Schnurrenberger-Moos Ernst (1904–1978)

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Portrait von Schnurrenberger-Moos Ernst (1904–1978)
Portrait von Ernst Schnurrenberger (1904–1978), um 1972

Vorname: Ernst
Nachname: Schnurrenberger
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 9. Mai 1904
Geburt­sort: Cham ZG
Todes­datum: 28. Januar 1978
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Ingenieur, Mechaniker, Unternehmer

Ernst Schnurrenberger wuchs in Cham auf, lernte in der Nestlé Mechaniker, um sich dann zum Ingenieur weiterzubilden. Er war später einer der Gründer der bekannten Ems-Werke in Domat-Ems.



Ernst Schnurrenberger als Student vor der Siegessäule von 1873 in Berlin, 1923
Die Familie Schnurrenberger-Moos in München, um 1937
Ernst Schnurrenberger (rechts) mit Kollegen vor einer Versuchspumpe, 1951


Stationen

1904 Ernst Schnurrenberger kommt am 9. Mai als zweites Kind der Familie Schnurrenberger-Baumgartner in Cham zur Welt. Seine Mutter ist Anna, geborene Baumgartner, Schwester des Wirts vom Bären, sein Vater ist Julius Schnurrenberger (1876–1947). Ernst hat drei Schwestern und drei Brüder. Ernsts Vater ist in Cham dorfbekannt: Er präsidiert die Musikgesellschaft Cham (bis 1909) und dirigiert sie bis 1945. Ernst besucht in Cham die Primar- und die Sekundarschule. [1]

1913 Die achtköpfige Familie Schnurrenberger-Baumgartner zieht wahrscheinlich als Mieter mit dem kleinen Ernst in das von Baumeister Emilio Reggiori (1887–1978) erstellte Haus an der Schluechtstrasse 6. [2] Reggiori und Schnurrenberger haben engen Kontakt, Julius Schnurrenberger führt Reggioris Buchhaltung. [3]

1919 Nach der obligatorischen Schule findet Ernst bei der Chamer Nestlé eine Lehrstelle als Mechaniker. [4]

1922 Ernst Schnurrenberger wirkt als Trompeter bei der Musikgesellschaft Cham. [5]

1923 Nach der abgeschlossenen Lehre will sich Ernst Schnurrenberger weiterbilden. Er reist dazu nach Strelitz bei Berlin und besucht dort die Ingenieurschule. Er schliesst diese Schule als Maschineningenieur ab. [6]

1927 Schnurrenberger findet eine Anstellung beim Bobst & Fils in Lausanne, wodurch er weitere Berufskenntnisse, aber auch die französische Sprache lernt. [7]

1928 Zurück im Kanton Zug, findet er einen Anstellung bei der Landis & Gyr in Zug. [8]

1929 Ebenfalls in Zug lernt Ernst Schnurrenberger Elisabeth Moos (*1905) kennen, die beiden heiraten. [9]

1930 Die Familie Schnurrenberger-Moos wohnt in Zug an der Chamerstrasse und wächst: Sohn Heinz kommt am 29. Juni zur Welt. [10]

1932 Beruflich interessiert sich der junge Fachmann für das Verfahren der Holzverzuckerung: Aus Holz kann man damit flüssigen Brennstoff gewinnen. Schnurrenberger lernt den führenden Erfinder in diesem Gebiet, den Chemiker Heinrich Scholler (1898–1964), kennen, der den Chamer nach München beruft. Schnurrenberger wirkt beim Aufbau der ersten deutschen Holzverzuckerungsfabrik mit, danach auch bei einer Fabrik in Italien. [11] Um Schollers Patent in die Schweiz zu bringen, übernimmt Schnurrenberger die Lizenz Schollers und nimmt mit Schweizer Interessenten Tuchfühlung auf.

1933 Am 2. September wird der zweite Sohn André geboren. [12]

1935 Bereits gibt es wieder Familienzuwachs: Mit Elisabeth kommt am 11. Februar die erste Tochter zur Welt, in der Familie wird sie «Bethli» genannt. [13]

1936 Ernst Schnurrenberger trifft den Schweizer Industriellen Werner Oswald (1904–1979). «Der Chemiker Heinrich Scholler hatte die Schweizer Lizenz einem im Kanton Zug wohnenden Ingenieur übergeben, der aber zu wenig Kapital besass, um sie industriell auszuwerten.» [14] Oswald hat das Kapital und gründet in Zürich die Holzverzuckerungs AG (Hovag). Er kann die Lizenz von Schnurrenberger übernehmen. Obwohl Schnurrenberger am Aufbau der ersten Anlagen in Ems beteiligt ist, bekommt er keine von ihm erwartete Position in der Firma angeboten, was ihn tief enttäuscht. [15]

1937 Schnurrenberger wohnt weiterhin in München und arbeitet zusammen mit Heinrich Scholler in der Firma Percola (Anlagenbau). Weil sich der siebenjährige Sohn Heinz weigert, in München in die «Hitlerschule» zu gehen, wird er in die Schweiz zur Grossmutter nach Zug gebracht und besucht dort die Primarschule. [16]

1939 Der Zweite Weltkrieg bricht aus. Lisbeth Schnurrenberger-Moos kehrt mit den Kindern André und Bethli in die Schweiz zurück, während Ernst noch eine Weile in Deutschland ausharrt. [17]

