Bürgergemeinde Cham (1965–heute)
1975 wurde der Wechsel zum Wohnsitzprinzip in der Sozialfürsorge endgültig eingeleitet. Seit 1982 ist die Bürgergemeinde in der Sozialfürsorge nur noch für jene Bürger zuständig, die in Cham leben. Die Bürgergemeinde war Triebfeder für den Bau des Alterszentrums Büel und des Pflegezentrums. Als Besitzerin des Spitals Cham wurde sie zu einem wichtigen Player der Zuger Spitalpolitik. Mit dem Engagement in der Kulturförderung, für den Kunstkubus und für Chamapedia wurde die Bürgergemeinde nach der Jahrtausendwende immer mehr zu einem wichtigen Faktor für das Chamer Kulturschaffen.
Chronologie
1965–1977: Paradigmenwechsel in der Fürsorge – vom Bürger- zum Einwohnerprinzip / Alterszentrum Büel
1965 Der Kanton Zug tritt als zweitletzter Kanton in der Schweiz dem Konkordat über die wohnörtliche Unterstützung bei, das im Kanton Zug auf den 1. Januar 1966 in Kraft tritt. [1] Damit müssen die Bürgergemeinden nur noch für ihre am Heimatort und im Kanton Zug wohnenden Bürgerinnen und Bürger Unterstützung leisten, falls diese in eine Notlage geraten. Zuvor konnten verarmte Bürgerinnen und Bürger und solche, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen waren, von ihrem Wohnort weggewiesen und an ihre Heimatgemeinde überstellt werden. Mit dem Beitritt zu diesem Konkordat findet ein Paradigmenwechsel statt. Trotz dieser Entlastung hat die Bürgergemeinde weiterhin jährlich namhafte Unterstützungsbeiträge zu leisten. [2]
1966 Die Bürgergemeinde Cham beschliesst die Errichtung einer Stiftung Altersheim Cham, genehmigt die Statuten und bewilligt einen Betrag von Fr. 10’000 als Stiftungskapital. [3]
1975 Am 7. Dezember wird der «Bundesbeschluss über eine Änderung der Bundesverfassung (Niederlassungsfreiheit und Unterstützungsregelung)» mit 76 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Damit ist der Wechsel zum Wohnsitzprinzip in der Sozialfürsorge endgültig vollzogen und gesetzlich verankert. Unterstützungsbedürftige Schweizerinnen und Schweizer kommen damit in den Genuss der vollen Niederlassungsfreiheit. [4]
Die Einwohnergemeindeversammlung bewilligt ein zinsloses Darlehen von 1,5 Millionen Franken an den Bau des Altersheims. Die Bürgergemeinde Hünenberg sichert ebenfalls ein teilweise zinsfreies Darlehen von 1,5 Millionen Franken zu mit der Verpflichtung, bis zu 12 Personen aus der Gemeinde Hünenberg ins Altersheim aufzunehmen. Dazu kommen viele grosszügige Spenden aus der Bevölkerung. Nachdem auch Beiträge des Bundes und des Kantons Zug in der Höhe von über 3 Millionen Franken zugesichert sind und die Banken die Restfinanzierung übernehmen, wird der Baubeschluss gefasst. Die Gemeinde erteilt die Baubewilligung. Am 12.4.1975 erfolgt der Spatenstich. [5]
Spatenstich für das Altersheim Büel mit Oskar Gretener, Josef Bächer, dem damals ältesten Chamer Einwohner, und Architekt Erich Weber (*1936), 12.04.1975
1977
Am 7. März ziehen die ersten Pensionäre in den Neubau des Altersheims Büel ein. [6]
1979–2001: Das Spital Cham ist akut gefährdet
1979 Im Zusammenhang mit der Spitalplanung beschliesst der Zuger Regierungsrat die Schliessung des Chamer Spitals, das nach wie vor im Besitz der Bürgergemeinde ist. Die Spitalplaner begründen diesen Entscheid damit, dass im Chamer Spital der grösste Sanierungsbedarf unter den Zuger Spitälern bestehe. [7] In Cham regt sich sofort Widerstand gegen diesen Entscheid.
