Chomer Lied

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Das Chomer Lied auf der Einladung zur Bundesfeier 2017


In den 1960er und 1970er Jahren des 20. Jahrhunderts gehörte das Chomer Lied zum Liedgut fast jedes Kindes in Cham. Die «Hymne» des Kantons Zug war das Zuger-Lied (Text: Hans Flury, Musik: Emil Grolimund). Cham hat sich mit dem Chomer Lied eine Art Gemeindehymne geschaffen.


Die Entstehung

1958 findet die 1100-Jahr-Feier der Gemeinde statt. 858 ist der Ortsname Cham erstmals in einer Schriftquelle fassbar. Zu diesem Anlass gibt die Gemeinde Cham ein Festspiel in Auftrag. Es trägt den Titel «Bilder us de Gschicht von Cham». Der Text stammt von Fridolin Stocker (1898–1964), die Musik von Guido Fässler (1913–1995). Das 5. und letzte Bild dieses Festspiels beschäftigt sich mit Cham in der Gegenwart. Am Ende des fünften Bildes ruft der Meier von Cham seine Mitbürger auf, weiterhin fleissig zu arbeiten, um sich so den Segen des Himmels auch in Zukunft zu sichern. Darauf setzt ein dreistimmiger Chor ein, begleitet von zwei Trompeten, zwei Hörnern und einer Trommel und besingt im Chomer Lied die Schönheit der Gemeinde und verspricht, diesen Flecken Erde niemals aufzugeben. [1]


Der Textdichter

Fridolin Stocker ist Lehrer in Zug, Unterägeri und im Freiamt. Er ist Vorstandsmitglied des Innerschweizer Schriftstellervereins und Zentralpräsident der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege. Er verfasst Wanderbücher, kulturgeschichtliche Beiträge und viele Mundartstücke, wie eben «Bilder us de Gschicht vo Cham» (1958). 1966 wird ihm zu Ehren für seinen Einsatz für das Wanderwesen auf dem Gottschalkenberg ein Gedenkstein errichtet.


Der Text

Der Text des Chomer Lieds umfasst drei Strophen mit je vier Versen. Stocker verwendet durchgehend den Paarreim und den Jambus. Jeder Vers hat acht Hebungen und endet mit einer betonten Silbe.

  • In der ersten Strophe wird das Glück beschrieben, an einem so schönen Ort leben zu dürfen.
  • In der zweiten Strophe werden die lange Geschichte und die Weltoffenheit der Chamer thematisiert. Die zweite Strophe endet mit dem Gedanken, dass man diesen schönen Platz niemals preisgeben dürfe.
  • Auch die dritte Strophe stellt die Schönheit der Gegend in den Mittelpunkt, erinnert aber auch daran, dass die Gegend fruchtbar ist und den Menschen ihre Nahrung gibt. Sie endet mit der Aufforderung, dass man dies alles nie vergessen soll, auch wenn die Sonne einmal nicht scheinen sollte.


Der Liedtext

Vo Choom sind mir. Das gseescht öis a: Sind glückli und sind froo, sind froo,
as mir im schööne Zugerbiet uf d’Wält hend dörfe, dörfe choo.
Am blaue See sind mir diheim ganz nööch, ganz nööch am Alperand.
Wo d’Rigi grüesst zum Fäischter y, winkt öise Chileturm is Land.

Vom Schloss Sant Andrees tröi biwacht sid altersgrauer, grauer Zyt
stood öises Dorf am Lorzestrand und luegt i d’Wält, i d’Wält so wyt.
De mäinsch, de sigsch im Paradys, wenn d’ wandrisch wandrisch über Fäld.
So wyt ass d’ gseescht, es gsägnets Land! Mir tuuschid, tuuschid um käs Gäld

Jm Früelig d’Bäum sind wyss vom Bluescht, im Herbscht ryfft goldigs, goldigs Obscht.
Und d’Ächer träägid schwääri Frucht, is Fass chund süesse, süesse Moscht.
Und wenn nid d’Sunne äisstig1 schynt, mängs Ungfeel 2 plooget, plooget äim,
so lönd mir hange nid de Chopf. Mir sind jo z Choom, jo z Choom dihäim! [2]

1 immer 2 Unglück


Der Komponist der Originalmelodie

Die Musik für das Festspiel stammt vom bekannten Komponisten Guido Fässler. Fässler stammt aus Haslen AI. Er ist ursprünglich Primarlehrer, studiert dann an der Musikakademie Zürich und kommt 1951 nach Luzern. Dort unterrichtet er am städtischen Lehrerseminar und an der Akademie für Schul- und Kirchenmusik. Er komponiert viele Werke, vor allem Chormusik, und leitet namhafte Chöre. 1976 erhält er den Kunstpreis der Stadt Luzern. [3] Das Chomer Lied steht in Es-Dur und im Viervierteltakt. Es ist für drei Singstimmen, zwei Trompeten, zwei Hörner und Trommel gesetzt.


Der Komponist der Version, die heute bekannter ist

1960 hat der Dirigent der Musikgesellschaft Cham, Hans Schwerzmann (1905–1978), eine Art Variation der Melodie von Fässler geschaffen. Schwerzmanns Chomer Lied steht in F-Dur und wie jenes von Fässler im Viervierteltakt. Von Schwerzmann gibt es eine Fassung für einen vierstimmigen Chor, eine für einen zweistimmigen Chor und eine für ein Blasorchester. In Schwerzmanns Fassung sind Melodieführung und Rhythmus zum Teil ähnlich wie in Fässlers Original. Schwerzmanns Chomer Lied enthält aber mehr Tonsprünge und die Melodie ist eingängiger und volksliedhafter. Was Schwerzmann zu dieser Neukomposition angeregt hat, ist unbekannt. Wenn überhaupt, ist heute nur Schwerzmanns Version des Chomer Lieds bekannt.


Aufführungen

Die Chamer Kinder lernten das Chomer Lied früher im Schulunterricht kennen und singen. Damals fanden in regelmässigen Abständen gemeindliche Schulreisen auf das Rütli statt, an denen mehrere hundert Kinder teilnahmen. Mit dem Chomer Lied haben sich die Schulkinder auf dem Rütli gleichsam vorgestellt. [4]

2016 wurde das Lied nach langem Dornröschenschlaf wiederentdeckt und an der Bundesfeier zum 1. August in Cham gemeinsam gesungen. [5] Auch in den folgenden Jahren 2017 und 2018 wurde das Chomer Lied an der Bundesfeier gesungen. Es scheint zum festen Bestandteil der Bundesfeier zu werden.


Dokumente

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Die Originalversion des Chomer Lied von Guido Fässler.

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Das Chomer Lied als Adaption von Hans Schwerzmann als vierstimmiger Satz, 1960.


Einzelnachweise

  1. Das Festspiel «Bilder us de Gschicht von Cham» ist im Einwohnergemeindearchiv Cham verfügbar
  2. Text aus der Partitur «Bilder us de Gschicht von Cham» im Einwohnergemeindearchiv Cham
  3. Urs Fässler, in: Innerrhoder Geschichtsfreund 37, 1995–1996, S. 111f. Koller, Walter, Guido Fässler-Burger, Luzern 1913–1995, in: Appenzellische Jahrbücher 123, 1995, S. 73–75
  4. Erinnerung von Thomas Fähndrich, Cham, September 2018
  5. Das Chomer Lied war ein Thema der Festansprache «Ist Wohnort auch Heimat?» von Sr. Mattia Fähndrich, Heiligkreuz, Cham