Krone

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An der Zugerstrasse 7 befindet sich seit 1880 das Restaurant Krone. Trotz seines königlichen Attributs war die Gaststätte während Jahrzehnten ein gemütliches, durchaus bürgerliches Lokal, zeitweise kombiniert mit einem Coiffeurbetrieb. Heute wird dort italienische Küche serviert.

Die Zugerstrasse mit den Restaurants Krone und Hirschen (zweites Haus von links, Sternen; Neudorf-Theater, Poststempel vom 13.09.1913)
150310 Zugerstrasse 7 Krone Postkarte.jpg
Die Zugerstrasse um 1953 mit dem Café Mokafé im Vordergrund, dahinter die «Krone»
Militärparade auf der Zugerstrasse, links das Restaurant Krone, um 1925
Nebeneinander: links der Eingang zum Restaurant, rechts der Coiffeursalon
Wirtshausschild Restaurant Krone
Die Kreuzung Zuger-/ Knonauerstrasse, dahinter das Restaurant Krone, 1978
Die «Krone» an der Zugerstrasse, 2017


Chronologie

1880 Alois Bamert kauft von Fuhrhalter Johannes Dogwiler (*1865) ein Stück Land an der Zugerstrasse; die Dogwilers betreiben an der Zugerstrasse 5 eine Schmiede, Fuhrhalterei und Wagnerei. Er baut darauf die «Krone», das dreigeschossige Haus mit flach geneigtem Zeltdach (spätere Adresse Zugerstrasse 7). Die Strassenfassade weist gekoppelte Fenster zu beiden Seiten der Mittelachse auf. Damals ist die Gestaltung an den «Bären» auf der gegenüberliegenden Strassenseite angelehnt. Das Wirtshauszeichen zeigt eine vollplastische, vergoldete Bügelkrone und stammt aus der Zeit nach 1880. [1] Bamert richtet im neuen Haus die Gastwirtschaft Krone sowie eine Metzgerei ein. Im Schopf sind das Schlachthaus, ein Rossstall und eine Remise untergebracht. [2] Am 25. April wird das Gasthaus mit "Musik-Unterhaltung" eröffnet. [3]

1882 «Kronen»-Wirt Bamert lädt per Inserat während des Chomer Märts in seinem Lokal zum Tanz. [4] Doch der Geschäftsgang kann Bamert nicht befriedigt haben: Nachdem im benachbarten «Hirschen» auch eine Metzgerei eingerichtet worden ist, verkauft er die «Krone». [5]

1894 Der neue Eigentümer heisst Coiffeur Josef Strüby, der seit 1888 an der Luzernerstrasse 14 einen Laden besitzt: Er betreibt die Gastwirtschaft, aber keine Metzgerei mehr. Stattdessen macht er aus den Räumen der Metzgerei ein Coiffeurgeschäft und verkauft zudem auch Rauchartikel wie Tabak oder Zigarren. Lustigerweise wirbt er mit der Abbildung eines rauchenden Zwergs. [6]

1901 Strüby verkauft die Liegenschaft an Jakob Alfred Wetli (*1866), einen Coiffeur aus Oberwil AG, der mit Frau und Tochter die «Krone» betreibt. Die Grösse des Lokals beträgt 89,1 Quadratmeter. Der neue Besitzer bleibt mehr als 20 Jahre in der «Krone», er unterschreibt mit «Alfr. Wetli», er lässt also im Alltag den «Jakob» weg. [7] Wetli soll, wie so viele andere in dieser Zeit, viel Geld an der Börse verspielt haben. [8]

1928 Babetta Wetli-Bütler lässt den Wert der «Krone» schätzen. Der Ertragswert wird auf 72'000 Franken geschätzt, die Belastungsgrenze für den Schuldbrief auf 65'000 Franken. [9] Nun übernimmt Nikolaus Holzmann (*1898) von Hünenberg, ein Kaufmann. [10]

1931 Nikolaus Holzmann verpachtet die «Krone« an Bartholomäus Bründler. [11]

1933 Auch in Cham ist die grosse Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre spürbar. Walter Wilhelm-Scheuber verliert seine Stelle als Gärtner bei der Nestlé; daraufhin pachtet er die «Krone», welche er zusammen mit seiner Frau, Marie Wilhelm-Scheuber (*1903) von Safenwil AG, führt. Die Familie ist seit 1926 in Cham ansässig. [12]

1946 Der Ehegatte der Wirtin, Walter Wilhelm, stirbt nach einer Operation an den Folgen einer Embolie. Marie Wilhelm, frisch verwitwet, muss sich mit einem Stiefsohn und zwei Töchtern alleine durchschlagen, die jüngste Tochter ist erst sieben Monate alt. [13]

1948 Obwohl sie alleinerziehende Witwe ist, gelingt es Marie Wilhelm-Scheuber, die «Krone» käuflich zu erwerben. Sie bezahlt für die Liegenschaft inklusive Inventar 133'000 Franken. [14]

1958 Zusammen mit dem Architekten Zeffirino Bigliotti (1913–2004) aus Baar renoviert Marie Wilhelm das Restaurant. Die Gastwirtschaft hat jetzt 45 Plätze, der kleine Saal 20. Das grosse Schaufenster auf der Strassenseite wird verkleinert. Aus zwei Wohnungen entstehen Gästezimmer. Das Wirtshausschild wird vom Estrich geholt und vom Chamer Maler Ernst Rast in Handarbeit neu vergoldet. [15]

