Scherer-Küttel Maria (1917–2015)

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Portrait von Scherer-Küttel Maria (1917–2015)
Portrait von Maria Scherer-Küttel (1917–2015)

Vorname: Maria
Nachname: Scherer-Küttel
Geschlecht: weiblich
Geburts­datum: 10. Dezember 1917
Geburt­sort: Oberrüti AG
Todes­datum: 19. April 2015
Todes­ort: Rotkreuz ZG
Beruf: Hausfrau

Maria Scherer-Küttel wuchs in Oberrüti auf einem Bauernhof auf, arbeitete in Cham in der Gastronomie, heiratete einen Niederwiler, wohnte in Cham und zog in schwierigen Zeiten neun Kinder gross.



Hochzeitsofoto, 13.11.1940
Ernst und Maria Scherer-Küttel, undatiert (um 1964)
Die Familie von Ernst und Maria Scherer-Küttel, undatiert (um 1964)
Maria Scherer an ihrem 80. Geburtstag, 1997


Stationen

1917 Maria Küttel kommt am 10. Dezember als Tochter von Maria und Eduard Küttel-Duss auf dem Bauernhof Grossmatt in Oberrüti AG zur Welt. Sie hat einen jüngeren Bruder und drei jüngere Schwestern. [1]

1923 Maria besucht die Schulen in Oberrüti, wo ein Lehrer gleichzeitig alle sieben Klassen unterrichtet. [2]

1937 Bis zur Volljährigkeit arbeitet Maria Küttel auf dem elterlichen Hof. Im Alter von 20 Jahren findet sie eine Anstellung im Restaurant Kreuzstrasse in Oberwil bei Cham. Sie erreicht Oberwil mit dem Fahrrad – und zum Erstaunen der Wirtin besteht ihr ganzes Gepäck aus einer Tasche mit ein paar Kleidern und einem Wecker. Für einen Monatslohn von 15 Franken arbeitet Maria im Haushalt und im Service, dazu bekommt sie Kost und Logis. Weil in ihrem einfachen Zimmer im Winter das Wasser im Waschbecken gefriert, darf sie in den unteren Stock umziehen. Während dieser Zeit lernt sie Ernst Scherer (1915–1984) aus Niederwil kennen, der seine ersten Lebensjahre in den USA verbracht hat. Später arbeitet sie im Restaurant Grütli in Cham und im Restaurant Rebstock in Hagendorn. [3]

1940 Weil ihr Geliebter Ernst Scherer eine sichere Anstellung in der Papierfabrik Cham findet, läuten am 13. November die Heiratsglocken für Maria Küttel und ihren Ernst. Die Beiden wohnen anfänglich in Hagendorn, später in der Schluecht und dann auf dem Areal der Papierfabrik.

Nach der Hochzeit erkrankt Ehemann Ernst im Aktivdienst an einer Lungenentzündung, die einen Tuberkuloseausbruch zur Folge hat und zur Heilung in den kommenden Jahren viele Kuraufenthalte in Davos GR erfordert. [4]

1945 Die Familie ist bereits auf vier Kinder angewachsen. Maria muss oft monatelang die Familie mit einem minimalen Budget alleine durchbringen und lässt es sich trotzdem nicht nehmen, ihren Mann Ernst samt den Kindern mehrmals per Eisenbahn in Davos zu besuchen. Das ist nur dank der finanziellen Hilfe durch die Fürsorge und einer Grosstante möglich. Wenn die Familie zusammen in Cham ist, wird auf bis zu vier Pflanzplätzen Gemüse angebaut und Holz gesammelt für die Heizung im Winter. Als der Chamer Hausarzt Dr. Walter Spiller (1904–1983) Maria fragt, warum sie denn so mager sei, gibt sie zu, dass das Geld für Lebensmittel nicht ausreiche. Der Arzt setzt sich dann aktiv dafür ein, dass die Militärversicherung endlich einen bescheidenen Lohnausfall zahlt. [5]

1948 Marias Gatte Ernst kann wieder vermehrt der Arbeit in der Papierfabrik nachgehen und auch zuhause Hand anlegen. Die tiefgläubige Maria arbeitet von frühen Morgen bis tief in die Nacht mit Kochen, Nähen, Flicken, Waschen, Putzen und Lebensmittel haltbar machen als Reserve für schwierigere Zeiten. Sie sorgt auch dafür, dass die aufgeschriebenen Schulden in der Molkerei und beim Metzger jedes Monatsende pünktlich beglichen werden. Doch damit nicht genug: Die Papierfabrik reklamiert schriftlich wegen dem Spielen der Kinder im Fabrikareal. [6]

1953 Die Familie ist bereits auf sieben Kinder angewachsen, aber die älteren lernen schnell, Vater und Mutter zu unterstützen. Man tut alles, um mit Kaninchenzucht, Schrebergarten und Fischen den Speiseplan der Familie zu verbessern. Vater und Söhne graben und sprengen im Auftrag Wurzelstöcke aus und sammeln damit wertvolles Brennmaterial. Besonders wichtig ist für Maria auch die «Frühlingsputzete», bei der alle Kinder mithelfen müssen und jeden Tag ein Zimmer ausgeräumt, geputzt, der Holzboden gespänt und gewichst, die Matratzen gesonnt und mit herrlich duftender, neu geflickter Bettwäsche wieder eingeräumt wird. Bei Flickarbeiten unterstützt sie manchmal eine Familienhelferin von der Papierfabrik. Maria singt, tanzt und jodelt gerne, darf und kann aber nicht dem Jodlerclub Schlossgruess beitreten. [7]

