Muff-Grob Candid (1842–1910)

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Portrait von Muff-Grob Candid (1842–1910)
Portrait von Candid Muff-Grob (1842–1910)

Vorname: Candid
Nachname: Muff-Grob
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 12. Februar 1842
Geburt­sort: Hochdorf LU (?)
Todes­datum: 26. Mai 1910
Todes­ort: Emmenbrücke LU
Beruf: Uhrmacher

Candid Muff war ein Uhrmacher aus Hochdorf, der mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Anglo-Swiss Condensed Milk Company nach Cham zog. Er lebte und arbeitete in einem neuen Haus an der Luzernerstrasse 1, war aber auch im einheimischen Liegenschaftenmarkt aktiv.



Candid Muff im Porträt, undatiert (um 1900)
Inserat von Uhrmacher Candid Muff, Neue Zuger Zeitung, 20.05.1876


Stationen

1842 Muff wird am 12. Februar geboren. Er ist Bürger von Neuenkirch LU. Seine Eltern sind Josef Muff (geb. 1815) und Aloisia, geb. Meierhans. Sein Onkel Uhrmacher Xaver Muff und Katharina Muff-Brügger führen in Hochdorf LU ein Uhrengeschäft [1]

1861 Candid Muff wird in eine Fehde zwischen jungen Leuten aus Urswil LU und Hochdorf LU verwickelt. Am 4. April beleidigen zwei Hochdorfer die Familie von Uhrenmacher Muff. Candid Muff wird mit einem Messer auf den Kopf geschlagen und er verliert dabei die Besinnung. Zwei Wochen eskaliert die Fehde bei einer Racheaktion und die zwei Urswiler Franz und Johann Thali werden vom Hochdorfer Melker Josef Luternauer erstochen. [2]

1876 Candid Muff zieht am 3. Juni in den Kanton Zug und lässt sich in Cham nieder. [3] In der «Neuen Zuger Zeitung» erscheint am 6. Mai erstmals eine Anzeige von Candid Muff. Muff habe sich in Cham als Uhrenmacher etabliert und er empfiehlt sich für die Reparaturen von Wand- und Taschenuhren. [4]

1879 Das zweigeschossige, traufständige Haus Luzernerstrasse 1 (Ass.-Nr. 226a) am Bärenplatz entsteht im Auftrag von Candid Muff. Im Assekuranzregister wird er als «Maler» bezeichnet. [5]

1880 (?) Candid Muff heiratet Verena geb. Grob (*1846). In der Folge bringt Verena in Cham sechs Kinder zur Welt.

1886 Nach einem Jahrzehnt Aufenthalt in Cham beginnt Muff seine Liegenschaften abzustossen. Am 4. März verkauft er die Liegenschaft Luzernerstrasse 1 an Gottlieb Kost von Hünenberg. [6]

Candid Muff besitzt auch Land auf der anderen Seite des Bärenplatzes: An Eisenhändler Xaver Suter-Ritter von Hünenberg verkauft Muff am 14. Dezember für 6000 Franken ein Stück Land an der Sinserstrasse. [7] 1887 erstellt Xaver Suter auf dem Land die Liegenschaft Sinserstrasse 1. [8]

1888 Muff stösst auch die wohl 1886 erbaute Liegenschaft an der Schulhausstrasse 2/4 (Ass.-Nr. 260a, Nebengebäude Ass.-Nr. 260b) ab. Dieses verkauft er am 18. Dezember an Martin Blaser. [9] Das Land für den Bau der Liegenschaften Sinserstrasse 1 und Schulhausstrasse 2/4 hatte er wahrscheinlich von Jakob Hildebrand gekauft. [10]

1888/1889 Muff wird wieder auf dem Wohnungsmarkt aktiv: Er ersteigert für 1430 Franken eine nach der Vorstadtkatastrophe von 1887 zum Abbruch frei gegebene Liegenschaft, weil man in Zug das Seeufer entlasten will. [11] Es ist das 1842 erbaute «Haus zur Badewirtschaft» in der Zuger Vorstadt direkt beim Dampfersteg, das 1876 von Alois Spillmann (1849–1887) erworben und in «Gasthaus Spillmann» umbenannt wurde. [12] Spillmann selbst kommt bei der Vorstadtkatastrophe ums Leben, offenbar als er sich nach den ersten Rutschungen an das Seeufer begibt. [13]

Die Teile des Stadtzuger Hauses werden über den See transportiert und auf dem Chämberg in der Gemeinde Hünenberg wieder verbaut, was im 19. Jahrhundert nicht ungewöhnlich war, denn Baumaterial war teurer als die Arbeitskraft. Muff lässt ein Wohnhaus (Ass.-Nr. 141a) und eine Scheune mit Trotte (Ass.-Nr. 141b) erbauen. [14]

1890 Mit 48 Jahren verlässt Muff im Juli die Gemeinde Cham. Uhrmacher Carl Römer (1868–1922) übernimmt sein Uhrmachergeschäft. [15] Römer baut 1896 die Liegenschaft Luzernerstrasse 24.

