Schmidle, Uhrmacher/Optiker

Uhrmachergeschäft Römer mit Besitzer Carl Römer (1868–1922) am Garteneingang, undatiert (um 1900)

Haus der Uhren in Cham: das Haus Luzernerstrasse 24

Situation Luzernerstrasse um 1970

Das Neudorf-Center 1983; das Geschäft von Peter Schmidle befand sich nach dem Eingang links

Das neu eingerichtete Uhren-Optik-Geschäft im «Neudorf», 1983

Die Familie Schmidle hat im Haus an der Luzernerstrasse während mehr als 90 Jahren die Chamerinnen und Chamer mit Uhren und Optik bedient. Das Geschäfte wurde ab 1983 im Einkaufszentrum Neudorf weitergeführt.

Chronologie

1896 Uhrmacher Carl Römer (1868–1922) erstellt auf der Rabenmatt an der Luzernerstrasse sein Backsteinhaus. Zuvor hat er 1890 das Geschäft von Candid Muff (1842–1910) übernommen und im Parterre der Liegenschaft Kreuz gearbeitet. Im Erstellungsjahr des Neubaus ist Römer auch Präsident des Männerchors Cham.

1897 In seinem «Uhren & Bijouterie-Geschäft» bietet Römer Taschenuhren in Gold, Silber und Metall, Regulateure, Zimmeruhren und Wecker an. Auch Schmuck gehört in sein Sortiment: Broschen, Ohrringe, Kettchen, Ringe und Besteck.

1902 Aufgrund einer Krankheit muss Römer seinen Beruf aufgeben. Die Liegenschaft verkauft er am 25. Oktober seinem Verwandten Erwin Schmidle (1875–1952). Dieser war im badischen Laufenburg als Sohn des Bürgermeisters geboren. Die Berufslehre absolviert Schmidle in Bad Krozigen. Dann macht er sich auf die Wanderschaft, die ihn nach Kiel, Hamburg, nach Berlin zum kaiserlich-königlichen Hofuhrmacher und nach Cham führt.

1905 Das «Uhren- und Bijouterie-Fachgeschäft an der Luzernerstrasse 24» feiert am 26. März die Eröffnung. Erwin Schmidle bietet «ein grosses Lager jeder Art und Qualität von Armband-, Taschen- und Zimmeruhren», ferner Gold- und Silberwaren, silberne und versilberte Tafelbestecke, Brillen und Fieberthermometer. Die Fachkompetenz von Uhrenmacher Schmidle spricht sich in Cham schnell herum. Die Schlossbewohner von St. Andreas schliessen mit dem ehemaligen Berliner Hofuhrmacher Schmidle, einem «Spezialisten für antike Zeitmesser», einen Wartungsvertrag ab, der eine wöchentliche Betreuung umfasst.

1906 Der Süddeutsche Schmidle heiratet Anna Baumgartner von der Wart in Hünenberg. Miteinander haben sie zwei Söhne Erwin und Armin sowie zwei Töchter Anita (1909–1997, später Anita Schuler-Schmidle) und Irma (1911–1993, später Irma Minnet-Schmidle).

1933 Anna Schmidle-Baumgartner stirbt nach längerem Leiden im Alter von 52 Jahren.

1947 Erwins und Annas Sohn Armin Schmidle-Distel (1916–2006) übernimmt am 24. Januar die Liegenschaft und das Geschäft für Uhren, Schmuck, Brillen und Bestecke. Zwei Jahre zuvor hat er die Geigerin Margrith Distel (1920–2013) geheiratet. Sie haben miteinander die drei Söhne: Peter, Markus und Patrik.

1952 Erwin Schmidle-Baumgartner, mittlerweile 77 Jahre alt, kentert beim Segeln zwischen Zug und Cham und stirbt kurz nach seiner Rettung an Herzversagen. Er galt als ein «Pionier des Segelsportes auf dem Zugersee».

1953 Am 1. März übernimmt Armin Schmidle, der jüngste Sohn, die Uhren- und Optikhandlung. Der Laden und die Schaufenster werden umgebaut, vergrössert und am 14. November neu eröffnet. Die zwei grossen Schaufenster, nachts mit «neuzeitlichem Gitterschutz versehen», würden «einer Geschäftsstrasse selbst in einer Grossstadt alle Ehre einlegen». Schmidle feiert zudem das 50-jährige Bestehen des Geschäfts. Neben dem Verkauf von Produkten steht ein fachmännischer Kundendienst im Zentrum.

1971 Armin Schmidle muss ein Bein amputieren. Von da an ist sein Wirkungskreis eingeschränkt und ein kleiner Hund sein treuer Begleiter.

1972 Mit Peter Schmidle tritt die 3. Generation ins Geschäft ein. Er ist ausgebildeter Uhrmacher und Augenoptiker.

1973 Die Optik-Abteilung mit Brillen ergänzt die traditionellen Geschäftsfelder. Im Uhrenbereich sind es traditionelle Marken wie Eterna, Certina, Zenith oder Tissot, aber auch Gewichtuhren und Quarzküchenuhren. Weiter gibt es Zinn- oder Silber-Gebrauchsgegenstände in Form von Vasen, Tellern, Bechern, Kannen und Bestecken sowie die Instrumente-Abteilung mit Mikroskopen, Baro- und Thermometern, Fernrohre, Feldstecher, Lupen und Kontaktlinsenmittel im Angebot.

1983 Peter Schmidle zieht ins Einkaufszentrum Neudorf und eröffnet dort sein neues Uhren-Bijouterie-Geschäft sowie einen Optik- und Foto-Laden. Angegliedert wird eine Boutique Pierre Cardin mit Lederwaren. Im ehemaligen Geschäft an der Luzernerstrasse 24 wird die Uhren-Reparaturwerkstatt belassen und eine Gross-Uhren-Abteilung eingerichtet, welche von Armin und Margrith Schmidle-Distel weitergeführt wird.

1989 Die Reparaturwerkstatt für Uhren an der Luzernerstrasse 24 schliesst nach 93 Jahren.

1991 Die Uhrenbranche steckt in einer Krise; und das Uhren-Bijouterie-Geschäft von Peter Schmidle wird geschlossen.

1992 Das Foto-Optikgeschäft Schmidle geht an Augenoptiker Fredy Herzog.

2006 Armin Schmidle stirbt kurz vor seinem 90. Geburtstag. Er hatte zuvor bereits zwei Schlaganfälle erlitten.

Dokumente

Inserate

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  1951

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  1952

Personen

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  Carl Römer (1868–1922), undatiert (um 1900)

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  Erwin Schmidle (1875–1952)

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  Erwin Schmidle (1875–1952), der Seglerpionier vom Zugersee

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  Erwin Schmidle mit seiner Frau Anna auf dem Zugersee, undatiert (vor 1933)

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  Armin Schmidle-Distel (1916–2006)

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  Margrith Schmidle-Distel (1920–2013)

Fotogalerie

Das neue Ladengeschäft im Einkaufszentrum Neudorf mit der Boutique Pierre Cardin, 1983

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