamer Dorfmärt an. Sie stammen aus der Region – aus Cham, Baar, Risch und dem Knonaueramt, dem Säuli- und Freiamt und der Chienerenalp, Wisiberg (NW). Von den rund 13 Ständen pro Markttag sind etwa zehn die ganze Saison fix. [21]

Die Standgebühr beträgt seit 1993 genau 15 Franken. Der Chamer Werkhof montiert die Stände und stellt Cham Tourismus dafür Rechnung. [22]


Personen


Einzelnachweise

  1. Freundliche Mitteilung von Hans-Martin Oehri, Cham, 23.04.2022
  2. Freundliche Mitteilung von Thomas Gretener, Cham, 09.12.2022
  3. Freundliche Mitteilung von Hans-Martin Oehri, Cham, 23.04.2022
  4. Freundliche Mitteilung von Hans-Martin Oehri, Cham, 23.04.2022
  5. Neue Zuger Zeitung, 01.05.2001
  6. Neue Zuger Zeitung, 03.09.2003
  7. Neue Zuger Zeitung, 18.09.2003
  8. Neue Zuger Zeitung, 21.03.2006
  9. Freundliche Mitteilung von Hans-Martin Oehri, Cham, 23.04.2022
  10. Neue Zuger Zeitung, 18.09.2006
  11. Freundliche Mitteilung von Hans-Martin Oehri, Cham, 23.04.2022
  12. Neue Zuger Zeitung, 28.04.2008
  13. Neue Zuger Zeitung, 29.04.2008
  14. Neue Zuger Zeitung, 08.07.2008
  15. Zugerbieter, 10.05.2022
  16. Zuger Presse, 14.03.2018. Freundliche Mitteilung von Sara Hübscher, Cham, 21.10.2022
  17. Zuger Zeitung, 06.09.2022
  18. Zuger Neujahrsblatt, Chronik 27.05.1986
  19. Morosoli, Renato, «Cham», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.02.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000788/2005-02-16/ [Stand: 07.07.2022]
  20. Wunsch von Sara Hübscher, Präsidentin von Cham Tourismus und Marktchefin seit 2020, 08.12.2022
  21. Zuger Zeitung, 21.03.2006
  22. Freundliche Mitteilung von Hans-Martin Oehri, Cham, 23.04.2022