1962 Marie Wilhelm heiratet nochmals, nämlich Ernst Ruckli und heisst jetzt Marie Ruckli-Scheuber. [16]

1968 Nach 35 Jahren in der «Krone» geht Marie Ruckli-Scheuber in den verdienten Ruhestand. Das Restaurant wird von Marietta Kaiser (*1927) gepachtet. Die Wirtin stammt aus Hergiswil NW und verheiratet mit Edmund. Zuvor führte das Ehepaar das Restaurant Seetal in Emmenbrücke. [17]

1971 Wirtin Mathilde Geissmann-Odermatt (*1926), geschieden und mit Bürgerort Hägglingen AG, betreibt die «Krone» seit dem 1. Mai. [18] Ihr Sohn Robert, bekannt als ausgezeichneter Schütze, ist ihr eine grosse Stütze. [19]

1976 Der Schopf mit ehemaliger Waschküche wird abgebrochen. An seiner Stelle werden drei Zimmer, neue Gästetoiletten, neue Etagenduschen und – besonders wichtig – ein feuerfestes Treppenhaus eingebaut. [20]

1984 Der neue Pächter der «Krone» heisst Hans Mettler (1938–2012). Er führt die Gastwirtschaft mit seiner Frau Lidia (1941–2009). Das Restaurant hat 50 Plätze, der Saal 20 Plätze, das Säli nochmals 10. Zudem weist die Liegenschaft 20 Gästezimmer und zwei Angestelltenzimmer auf. [21] Hans und Lidia Mettler sind in Cham bereits bekannt, weil sie im Sommer jeweils die Badi im Hirsgarten führten. [22]

1990 Der ehemalige Coiffeursalon, der zwischenzeitlich eine Fahrschule und ein Kleidergeschäft beherbergte, wird in das Restaurant integriert, auch das zweite Schaufenster zur Strasse wird eliminiert. [23]

2004 Die Mettlers wechseln nach 19 Jahren in den Ruhestand. Die «Krone» geht nach dem Hinschied von Marie Ruckli-Scheuber an ihre Tochter Vreni Sidler-Wilhelm über. Sie baut die Liegenschaft von 1880 mit Hilfe ihres Manns Ruedi und mit Architekt Josef Käppeli um. Die beiden oberen Stockwerke werden zu schönen Wohnungen umfunktioniert. Der Hotelbetrieb in den Obergeschossen wird aufgehoben. [24] Neuer Pächter wird Bruno Speck aus Zug, der aus der «Krone» einen Gourmettempel macht. Aber Speck kann die Pacht nicht halten. Die «Krone» steht einige Jahre leer. [25]

2006 Saverio Fortunato (*1958) und seine Frau Fanika, eine ausgezeichnete Köchin, pachten die «Krone» und bringen Italianità ins Lokal. Fortunato hat zuvor erfolgreich in Adliswil ZH gewirtet. Schwiegersohn Rafael Mendoza ist ebenfalls mit von der Partie. Er macht gastronomische Weiterbildungen und setzt das Gelernte um, in dem er einen Fiat 500 mitten im Restaurant platziert. Das Auto musste durch das Fenster in die Gaststube gehievt werden ...! [26]

2014 Küche und Toiletten erfahren eine bauliche Auffrischung und werden erneuert. [27]

2016 Rafael und Nadia Mendoza-Fortunato übernehmen die Verantwortung für die «Krone». Fanika Fortunato ist weiterhin die Köchin, und Rafael Mendoza und sein Schwiegervater Saverio Fortunato bringen das Essen mit freundlichen Worten an die Tische. [28]

Die Gastfreundschaft in der «Krone» wird einem zweiten Platz der Auszeichnung «Best of Swiss Gastro Award» (Sparte International) belohnt. [29]


Der Wirtshausname «Krone»

In Wirtshausnamen soll die «Krone» wie auch der «Sternen» auf die heiligen Drei Könige verweisen, die Reisenden und Pilgern als Schutzheilige dienten. Der Wirtshausname ist im Kanton Zug auch für die Stadt Zug, Baar und Oberägeri belegt. [30]


Dokumente

Inserate


Fotogalerie

Die «Krone» im Jahre 2019


Filmdokument

Sanfter Renovation und Umbau der Krone, 2016


Einzelnachweise

  1. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 154
  2. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  3. Zuger Volksblatt, 24.04.1880
  4. Zuger Volksblatt, 25.11.1882
  5. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  6. Zuger Volksblatt, 13.11.1894
  7. Staatsarchiv Zug, CD 27, Wirtepatente 1892–1918, Mappe Krone, Gesuch vom 27.09.1901
  8. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  9. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  10. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Krone, Gesuch vom 11.02.1928
  11. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Krone, Gesuch vom 31.03.1931
  12. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Krone, Erneuerungsgesuch vom 30.03.1962
  13. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  14. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  15. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  16. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  17. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Krone, Gesuch vom 07.06.1968
  18. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Krone, Gesuch vom 24.06.1974
  19. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  20. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  21. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Krone, Gesuch vom 01.07.1986
  22. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  23. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  24. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019. Neue Zuger Zeitung, 12.07.2003
  25. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  26. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  27. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  28. Freundliche Mitteilung von Vreni Sidler-Wilhelm, Cham, 25.01.2019
  29. Zuger Zeitung, 22.11.2016
  30. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 1, S. 461