1980–1982 Die Chamerinnen und Chamer kämpfen für ihr Spital. 5000 Personen unterschreiben eine Petition für den Erhalt des Chamer Spitals. 1981 veranstalten die Bürger- und die Einwohnergemeinde gemeinsam den «Spitalbazar Cham» und nehmen dabei 417'413 Franken ein. Schliesslich kommt es so, wie es sich die Chamerinnen und Chamer gewünscht haben: Im September 1982 kommt der Zuger Regierungsrat auf seinen Entscheid zurück und spricht sich für den Erhalt des Spitals in Cham aus. [8]
An zwei Wochenenden, vom 3. bis 9. Oktober 1981, findet der von der Bürgergemeinde angestossene Spitalbazar (Spiba) in einem Festzelt auf der Wiese des Städtli-Schulhauses statt, 03.10.1981
1982
Das neue kantonale Gemeindegesetz weist den Bürgergemeinden nur noch das Sozialwesen für die Bürgerinnen und Bürger zu, die in ihrer Bürgergemeinde leben. Damit ist die Bürgergemeinde nicht mehr für die Bedürftigen zuständig, die in einer Zuger Gemeinde leben. [9]
1988 Am 13. März nehmen die Zugerinnen und Zuger eine kantonale Volksinitiative zur Erhaltung aller vier Zuger Spitäler an. Es wird auch die Frage gestellt, welches Spital geschlossen werden sollte, falls dieser Schritt nötig würde. Das Votum ist deutlich: Das Spital Cham soll nach dem Willen des Volkes auch künftig bestehen bleiben. Im gleichen Jahr startet die Baukommission der Bürgergemeinde ein Vorprojekt für den Neubau des Spitals mit einem Pflegezentrum. [10]
1989 Der Bürgerrat spricht sich für eine Namensänderung der Chamer Klinik aus. Der Vorschlag «Regionalspital Cham» wird vom Zuger Regierungsrat abgelehnt. Man einigt sich auf den neuen Namen «Spital und Pflegezentrum Ennetsee Cham». [11] Bei einem Betriebsaufwand von 7,227 Millionen Franken und einem Betriebsertrag von 5,701 Millionen Franken verzeichnet das von der Bürgergemeinde Cham getragene Spital Cham für das Jahr 1989 ein Defizit von 1,525 Millionen Franken. [12]
1991 Die Bürgergemeindeversammlung vom 28. Oktober spricht sich für einen Projektierungskredit von 2,1 Millionen Franken für den Neubau des Spitals Cham mit einem Pflegezentrum aus. [13]
Zimmer im Asyl Cham, rudimentär ausgestattet, um 1990
1992
Die kantonale Spitalplanung durchkreuzt die Chamer Pläne erneut. Weil der Kantonsrat die Spitalplanung überarbeitet, sistiert der Regierungsrat alle Planungsarbeiten. [14]
1993 Der kantonale Sanitätsrat verfügt nach einer Inspektion des Altbaus die Schliessung des Chamer Spitals. Bemängelt werden die Verhältnisse für die Patienten und das Pflegepersonal. Die Gebäudeversicherung verlangt aus feuerpolizeilichen Gründen die Schliessung des Altbaus. [15] Die Bürgergemeinde handelt und beschliesst an der Bürgergemeindeversammlung vom 29. Juni die Errichtung eines Pavillons als Zwischenlösung. [16]
1994 Der Pavillon des Pflegezentrums wird am 9. April eingeweiht. [17] Ende April verweigert der Kantonsrat einen Beitrag von rund 2 Mio. Franken an das Pavillonprovisorium des Spitals und Pflegezentrums Cham. [18]
Nach der Schliessung des Asyls stellte die Bürgergemeinde 1994 !einen Pavillon auf dem Spitalgeländer auf, undatierte Aufnahme
Die Bürgergemeinde Cham wagt einen Befreiungsschlag. Die American Medical International Inc. (AMI) soll im Baurecht von der Zuger Bürgergemeinde Cham eine Grundstückparzelle mit dem bestehenden Akutspital übernehmen, um es auf den neuesten Stand zu bringen und mit einem Ausbau nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen rentabel zu betreiben. Gesamtinvestition von 36 Mio. Franken in sind geplant. Davon entfallen 28 Mio. Franken auf bauliche Massnahmen und Installationen sowie 5,5 Mio. Franken auf die Spitalausrüstung. Zu diesem Zweck wird eine private Betriebsgesellschaft mit einem Aktienkapital von 10 Mio. Franken gegründet, das zu 90% von der AMI und zu 10% von der Bürgergemeinde Cham gehört. [19]
