Kloster Frauenthal: Blütezeit und Expansion (ab Mitte 19. Jh.)

Aus Chamapedia

Kloster Frauenthal, Ansicht von Nordost. Die Aufnahme aus dem späten 19. Jahrhundert ist eine der ältesten Fotografien des Klosters, undatiert (vor 1900)
Ansicht von Südosten, undatiert (19. Jahrhundert)
Frauenthal, Ansicht, undatiert (ca. 1930)
Die Klosteranlage, Luftaufnahme in Richtung Süden, 20.05.2022
Der Kreuzgang aus einer Höhe von 121 Metern fotografiert, 20.05.2022
Gesamtansicht in Richtung Südosten, 20.05.2022
Ansicht von Nordwesten, 20.05.2022
Kloster Frauenthal, Eingang Westseite, 20.05.2022
Klostergebäude, Pforte, 20.05.2022
Klostergebäude, Ansicht von Norden, 20.05.2022
Eingangstüre Klosterkirche, 20.05.2022
Eingangstüre Klosterkirche, die Inschrift erinnert an die Umgestaltung der Klosterkirche 1776/1777, 20.05.2022

Nach der Gründung des schweizerischen Bundesstaats 1848 eröffnet das Kloster eine Schule für junge Frauen, stellt eine Primarlehrerin in Hagendorn und eröffnet 1953 eine Bäuerinnenschule. 1957 gründet Frauenthal in Wisconsin (USA) eine Niederlassung, die 1965 zu einem selbständigen Priorat wird.


Chronologie

1850 Im Frauenthal wird eine Mädchen- und Arbeitsschule eröffnet. Zwei Schwestern aus dem Kloster Baldegg werden als Lehrerinnen eingestellt. Das Knechthaus wird als Schulhaus eingerichtet. [1]

Das Kloster hat laut Gesetz dem Kanton einen jährlichen Beitrag an den kantonalen Schulfonds zu leisten. Der Kanton befreit das Kloster von dieser Verbindlichkeit unter der Bedingung, dass es als Abgeltung für Cham-Hünenberg ohne Besoldung «Schule halte». Das Kloster Frauenthal stellt in der Folge während rund 40 Jahren eine Lehrerin für die Primarschule in Hagendorn. [2]

1854 Die vertriebenen Mönche des Zisterzienserklosters Wettingen kaufen das leerstehende Kloster in Mehrerau bei Bregenz A. Frauenthal leistet dazu einen finanziellen Beitrag und untersteht seither der geistlichen Leitung der Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau. [3]

1866 Das Kloster Frauenthal besitzt ein Vermögen von 801'343 Franken. [4]

1874 Im Umfeld des Kulturkampfs und der Abstimmung über die Totalrevision der Bundesverfassung vom 19. April, die u.a. den Machtanspruch der römisch-katholischen Kirche beschränken will, ist das Kloster Frauenthal Vorwürfen ausgesetzt, Trölgelder in den Wahlkampf gesteckt zu haben. Kastvogt Franz Müller dementiert dies und droht den Urhebern dieser Vorwürfe rechtliche Schritte an.[5]

1882 Die Gemeinde verlegt die Schule für junge Frauen in das neu erbaute Schulhaus in Hagendorn. [6]

1890 Frauenthal will sich aus dem Schuldienst in Hagendorn zurückziehen. Anlässlich einer Gemeindeversammlung wird beschlossen, dass eine dreiköpfige Kommission die Umstände und die Rechtslage klären soll. [7] Bereits am 1885 hatte eine Menzinger Lehrschwester die Lehrstelle an der Unterstufe in Hagendorn übernommen. Schwestern aus dem Frauenthal arbeiten fortan nicht mehr an den Chamer Schulen.

1894 In Paragraph 11 der revidierten Zuger Kantonsverfassung wird festgehalten, dass das Eigentum der privaten, geistlichen und weltlichen Körperschaften unverletzlich sei. [8]

1904 Das Elektrizitätswerk Frauenthal wird in Betrieb genommen. Alle Gebäude verfügen nun über elektrisches Licht und Betriebe wie die Sägerei werden von Elektromotoren angetrieben. Die (katholischen) «Neuen Zürcher Nachrichten» bezeichnen Frauenthal als fortschrittliches Kloster. [9] Zum Vergleich: 1909 waren schweizweit 2,9 Millionen Lampen und 27'000 Elektromotoren in Betrieb.

1931 Das Kloster Frauenthal feiert am 9. April sein 700-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass verfasst Pfarrer Aloys Müller (1876–1949) aus Zug eine Festschrift. [10]

1934 Ein Brand zerstört in der Nacht auf Freitag die Scheune und die Sägerei. Getreide- und Strohvorräte sowie landwirtschaftliche Maschinen werden zerstört. Der Sachschaden liegt zwischen 30’000 und 40’000 Franken. Ursache ist fahrlässiges Handeln eines Arbeiters, der an Umbauarbeiten mitwirkt. [11]

1953 Mit der Schaffung der kantonalen Landwirtschaftsschule auf dem Schluechthof in Cham wird der Ruf nach einer Zuger Bäuerinnenschule laut. Der Zuger Regierungsrat wendet sich an das Kloster. Das Gästehaus wird entsprechend umgebaut und erweitert. Am 13. April treten die ersten sechs Schülerinnen ein. Die Schule hat einen guten Ruf, der Kanton leistet Beiträge an die Kosten. Das Kloster führt die Bäuerinnenschule bis 1970. [12]

