Wolf-Bütler/-Zweifel Fritz (1908–1987)

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Portrait von Wolf-Bütler / -Zweifel Fritz (1908–1987)
Portrait von Wolf Fritz

Vorname: Fritz
Nachname: Wolf-Bütler/-Zweifel
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 14. September 1908
Geburt­sort: Cham ZG
Todes­datum: 10. Dezember 1987
Todes­ort: Meierskappel LU
Beruf: Drogist, Kinobetreiber

Fritz Wolf war ein initiativer Chamer Gewerbetreibender, er übernahm die Drogerie seines Vaters, baute diese aus und betrieb das Chamer Kino im Neudorf, das er schliesslich selber übernahm. Er wirkte in vielen Immobilienfirmen mit.



Fritz Wolf (1908–1987)
Fritz Wolf (2.v.l.) eröffnet 1956 nach Cham auch in Unterägeri ein Kino, das «Rex». Bild von der Eröffnung, auch mit Georg Iten-Leuthard (1915–2012) (2.v.r.)
Hermine Wolf-Bütler (1912–1969)


Stationen

1908 Fridolin Jakob kommt am 14. September in Cham zur Welt, er wird zeitlebens Fritz genannt. Seine Eltern sind Sophie Maria (1872–1946) und Fridolin Wolf-Rohner (1861–1940), die in der Doppelliegenschaft Seestrasse 1 / Luzernerstrasse 1 am Bärenplatz in Cham ein Geschäft für Haushaltsartikel und Lebensmittel führen. [1]

1911 Fritz bekommt einen kleinen Bruder, er heisst Otto (1911–1970), dieser wird später das Gymnasium besuchen und studieren. Fritz aber absolviert die Volksschulen in Cham und macht die Berufslehre als Drogist. Die beiden Brüder sind ungleich: Fritz, der Ältere, ist ein Draufgänger, während Otto, der Jüngere, stets um Ausgleich bedacht ist. [2] Fritz heiratet die Bauerntochter Hermine Bütler (1912–1969) vom Huobhof in Hünenberg. [3]

1931 Vater Fridolin Wolf ergänzt das Haushalts- und Lebensmittelgeschäft um eine Drogerie, die von seinem Sohn Fritz geführt wird. [4]

1934 Generationenwechsel an der Seestrasse 1: Fritz Wolf-Bütler übernimmt von seinem Vater Fridolin Wolf-Rohner das Geschäft. Seine Ehefrau Hermine ist eine begabte Verkäuferin. [5]

1940 Ottos Vater Fridolin Wolf-Rohner stirbt; seine beiden Söhne Fritz und Otto teilen sich elterliche Doppelliegenschaft auf. Fritz Wolf-Bütler erhält das Haus Seestrasse 1, während Otto das Haus Luzernerstrasse 1 bekommt und dort mit seiner Frau Elisabeth Genovefa, geborene Ostermaier, wohnt. [6]

1944 Fritz Wolf diversifiziert: Er gründet mit anderen die Siclaire A.-G. mit Sitz in Luzern, für die Fabrikation und den Handel mit chemisch-technischen, pharmazeutischen und kosmetischen Produkten. Wolf übernimmt den Vorsitz des Verwaltungsrats (bis 1952). [7]

1946 Fritz Wolf-Bütler sorgt für die Auferstehung des Chamer Kinos. Zusammen mit der Theatergesellschaft Cham baut Wolf in den Gebäudekomplex Neudorf neben einem Geschäftslokal einen Kinosaal ein. Am 18. September wird der neue Kinosaal mit 236 Sitzplätzen eröffnet, «auf welches die Bevölkerung zu Recht stolz sein darf. (…) Der Kinosaal überrascht durch seine Weite und durch seine zweckmässige Anlage. Leicht ansteigend gewährt er allen Besuchern der verschiedenen Sitzkategorien freie Sicht auf die Bildfläche. Er bietet 236 Personen bequeme Sitzgelegenheit.» [8] Anstelle einer Leinwand aus Textil lässt Wolf einen hellen Spezialverputz auf der Wand anbringen. [9] Die Filmvorführkabine wird mit neusten Projektoren der Marke Philips ausgerüstet, einen für normale und einen für schmale Filme. [10] Insgesamt kostet der Umbau 160'000 Franken – das Kino ist nicht zuletzt durch den Zuzug von lokalen Handwerkern und dem lokal gut verankerten Betreiber in der Gesellschaft angekommen und keine Gefahr mehr für Sitte und Anstand wie in den Anfangsjahren. Der erste Film, den das neue Kino zeigt, ist der amerikanische Streifen «Und das Leben geht weiter» mit dem Hauptdarsteller Mickey Rooney (1920–2014). [11]