Innerhalb von drei Monaten liegen alle Verträge und Konzepte auf dem Tisch. Die Bürgergemeindeversammlung stimmt am 11. Oktober der Teilprivatisierung des Spitals und des Pflegezentrums Ennetsee zu. [20]
Personal der AMI-Klinik nach dem Entscheid, dass die Klinik ihren Betreib nicht aufnimmt, August 1996
1996
Während das Spital Cham zur AMI-Klinik umgebaut wird, streicht der Kanton die Chamer Klinik von der zugerischen Spitalliste. Die auf den 1. September geplante Eröffnung wird verschoben, 115 Personen werden entlassen. Die Klinik rekurriert beim Bundesrat. [21]
Im Mai reicht der Bürgerrat das Bauprojekt für das Pflegezentrum beim Zuger Regierungsrat ein. Wegen der anhaltenden Diskussion um das neue kantonale Spitalgesetz wird das Projekt Pflegezentrum Cham bei den in Zug zuständigen Stellen auf die lange Bank geschoben. [22]
1997 Im April revidiert der Zuger Regierungsrat seinen Entscheid. Die schlüsselfertige, aber seit acht Monaten nicht in Betrieb genommene AMI-Klinik in Cham kann nun doch eröffnet werden. Die Zuger Regierung ist bereit, die Privatklinik in die Spitalliste aufzunehmen. [23]
Im Juni wird bekannt, dass der Bundesrat die Klage der AMI-Klinik abgewiesen hat. [24]
Im September zieht sich die American Medical International (AMI) aus dem Kanton Zug zurück. [25] Die Verantwortlichen des Spitals Cham suchen den Kontakt mit der Klinik Liebfrauenhof in Zug und gründen gemeinsam die «Klinik St. Andreas-Liebfrauenhof AG». [26]
1998 Am 2. März eröffnet die Klinik mit Belegarztsystem ihren Betrieb in Cham, dafür schliesst, wie vom Kanton Zug verlangt, Ende März die Klinik Liebfrauenhof in Zug. Die AndreasKlinik Cham wird von der Bürgergemeinde Cham, der Ärzteschaft und der Stiftung Liebfrauenhof finanziert . [27]
1999 Der Zuger Kantonsrat spricht am 26. November insgesamt 9 Millionen Franken für den Bau eines neuen Pflegezentrums Ennetsee. [28]
2000 Die Bürgergemeindeversammlung vom 24. Januar genehmigt den Kredit von 16,77 Millionen Franken für das neue Pflegezentrum. Am 5. Oktober erfolgt die Grundsteinlegung. Die Planung und Bauleitung liegt beim Chamer Architekten Erich Weber. [29]
Spatenstich für das neue Pflegezentrum: Josef Huwiler (*1948), Spitalpräsident, Franz Heggli (*1939), Bürgerpräsident, Angelo Reggiori (*1928), Präsident der Baukommission, schauen Spenglermeister Paul Gisler beim Verlöten der Urne zu; rechts Bürgerweibel Alois Hausheer, 05.10.2000
2001
Neben den herausfordernden Fragen rund um das Spital und das Pflegezentrum betreibt die Bürgergemeinde ihr Tagesgeschäft. Der Voranschlag 2001 rechnet bei einem Ertrag von 656'300 Franken mit einem Ertragsüberschuss von 6100 Franken. Die Investitionsrechnung sieht Aufwendungen von 10,18 Millionen Franken vor. An die Kosten des neuen Pflegezentrums sind Subventionen vom Kanton in der Höhe von 5,4 Millionen Franken zu erwarten. [30]
Insgesamt werden in diesem Jahr in der Bürgergemeinde Cham 89 Personen eingebürgert. Die Zahl der Gesuche hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. [31]
Die Hirslanden-Gruppe, die zu 90 Prozent der UBS gehört, übernimmt per 1. November die AndreasKlinik. [32] Eigentümerin des Grundstücks, auf dem die Klinik steht, bleibt die Bürgergemeinde Cham. [33]
