Elsener Josef (1865–1933)

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Portrait von Elsener Josef (1865–1933)
Portrait von Josef Elsener (1865–1933)

Vorname: Josef
Nachname: Elsener
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 17. November 1865
Geburt­sort: Menzingen ZG
Todes­datum: 11. März 1933
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Priester, Organist, Chorleiter
Amt: Kaplan
Religion: römisch-katholisch
Fried­hof: Cham
Grab­stelle: Priesterfriedhof

Josef Elsener stammte aus Menzingen. Er studierte Theologie und wirkte nach einem kurzen Einsatz in Menzingen 38 Jahre als Kaplan in Cham. Er war auch Organist und Chorleiter, Musik war seine grosse Leidenschaft. Er war zudem eine führende Person unter den Zuger Kirchenmusikern. Bei der Pfarrwahl von 1908 erhielt er 270 Stimmen, obwohl er zuvor ausdrücklich erklärt hatte, dass er eine allfällige Wahl unter keinen Umständen annehmen könne.



Wahlaufruf der Kirchgenossen für Kaplan Josef Elsener als Chamer Pfarrer, 1908
Grabstein von Josef Elsener auf dem Priesterfriedhof in Cham, 19.05.2022


Stationen

1865 Josef Elsener wird am 17. November als Sohn des Schneidermeisters Karl Josef und der Katharine, geb. Meienberg, in Menzingen geboren. [1]

Nach dem Besuch der Lateinschule in Menzingen besucht er das Gymnasium in Einsiedeln, anschliessend studiert er in Innsbruck Philosophie sowie in Mailand und Luzern Theologie. Einer seiner Professoren in Mailand ist der spätere Papst Pius XI. (1857–1939). [2]

1890 Elsener wird am 29. Juni von Bischof Leonard Haas (1833–1906) zum Priester geweiht. [3] Am 14. Juli feiert er in Menzingen seine Primiz. [4] Danach arbeitet er während fünf Jahren als Kaplan, Lateinlehrer und Chorleiter in Menzingen. [5]

1895 Elsener wird zum Kaplan im Kirchbüel in Cham berufen. Sein Wegzug wird in Menzingen sehr bedauert. Man hofft dort, Elsener wieder nach Menzingen zurückholen zu können. [6] Elsener wird eine Besoldungserhöhung von 500 Franken zugesprochen. [7] In Cham wirkt Elsener unter Pfarrer Franz Michael Stadlin (1835–1908) als Seelsorger, Organist und Lateinlehrer. [8]

1897 Kaplan Elsener, Kassier des kantonalzugerischen Cäcilienvereins, wird an der Generalversammlung als Delegierter für die Diözesanversammlung der Cäcilienvereine in Solothurn gewählt. [9] Später wird Elsener auch Präsident des kantonalen Cäcilienvereins. [10]

1901 Elsener wird zum ersten Ehrenmitglied des Orchestervereins Cham ernannt. [11]

1906 Elsener ist Kandidat bei der Pfarrwahl in Menzingen. Er erhält 179 Stimmen, sein Mitbewerber 178. Da das absolute Mehr 180 Stimmen beträgt, kommt die Wahl nicht zustande. [12]

1908 Die Kirchgemeinde Cham-Hünenberg kann am 23. August ihren Pfarrer zum ersten Mal selbst wählen. [13] Bisher hatten Rat und Bürgergemeinde der Stadt Zug, deren Untertanen die Chamer bis 1798 waren, den Pfarrer für die Pfarrei Cham-Hünenberg bestimmt. Ein Kandidat ist Kaplan Anton Müller (1878–1939) aus Reiden LU, der vom Kirchenrat einstimmig vorgeschlagen wird. Viele Kirchgenossen wünschen sich Kaplan Elsener als Pfarrer. Zu Beginn der Wahlversammlung legt der Kirchenrat jedoch eine schriftliche Erklärung Elseners vor, dass dieser eine allfällige Wahl unter keinen Umständen annehmen würde. [14] Anton Müller wird von der Kirchgemeindeversammlung mit 340 Stimmen gewählt. Elsener erhält trotz seiner Erklärung noch 270 Stimmen. Er bleibt weiterhin Kaplan in der Pfarrei Cham-Hünenberg.