1947 Fritz Wolf übernimmt das Präsidium der Theatergesellschaft Cham, nachdem er zuvor als Kassier gewirkt hat. [12] Zudem wird er auch noch Präsident der Rabattvereinigung Cham (bis 1959). [13]

1950 Trotz grossem Engagement für die Kino- und Theaterkultur investiert Fritz Wolf auch in seinen Einkaufsladen. Er beauftragt den Chamer Architekten Otto von Rotz (1914–2009) mit der Umgestaltung des Ladenlokals: «Die lange Front des Bedienungstisches ermöglicht es heute den eiligsten Kunden rasch zu bedienen.» [14] Das Warensortiment umfasst: «Lebensmittel, Drogen, Weine, Spirituosen, Rauchwaren, Wolle, Papeterien, Bürstenwaren». [15] Fritz’ Gattin Hermine Wolf-Bütler hat keine eigene Kinder, ist aber sehr lieb zu den Kindern ihres Schwagers Otto und ihrer Schwägerin Elisabeth Wolf-Ostermaier, zu Peter (*1941), Ursula (*1944) und Barbara (*1947). [16]

1951 Bei den Chamer Sommernachtspielen im Hirsgarten ist Fritz Wolf als Präsident der Theatergesellschaft massgebend beteiligt. In einem Inserat wirbt Wolf mit: «Zuger Kirsch – Eine Spezialität aus dem Zugerland – Flaschen à 1 Ltr. 7dl 3 1/2dl.» [17] In der Drogerie verkauft Fritz Wolf auch Erzeugnisse der Tiermedizin an Bauern, die häufig die geschuldeten Zahlungen anschreiben liessen. [18]

1953 Das Chamer Kino von Fritz Wolf wird aufgerüstet: Es bekommt Tonfilmprojektoren. [19]

1955 Kinobetreiber Fritz Wolf eröffnet auch noch das Kino Rex in Unterägeri, er betreibt es zusammen mit Georg Iten-Leuthard (1915–2012), «Kino-Schorsch» genannt. Dazu gründen die beiden Unternehmer die Kommanditgesellschaft «Iten, Wolf & Cie». [20] Dieses Kino besteht bis zu Wolfs Tod im Jahre 1987. [21]

1958 Immer neuen Geschäftsideen auf der Spur, richtet Wolf eine eigene Kaffeerösterei ein. In einem Inserat preist sich Wolf an: «Unsere Spezialitäten Kaffee aus eigener Rösterei. Sie werden stets reell bedient bei Wolf Drogerie und Kolonialwaren, Telephon 6 11 73.» [22] Und die «Zuger Nachrichten» schreiben: «Wolf ist in Cham ein Begriff geworden und bleibt es.» [23] Während das Rösten des Kaffees Wohlgerüche rund ums Haus verbreitet, macht Wolf das wieder zunichte, als noch ein Lager für Stockfische einrichtet. Gerade bei warmem Wetter stinken diese fürchterlich. [24] Das ist auch ein Grund dafür, dass Fritz’ Bruder Otto Wolf von Cham wegzieht und seine Haushälfte an Fritz verkauft. Der Verkauf geht nicht ohne Nebengeräusche über die Bühne: Die beiden Brüder, die vom Charakter her sehr unterschiedlich sind, bekommen in dieser Zeit miteinander Streit. [25]

1962 Das Chamer Kino führt einen Kampf an mehreren Fronten: Es «hatte seinerseits gegen die Konkurrenz in Zug, nicht minder gegen die Abneigung gewisser Leute zu kämpfen; trotzdem gingen bisweilen ganz bedeutende Bildstreifen über die Leinwand; (…) die grosse Zahl der Besucher verlangt vom Filmtheater ein in erster Linie unbeschwerte Unterhaltung.» [26]

1964 Die Theatergesellschaft unter seinem Präsidenten Fritz Wolf verkauft das Neudorf an Kinobetreiber Fritz Wolf, respektive an die von ihm gegründete A.G. Liegenschaft Neudorf AG, die er präsidiert. [27] Fritz Wolf engagiert sich auch noch in der Firma A. G. für Eigentumswohnungen, die vor allem in Ferienkurorten Wohnungen erstellt und verkauft; Wolf ist Verwaltungsrat der AG, die in Zug an der Alpenstrasse 4 domiziliert ist. [28]

