Käsereigenossenschaft Cham
Die Chamer Bauern wollten sich die Milchpreise nicht diktieren lassen; deshalb gründeten sie als Selbsthilfeorganisation 1892 die Käsereigenossenschaft und erbauten die Käserei – übrigens ebenso in Backsteinen, wie die Fabrik, die sie bekämpften. Bis 1983 befand sich an der Sinserstrasse 8 die Milchsammelstelle der Chamer Bauern.
Chronologie
1892 Unzufriedene Chamer Bauern, angeführt vom Lindenchamer Kantonsrat Gottlieb Villiger (1849–1916), gründen am 9. November im Gasthaus Kreuz die Käsereigenossenschaft Cham. [1]
1893 Im Februar zählt die junge Vereinigung bereits 35 Genossenschafter mit insgesamt 260 Kühen – schon am 1. November ist die Käserei an der Sinserstrasse 8 bezugsbereit und produziert ihren eigenen Käse. [2]
1913 Ein regelrechter «Milchkrieg» entbrennt: Die vereinigten Milchverbände wollen höhere Abnahmepreise – und boykottieren die «Milchsüdi». Innerhalb der Chamer Genossen ist man sich uneinig, kennt man doch die Verhältnisse der nahen Anglo-Swiss allzu gut. Nach zähen Verhandlungen entschliessen sich die Genossen, ihre Milch wieder der «Milchsüdi» zu liefern, ungeachtet des Boykotts des Verbandes! Geschmückt mit Blumen fährt die erste Lieferung der Chamer wieder in die Fabrik. Die Retourkutsche folgt postwendend: Der Verband bestraft die Chamer mit einer Busse von 8000 Franken. Doch die Zeit heilt die Wunden – der Verband kann sich wieder mit der «Anglo-Swiss» einigen, und die Chamer müssen die Konventionalstrafe nie bezahlen. [3]
1918 Die Käserei wird elektrifiziert.
1952/1958 Die Käsereigenossenschaft richtet einen Kühlraum und eine Gefrieranlage ein. Sie investiert dazu mehr als 120'000 Franken.
1964 Der erste Milchtransport mit dem Tankwagen findet statt.
1967 Die Käsereigenossenschaft feiert ihr 75-Jahr-Jubiläum. Der Agronom Beat Frey publiziert eine Festschrift. [4]
1983 Die letzte Milchfuhr kommt am 1. Oktober in die Chamer «Milchzentrale».
2009 Fusion in Cham: Die Landwirtschaftliche Genossenschaft und die Käsereigenossenschaft schliessen sich zur «Buuregnossi Cham» zusammen.
2011 Die mittlerweile denkmalgeschützte Liegenschaft erfährt Um- und Anbauten für neun Millionen Franken. Jetzt befinden sich in der einstigen Chamer Bauernzentrale 16 Wohnungen, ein Ladenlokal sowie Büroräume.
Anekdote
Zur Feier des internationalen Tages der Milch - ein solcher existiert seit 1957 - spendet die Käsereigenossenschaft Cham am 1. Juni 1969 allen Patienten und dem Personal des Spitals Cham ein Rahmdessert und den Insassen des Kinderheims Hagendorn je ein Joghurt. [5]
Weblink
Filmdokument
Die letzte Milchfuhr in Cham am 1. Oktober 1983
Film von Hans Schrag (1933–1990), Cham
Einzelnachweise
- ↑ Baumgartner, Heinrich, Landwirtschaftliche Genossenschaft Cham, Cham 1995. Zuger Zeitung, 10.03.1995
- ↑ Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 156
- ↑ Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 74–76
- ↑ Zuger Neujahrsblatt 1969, Chronik 12.11.1967
- ↑ Zuger Kalender 1970, Chronik 03.06.1969