Löbernstrasse 20

Aus Chamapedia

Eingang mit Holzlaube auf der Ostseite: ein detailreiches Dreifamilienhaus, 1995
Fachwerk und markante Laube: das Haus von Zimmermeister Gottlieb Muggli (1876–1954), 2003
Fachwerk und markante Südwestecke: rechts das auffällige Haus von Zimmermeister Muggli
Die eingereichten Baupläne Mugglis: So wurde das Haus nie realisiert

Bei diesem Haus zeigte der Chamer Zimmermeister Gottlieb Muggli sein berufliches Können: Das Fachwerkhaus mit späten Heimatstilformen schmückte er an der Südecke mit einer sorgfältig gestalteten Holzveranda. Später nutzte die Papierfabrik Cham das Haus für ihre Angestellten, wie so viele Liegenschaften in diesem Quartier. 2008 musste es weichen.


Chronologie

1923 Der Chamer Zimmermeister Gottlieb Muggli (1876–1954) wohnt an der Ecke Knonauerstrasse / Schluechtstrasse. 1923 kauft er der Gemeinde Land ab, das östlich an seine Liegenschaft grenzt, also in Richtung Schluechthof. Der Gemeinderat glaubt, dass «es sich nicht als Bauland eignet» und überlässt es deshalb für vier Franken pro Quadratmeter. Muggli hat damit noch nicht genug. [1]

1930 Muggli kauft weitere 830 Quadratmeter an der Ecke Löbernstrasse / Sonneggstrasse hinzu, diesmal für sechs Franken den Quadratmeter, allerdings mit der Auflage, innerhalb eines Jahres auf der Parzelle ein Wohnhaus zu erstellen. Es herrscht damals auch in Cham Wohnungsknappheit. Am 1. März überträgt Gottlieb Muggli das Zimmereigeschäft seinem Sohn Paul Muggli-Müller. Deshalb hat er nun Zeit, auf der neu erworbenen Parzelle das vorgeschriebene Wohnhaus (Ass.-Nr. 411) zu erstellen. [2] Er entscheidet sich für ein voluminöses Dreifamilienhaus mit Fachwerk. Ein besonderes Augenmerk richtet er auf die Veranda an der Südostecke der Liegenschaft. Sorgfältig gestaltet er diese und lässt damit seine Handwerkskunst aufblitzen. Ebenso wertet er den Eingang auf der Ostseite mit einer Laube auf. Stilistisch gilt das Gebäude nicht als letzter Schrei, vielmehr ist es «in damals bereits altertümlichen Heimatstilformen mit Fachwerkelementen» gehalten. [3]

1931 bis 1960 Die Familie des späteren Gemeindepräsidenten Heinrich Habermacher (1902–1983) wohnt im Parterre dieses Hauses, zuerst als Mieter von Gottlieb Muggli und später als Vizedirektor der Papierfabrik Cham. [4]

1948 Die Papierfabrik Cham erwirbt die Liegenschaft. [5] Fortan wohnen hier vorwiegend Angestellte der Papierfabrik, wie im ganzen Löbernquartier. Die Papierfabrik ist der dominierende Betrieb im Ennetsee, mit einem Aktienkapitel von drei Millionen Franken. Ebenfalls 1948 erstellt die Papierfabrik an der Herrenmattstrasse und an der Rigistrasse sieben Mehrfamilienhäuser für die wachsende Belegschaft. Aber auch das reicht nicht aus. 1951 baut die Papierfabrik weitere Mehrfamilienhäuser in Enikon. [6]

1959 Die Familie von Kurt (1927–2022) und Sofie Helbling (gest. 2020) zieht in die Löbernstrasse 20. Helblings leben bis 2007 in diesem Haus.

1973/1974 Die Liegenschaft geht an die Industrieholding Cham AG und ein Jahr später an die Hammer AG. [7]

1985 Es erfolgt eine Aussen- und Innenrenovation des Mehrfamilienhauses. [8]

1986 Das Objekt weist einen Verkehrswert von 400'000 Franken auf und erzielt einen jährlichen Ertrag von 26’376 Franken, was einer Bruttorendite von 6,59 Prozent entspricht.[9]

2008 Die Liegenschaft wird abgerissen und ein neues Zweifamilienhaus wird gebaut. [10]


Fotogalerie

Aufnahmen des Hauses Löbernstrasse 20, 07.07.2007


Einzelnachweise

  1. Einwohnergemeindearchiv Cham, Bauakten 1923
  2. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 2. Band
  3. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 125
  4. Freundliche Mitteilung von Helene Kluser-Habermacher, Cham, 10.04.2019
  5. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 2. Band
  6. Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind – 350 Jahre «Papieri» Cham, Zug 2007, S. 142
  7. Staatsarchiv Zug, G 617.6.7, Assekuranzregister Cham, 4. Generation (1960–1990), 2. Band
  8. Staatsarchiv Zug, P 347, Papierfabrik Cham, Ordner Hammer AG, Leitbild und Planung 1986–1996, S. 108
  9. Staatsarchiv Zug, P 347, Papierfabrik Cham, Ordner Hammer AG, Leitbild und Planung 1986–1996, S. 108
  10. www.zugmap.ch, Eintrag Grundstücknummer 221; Grundbuchfläche: 632 m²; Gebäude: 181 m²; übrige befestigte Fläche: 74 m²; Gartenanlage: 377 m² [Stand: 06.07.2023]