TV Cham 1884–1984
Nach der Gründung 1884 entwickelt sich der TV Cham kontinuierlich weiter: 1903 nehmen die Männer in Zürich erstmals an einem Eidgenössischen Turnfest teil. 1917 erfolgt ein erster Anlauf für die Gründung einer Damenriege, die 1921 aber wieder aufgelöst und ab 1943 zu einer festen Institution des Vereins wird. 1974 etabliert sich das Jugendturnen in einer eigenen Riege. Zehn Jahre später zählt der Verein 1000 Mitglieder und kann 1984 das 100-Jahr-Jubiläum feiern.
Chronologie
1882 Einige junge Männer aus dem Grütliverein Cham gründen den Grütli-Turnverein, der bald rund 20 Aktive zählt. [1]
1883 Am 9. und am 16. Dezember treten die Grütli-Turner in Cham mit einer «gymnastischen Vorstellung» im Saal des Neudorfs vor Publikum auf, unter Mitwirkung des Grütli-Männerchors und der Musikgesellschaft Cham. Präsentiert werden u.a. «Pyramiden», «Stabübungen», Übungen am Barren und am «Pferd». [2]
Der Kommentare in den Zeitungen sind positiv, so etwa im Zuger Volksblatt: «Es scheint, dass der Grütli-Turnverein in Cham aus Mitgliedern besteht, die nicht nur mit schönen Worten, sondern mit Taten arbeiten, dass er Führer besitzt, welche die Mitglieder zu sammeln wissen und die die Sache mit Ernst und Entschiedenheit an die Hand nehmen und durchzuführen wissen.» [3]
1884 Da ab 1884 Nicht-Grütlianer nicht mehr mitturnen dürfen, gründen zehn junge Turner am 16. März einen politisch neutralen, freien Turnverein Cham. Zum ersten Präsidenten wird Josef Käppeli gewählt, und Lehrer Johann Schön wird Vorturner. Als Turnlokal wird der Theatersaal im Neudorf benützt.
In Ermangelung einer freiwilligen Feuerwehr beschliesst der Turnverein, bei Brandfällen auch gesellschaftliche Hilfe zu leisten.
1885 Die erste Vereinsfahne wird nach einer Sammlung bei der Chamer Einwohnerschaft, die 171.50 Franken ergibt, angeschafft. Am 15. November organisieren die Turner zusammen mit dem Männerchor, dem Cäcilienverein (Kirchenchor) und dem Theaterorchester im Saal des Neudorfs eine «Cäcilien-Feier». [4]
1896 Der Grütli-Turnverein und der Turnverein Cham schliessen sich unter dem Namen Turnverein Cham zusammen. Bereits hier erscheint der Name Männerriege, als Aktivmitglieder Sektion B, ab zurückgelegtem 25. Altersjahr.
1903 Der Turnverein nimmt in Zürich erstmals an einem Eidgenössischen Turnfest teil.
1917 Es ist Zeit für die zweite Vereinsfahne. 480 Franken müssen zusammen gebettelt werden.
1917 Gründungsversammlung der Damenriege: Fräulein Johanna Widmer wird die erste Präsidentin. Im Januar 1921 wird diese Riege allerdings wieder aufgelöst.
1930 Im September fusioniert die Gesangssektion des TV Cham mit dem Männerchor. Anstatt eine neue Gesangsgruppe zu gründen, werden jeweils im Anschluss an die Turnstunde zwei bis drei Lieder gesungen.
1939 Im Hotel Bären wird zum zweiten Mal eine Damenriege gegründet. 25 Damen geben den Beitritt.
1943 Am 21. Juni wird die Frauenriege dank Johann Eberle gegründet, mit Paula Eberle als erster Präsidentin.
1948 Am 18. Januar wird aus der Riege Hagendorn der selbstständige Turnverein Hagendorn. Die Männerriege führt seit Jahresbeginn eine eigene Kasse und wird als selbstständige Riege betrachtet.