1920 Am 22. August feiert Kaplan Elsener sein 30-jähriges Priester-Jubiläum. [15]

1921 Elsener erhält anlässlich des 25-Jahr-Dienstjubiläums in Cham für seine grossen Verdienste in der Seelsorge und der Kirchenmusik das Ehrenbürgerrecht von Cham. [16]

1933 Elsener stirbt nach kurzer Krankheit am 11. März im Alter von gut 67 Jahren an einer Lungenentzündung. [17]


Würdigung

Josef Elsener hat in Cham viele Jahre als Kaplan gewirkt und er war offensichtlich sehr beliebt: Nach nur sechs Jahren Tätigkeit in Cham wird er zum ersten Ehrenmitglied des Orchestervereins ernannt, 1920 wird er nach 25-jähriger Tätigkeit Ehrenbürger der Gemeinde Cham. Elsener hat sich neben seiner Tätigkeit als Priester sehr stark für das kirchliche und weltliche Musikleben eingesetzt. Dies trug sicher zu seiner Popularität bei.

Im Nachruf wird er wie folgt gewürdigt: «Kaplan Elsener war ein sehr würdiger und allgemein beliebter Priester und seit mehreren Jahren Präsident des kantonalen Cäcilienvereins und Sextar des Kapitels Zug. Eine Lungenentzündung bereitete in wenigen Tagen dem sonst so gesunden Leben des einfachen und anspruchslosen Priesters ein jähes Ende. Der Herr gebe seinem treuen Diener den verdienten ewigen Himmelslohn!» [18]


Die Pfarrwahl von 1908

Die wahlberechtigten Männer der Pfarrei Cham-Hünenberg hätten wohl Josef Elsener zum Pfarrer gewählt, hätte dieser nicht ausdrücklich ausgeschlossen, eine allfällige Wahl anzunehmen. Trotzdem erhielt Elsener etwa zwei Fünftel der Stimmen. Die Neue Zürcher Nachrichten, eine katholische Zeitung, berichtete über das Wahlergebnis und lobte Anton Müller, den Neugewählten, als jungen, würdigen Priester, vorzüglichen Kanzelredner und Seelsorger, sowie als guten Pädagogen. [19] Der Grütlianer, ein Publikationsorgan der Arbeiterbewegung, schlägt kritischere Töne an und berichtet über die Hintergründe der Wahl. Eine Oppositionsgruppe hatte sich für die Wahl von Kaplan Elsener stark gemacht, der «schon 18 Jahre zur vollsten Zufriedenheit als Kaplan und Organist in Cham wirke». Der Grütlianer berichtet, dass Elsener vom Kirchenrat unter Druck gesetzt worden sei, eine allfällige Wahl auf keinen Fall anzunehmen. Offenbar hatte der Bischof von Basel, Jakob Stammler (1840–1925), den Kirchenrat in diesem Vorgehen unterstützt. Ausdrücklich festgehalten ist, dass sich die Kritik gegen das Vorgehen des Kirchenrats und nicht gegen den Pfarrkandidaten Anton Müller gerichtet hat. [20] Hätte der Kirchenrat den Kirchgenossen die freie Wahl gelassen und Elsener diese Erklärung nicht abgerungen, wäre er wohl gewählt worden. Auch die liberale Neue Zürcher Zeitung spricht von einer oppositionellen Gruppe, die sich für Elsener als Pfarrer stark gemacht habe. [21]


