Brände im 15. bis 18. Jahrhundert

Aus Chamapedia

In diese Epoche fallen als grössere Ereignisse der Brand des Pfrundhauses von St. Andreas 1651, aber auch im «Raben», der 1791 ein Raub der Flammen wird. In den Konfessionskriegen des 17. und 18. Jahrhunderts fallen marodierende Zürcher Truppen ins nördliche Chamer Gebiet ein, plündern und setzen Häuser und Ökonomiegebäude in Brand.


Chronologie

1422 Im Zisterzienserinnenkloster Frauenthal richtet am 8. Dezember ein Feuer Schäden an. Als Brandstifter beschuldigt man «Hensli Schwinhirt von Girnis uss den Livinen» (von Giornico TI in der Leventina) und sperrt ihn in der Stadt Zug ein. Vor der Freilassung muss Schwinhirt eine Urfehde schwören. Er verpflichtet sich, wegen seiner Inhaftierung niemanden aus der Stadt und dem Amt Zug, aus Cham, Hünenberg oder dem Kloster Frauenthal mit Rache zu drohen. [1]

1623 Stefan Bütler hat sein Haus (in Cham?) in einer Feuersbrunst verloren. Damit er, seine Frau und die Kinder im Winter wieder ein Obdach haben, kauft er von Adam Bucher das Haus in der Schällenmatt westlich des Dorfs (heute noch Schellenmattstrasse). Jakob Bütler will ihm aber das Haus mit Zugrecht ziehen, d.h. er macht ein Vorkaufsrecht geltend. Der Zuger Stadtrat beschliesst am 6. November, dass der Zug nicht gilt. Stefan Bütler wird zudem ein obrigkeitlich beglaubigter Bettelbrief («steürbrieff») ausgestellt und darin festgehalten, dass ihm der Stadtrat 40 Kronen für den Wiederaufbau spendet. [2]

1651 Das erst kürzlich neu erbaute Pfrundhaus im Städtli bei St. Andreas brennt am 14. Februar um zehn Uhr am Vormittag mit samt Hausrat, Büchern und den eingelagerten Nahrungsmitteln bis auf die Grundmauern nieder. Der Baarer Ammann Jakob Andermatt (1602–1680) schreibt in sein Tagebuch: «Zistig den 14 [...] an dem tag ist das neüw pfruondhus jm stetli verbrunen.» [3] Kaplan Joachim Merz (1623–1694) stellt beim Zuger Stadtrat den Antrag, die Pfründe St. Andreas nach nur 14 Wochen wieder verlassen zu können. Dies wird ihm bewilligt. Ende Februar 1651 wird er Pfarrer in Hemberg SG. [4]

1656/1657 Im Ersten Villmergerkrieg brandschatzen Ende Januar und Anfang Februar zürcherische Truppen Scheunen auf den Frauenthaler Gütern in Hatwil und Islikon sowie das an einer Kreuzung von zwei wichtigen Landstrassen gelegene Wirtshaus im Dürrast nördlich von Niederwil. Wirt Kaspar Dogwiler erhält ein Jahr später für den Wiederaufbau vom Zuger Stadtrat 4000 Dachziegel. [5]

1670 Ein Blitzeinschlag setzt im Juni die Scheune von Michael Bütler, wahrscheinlich auf der Löberen, in Brand. Vom Zuger Stadtrat erhält Bütler für den Wiederaufbau 6000 Ziegel. [6]

1676 Die Scheune von Andreas Gretener brennt ab. Die Lokalität ist unbekannt. Gretener erhält vom Zuger Stadtrat entweder zehn Kronen oder 4000 Ziegel. [7]

1703 Einige «Heiden» (im 18. Jahrhundert die Bezeichnung für herumziehende Vaganten) brennen eine Scheune «unter dem Frauenthaler Wald an der Reuss», also wohl auf Hünenberger Gemeindegebiet, nieder. Einige werden verhaftet, durch den Scharfrichter kahlgeschoren und aus dem Kanton verbannt. [8]

