Täubmatt, Bootshaus Solitude

Aus Chamapedia

Zur herrschaftlichen Villa Solitude am Chamer Seeufer gehört auch ein Bootshaus. Es wurde nach einem Vorbild im Berner Oberland von einem bekannten Zuger Architekten Dagobert Keiser erstellt. Es steht wie die Villa und der Park unter Denkmalschutz und ist Privatbesitz.

Das Bootshaus im Park Solitude, 1914
Das Bootshaus, 07.05.2019
Herrliche Aussicht auf den Zugersee, die Stadt Zug und den Zugerberg, 07.05.2019


Chronologie

1866 Heinrich Vogel-Saluzzi (1822–1893) kauft 1866, 1870 und 1877 am Chamer Zugerseeufer grosse Landparzellen auf, unter anderem die Täubmatt. [1]

1893 Heinrich Vogel-Saluzzi stirbt. Seine Frau Carolina (1825–1902) vermacht ihrem Sohn Richard Vogel (1870–1950) das westlichste Grundstück der Familie am Chamer Seeufer. Berufsoffizier Richard Vogel frönt seiner grossen Leidenschaft, der Gartenarchitektur. Er lässt Schritt für Schritt die Parkanlage der Täubmatt gestalten. [2]

1902 Nach dem Hinschied von Carolina Vogel-Saluzzi wird Oberst Richard Vogel Alleinbesitzer der Täubmatt. Er investiert viel Zeit und Geld in die Verschönerung und die Pflege der Parkanlage. [3]

1914 Die Parkanlage auf der Täubmatt bekommt ein Bootshaus mit Hafenanlage – 20 Jahre, bevor die Villa erbaut wird (Ass.-Nr. 353). [4] Oberst Vogel lässt das Bootshaus nach dem Vorbild einer historischen Schiffshütte in Hilterfingen BE am Thunersee erstellen. Für die Gestaltung und Ausführung zeichnet der bekannte Zuger Architekt Dagobert Keiser (1879–1959) verantwortlich. Das hölzerne Bootshaus wird durch eine vorgelagerte Hafenmauer geschützt. Es besteht aus zwei Geschossen und einem ausladenden Halbwalmdach und wird von einer umlaufenden Laube umgeben. Östlich wird der niedrigere Bootsunterstand mit gleicher Dachform, aber uferparallelem First, an das Bootshaus angefügt. [5]

1928 Oberst Vogel lässt die Laube zum See zu einer gedeckten Terrasse umwandeln, der Brüstung abgeklappt werden kann, um die Aussicht zu geniessen. [6]

1951 Nach dem Tod von Richard Vogel geht das Badehaus am 16. April an Robert Naville (1884–1970) über. [7]

2024 Das Bootshaus ist im Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham aufgeführt. [8]


Die Ausstattung

In Innern des Bootshauses befinden sich verschiedene, zugekaufte Antiquitäten, so beispielsweise ein kleiner Schrank von 1794 aus Vevey VD. [9]


Der Architekt

Dagobert Keiser-Spillmann (1879–1959) übernimmt 1906 von seinem gleichnamigen Vater (1847–1906) das Architekturbüro in Zug. Als Partner setzt er Richard Bracher (1878–1954) ein. Miteinander realisieren die Beiden im Kanton Zug und in der Region Region zahlreiche ortsprägende Bauten. In Cham zum Beispiel bauen sie das Schloss St. Andreas aufwändig um, in der Stadt Zug erstellten sie das Theater Casino und das Schulhaus Neustadt oder in Unterägeri das Sanatorium Adelheid.


Würdigung

Das Bootshaus ist integraler Bestandteil des historisierenden Ensembles Solitude mit Villa und Park. Es erinnert mit seiner hohen Bauweise und der umlaufenden Laube an landwirtschaftliche Speicher. [10] Dadurch unterscheidet es sich sehr deutlich vom Bootshaus Castellino des nahen Schlosses St. Andreas, realisiert vom gleichen Architekten. Während jenes mittelalterliche Trutzigkeit vorgibt, ist das Bootshaus Solitude der Scholle zugewandt.


Aktueller Kartenausschnitt

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Einzelnachweise

  1. Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Objektblatt Park Solitude, Verzeichnis der geschützten Denkmäler [Stand: 03.07.2019]
  2. Zurfluh, Christoph, Die Familie Vogel in Cham, Cham 2019, S. 129
  3. Vgl. Anmerkung 2 (Zurfluh), S. 129
  4. Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 2. Band
  5. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 142f. Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Objektblatt Bootshaus Solitude, Verzeichnis der geschützten Denkmäler [Stand: 03.07.2019]
  6. Vgl. Anmerkung 4 (Grünenfelder), S. 143
  7. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 2. Band
  8. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 87 [Stand: 03.01.2024]
  9. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Objektblatt Bootshaus Solitude, Verzeichnis der geschützten Denkmäler [Stand: 03.07.2019]
  10. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Objektblatt Bootshaus Solitude, Verzeichnis der geschützten Denkmäler [Stand: 03.07.2019]