1955 Die Familie Scherer-Küttel zieht an die Rigistrasse 15 in Cham um. [8]

1960 Es kommt eine kleine Waschmaschine ins Haus, was die Arbeit von Maria sehr erleichtert. Die Automechaniker-Überkleider von Sohn Ernst müssen aber weiterhin auf einem alten Tisch im Freien oder aus dem Küchenboden mit Laugenwasser und Würzelbürste gefegt werden, denn es ist wichtig, am Montag wieder in sauber gebügelten Überkleidern zur Arbeit zu erscheinen. Mit der Geburt von Andreas wird die elfköpfige Familie nun vollständig. [9]

1980 Ernst Scherer wird in der Papierfabrik pensioniert und hat jetzt mehr Zeit für die Familie. [10]

1984 Ernst Scherer stirbt nach kurzer, schwerer Krankheit am 30. April. Die älteren Kinder sind bereits ausgeflogen, aber Maria hält ihre Türen weit offen, für Kinder wie für Enkelkinder. Sie fühlt sich nun aber freier, ist eine fleissige Kirchgängerin, schliesst sich einer Wandergruppe an und macht manchmal Ausflüge mit einer pensionierten Papieri-Fürsorgerin. [11]

2000 Die Altersbeschwerden nehmen zu, und deshalb zügelt Maria Scherer ins Altersheim Dreilinden in Rotkreuz, weil sie in Cham keinen Platz findet. Sie macht viele Spaziergänge mit dem Rollator, obwohl ihr Augenlicht immer mehr abnimmt. Doch der Rosenkranz ist immer in Reichweite, denn die hl. Mutter Gottes bleibt ihre Begleiterin. [12]

2013 Wegen gesundheitlichen Beschwerden kann sie kaum mehr gehen und nicht mehr alleine essen; Gehör und Sehkraft sind sehr reduziert, aber sie geniesst die vielen Besuche ihrer Kinder. [13]

2015 Maria erleidet einen Oberschenkelhalsbruch, gefolgt von einer Lungenentzündung. Sie stirbt am 19. April in Rotkreuz. [14]


Neun Kinder

Maria begleitet neun Kinder ins Leben: Maria Karolina (*1941, verheiratet mit Guy Mercay), Emma Rosa (*1943, verheiratet mit Josef Nietlisbach), Ernst Hermann (*1944, verheiratet mit Helene Schaller), Eduard Jakob (*1945, verheiratet mit Claire Mader), Alice (*1948, verheiratet mit Hans Wyss), Hermann Ernst (*1950), Kurt Andreas (*1953, verheiratet mit Marie-Theres Knüsel), Antoinette (*1957, verheiratet mit Robert Düblin) und Andreas (*1960). [15]


Würdigung

Maria Scherer-Küttel war eine fleissige, treue und fromme Frau. Trotz widrigen Umständen zog sie ihre neun Kinder gross. So schreiben ihre Nachkommen: «Unsere Mutter hatte kein einfaches Leben. In Liebe zu uns Kindern hat sie ihre Bedürfnisse immer zurückgestellt. Wir werden unser Leben lang all das Schöne und Liebe nicht vergessen, welches wir mit Dir erleben durften.» [16]


Dokumente


Einzelnachweise

  1. Scherer, Hermann, Gedanken über seine Mutter, Rotkreuz, 13.11.2023
  2. Scherer, Hermann, Gedanken über seine Mutter, Rotkreuz, 13.11.2023
  3. Mosaik Hauszeitschrift der Papierfabriken Cham-Tenero AG, Nr. 1, 1980. Scherer-Meyer, Anton, Chronik der Scherer von Flühli ehemals Escholzmatt, o.O. 1994, Tafel 99. Scherer, Hermann, Gedanken über seine Mutter, Rotkreuz, 13.11.2023
  4. Scherer, Hermann, Gedanken über seine Mutter, Rotkreuz, 13.11.2023
  5. Scherer, Hermann, Gedanken über seine Mutter, Rotkreuz, 13.11.2023
  6. Scherer, Hermann, Gedanken über seine Mutter, Rotkreuz, 13.11.2023
  7. Scherer, Hermann, Gedanken über seine Mutter, Rotkreuz, 13.11.2023
  8. Scherer, Hermann, Gedanken über seine Mutter, Rotkreuz, 13.11.2023
  9. Scherer, Hermann, Gedanken über seine Mutter, Rotkreuz, 13.11.2023
  10. Mosaik Hauszeitschrift der Papierfabriken Cham-Tenero AG, Nr. 1, 1980
  11. Scherer, Hermann, Gedanken über seine Mutter, Rotkreuz, 13.11.2023
  12. Scherer, Hermann, Gedanken über seine Mutter, Rotkreuz, 13.11.2023
  13. Scherer, Hermann, Gedanken über seine Mutter, Rotkreuz, 13.11.2023
  14. Scherer, Hermann, Gedanken über seine Mutter, Rotkreuz, 13.11.2023
  15. Vgl. Anmerkung 3 (Scherer-Meyer), Tafel 100–108
  16. Freundliche Mitteilung von Hermann Scherer, Rotkreuz, 13.11.2023