Kirchliche und weltliche Musik in Cham

Richard T. Meier, der die Geschichte des Orchestervereins Cham-Hünenberg aufgearbeitet hat, weist nach, dass der Cäcilienverein Cham-Hünenberg, den Elsener geleitet hat, zusammen mit dem Orchesterverein auch als weltlicher Chor aktiv war. Zudem sangen auch Frauen im Cäcilienverein. Dies stand im Widerspruch zu einem apostolischen Schreiben über die Kirchenmusik von Papst Pius X (1835–1914) von 1903. Im Schreiben wurde festgehalten, dass die Sopran- und Altstimmen durch Knaben besetzt werden müssen, Frauen seien nicht fähig und nicht befugt in einem Kirchenchor mitzutun. Ein Verzeichnis über das Sängergeld zeigt, dass in der Pfarrei Cham-Hünenberg seit mindestens 1885 Frauen mitsangen. Meier weist noch auf einen anderen interessanten Aspekt hin. Die Musikgesellschaft Cham wurde zu Elseners Zeit von Julius Schnurrenberger (1876–1947), einem Protestanten, geleitet. Die Musikgesellschaft war bei Prozessionen Teil des kirchlichen Lebens. So schritt in Cham ein Protestant an der Spitze der katholischen Prozessionen und gab gleichsam den Takt an! [22]

Kaplan und Kirchenmusiker Elsener scheint wenig Berührungsängste gehabt zu haben. Er war offen gegenüber der Ökumene und beim Einbezug von Frauen in der Kirchenmusik. Hier könnte der Grund zu finden sein, wieso der Kirchenrat die Wahl Elseners zum Pfarrer mit Rückendeckung des Bischofs verhindert hat.


Einzelnachweise

  1. Iten, Albert, Tugium Sacrum. Der Weltklerus zugerischer Herkunft und Wirksamkeit bis 1952, Stans 1952, S. 191f.
  2. Neue Zürcher Nachrichten, 14.03.1933
  3. Neue Zürcher Nachrichten, 14.03.1933
  4. Zuger Nachrichten, 19.07.1890
  5. Neue Zürcher Nachrichten, 14.03.1933
  6. Zuger Nachrichten, 15.05.1895
  7. Zuger Volksblatt, 14.05.1895
  8. Neue Zürcher Nachrichten, 14.03.1933
  9. Zuger Nachrichten, 12.06.1897
  10. Neue Zürcher Nachrichten, 14.03.1933
  11. Meier, Richard T., 125 Jahre Orchester Cham-Hünenberg, Geschichte und Geschichten, Hünenberg See 2021, S. 26f., https://www.orchester-cham-huenenberg.ch/page/de/orchester/orchesterbuch [Stand:30.08.2022]
  12. Neue Zürcher Nachrichten, 08.03.1906. Kirchgemeindearchiv Cham-Hünenberg, A 1/1308, Brief von Pater Carl Anderhalden, Menzingen, betr. Wahl von Kaplan Elsener zum Pfarrer von Menzingen und dessen Verzicht (15.04.1906)
  13. Der schwierige Loskauf des Kollaturrechts ist ein Verdienst des Chamer Gemeinderate, Zuger Regierungs– und Ständerats Jakob Hildebrand (1833–1885), vgl. Neue Zuger Zeitung, 21.02.1885
  14. Der Grütlianer, 26.08.1908
  15. Pfarrarchiv / Kirchgemeindearchiv Cham-Hünenberg, A 1/212, Programm der Jubiläumsfeier für den Kaplan von Cham
  16. Neue Zürcher Nachrichten, 14.03.1933
  17. Neue Zürcher Nachrichten, 14.03.1933
  18. Neue Zürcher Nachrichten, 14.03.1933
  19. Neue Zürcher Nachrichten, 24.08.1908
  20. Der Grütlianer, 26.08.1908
  21. Neue Zürcher Zeitung, 24.08.1908
  22. Meier, Richard T., 125 Jahre Orchester Cham-Hünenberg, Geschichte und Geschichten, Hünenberg See 2021, S. 26f., https://www.orchester-cham-huenenberg.ch/page/de/orchester/orchesterbuch [Stand:30.08.2022]