Schwerzmann Hans (1905–1978)

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Portrait von Schwerzmann Hans (1905–1978)
Portrait von Hans Schwerzmann (1905–1978)

Vorname: Hans
Nachname: Schwerzmann
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 31. Dezember 1905
Geburt­sort: Cham ZG
Todes­datum: 5. Juni 1978
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Hauswart, Musiker, Schreiner

Hans Schwerzmann war Musiker und Hauswart. Musik war ein sehr wichtiger Teil seines Lebens. Zu seiner Zeit war die Musik noch nicht professionalisiert wie heute, nur ganz wenige hatten durch die Musik ein Auskommen. Er wurde in eine Familie geboren, in welcher Musik allgegenwärtig war. Sein Vater Johann «Jean» Schwerzmann war Vizedirigent der Musikgesellschaft Cham. Wie sein Vater hatte auch Hans Schwerzmann als Hauswart im Schulhaus Kirchbühl seinen Brotberuf.



1933: Hans Schwerzmann, Johann Schwerzmann (Vater), Walter Schwerzmann (Bruder von Hans), vor dem Schulhaus Kirchbühl
Überschwängliche Freude nach dem Sieg in Freiburg im Uechtland: Die Musiker feiern ihren Dirigenten Hans Schwerzmann, 1953


Stationen

1905 Am 31. Dezember wird Hans Schwerzmann als Sohn des Musikers und Hauswarts Johann «Jean» Schwerzmann (1882–1940) und der Rosette Müller (gest. 1971) in Cham geboren. Als Kind lernt er Trompete und nach Ende der Schulzeit absolviert er eine Lehre als Schreiner. Darauf arbeitet er bei Schindler in Ebikon LU, wo er unter anderem «Pater-Noster-Aufzüge» mit einem Holzinterieur auskleidet. Schwerzmann besucht später am Konservatorium Luzern Kurse in Klavier, Harmonielehre, Dirigieren und Komposition.

1940 Hans Schwerzmann wird nach dem frühen Tod seines Vaters Hauswart im Schulhaus Kirchbühl in Cham. Infolge von Krankheiten verliert er 1942 seine Frau Hedwig Heim, 1954 auch seine zweite Frau Emma Düggelin, mit der er zwei Töchter hat. Mit Agnes Christina, geborene Hurschler (1915–2004), seiner dritten Ehefrau, hat er einen Sohn. [1]

1941 Nach dem Tod seines Vaters wird Hans Schwerzmann zusammen mit Hugo Roth (1917–2004) zum Vizedirigenten der Musikgesellschaft Cham ernannt. [2]

1946 Nach dem Tod des langjährigen Dirigenten Julius Schnurrenberger (1876–1947) wird Hans Schwerzmann zum Dirigenten der Musikgesellschaft Cham ernannt. [3]

1947 Auf Anregung von Hans Schwerzmann wird die Knabenmusik gegründet. Sie soll den musikalischen Nachwuchs sichern. [4]

1946–1966 Die Musikgesellschaft Cham nimmt unter Hans Schwerzmann sehr erfolgreich an zahlreichen kantonalen, ausserkantonalen und eidgenössischen Musikfesten teil. Schwerzmann verfolgt die Entwicklung moderner «klassischer» Musik und ist daran interessiert, entsprechende symphonische Blasmusik aufzuführen. So holt sich das Ensemble 1953 in Freiburg und 1957 in Zürich den ersten Rang in der ersten Klasse und 1966 in Aarau das Prädikat «vorzüglich». Am schwyzerischen kantonalen Musiktag 1965 in Brunnen interpretiert die Musikgesellschaft Cham ein Höchstklassestück und erhält dafür die höchste Auszeichnung. [5]

1960 Schwerzmann adaptiert das Chomer Lied, das der Luzerner Musiker und Komponist Guido Fässler (1913–1995) für das Festspiel 1100 Jahre komponiert hat. Der Text stammt vom Zuger Lehrer Fridolin Stocker (1898–1964). Er verändert die Melodieführung und die Tonart und schreibt eine Fassung für vierstimmigen Chor, eine zweistimmige und eine für Blasorchester. Heute ist nur noch die Schwerzmann-Fassung bekannt.