Muff verkauft im gleichen Jahr auch sein Haus auf dem Chämberg in Hünenberg. [16]

1891 Candid Muff lebt in Emmenbrücke LU, zuerst in der Sprengihöhe und dann ab ca. 1897 bis zu seinem Tod an der Bahnhofstrasse 4. [17]

1910 Muff stirbt am 26. Mai in Emmenbrücke. Sein Sohn Candid führt das Uhrengeschäft weiter. [18]


Die Kinder

  • Xaver (1881–1898) [19]
  • Aloisia Agatha, genannt Louise (1882–1933) [20], verheiratet mit Johann Felber, Briefträger in Emmenbrücke
  • Candid (1883–1883) [21]
  • Alois Candid (1884–1954) [22], verheiratet mit Josefine Peyer, Kaufmann, Sektionschef, Emmenbrücke
  • Candid Johann (1886–1935) [23]
  • Jakob (1888–1931) [24], verheiratet mit Anna Suter, Verwaltungsgehilfe, St. Urban LU


Eine Uhr zur Firmung

1889 wirbt Candid Muff im Vorfeld der Firmung in Cham durch Bischof Leonhard Haas (1833–1906) für sein grossen Uhrensortiment: «Anlässlich der bevorstehenden hl. Firmung habe ich einen aussergewöhnlich grossen Einkauf aller Sorten Uhren, durchgehends guter Qualität, gemacht. Um nun einen möglichst grossen Absatz zu erzielen, werde ich solche zu den denkbar günstigsten Preisen verkaufen. Bemerke, dass ich infolge direkten Einkaufs an den Fabrikationsorten selbst, sämmtliche Uhren nachweisbar um mindestens 10 % billiger abgebe, als z.B. Herrn Gebr. Häfliger in Luzern oder Waarenhaus «zur Monarchie» in Wien.» Zudem bietet Muff für alle Uhren eine einjährige Garantie und ein grosses Lager in Ketten und Schlüsseln an. [25]


Die Zuger Liegenschaften von Candid Muff


Einzelnachweise

  1. www.portraitarchiv.ch [Stand: 28.10.2022]. Privatarchiv Anton Muff-Losonsky, Emmenbrücke, Stammbaum Muff von Neuenkirch LU, 12.04.1942
  2. Amtsblatt des Kantons Luzern 24/1862. Büttiker, Hermann, In unheilvoller Nacht – Doppelmord in Urswil, in: Seetaler Brattig 32, 2010, S. 69–71
  3. Einwohnergemeindearchiv Cham, Niedergelassenenregister 1873–1895, fol. 47
  4. Neue Zuger Zeitung, 06.05.1876
  5. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 125
  6. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  7. Kaufvertrag vom 14.12.1886, in: Firmenarchiv Locher, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Werner Locher-Bär
  8. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  9. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band.
  10. Freundliche Mitteilung von August Sidler, Cham, 28.10.2022
  11. Zuger Nachrichten, 09.01.1889. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 329
  12. Neue Zuger Zeitung, 05.08.1876
  13. Zuger Nachrichten, 07.07.1887. Zuger Volksblatt, 09.07.1887. Spillmanns Leiche wird erst am 27. Juli aus dem See geborgen. Zuger Volksblatt, 30.07.1887. An der Stelle des ehemaligen Gasthauses Spillmann steht seit 1897 das Denkmal zur Vorstadtkatastrophe
  14. Staatsarchiv Zug, G 617.7.2, Assekuranzregister Hünenberg, 2. Generation (1868–1929), 1. Band. Zuger Zeitung, 10.12.2014. JeanRichard, Annette, Mastel, Melanie, Walter, Nathalie, Hünenberg, Huobweid, Kemberghof, Kurzdokumentation Wohnhaus vor und während Umbau, in: Tugium 24, 2018, S. 27–29
  15. Zuger Nachrichten, 27.09.1890
  16. Staatsarchiv Zug, G 617.7.2, Assekuranzregister Hünenberg, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  17. Freundliche Mitteilung von August Sidler, Cham, vom 28.10.2022
  18. www.portraitarchiv.ch [Stand: 15.01.2023]
  19. Neue Zuger Zeitung, 09.04.1881. Privatarchiv Anton Muff-Losonsky, Emmenbrücke, Stammbaum Muff von Neuenkirch LU, 12.04.1942
  20. Neue Zuger Zeitung, 20.05.1882. Privatarchiv Anton Muff-Losonsky, Emmenbrücke, Stammbaum Muff von Neuenkirch LU, 12.04.1942
  21. Neue Zuger Zeitung, 11.07.1883 (Geburtsanzeige). Neue Zuger Zeitung, 12.09.1883 (Todesanzeige). Privatarchiv Anton Muff-Losonsky, Emmenbrücke, Stammbaum Muff von Neuenkirch LU, 12.04.1942
  22. Neue Zuger Zeitung, 03.01.1885. Privatarchiv Anton Muff-Losonsky, Emmenbrücke, Stammbaum Muff von Neuenkirch LU, 12.04.1942
  23. Neue Zuger Zeitung, 10.03.1886. Privatarchiv Anton Muff-Losonsky, Emmenbrücke, Stammbaum Muff von Neuenkirch LU, 12.04.1942
  24. Privatarchiv Anton Muff-Losonsky, Emmenbrücke, Stammbaum Muff von Neuenkirch LU, 12.04.1942
  25. Zuger Volksblatt, 10.04.1889. Zuger Nachrichten, 13.04.1989