1967 Weiter auf der Suche nach neuen Geschäftsideen, eröffnet Fritz Wolf in seiner Liegenschaft den ersten öffentlichen Waschsalon des Ennetsees – offenbar mit Erfolg. Denn fortan sieht man etliche Chamerinnen und Chamer mit Wäschekörben in das Lokal eilen...! [29]

1969 Fritz Wolfs Gattin Hermine stirbt am 24. April im Alter von knapp 57 Jahren. Ihre Ehe blieb kinderlos. [30] Fritz Wolf demissioniert als Präsident der Theatergesellschaft Cham – nach 22 Jahren. [31]

1970 Ende August schliesst das Chamer Kino von Fritz Wolf die Türe («Seine Zukunft ist noch ungewiss»). [32] Es bleibt geschlossen. Fritz’ Bruder Otto stirbt im gleichen Jahr, er wird nur 58 Jahre alt. [33]

1971 Für seinen Laden an der Seestrasse 1 sucht Fritz Wolf eine neue, passende Form: Zusammen mit Drogist Werner Schober-Petermann (gest. 1972) von der Knonauerstrasse 5 gründet er die Zentrumsdrogerie und Discount AG. Der Firmenzweck ist mit «Betrieb einer Drogerie mit Reformhaus und einer Lebensmittelabteilung» angegeben. [34] Die Liegenschaft verkauft er der Zuger Kantonalbank. [35]

1972 Am 17. Februar heiratet er im Alter von 64 Jahre nochmals, nämlich Annemarie Zweifel. Im gleichen Jahr wird Fritz Wolf doch noch Vater: Annemarie bringt einen Sohn zur Welt, sie nennen ihn Niklaus. [36] Bei der Firma für Eigentumswohnungen übernimmt Fritz Wolf alleine das Ruder: Er hat fortan Einzelunterschrift. [37]

1973 Fritz Wolf beteiligt sich nochmals an einer weiteren Firma: Er wird Verwaltungsrat der Cash & Carry Giswil AG in Giswil OW. [38]

1977 Fritz Wolf bricht die Zelte in Cham ab und zieht nach Meierskappel LU. [39] Von seinem grossen Einfamilienhaus in der Stöcklen sieht er auf den Zugersee.

1979 Beim Chamer Neudorf hat Fritz Wolf nichts mehr zu sagen, er scheidet aus dem Verwaltungsrat aus. Er hat schon vor Jahren seine Anteile der Hammer AG verkauft. [40] Auch beim Obwaldner Unternehmen Cash & Carry Giswil AG scheidet er aus. [41]

1980 Fritz Wolf liquidiert die «Zentrum Drogerie und Discount AG». [42] Trotz weit überschrittenem Pensionsalter bleibt Fritz Wolf geschäftlich sehr aktiv: Er gründet die Zufida Beratungs AG mit Sitz in Zug, eine Firma für Treuhand und Revision sowie für Beratung in Steuersachen. Fritz Wolf ist einziges Mitglied des Verwaltungsrats. [43]

1981 Wolf handelt weiterhin mit Immobilien. Dazu übernimmt er das Verwaltungspräsidium der Movaro-Immobilien AG in Zug, die er bei seiner Zufida Beratungs AG domiziliert. [44] Er übernimmt im gleichen Stil auch die Fumag AG, eine weitere Immobiliengesellschaft. Auch dort ist er der einzige Verwaltungsrat. [45]

1982 Jetzt ist Wolf auch Verwaltungsrat mit Einzelschrift einer Werbefirma namens Intertravel Service AG mit Sitz in Zug. [46]

1984 Fritz Wolf wirkt bei einer weiteren Immobilienfirma mit, er wird Präsident mit Einzelunterschrift der Fawood Ltd. [47] Ebenso ist er Alleinverwaltungsrat der Arfa-Beteiligungs AG, domiziliert bei seiner seiner Zufida Beratungs AG an der Alpenstrasse 4 in Zug. [48]

1987 Fritz Wolf stirbt «nach längerer Krankheit» im Alter von 81 Jahren am 10. Dezember. [49]

Würdigung

Fritz Wolf war ein sehr aktiver Chamer Gewerbetreibender, der stets auf neue Geschäftsideen aus war. Er war ein Draufgänger, der ohne Rücksicht auf Verluste vorwärtsstrebte. Seine unverstellte Geschäftstüchtigkeit brachte ihm finanziellen Erfolg, aber auch Feindschaften. Diesen entzog er sich in Cham, als er 1977 nach Meierskappel zog.