2002–heute: Nach dem Bezug des Pflegezentrums entdeckt die Bürgergemeinde neue Tätigkeitsfelder
2002 Das neu erbaute Pflegezentrum wird am 24. und am 25. Mai mit der offiziellen Eröffnung gefeiert. Viel Prominenz ist anwesend und die Bevölkerung kann am Tag der offenen Tür die neuen, hellen Räume besichtigen. [34] Die Betriebsleitung obliegt der Aktiengesellschaft Pflegezentrum Ennetsee Cham AG, zusammengesetzt aus der Bürgergemeinde Cham, der AndreasKlinik Cham und den Einwohnergemeinden Cham, Hünenberg und Risch. Die Bürgergemeinde bleibt Eigentümerin des Gebäudes. Das unternehmerische Risiko delegiert sie an die Pflegezentrum Ennetsee AG, deren Aktienkapital von 250'000 Franken im ausschliesslichen Besitz der Bürgergemeinde bleibt. Die Betriebsgesellschaft entrichtet für die Nutzung des Gebäudes eine Miete von rund 550'000 Franken jährlich, die einerseits die Finanzierungskosten der Bürgergemeinde abdeckt und andererseits eine angemessene Amortisation der Liegenschaft erlaubt. [35]
2003 Die Bürgergemeinde spricht einen Kredit von 95'000 Franken, um deren Archiv zu ordnen und erschliessen. Grundlage bildet das neue, noch vom Kantonsrat zu verabschiedende Archivgesetz. Das jetzige Archiv befindet sich in zwei Räumen im Archiv der Einwohnergemeinde im Mandelhof. Dort sind 37 Laufmeter Akten und Bände eingelagert. Davon entfallen 13,5 Laufmeter auf das eigentliche historische Archiv der Bürgergemeinde. [36]
2004 Die Bürgergemeinde-Versammlung passt die bestehenden Besoldungsansätze aus dem Jahre 1996 an. Das Arbeitspensum für die Mitglieder des Bürgerrates hat beträchtlich zugenommen, vor allem für den Präsidenten. So sind die Aufwendungen im Bereich der Einbürgerungen und des Sozialwesens stark angestiegen. Die Präsenzzeit hat allgemein und mit der Inbetriebnahme des neuen Pflegezentrums deutlich zugenommen. [37]
Noch einmal entsteht Unruhe im Zusammenhang mit dem neuen Pflegezentrum. Die Staatswirtschaftskommission kritisiert einen Kantonsbeitrag von 9,3 Millionen Franken an den Bau des Pflegezentrums Cham mit der Begründung, dass ein Teil des Pflegezentrums für ein Kompetenzzentrum der Dermatologie und Allergologie zweckentfremdet worden sei. Der Regierungsrat habe zwar 530'000 Franken abgezogen, aber eigentlich wären 1,05 Millionen richtig gewesen. Die Abrechnung sei sehr zu Gunsten der Bürgergemeinde Cham ausgefallen. [38] Es ist von Straf- und Zivilklagen die Rede. Doch Gesundheitsdirektor Joachim Eder sieht keinen Grund für eine Klage gegen die Bürgergemeinde Cham. [39]
2005 Die Chamer Bürgergemeinde engagiert sich in der Kulturförderung. Die Bürgergemeindeversammlung sagt Ja zu einem jährlichen Beitrag von 12'000 Franken für die Kulturförderung sowie 5000 Franken für den alle zwei Jahre zu vergebenden Anerkennungspreis. Unterstützt werden kulturelle oder wissenschaftliche Veranstaltungen und Projekte, Autoren von literarischen, wissenschaftlichen oder musischen Arbeiten und das freie künstlerische Schaffen. Voraussetzung für einen finanziellen Beitrag bildet gemäss Mitteilung «der offenkundige, ausgeprägte Bezug zur Gemeinde Cham». [40]
2007 Der Chamer Bürgerrat legt an der Versammlung den Voranschlag 2007 vor. Dieser sieht Ausgaben von 1'134'500 Franken, Einnahmen von 996'800 Franken und ein Defizit von 137 700 Franken vor. Gegenüber dem Voranschlag 2006 werden in der Vorlage verschiedene Gründe für das Defizit verantwortlich gemacht. Markant sind die höheren Sozialausgaben, welche statt 70'000 Franken im Vorjahr mit 205'000 Franken veranschlagt werden.
