Kommunikantenzählung 1820

Aus Chamapedia

Überschrift der Kommunikantenzählung vom 21. Juli 1820 …
… und die erste Seite …
… und der Schluss mit dem Stempel und Unterschrift von Gemeindeschreiber Oswald Hausheer (1793–1859)

Die Kommunikantenzählung vom Sommer 1820 gehört zu den ältesten Erhebungen dieser Art in der Gemeinde Cham. Obwohl mit den Nicht-Kommunikanten eine wichtige Bevölkerungsgruppe in der Zählung fehlt, gibt diese einen guten Überblick zu den Grössenverhältnissen in den einzelnen Nachbarschaften im frühen 19. Jahrhundert. Erstmals werden in einer Zählung nicht nur Bevölkerungsgruppen (z.B. Jünglinge, Eheleute, Witwen etc.), sondern auch Einzelpersonen erhoben.


Die Zählung

Gemeindeschreiber Oswald Hausheer (1793–1859) führt in seinem «Verzeichniß sämtlicher Komunikanten die sich in der Gemeinde Kham befinden» vom 21. Juli 1820 insgesamt 727 Personen auf. Gemeindeschreiber Hausheer erfasst den Namen (und z.T. die Berufsbezeichnung und/oder den genauen Wohnort) des Hausvorstandes und die Zahl der im jeweiligen Haushalt lebenden Kommunikanten. Über die Art und Dauer der Zählung gibt das im Pfarrarchiv Cham aufbewahrte Dokument keine Auskunft.

Die Zahl der Nicht-Kommunikanten ist nicht bekannt. Vorsichtig geschätzt dürften aber 1820 in der Gemeinde Cham zwischen 900 und 1100 Personen gelebt haben. [1] Die erste einigermassen zuverlässige Volkszählung von 1850 registriert in Cham dann 1322 Personen in 138 Liegenschaften (699 männlichen und 623 weiblichen Geschlechts). [2]

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Verteilung nach Nachbarschaften und Einzelhöfen

Nachbarschaft Anzahl Kommunikanten
Geistliche der Pfarrei Cham, der Kaplanei St. Andreas und der Kaplanei Niederwil mit Dienstleuten 11
Konvent Frauenthal mit Dienstleuten 52
Bibersee 27
Oberwil 26
Niederwil 61
Hatwil, Islikon und Wanghüseren 22
Rumentikon, Hagendorn und Tobel 81
Wolfacher, Grobenmoos und Ochsenlon 47
Lindencham (mit Stock und Untermüli) 55
Friesencham 53
Städtli (mit den Höfen östlich und südlich des Städtlerwalds) 182
Kirchbüel (mit dem Kupferhammer) 78
Enikon 32


Bemerkenswertes

  • Nur im Zisterzienserinnenkloster Frauenthal und in vier Chamer Haushalten leben mehr als zehn Kommunizierende. Bei Baumeister Josef Grob und Kirchmeier Michael Hess im Städtli sind es je zwölf Kommunikanten.


Volkszählungen im 18. und im frühen 19. Jahrhundert

Wie alle voreidgenössischen Zählungen des 18. Jahrhunderts erreicht auch die Erhebung nicht die Qualität und Genauigkeit späterer Volkszählungen des 20. Jahrhunderts. [3] Der Vergleich mit anderen Bevölkerungserhebungen aus dem Zeitraum von 1743 bis 1817 zeigt folgende Resultate:

  • Der Zuger Arzt und Historiker Franz Karl Stadlin (1777–1829) beschreibt eine stark ansteigende Bevölkerungszahl in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: 1743 hätten in der Pfarrei Cham-Hünenberg 1932 Menschen gelebt, 1785 dann 2450. [4]
  • Nach dem Krisenjahr 1816 – ausserordentlich schlechtes Wetter brachte Missernten, Teuerung und Hunger – liess die Zuger Regierung im April 1817 die in den zehn Gemeinden gelagerten Lebensmittel, die Vieh- und Heubestände sowie die Menschen erheben. In Cham wurden 1004 Menschen gezählt (583 Kommunikanten; 260 Kinder; 107 Dienstpersonal und Ansässige, Kantonsbürger; 54 Dienstpersonal, Nicht-Kantonsbürger). [6]


Einzelnachweise

  1. Pfarrarchiv / Kirchgemeindearchiv Cham-Hünenberg, A 1/24
  2. Glauser, Thomas / Hoppe, Peter / Schelbert Urspeter, 12 Bevölkerungsporträts: eine Auswertung der Volkszählung von 1850, in: Der Kanton Zug zwischen 1798 und 1850, Bd. 2, Zug 1998, S. 115, 133
  3. Vgl. Anmerkung 2 (Glauser / Hoppe / Schelbert), S. 7. Lüönd, Werner, Die Volkszählungen des 19. Jahrhunderts im Kanton Zug, in: Tugium 6, 1990, S. 70–94
  4. Stadlin, Franz Karl, Die Geschichten der Gemeinden Chaam, Risch, Steinhausen u. Walchwyl. Des ersten Theils zweiter Band, Luzern 1819, S. 120, Anm. 71
  5. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 416. Setz, Annemarie / Ess, Ueli / Meyer, Klaus, Hünenberg. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Zug 1988, S. 46
  6. Zu den quellenkritischen Vorbehalten dieser Erhebung ausführlich vgl. Anmerkung 3 (Lüönd), S. 74–76