Hünenbergerstrasse 16

Aus Chamapedia

Hünenbergerstrasse 16, Südansicht, 24.03.2022
Hünenbergerstrasse 16, Nordansicht, 24.03.2022
Hünenbergerstrasse 16, Detail, 24.03.2022
Hünenbergerstrasse 16, Ansicht Ost, Detail, 24.03.2022

An der Hünenbergerstrasse 16 steht eine Villa von 1904. Sie zeigt Elemente des Jugendstils und des Heimatstils. Das Haus bildet den Auftakt eines denkmalgeschützten Ensembles mit vier Liegenschaften.


Chronologie

1904 Der Baumeister Hans Miesch (1880–1941), seit einem Jahr in Cham, erbaut die Häuser Hünenbergerstrasse 16, 18, 20 und Hünenbergerstrasse 22 als Ensemble. Die dreigeschossigen Bauten sind geprägt von den grossen Mansardwalmdächern. [1] Offenbar geht Miesch ein grosses unternehmerisches Risiko ein: Denn er erstellt die Häuser als von auswärts zugezogener Baumeister auf Vorrat und verkauft sie dann. [2]


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Panoramaansicht der Häuser Hünenbergerstrasse 16–22


1907 Hans Miesch kann, drei Jahre nach der Fertigstellung des Hauses, die Liegenschaft 16 (Ass.-Nr. 289a) verkaufen. Der Käufer ist Albert Weiss-Schönmann. [3] Dieser Albert Weiss ist Buchhalter von Beruf. [4]

1913 Baumeister Miesch erleidet mit seiner gewagten Geschäftsmethode Schiffbruch und geht konkurs. [5]

1923 Die Liegenschaft geht von Albert Weiss-Schönmann an Marie Weiss-Schönmann über. [6]

1939 Kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs kauft Karl Huber-Weiss (1892–1966) das Haus von Marie Weiss-Schönmann. [7] Huber arbeitet als Personalchef in der Papierfabrik und wirkt ab 1947 als Oberrichter des Kantons Zug. [8]

1951 Besitzer Karl Huber-Weiss überschreibt die Liegenschaft Hünenbergerstrasse 16 seiner Frau Elsa Huber-Weiss. [9]

1976 Blanka (1931–2017) und Hans Theiler-Stöckli (1930–1982) erwerben das Haus von Elsa Huber-Weiss. [10] Blanka und Hans Theiler sind in Cham als Wirtehepaar bekannt: Von 1960 bis 1970 führen sie das Restaurant Lindenhof, von 1970 bis 1972 das Hotel-Restaurant Bahnhof und von 1972 bis 1984 das «Rössli».

1983 Nach dem Tod von Hans Theiler übernimmt seine Frau das Haus Hünenbergerstrasse 16 im Alleineigentum. [11]

2017 Werner Hürlimann-Theiler (1955–2017), wohnhaft an der Hünenbergerstrasse 16, stirbt am 6. März an einer Krankheit. [12]

2024 Die Liegenschaft gehört Priska (auch Prisca) Hürlimann. [13] Die Liegenschaft steht unter Denkmalschutz. [14]


Falsches Gerücht

Es wurde kolportiert, dass die Käufer dank Spekulation mit Aktien der Anglo-Swiss Condensed Milk Company zu Wohlstand gekommen seien und deshalb nun die Häuser von Miesch hätten kaufen können. [15] Doch diese Vermutung ist wahrscheinlich falsch, weil die Börsenkurse der Anglo-Swiss ab 1902 am Sinken waren; erst nach der Fusion mit der Nestlé SA im Jahr 1905 erholten sich die Kurse wieder. Deshalb kann sich der Begriff «Spekulationshäuser» auf das grosse Wagnis von Bauherr und Baumeister Hans Miesch bezogen haben: Er erbaute als 24-Jähriger, aus dem Baselbiet stammender Auswärtiger die Häuser auf eigenes Risiko und verkaufte sie dann.


Würdigung

Das Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug schreibt über das Haus: «Die Wohnhäuser an der Hünenbergerstrasse zeigen eine einfache Heimatstilarchitektur mit Einflüssen des Jugendstils. Prägend für die ganze Häuserreihe ist der gleichbleibende strassenseitige Zwerchgiebel unter einem Krüppelwalm, dessen holzverkleidete Dachuntersicht in geschweifter Form das Fachwerk rahmt. Zur Bauzeit am Rand des Dorfzentrums gelegen, steht die Baugruppe heute am Beginn der ausgedehnten Wohnquartiere im Westen und prägt in ihrer Reihung das Ortsbild entscheidend. Architekturhistorisch interessant sind die im Grunde städtisch angelegten Mehrfamilienhäuser mit Mansarddach, Jalousien und Umschwung in ihrer frühen Verwendung von Gestaltungselementen des Heimatstils[16]


Bewohner/-innen


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Einzelnachweise

  1. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 121
  2. Furrer, Benno / Grünenfelder, Josef, Häuser am Weg 1 [Faltprospekt]: Zentrum, Baar 2006
  3. Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 2. Band. Freundliche Auskunft von Philippe Bart, Staatsarchiv Zug, 08.03.2022
  4. Steuerregister des Kantons Zug 1910, S. 112
  5. Entscheidungen der Schuldbetreibungs- und Konkurskammer, 14.07.1914
  6. Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 2. Band
  7. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 2. Band
  8. Zuger Nachrichten, 04.03.1966
  9. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 2. Band
  10. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 2. Band
  11. Staatsarchiv Zug, G 617.6.6, Assekuranzregister Cham, 4. Generation (1960–1990), 1. Band
  12. Zuger Presse, 15.03.2017
  13. www.zugmap.ch, Eintrag Grundstücknummer 53 [Stand: 18.03.2022]
  14. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 53 [Stand: 03.01.2024]
  15. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 282
  16. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventarblatt Hünenbergerstrasse 16 [Stand: 04.03.2022]