Anna (1933–2022) und Josef Stähli mit Ehrenbürger Hans Kaufmann (1928–2018)
Der erste Anerkennungspreis der Bürgergemeinde Cham geht an Josef Stähli. [41]
Die Bürgergemeinde Cham ermöglicht dem Verein Familie Plus den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und genehmigt einstimmig einen Kredit von 195'000 Franken für die Sanierung des Hauses an der Rigistrasse 7. [42]
In der Gemeinde Cham leben 1035 Chamer Bürgerinnen und Bürger. [43]
2008 Das Pflegezentrum ist voll belegt. Die Bürgergemeinde richtet ein Gesuch an den Zuger Regierungsrat, die Zahl der Betten von heute 60 auf neu 80 zu erhöhen. Die steigenden Sozialkosten bereiten dem Bürgerrat Sorge. [44]
2009 Statt des budgetierten Defizits von 52'000 Franken beträgt dieses 192'000 Franken. Verursacht wird das markant höhere Minus durch einen 18-jährigen straffälligen Schweizer, der als Chamer Bürger seinen offiziellen Wohnsitz in der Einwohnergemeinde Cham hat. Unter dieser Konstellation muss die Bürgergemeinde die Hälfte der Kosten des Strafvollzugs bezahlen, die andern 50 Prozent übernimmt der Kanton. [45]
2010 Die Bürgergemeinde Cham feiert im Anschluss ihrer Versammlung gleich «zwei Meilensteine», die Buchvernissage des Werks «Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik» und die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Josef Huwiler-Helfenstein. Beide Ereignisse stehen in unmittelbarem Zusammenhang. [46]
Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Josef Huwiler: Bürgerweibel Alois Hausheer, Bürgerpräsident Othmar Werder, Josef Huwiler, Bürgerrätinnen Karin Schoch, Imelda Wyss, Bürgerschreiber Thomas Gretener, Bürgerräte Jörg Beck und Bruno Besmer, 23.06.2010
2012
Die Bürgergemeinde Cham realisiert zusammen mit dem Chamer Verein Kulturcheckin im ehemaligen WC-Gebäude beim Schulhaus Städtli an der Zugerstrasse den Kunstkubus das wohl kleinste Kunsthaus der Schweiz. Die ursprüngliche Idee kommt von der Chamer Künstlerin Nina Stähli. [47]
Eröffnung des KunstKubusCham: Gemeindepräsident Bruno Werder, Nick Baschung, Kulturcheckin, und Othmar Werder, Bürgerpräsident
2013
Der Verwaltungsrat der Pflegezentrum Ennetsee AG verabschiedet die Detailplanung für die Erweiterung des Pflegezentrums. Geplant sind 30 zusätzliche Pflegeplätze. Im Erweiterungsbau ist eine spezielle Abteilung für demenzkranke Mitmenschen geplant. Nach Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus umfasst die Anlage 90 Pflegeplätze. [48]
Die Bürger bewilligen eine einmalige Spende in der Höhe von 20'000 Franken für das neu eröffnete Ziegelei-Museum. [49]