1964 Die Musikschule Cham wird gegründet. Schwerzmann unterrichtet dort das Fach «elementare Musiklehre». Primarschulkinder besuchen diese Grundschulung nach der Ausbildung auf der Blockflöte. Nach erfolgreichem Bestehen einer Prüfung konnten Kinder an der Musikschule Cham die Ausbildung auf einem weiteren Instrument beginnen. [6]

1966 Schon längere Zeit wurde in der Musikgesellschaft intensiv über das musikalische Profil des Vereins diskutiert und gestritten. Es geht um die Frage, ob Pop und Jazz in der Blasmusik Platz haben. An der Generalversammlung wird moniert, dass immer die gleichen Märsche gespielt werden.

1970 Die schwelenden Unstimmigkeiten über das musikalische Profil entladen sich, als sich die Frage stellt, ob die Musikgesellschaft am eidgenössischen Musikfest in Luzern in der Höchstklasse oder in der ersten Klasse teilnehmen soll. Schliesslich kommt es zum Eklat. Im Dezember tritt Hans Schwerzmann mit sofortiger Wirkung zurück. Er hatte die Musikgesellschaft Cham 24 Jahre geleitet. Die Teilnahme am Eidgenössischen in Luzern wird abgesagt. [7] Hans Schwerzmann wird als Hauswart im Schulhaus Kirchbühl pensioniert.

1974 An der 150. Generalversammlung der Musikgesellschaft Cham wird Hans Schwerzmann zum Ehrendirigenten ernannt. [8]

1978 Am 5. Juni stirbt Hans Schwerzmann in Cham.


Werke für Harmoniemusik und Lieder (Auswahl)

  • Auf Wanderschaft
  • Greina (symphonisches Werk, Schwerzmanns anspruchsvollstes und komplexestes Werk)
  • Chomer Lied (1960), Text Fridolin Stocker
  • Euse Präsident (1954), Marsch zum 25-jährigen Präsidialjubiläum von Max Schnurrenberger
  • Robert-Naville-Marsch (1962), zum Jubiläum 50 Jahre Papierfabrik Cham AG (für Direktor Robert Naville-Vogel (1884–1970)), uraufgeführt im Kunsthaus Luzern
  • Prättigau-Ouverture
  • Kinderreigen
  • Zugerberg hell
  • Lehrmittel für Blechbläser
  • Chomer Lied, Adaption des Choomer-Liedes von Guido Fässler (1960), Text Fridolin Stocker


Tondokument

Vorspiel für einen vaterländischen Feiertag, von Hans Schwerzmann, aufgeführt von der Musikgesellschaft Cham anlässlich der 1100-Jahr-Feier, 1958


Hans Schwerzmann privat – auch «Pudel» gerufen

Hans Schwerzmanns Brotberuf war Hauswart im Schulhaus Kirchbühl, auch hier hat er die Familientradition fortgesetzt. Viele Chamer Schulkinder kannten Schwerzmann vor allem als strengen Hauswart. Die Schüler im Schulhaus Kirchbühl nannten Schwerzmann immer «Pudel». Pudel ist wohl die volksetymologische Umdeutung eines Wortes, das in der Alltagssprache nicht mehr gebräuchlich war. «Pedell» war früher die übliche Bezeichnung für einen Hausmeister. Er war ein humorvoller und geselliger Mensch. In seiner Freizeit war er sehr gerne in den Bergen. Einige Lehrpersonen im Kirchbühl luden ihn in den Unterricht ein, den Schwerzmann mit faszinierenden Bildern seiner Touren bereicherte. Schwerzmann duldete bei sich und anderen keine Halbheiten. Er arbeitete verantwortungsbewusst, präzise und sorgfältig. Das galt für die Musik und seine Arbeit im Schulhaus Kirchbühl. Sein grosses Arbeitspensum war nur möglich, weil ihn seine Frau nach Kräften unterstützte.


Adolf Alois Steiner (1931–2015) von der Stadelmatt in Hünenberg und ehemaliger Schüler verfasste 2004 ein treffendes Gedicht über Hans Schwerzmann:


Hymne a dr Chomer Schwerzme Pudel

De Chomer Schwerzme Pudel, de Pedell,
hed gschafft und putzt, doch gar nid cheibe schnell.
Ganz langsam hed er gschobe, das isch wohr,
e Suuger für de Staub dur d'Korridor.

Heds immne Klassezimmer Fötzel gha,
so isch er mit em Bäse druf und dra
und hed au unter allne Bänke gwüscht,
won er ufgstellt hed so wiä nes Grüst.

Er hed im Veloständer schiäfi Räder
neu heregstellt – und dä vill gräder.
Er hed im Abfall noch halbe Öpfel gsuecht,
und noch em Finde hed de Pudel fluecht.