Einzelnachweise

  1. Privatarchiv Peter Otto Wolf, Zug, Stammbaum Familie Wolf 19.–21. Jahrhundert
  2. Freundliche Mitteilung von Peter Otto Wolf, Zug, 12.03.2020
  3. Leidbildchensammlung von Marie Theres Widmer, Cham, freundlicherweise zur Verfügung gestellt am 12.06.2021
  4. Zuger Nachrichten, 11.07.1958
  5. Freundliche Mitteilung von August Sidler, Cham, 26.03.2023
  6. Freundliche Mitteilung von Peter Otto Wolf, Zug, 12.03.2020
  7. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 29.06.1944
  8. Zuger Volksblatt, 13.09.1946
  9. Steiner, Hermann, Der Kanton Zug und seine Fotografen 1850–2000, Auch ein Stück Kulturgeschichte, Rotkreuz 2000, S. 155
  10. Zuger Volksblatt, 13.09.1946
  11. Zuger Volksblatt, 13.09.1946
  12. Meier, Richard T., Mitarbeit für die Volksbühne Cham Karl Köpfli: Chamer Theater, Geschichte der Theatergesellschaft Cham (1878–1981) und der Volksbühne Cham (seit 1981), Cham 2022, S. 48
  13. Nussbaumer, Robert, 50 Jahre Rabattverein und Umgebung 1923–1973, Cham 1973
  14. Zugersee-Zeitung, 17.11.1950
  15. Zugersee-Zeitung, 24.11.1950
  16. Freundliche Mitteilung von Peter Otto Wolf, Zug, 12.03.2020
  17. Eine Nacht in Venedig, Sommernachtspiele auf dem Zugersee, Programmheft, Cham 1951, S. 18
  18. Freundliche Mitteilung von Peter Otto Wolf, Cham, 12.03.2020
  19. Steiner, Hermann, Der Kanton Zug und seine Fotografen 1850–2000, Auch ein Stück Kulturgeschichte, Rotkreuz 2000, S. 155
  20. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 22.04.1955
  21. Vgl. Anmerkung 17 (Steiner), S. 156
  22. Zugersee-Zeitung, Festausgabe zur 1100-Jahr-Feier in Cham, 12./13.07.1958
  23. Zuger Nachrichten, Beilage zur 1100-Jahr-Feier in Cham, 11.07.1958
  24. Freundliche Mitteilung von Peter Otto Wolf, Zug, 12.03.2020
  25. Freundliche Mitteilung von Peter Otto Wolf, Zug, 12.03.2020
  26. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 288
  27. Meier, Richard, T., Chamer Theater, Cham 2023, S. 59. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 30.07.1964
  28. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 16.04.1964
  29. Werder, Charly, Wer? der Charly, Familienchronik über drei Generationen mit angegliederter Biografie und illustren Kurzgeschichten zum Zeitgeschehen der vergangenen 170 Jahre, Cham 2017, S. 25
  30. Leidbildchensammlung von Marie Theres Widmer, Cham, freundlicherweise zur Verfügung gestellt am 12.06.2021
  31. Vgl. Anmerkung 27 (Meier), S. 79
  32. Zuger Kalender, Chronik 31.07.1970
  33. Zuger Tagblatt, 05.03.1970
  34. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 26.01.1971
  35. Staatsarchiv Zug, G 617.6.6, Assekuranzregister Cham, 4. Generation (1960–1990), 1. Band
  36. Freundliche Mitteilung von Daniela Emmenegger, Einwohnerkontrolle Meierskappel LU, 29.03.2023
  37. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 13.12.1972
  38. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 09.02.1973
  39. Freundliche Mitteilung von Daniela Emmenegger, Einwohnerkontrolle Meierskappel LU, 29.03.2023
  40. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 17.04.1979
  41. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 30.04.1979
  42. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 09.07.1980
  43. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 02.10.1980
  44. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 11.09.1980
  45. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 17.09.1981
  46. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 03.03.1982
  47. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 19.04.1984
  48. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 09.11.1984
  49. Zuger Tagblatt, 15.12.1987