2014 Am 3. Oktober findet der Spatenstich für die Erweiterung des Pflegezentrums statt.
Spatenstich für die Erweiterung des Pflegezentrums Ennetsee, 03.10.214
2015
Der Bürgerrat plant eine Online-Enzyklopädie mit dem Namen «Chamapedia» für die Gemeinde Cham, die Menschen, Unternehmen, Strassen, Häuser, Vereine, Ereignisse und auch Skurriles darstellen soll. Das Wiki soll die Geschichte Chams für eine breite Öffentlichkeit zugänglich machen. Bürgerschreiber Thomas Gretener ist der Initiant von «Chamapedia». Die Bürgergemeindeversammlung genehmigt einstimmig einen Kredit von 20'000 Franken. [50]
2016 Am 3. Dezember wird der Erweiterungsbau des Pflegeheims feierlich eingeweiht. Über 800 Interessierte besuchen am Tag der offenen Tür das neue Pflegezentrum. [51]
2017 Mitte Januar zügeln die ersten Patienten in den Erweiterungsbau. Am 16. Januar wird die Demenzabteilung in Betrieb genommen. [52]
Das neu erbaute Parkhaus Rigiplatz, ein Gemeinschaftswerk der Einwohnergemeinde Cham, der Andreas-Klinik AG und der Bürgergemeinde Cham wird im Juni nach einer langwierigen Vorgeschichte, die von 2000 bis 2014 dauerte, eröffnet. [53]
Eröffnungsanlass des neuen Parkhauses Rigiplatz mit eindrücklicher Abendstimmung, 16.06.2017
An der Versammlung vom 20. Juni stimmt die Bürgergemeinde einer neuen Gemeindeordnung zu. Sie stellt eine Art Verfassung der Bürgergemeinde dar, der eine Ordnungs- und Organisationsfunktion zukommt. [54]
2019 Die Bürgergemeinde Cham kann an der Rigistrasse 7 einen Neubau mit drei 2,5-Zimmer-Wohnungen und einer 4,5-Zimmer-Wohnung realisieren: Die Versammlung vom 10.Dezember stimmt einstimmig einem Baukredit von rund zwei Millionen Franken zu. Mit dem Bau soll im August 2020 begonnen werden, bezugsbereit ist das Haus im Oktober 2021. [55]
Neubau der Liegenschaft Rigistrasse 7, 11.04.2022
2024
Am 4. Mai feiert die Bürgergemeinde ihren 150. Geburtstag. Dazu wird die Geschichte der Bürgergemeinde durch die Redaktion von Chamapedia aufgearbeitet und publiziert. Auf vier neu geschaffenen Stelen beim Gemeindehaus, bei der AndreasKlinik, im Hirsgarten und in Hagendorn wird die Entwicklung der Bürgergemeinde dargestellt. [56]
An der Geburtstagsfeier im Pflegezentrum Ennetsee nehmen über 350 Personen teil. Bürgerpräsident Jörg Beck führt durch den Anlass.
Im Dialog zwischen den Chamapedia–Redaktoren Thomas Gretener und Thomas Fähndrich erfahren die Anwesenden Spannendes, bisweilen auch Skurriles, vor allem aber Menschliches und allzu Menschliches aus der Geschichte der letzten 150 Jahre.
Anschliessend führt Regierungsrat Andreas Hostettler ein humorvolles Gespräch mit Jörg Beck, Bürgerpräsident, Georges Helfenstein, Gemeindepräsident, und Daniel Frischkopf, Präsident der katholischen Kirchgemeinde Cham–Hünenberg. [57]
Daniel Frischkopf, Regierungsrat Andreas Hostettler, Georges Helfenstein und Jörg Beck an der Jubiläumsveranstaltung der Bürgergemeinde Cham, 04.05.2024
Am 10. Dezember geht in der Bürgergemeinde eine Ära zu Ende. Nach 33 Jahren gibt Bürgerschreiber Thomas Gretener sein Amt ab. Schon sein Vater, Oskar Gretener war Bürgerschreiber. Während ganzen 62 Jahren waren Vater und Sohn Gretener Bürgerschreiber.