1712 Im Zweiten Villmergerkrieg dringen die nach der Hauptschlacht von Villmergen AG am 25. Juli siegreichen Zürcher Truppen marodierend ins nördliche Chamer Gebiet ein, plündern das Kloster Frauenthal und brandschatzen erneut Wohnhäuser und Ökonomiegebäude in Islikon, Hatwil und vor allem in Rumetik. Erst nach zwei Wochen verlassen sie das Gebiet mit reicher Beute wieder. Zahlreiche Familien sind obdachlos und leiden Hunger. [9] Für den Wiederaufbau liefert der Zuger Stadtrat Ziegel, Kalk, Tannenholz (aus dem Hünenberger Herrenwald) sowie Korn zum Ansäen. Letzteres müssen die Leute von Rumetik aber nach der nächsten Ernte wieder zurückerstatten. Zudem wird den Brandgeschädigten erlaubt, mit Bettelbriefen in eidgenössischen Städten und Kantonen Geld zu sammeln. Die Chamer Kirchgenossen sind solidarisch und gewähren der Gemeinde Rumetik aus dem Überschuss ihrer Kirchenrechnung 100 Gulden. [10] Im Dürrast wird das jetzt «Löwen» genannte Wirtshaus wiederum zerstört. [11]

1769 Ein Blitz schlägt am 11. August in den Turm der Klosterkirche Frauenthal ein. Der Turm brennt ab. Das Alarmierungs- und Brandbekämpfungsdispositiv erweist sich als ungenügend. Den Sigristen in der Stadt Zug und auf dem Land soll mitgeteilt werden, dass sie künftig beim Sturmläuten eine Glocke nach der anderen und nicht alle miteinander läuten sollen. Der Zuger Stadtrat bemängelt zudem den Brandschutz im Kloster, das weder eine Feuerspritze noch Feuerkübel besitzt. [12] Ein Jahr später bestellt Äbtissin Maria Agatha Villiger (1693–1771) beim Zürcher Kupferschmied Kaspar Baur eine fahr- oder tragbare Schlagspritze, die bereits einen kontinuierlichen Wasserstrahl ausstossen kann. [13]

1791 Das Wirtshaus Raben im Kirchbüel wird am 27. November ein Raub der Flammen. Das Haus gehört Josef Baumgartner, der dort Leute einquartiert hat. Die Nachbarn wecken die Leute im Haus, die sonst alle verbrannt wären. Vieles kann noch gerettet werden. Der Brand soll aus Unvorsichtigkeit beim Löschen des Feuers nach dem Kochen entstanden sein. [14]


→ Weiter zu Brände im 19. Jahrhundert


Einzelnachweise

  1. Urkundenbuch von Stadt und Amt Zug vom Eintritt in den Bund bis zum Ausgang des Mittelalters 1352–1528, 2 Bde., Zug 1952–1964. UBZG I, Nr. 628, S. 305
  2. Bürgerarchiv Zug, A 39.4.10.264, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1623–1630, fol. 20v (06.11.1623); A 39.4.10.293, fol. 23r (09.12.1623)
  3. Pfarrarchiv / Kirchgemeindearchiv Baar, A 1/4009, fol. 342v (14.02.1651)
  4. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.247, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 16v (16.02.1651). Iten, Albert, Tugium sacrum. Der Weltklerus zugerischer Herkunft und Wirksamkeit bis 1952, Stans, 1952, S. 313
  5. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.2010, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 148r (05.05.1657)
  6. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.5.623, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1669–1681, S. 93 (18.06.1670)
  7. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.5.2709, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1669–1681, S. 404 (05.12.1676)
  8. Steiner, Hermann et al., Wasser und Feuer. 100 Jahre Feuerwehr Cham 1888–1988, Cham 1988, S. 76
  9. Wolf, Otto et al., Geschichte von Cham, Bd. 1, Cham 1958, S. 301
  10. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.14.1237, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1709–1712, fol. 140r (27.08.1712); A 39.26.14.1249, fol. 142r (10.09.1712); A 39.26.14.1339, fol. 154v (29.10.1712); A 39.26.14.1363, fol. 159r (19.11.1712)
  11. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 2, S. 34f. Vgl. Anmerkung 9 (Wolf et al.), S. 301
  12. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.32.852, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1768–1772, S. 134 (19.08.1769)
  13. Vgl. Anmerkung 8 (Steiner et al.), S. 56f.
  14. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 129. Vgl. Anmerkung 8 (Steiner et al.), S. 76