Sinserstrasse 65

Aus Chamapedia

Das Haus Sinserstrasse 65 mit dem markanten Mansardgiebeldach, im Hintergrund das Streckiwäldli, undatiert (vor 1940)
Das Haus wird im August abgebrochen und macht einem Neubau Platz, 1986

Das Mehrfamilienhaus mit zwei Wohnungen an der Sinserstrasse mit auffällig geschwungenem Dach stammte aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Später gehörte es zu den Beständen der Papierfabrik Cham, respektive der Hammer AG. 1986 musste es Neubauten weichen.


Chronologie

1854 Das Haus (Ass.-Nr. 149a) an der Sinserstrasse 65 wird zum ersten Mal erwähnt, nämlich in den Brandassekuranzregistern der Gebäudeversicherung. Aber es geht nicht um die Erstellung des Hauses, sondern um eine Revision der Versicherungssumme. Das bedeutet, dass das Haus älter sein muss. Es trägt den Namen «Strecke», was auf die «Kupferstrecke» bei der Hammerschmiede hinweisen könnte. Besitzer sind Mathias Baumgartner und die Gebrüder Vogel. Zum Wohnhaus gehört ein «Scheuerlein», erbaut vor 1849 (Ass.-Nr. 149b). [1]

Der Kunsthistoriker und ehemalige Denkmalpfleger Josef Grünenfelder vermutet, dass das Haus aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts stammen könnte. Speziell ist das stark geschweifte Mansardgiebeldach ohne Lukarnen. [2]

1884 Heinrich Vogel-Saluzzi (1822–1893), Besitzer der Papierfabrik Cham und der Hammerschmiede, übernimmt die Liegenschaft. In den Akten wird als neuer Name «Strecke Waldhaus» verwendet. [3]

1912 Nach dem Tod von Carl Vogel-von Meiss (1850–1911) geht das Haus an die 1912 gegründete Papierfabrik Cham AG über – wie die ganze Papierfabrik und ihre übrigen Liegenschaften. [4]

1917 Die Liegenschaft auf der GBP Nr. 410/411 bietet zwei 4-Zimmer-Wohnungen Platz. Die Landfläche der Parzelle beträgt 1861 Quadratmeter. [5]

1925 Zum Wohnhaus und zur Scheune kommt ein weiteres Nebengebäude hinzu, nämlich das Waschhaus (Ass.-Nr. 149c). [6]

nach 1930 Das Gebäude trägt jetzt den Namen «Waldhaus». Der Bezug zur nicht mehr aktiven Hammerschmiede fällt auch bei der Namensgebung weg. [7]

1972 Die Papierfabrik Cham AG strukturiert sich neu und fasst die fabrikeigenen Liegenschaften in der Firma Hammer AG zusammen. [8] Damit ist die neu gegründete Aktiengesellschaft auf einen Schlag die grösste Immobilienbesitzerin in Cham mit über 300 Wohnungen. Sie wird Teil der börsenkotierten Industrieholding Cham AG. [9] Somit ist auch die Liegenschaft an der Sinserstrasse 65 Teil der Immobilienfirma Hammer AG.

1986 Das Objekt ist nicht mehr bewohnbar, weist einen Verkehrswert von 250'000 Franken auf, aber erzielt keinen jährlichen Ertrag mehr. Die Abbruchkosten werden auf 25'000 Franken geschätzt. [10] Im August wird das Haus abgebrochen. [11]


Würdigung und Hypothese

Das stark geschwungene Dach des Hauses war einzigartig und «in der Hauslandschaft der Region ohne Vergleichsbeispiel». [12] Nun stellt sich die Frage, warum ein solches Bauwerk entstehen konnte? Das Haus, es stand im 19. Jahrhundert weit abseits der damaligen Ortskerne Kirchbühl und Städtli, hatte einen Zusammenhang mit der Hammerschmiede, die immer wieder in der Hand von Auswärtigen war, die unter Umständen auch aus auswärtige Modetrends nach Cham gebracht haben könnten.


Aktueller Kartenausschnitt

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Ungefähre Position des damaligen Standorts


Einzelnachweise

  1. Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
  2. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 141
  3. Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868) sowie G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  4. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  5. Staatsarchiv Zug, P 347, Papierfabrik Cham, Ordner Hammer AG, Leitbild und Planung 1986–1996, S. 100
  6. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  7. Staatsarchiv Zug, G 617.6.4, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 1. Band
  8. Neue Zuger Zeitung, 25.05.2002
  9. Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2007, S. 142
  10. Staatsarchiv Zug, P 347, Papierfabrik Cham, Ordner Hammer AG, Leitbild und Planung 1986–1996, S. 100. Vgl. Anmerkung 2 (Grünenfelder), S. 141
  11. Staatsarchiv Zug, G 617.6.6, Assekuranzregister Cham, 4. Generation (1960–1990), 1. Band
  12. Vgl. Anmerkung 2 (Grünenfelder), S. 141