1952 Die dritte Vereinsfahne wird mit einer schönen Fahnenweihe ihrem Verein übergeben. Frau E. Held-Ritter und Papierfabrikant Robert Naville-Vogel (1884–1970) stehen Pate.
1955 Der TV Cham zählt 456 Mitglieder.
1972 Seit diesem 4. September wird das Altersturnen angeboten. In der ersten Turnstunde machen drei Turnerinnen und ein Turner mit, danach steigt die Mitgliederzahl stetig an.
1974 Die vierte Vereinsfahne, die nach einer Bettelaktion unter den Mitgliedern finanziert werden konnte, wird festlich eingeweiht. Fahnengotte ist Elsbeth Hitz, Fahnengötti ist Leonz Käppeli (1932–2023).
1974 Am 3. Januar findet die Gründungsversammlung für das Jugendturnen als selbstständige Riege des TV Cham statt. Erste Präsidentin ist Ruth Dössegger, 23 Leiter betreuen damals die 185 Kinder in der Städtli- und Kirchbühlhalle.
1975 Am 4. Februar nimmt die Leichtathletik Jugend unter Trainer Erwin Luthiger mit 12 Athleten das Training auf. 14 Tage später eröffnen Urs Walker und Hugo Trinkler mit neun Mädchen das entsprechende Angebot für die weibliche Jugend.
1978 Anlässlich des Eidgenössischen Turnfestes in Genf entsteht die Gerätegruppe der Damenriege, Leiterin ist Ruth Dössegger.
1980 Der Bestand der Turnfamilie klettert erstmals über die 1000er-Grenze.
1980 Die Leichtathletik-Kommission wird ins Leben berufen. Am 3. Mai wird das erste Meeting auf der Sportanlage im Röhrliberg durchgeführt. Die Zeiten werden noch von Hand gestoppt und die Ranglisten auf Schreibmaschinen getippt.
1980 Die Männerriege bietet erstmals am 21. März ein spezifisches Turnen für ältere Männer an, das Seniorenturnen startet mit ihrem ersten Leiter Paul Twerenbold.
Im Juni erscheint erstmals das Vereinsblatt TV Cham 1884. Anton Binder ist Initiator und erster Redaktor (bis 1995) dieses geschätzten Mitteilungsblattes. Ihm folgen die Redaktoren Werner Niederberger (1986), Ursi Moor-Weingand (1987–1990), Bernie Luck (1990–2002), Silvia Riedweg (2003–2006), Brigitte Giustra (2006–2016) und Ueli Meyes (2016–).
Ebenfalls wird in diesem Jahr in der Damenriege die Volleyballgruppe gegründet.
1982 Das neue Stammlokal «Kreuz» wird mit einem gediegenen Fest eingeweiht. Nachdem man Jahrzehnte im «Bären» das Vereinslokal hatte, musste dieses leider aufgegeben werden, da dieses zweckentfremdet an eine freikirchliche Organisation vermietet wurde.
1984 Am Nachmittag des 26. Mai wird im Zusammenhang mit einem Dorfabend erstmals der Jubiläums-Cup, ein Cup fürs Sektionsturnen durchgeführt.
Mit einem riesigen Fest am See wird das grosse Jubiläum 100 Jahre TV Cham 1884 vom 7. bis zum 9. September gefeiert. Zwei Unterhaltungsabende, ein Jubiläumsakt mit der Präsentation des von Hugo Trinkler verfassten Buches «100 Jahre TV Cham», ein Gottesdienst mit turnerischen Einlagen in der Pfarrkirche St. Jakob, der Festumzug mit allen Mitgliedern des Vereins, ein grosses Schauturnen auf der Wiese im Hirsgarten, das Kinderprogramm und viele Beizlis gehören zu den unzähligen Attraktionen.
Filmdokument
Film von Charly Werder (*1947) zum 100-Jahr-Jubiläum vom 7. bis zum 9. September 1984