Damit mir dörfe händ is Schuelhuus gho,
händ lang mir müesse vorem Schuelhuus stoh.
Er hed eus gformet ine Zweuerreichstrom
grad schier so wiä d' Schwiizergarde z' Rom.

So wiä si Musig hed de Pudel dirigiert,
wiä mr is sis suubri Huus marschiert.
Buebe und Meitli enander ganz fern,
selbst wenn zweu sich gliebt hättid gern.

Im Schulhuus Chom isch gsy de Regent
de Schwerzme, de Chomer Musigdirigent.
Brav händ Lehrer und Schwöstere sich duckt,
au wenn' s i ihne zünftig hed zuckt.

Als Schüeler vom Fetz, vom Wolf und em Steiner
hed das einisch mol eine is Tagebuech gschribe
und s'isch em guet drum in Erinnerig blibe:
Wem echt? Klar, im Mattebödler Adolf Steiner.


Würdigung

Hans Schwerzmann hat sich in einer Zeit der Musik verschrieben, in welcher diese noch nicht professionalisiert war. Die Faszination für die Musik hat er in seinem Elternhaus entdeckt und sie hat ihn sein Leben lang nicht mehr losgelassen. Hans Schwerzmann spielte mehrere Blechblasinstrumente, Klarinette und auch Klavier. Er unterrichte all diese Instrumente, als die Musikgesellschaften ihren Nachwuchs noch selbst ausbildeten. Er hat mehrere Werke komponiert und sie an Verlage abgetreten oder im Eigenverlag herausgegeben. Sein musikalisches Rüstzeug für das Dirigieren und Komponieren hat er sich am Konservatorium in Luzern geholt. Seine Lehrer waren u.a. der in der Blasmusikszene sehr bekannte Albert Benz (1927–1988) und Otto Zurmühle (1894–1974). Zurmühle hat viele seiner Kompositionen instrumentiert.

Hans Schwerzmann hat viel dafür getan, dass Kinder zur Musik finden. Der «elementare Musiklehre», die er unterrichtet hat, war das Tor in die Musikschule. Er hat auch die Jungmusik geleitet und so Kinder zum gemeinsamen Musizieren geführt.

Die Musikgesellschaft Cham konnte in der Ära Schwerzmann viele Erfolge feiern. Die musikalischen Ansprüche und Überzeugungen von Hans Schwerzmann zeigen sich in folgendem Zitat, das von der Generalversammlung 1968 überliefert ist, als man in der Musikgesellschaft über das musikalische Profil des Vereins heftig debattierte: «Kurpfuscher sind es, die an unserer bedauernswerten 'kranken' Frau Musica herumdoktern, sie finden keine Ruh, bis das arme Geschöpf zu Tode kuriert ist» [9] […] «Mit modernen Kompositionen haben wir unsere Goldkränze an Eidgenössischen Musikfesten geholt. Heute aber bezichtigt man einen Dirigenten als rückständig, weil er sich von etwas distanziert, was mit Musik nichts mehr zu tun hat. Wir sollten den Mut aufbringen, der Blasmusik den Platz einzuräumen, der ihr zur Ehre gereicht. Das wird aber nur durch eine äusserst sorgfältige Auswahl der Musikalien erreicht, dazu aber braucht es einen ehrlichen Fachmann, dem eine saubere Musik mehr bedeutet als ein Hurragebrüll einer anspruchslosen Zuhörerschaft.» [10]


Einzelnachweise

  1. Gespräch mit Hans Schwerzmann, Zürich, Sohn des Musikers Hans Schwerzmann
  2. Schönbächler, Karl, 150 Jahre Musikgesellschaft Cham, Jubiläumsschrift, Cham 1974, S. 61
  3. Vgl. Anmerkung 2 (Schönbächler), S. 62
  4. Vgl. Anmerkung 2 (Schönbächler), S. 73
  5. Vgl. Anmerkung 2 (Schönbächler), S. 89ff.
  6. Vgl. Anmerkung 2 (Schönbächler), S. 78
  7. Vgl. Anmerkung 2 (Schönbächler), S. 78. Gespräch mit Hans Schwerzmann, Zürich, Sohn des Musikers Hans Schwerzmann
  8. Vgl. Anmerkung 2 (Schönbächler), S. 78
  9. Vielleicht zitiert Schwerzmann hier aus einer nicht rekonstruierbaren Quelle
  10. Vgl. Anmerkung 2 (Schönbächler), S. 77