1940 Damit Ernst Schnurrenberger weiterhin in Nazi-Deutschland arbeiten kann, muss seine Bürgergemeinde Sternenberg ZH für ihn eine Arier-Bestätigung ausstellen (Herkunft bis zurück zum Urgrossvater). [18]

1941 Oswalds Firma nutzt jetzt in den Kriegsjahren des Mangels Schnurrenbergers Holzverzuckerungslizenz und erstellt dazu mit Bundesgeldern die grosse Fabrik in Domat-Ems GR. Aus Holzabfällen stellt die Hovag den in Kriegszeit begehrten «Emser Sprit» her. Rund 30 Prozent des Treibstoffbedarfs der Schweiz kann die Hovag decken. [19] Schnurrenberger führt die Firma Soterna in Mailand. Es handelt sich dabei um eine chemische Fabrik mit einer Anlage für Holzverzuckerung nach der Scholler-Methode. [20]

1944 Schnurrenberger kehrt in die Schweiz zurück. Er wirkt als technisch-wirtschaftlicher Berater für den Einkauf von Maschinen und Anlagen in der Schweiz und in Italien. [21]

1950 Ernst Schnurrenberger lässt sich von der Firma Escher-Wyss als Verkaufsingenieur anstellen. Dort arbeitet bereits sein jüngerer Bruder Willy (*1919). Ernst ist dort zuständig für die Berechnung und den Verkauf von Verdampfungsanlagen. Escher-Wyss betraut Schnurrenberger auch damit, eine Konzentrierungsanlage für Sulfitlauge der Zellulosefabrik in Attisholz zu bauen. Privat wohnt er mit seiner Frau Elisabeth an der Baarerstrasse 47 in Zug, gleich neben dem Bahnhof Zug. [22]

1976 Im Alter von 72 Jahren zieht sich Schnurrenberger aus der beruflichen Tätigkeit bei Escher-Wyss zurück. [23]

1977 Kaum im Ruhestand, erleidet er im Januar 1977 einen Unfall. Ernst Schnurrenberger zieht in der Folge von Zug ins Altersheim Cham. [24]

1978 Nach einem weiteren Unfall erholt sich Ernst Schnurrenberger nicht mehr richtig und stirbt am 28. Januar im Alter von knapp 74 Jahren. [25]


Würdigung

Ernst Schnurrenberger war ein bemerkenswerter Berufsmann. Während sich viele seiner Verwandten in der Musik verwirklichten, konnte er seine beruflichen Begabungen einbringen und ausleben.


Dokumente


Einzelnachweise

  1. Familiengeschichte Julius Schnurrenberger, aufgezeichnet von seiner Enkelin Erika Zweifel-Sidler, 13.06.2018. Zuger Volksblatt, 03.11.1947
  2. Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1930), 1. Band
  3. Familiengeschichte Julius Schnurrenberger, aufgezeichnet von seiner Enkelin Erika Zweifel-Sidler, 13.06.2018. Freundliche Mitteilung von Angelo Reggiori, Cham, Juni 2018
  4. Stammbaum Ernst Schnurrenberger, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Schwiegertochter Irene Schnurrenberger, 17.01.2021
  5. Stammbaum Ernst Schnurrenberger, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Schwiegertochter Irene Schnurrenberger, 17.01.2021
  6. Zuger Nachrichten, 25.03.1978
  7. Stammbaum Ernst Schnurrenberger, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Schwiegertochter Irene Schnurrenberger, 17.01.2021
  8. Stammbaum Ernst Schnurrenberger, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Schwiegertochter Irene Schnurrenberger, 17.01.2021
  9. Stammbaum Ernst Schnurrenberger, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Schwiegertochter Irene Schnurrenberger, 17.01.2021
  10. Freundliche Mitteilung von Schnurrenbergers Neffe August Sidler, Cham, 16.11.2020
  11. Zuger Nachrichten, 25.03.1978
  12. Freundliche Mitteilung von Schnurrenbergers Neffe August Sidler, Cham, 16.11.2020
  13. Freundliche Mitteilung von Schnurrenbergers Neffe August Sidler, Cham, 16.11.2020
  14. Lüönd, Karl, Erfolg als Auftrag. Ems-Chemie: Die Geschichte eines unmöglichen Unternehmens, Bern 2011, S. 16
  15. Stammbaum Ernst Schnurrenberger, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Schwiegertochter Irene Schnurrenberger, 17.01.2021
  16. Freundliche Mitteilung von Schnurrenbergers Neffe August Sidler, Cham, 16.11.2020
  17. Freundliche Mitteilung von Schnurrenbergers Neffe August Sidler, Cham, 16.11.2020
  18. Stammbaum Ernst Schnurrenberger, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Schwiegertochter Irene Schnurrenberger, 17.01.2021
  19. Lüönd, Karl, Erfolg als Auftrag. Ems-Chemie: Die Geschichte eines unmöglichen Unternehmens, Bern 2011
  20. Stammbaum Ernst Schnurrenberger, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Schwiegertochter Irene Schnurrenberger, 17.01.2021
  21. Stammbaum Ernst Schnurrenberger, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Schwiegertochter Irene Schnurrenberger, 17.01.2021
  22. Zuger Nachrichten, 25.03.1978
  23. Zuger Nachrichten, 25.03.1978
  24. Zuger Nachrichten, 25.03.1978
  25. Zuger Nachrichten, 25.03.1978