Verabschiedung von Bürgerschreiber Thomas Gretener (links aussen) durch den Bürgerrat: Jörg Beck, Bürgerpräsident, Karin Schoch, Pascal Nyffeler, Stefan Hausheer, Brigitte Strickler, 04.10.2024
Fazit
Sozialfürsorge – vom Bürgerprinzip zum Wohnsitzprinzip
Die Trennung zwischen Bürger- und Einwohnergemeinden im Jahr 1874 wurde unter anderem vollzogen, um die in der Bundesverfassung von 1874 zugesicherte Niederlassungsfreiheit zu garantieren. Auch Niedergelassene sollten das Recht haben, die Politik ihres Wohnortes mitzugestalten. Eine Einschränkung der Niederlassungsfreiheit blieb bestehen. Für Schweizer Bürgerinnen und Bürger, die unterstützungsbedürftig oder straffällig geworden waren, konnte der Wohnkanton den Betroffenen die Niederlassung entziehen und die Heimschaffung anordnen, wenn sie nicht an ihrem Bürgerort lebten. Noch bis in die 1960er-Jahre kam es in der Schweiz zu solchen Rückschaffungen. Bereits 1916 hatten einzelne Kantone mit Konkordaten versucht, Rückschaffungen zu beschränken. Aber erst Mitte der 1960er-Jahre waren alle Kantone dem Konkordat über die wohnörtliche Unterstützung beigetreten, Zug als zweitletzter. Mit dem «Bundesbeschluss über eine Änderung der Bundesverfassung (Niederlassungsfreiheit und Unterstützungsregelung)» von 1974 wurde das Wohnsitzprinzip bei der Sozialfürsorge gesetzlich verankert. [58] Bis 1982 blieb die Bürgergemeinde für die Kanton Zug wohnhaften Chamer Bürgerinnen und Bürger unterstützungspflichtig, dann nur noch für die in Cham wohnhaften. Ein Fall von 2009 (vgl. Chronik) zeigt eindrücklich, dass die Unterstützungspflicht herausfordernd blieb. Weil ein 18-jähriger Chamer Bürger mit Wohnsitz in Cham straffällig geworden war, musste die Bürgergemeinde die Hälfte der Kosten des Strafvollzugs bezahlen, was nicht budgetierte Kosten von über 100'000 Franken nach sich zog. [59]
Die Bürgergemeinde im Brennpunkt der Zuger Spitalpolitik
1909 von der Bürgergemeinde als Altersheim, Armenhaus und Spital geschaffen, entwickelte sich das «Asyl» immer mehr zum Krankenhaus. Mit der Eröffnung des Neubaus 1962 war ein Teil des Spital Cham auf dem damals aktuellen Stand. Das 1909 erstellte Gebäude hatte aber nur wenige Veränderungen erfahren und war als Spital nicht mehr zeitgemäss. Als der Zuger Regierungsrat 1979 im Rahmen der kantonalen Spitalplanung die Schliessung des Chamer Spitals beschloss, geriet die Bürgergemeinde in eine sehr schwierige Situation. Die Spitalplanung wurde zu einem Brennpunkt der Zuger Politik und der Chamer Bürgerrat war mittendrin. Der erste Schliessungsentscheid wurde wieder zurückgenommen, bald darauf folgte der nächste. Dieser Kreislauf wiederholte sich mehrere Male. Ausserkantonale Medien sprachen von einer «Hüst und Hott»-Politik in der Zuger Spitalplanung. [60] Mit der Zurückweisung des Rekurses der AMI-Klinik schien das Chamer Spital am Ende. Auch in dieser Situation blieb der Chamer Bürgerrat beharrlich und schaffte es, das Spital im Dorf zu behalten. Auch die Schaffung des Pflegeheims verlangte von der Chamer Bürgergemeinde einiges ab. Auch hier gelangte die Bürgergemeinde gegen Widerstände schliesslich zum Ziel. Als die Bürgergemeinde 2010 Josef Huwiler, der sich vehement für das Spital eingesetzt hatte, die Ehrenbürgerschaft verlieh und das Buch «Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik» präsentierte, war auch der Zuger Gesundheitsdirektor Joachim Eder anwesend. Er überbrachte die Grussworte der Regierung und witzelte: «Es gab damals einige gegenseitige Störmanöver. Schön, dass ich heute als Kantonsvertreter trotzdem eingeladen wurde.» [61] Betrachtet man die Entwicklung der Bürgergemeinde in der zweiten Hälfte des 20.Jh., so bleibt sie ihrer Hauptaufgabe treu, die sie bei der Gütertrennung von 1874 und damit bei der Entstehung der Bürgergemeinde übernommen hatte, sie kämpfte und sorgte dafür, dass Kranke und Bedürftige in Cham betreut und gepflegt werden können.