1957 Der amerikanische Bischof William Aloysius O’Connor (1903–1983) will in seiner Diözese ein kontemplatives Frauenkloster schaffen. Er wendet sich zuerst an den heiligen Stuhl und gelangt mit diesem Ansinnen über den Ordensoberen der Zisterzienser schliesslich ans Kloster Frauenthal. Ende November werden sechs Klosterfrauen nach den USA ausgesandt, um in der Nähe der Stadt Prairie du Sac (Wisconsin) die klösterliche Niederlassung Valley of Our Lady zu gründen. Dort bauen sie ein Kloster auf. Äbtissin Maria Josepha Knüsel (1903–1967) begleitet den Aufbau dieser Niederlassung intensiv. [13]

1965 Valley of Our Lady wird zu einem selbstständigen Priorat, das wie Frauenthal dem Kloster Wettingen-Mehrerau untersteht.[14]

1970 Im Kloster Frauenthal leben 43 Schwestern. [15]

1972–1974 Das Kloster und die Klosterkirche erfahren eine umfassande Innenrenovation. Das Kloster wird unter den Schutz des Bundes gestellt, nicht aber in das kantonale Denkmalverzeichnis eingetragen. [16]

1978 Der Konvent spricht sich sich für den Bau der damals grössten Biogasanlage der Schweiz aus. [17]

1981 Die Abtei Frauenthal feiert ihren 750. Geburtstag. Am 25. Oktober findet ein Festakt statt. Der Zuger Regierungsrat ist in corpore vertreten. [18] Zum Jubiläum wird eine Festschrift verfasst. [19]

1990 Am 8. Mai stellt der Zuger Regierungsrat das Klostergeviert, das Beichtigerhaus, das Schreinereigebäude und das Angestelltenhaus unter kantonalen Denkmalschutz. [20]

1997 Die Kirchenfassaden und die Ost- und Südfassaden des Klostergevierts werden unter der Leitung des Architekten Ernst G. Streiff aussen umfassend renoviert. [21]

2002 Im Frauenthal leben noch 20 Schwestern. [22]

2005 Die Klosterkirche wird restauriert. [23]

2015 Maria Consolata Bucher (1942–2015), die letzte Äbtissin, stirbt am 24. November. [24]

2021 Das Kloster erhält nach aussen eine neue Organisationsform. Es wird zu einer weltlichen Stiftung, welche die Zukunft von Frauenthal sichern soll. Der Stiftungsrat besteht aus: Monica Häfeli-Wiederkehr aus Hagendorn, Michael Gmeinder, Delegierter des vorstehenden Vaterabts, und der Priorin des Klosters, Schwester Maria Benigna Bernet. [25]

2022 Im Kloster Frauenthal leben sechs Schwestern. [26]


Historische Bilder

Fotos

Postkarten

Transkription Postkarte von 1903: Jnniggeliebte Frida. Bin in Frauenthal gut angekommen u. es gefällt mir hier sehr gut. Habe kein Heimweh. Bin gesund u. wohl, was ich auch von dir hoffe. Tausend Grüße von deiner Freun[din] Klara. Auch ein Grüßchen von Maria.


Dokumente

1505500 Kloster Frauenthal Inserat Bäuerinnenschule Neue Zürcher Nachrichten 26 02 1966.jpg

Inserat für die Bäuerinnenschule, die 1953 eröffnet wird und bis 1970 besteht


Filmdokumente

Flug über die Klosteranlage 2016

Klosterkirche und Klosteranlage 2020

Klosterkirche Vollgeläute 2020


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→ zurück in der Geschichte des Klosters Frauenthal: Kriegerische Zeiten (Mitte 17. Jahrhundert bis Mitte 19. Jahrhundert)


Einzelnachweise

  1. Gruber, Eugen, Geschichte von Frauenthal, Zug 1966, S. 199
  2. Zuger Volksblatt, 04.02.1863. Zuger Volksblatt, 26.02.1890
  3. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber), S. 184
  4. Zuger Volksblatt, 29.09.1866
  5. Zuger Volksblatt, 14.03.1874
  6. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber), S. 199
  7. Zuger Volksblatt, 26.02.1890
  8. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber), S. 182
  9. Neue Zürcher Nachrichten, 24.09.1904
  10. Nidwaldner Volksblatt, 15.04.1931
  11. Neue Zürcher Nachrichten, 06.10.1934
  12. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber), S. 200f.
  13. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber), S. 204
  14. Gruber, Eugen / Sommer-Ramer, Cécile, Frauenthal, in: Helvetia Sacra, Abteilung III, Bd. 3, Zweiter Teil, Bern 1982, S. S. 713
  15. Dubler, Anne-Marie, «Frauenthal», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.04.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012153/2006-04-18/ [Stand: 17.03.2022]
  16. Rothkegel, Rüdiger / Horat, Heinz, Neue archäologische Untersuchungen am Zisterzienserinnenkloster Frauenthal. Ein Beitrag zur 900-Jahr-Feier des Zisterzienserordens, in: Tugium 14, 1998, S. 67–84. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 189
  17. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 93
  18. Freiburger Nachrichten, 26.10.1981
  19. Lüthold-Minder Ida, 750 Jahre Abtei Frauenthal 1231–1981, Cham 1981
  20. Vgl. Anmerkung 17 (Rothkegel / Horat), S. 81
  21. Vgl. Anmerkung 17 (Rothkegel / Horat), S. 81
  22. Dubler, Anne-Marie, «Frauenthal», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.04.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012153/2006-04-18/ [Stand: 17.03.2022]
  23. Vgl. Anmerkung 17 (Grünenfelder), S. 189
  24. Neue Zuger Zeitung, 24.11.2015
  25. Zuger Zeitung, 04.08.2021
  26. https://kloster-frauenthal.ch/geschichte-abtei/ [Stand: 17.03.2022]