Neue Tätigkeitsfelder in der Kulturförderung
Im beginnenden 21. Jh. wird die Bürgergemeinde vermehrt in der Kulturförderung aktiv. 2005 werden an der Bürgergemeindeversammlung ein jährlicher Beitrag von 12'000 Franken für die Kulturförderung sowie 5000 Franken für den alle zwei Jahre zu vergebenden Anerkennungspreis gesprochen. 2012 ist die Bürgergemeinde Mitinitantin für die Schaffung des Kunstkubus und 2015 ist die Bürgergemeinde die erste Institution, die das online-Lexikon Chamapedia finanziell und ideell unterstützt und fördert.
→ zum Artikel Bürgergemeinde, Überblick
Einzelnachweise
- ↑ Peter Hoppe; Stefan Hochuli; Thomas Glauser; Renato Morosoli: "Zug (Kanton)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.04.2019. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007373/2019-04-24/, abgerufen 17.1.2024.
- ↑ https://www.geschichtedersozialensicherheit.ch/synthese/1975, 17.01.2024
- ↑ https://buel-cham.ch/ueber-uns/geschichte/, abgerufen 1.3.2024; «Neue Luzerner Zeitung, 20.08.2002
- ↑ https://www.bk.admin.ch/ch/d/pore/va/19751207/index.html, 17.01.2024; https://www.geschichtedersozialensicherheit.ch/synthese/1975, abgerufen 17.01.2024
- ↑ https://buel-cham.ch/ueber-uns/geschichte/, abgerufen 1.3.2024; Neue Luzerner Zeitung, 20.08.2002
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 20.08.2002
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 61f.
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 63ff.
- ↑ Gemeindegesetz 1982, §120, Abs. 1
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 64f.
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 65
- ↑ Nidwaldner Volksblatt, 29. Mai 1990
- ↑ Nidwaldner Volksblatt, 18. Oktober 1991
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 65, 100
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 90f.
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 92
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 92
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, Nummer 104, 5. Mai 1994
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, Nummer 220, 21. September 1994
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 72ff.
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 79
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 93
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, 10.04.1997
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, 27.06.1997
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, 04.09.1997
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 80
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 80
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 93
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 93
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 24.01.2001
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 21.06.2001
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 27.10.2001
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 13.12.2001
- ↑ Odermatt, Alice/ Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 94
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 21.01.2000, 21.06.2001
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 10.06.2003, 20.06.2003
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 24.01.2004
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 23.09.2004
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 01.10.2004
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 27.01.2005, 20.01.2006
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 15.01.2007
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 13.12.2007
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 25.01.2007
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 11.12.2008
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 26.06.2009
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 24.06.2010
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 16.06.2012
- ↑ Vorlage Bürgergemeindeversammlung vom 24.06.2014
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 20.06.2013
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 15.12.2015, 18.12.2015
- ↑ Vorlage Bürgergemeindeversammlung vom 20.06.2017
- ↑ Vorlage Bürgergemeindeversammlung vom 20.06.2017
- ↑ Zuger Zeitung, 19.06.2017
- ↑ Zuger Zeitung, 22.06.2017
- ↑ Zuger Zeitung, 12.12.2019
- ↑ Zuger Zeitung, 22.06.2023
- ↑ Zuger Zeitung, 05.04.2024
- ↑ https://www.geschichtedersozialensicherheit.ch/synthese/1975, 17.01.2024
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 26.06.2009
- ↑ Tagesanzeiger vom 11.04.1997
- ↑ Neue Luzerner Zeitung, 24.06.2010
