Kreuzstrasse

Aus Chamapedia

Eine Aufnahme der «Kreuzstrasse», als das Gasthaus noch «Zum Kreuz» hiess, um 1900
Das Restaurant Kreuzstrasse in einer Luftaufnahme unbekannten Datums. Die Trafostation ganz links wurde 1929 erbaut
Wirtshausschild «Kreuz»
Die Liegenschaft «Kreuzstrasse», November 2014
Nur noch Motel, die «Kreuzstrasse», 18.11.2018
Parkplatz hinter dem Haus, 18.11.2018

Knapp nordöstlich des Weilers Oberwil befindet sich seit mehr als 120 Jahren das Restaurant Kreuzstrasse direkt an der Knonauerstrasse. Die Adresse lautet Oberwil 22.


Chronologie

1858 Leonz Wyss erhält an der «Kreuzstrasse» erhält das Wirtepatent. [1]

1861 Bei Martin Andermatt an der «Kreuzstrasse» wird ein Freitanz und ein Maskenball abgehalten. [2]

In einer anonym verfassten und in der Neuen Zuger Zeitung veröffentlichen Zuschrift wird die «stark besuchte Wirthschaft an der Kreuzstrasse» erwähnt. Hier kreuzen sich die ehemals als Nord-Süd-Verbindung wichtige Strasse von Zug nach Bremgarten und die 1846 angelegte Knonauerstrasse von Cham weiter nach Knonau ins Zürcher Gebiet. [3]

1868 Die Liegenschaft «Kreuzstrasse» (Ass.-Nr. 151) wird im Lagerbuch der kantonalen Gebäudeversicherung aufgeführt. Im Assekuranzregister steht «Wohnhaus & Scheune». [4]

1882 Der Wirt an der «Kreuzstrasse» heisst «Scherrer». In der Wirtschaft richtet sich aus Uhrmacher Franz Stierli ein, um Uhren zu verkaufen sowie «Taschen- und Wanduhren» zu reparieren. [5]

1887 Im Topografischen Atlas von Hermann Siegfried (1819–1879) ist die Liegenschaft an der «Kreuzstrasse» auf 444 m ü. M. zwischen dem Oberwilerwald und dem Äbnetwald eingezeichnet.

1892 Der Küfer Jost Marfurt (*1845) aus Dagmersellen LU kauft die Liegenschaft. [6] Am 2. Oktober lädt er zur «Wirtschafts-Eröffnung und Nach-Kirchweih» (Niederwiler Chilbi). [7]

1895 Marfurt betreibt nun eine Gastwirtschaft, die drei Gastzimmer aufweist. [8] Das Gasthaus heisst «Zum Kreuz». Das Wirtshausschild weist einen Ausleger in Louis-XVI-Formen auf, mit dem Wort «Zum» über dem plastischen, vergoldeten Kreuz. [9]

1901 Im Patentgesuch wird der Jahresumsatz mit 1500 Franken angegeben. [10]

1909 Der neue Wirt ist Landwirt Josef Dossenbach (*1848) von Baar. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. [11]

1910 Dossenbach gibt bereits wieder auf. Neuer Betreiber und Eigentümer der Gaststätte wird Jakob Stocker (*1873). [12]

1917 Mitten im Ersten Weltkrieg kommt es zu einem Pächterwechsel: Josef Maria Zgraggen (*1882) von Attinghausen UR übernimmt mit seiner Frau den Betrieb. [13]

1918 Am 6. Juli geht die Liegenschaft an Josef Steiner. [14]

1919 Und schon wieder gibt es einen Wechsel: Rudolf Scherer-Schumacher (1887–1969), Verwalter der Konsumgenossenschaft Knonau-Niederwil, wird neuer Wirt in der «Wirtschaft zum Kreuz». Scherer ist später auch Kantonsrichter und von 1941 bis 1946 Gemeinderat in Steinhausen. [15]

1936 Der Käser Alois Koch (*1901) kauft die Liegenschaft [16] und führt selber die Gaststätte. [17]

1939 Jakob Gut (*1888) von Knonau übernimmt die Gastwirtschaft, die jetzt nicht mehr «zum Kreuz», sondern «Kreuzstrasse» heisst. [18]

1940 In der Krisenzeit des Zweiten Weltkriegs gibt sich wieder einen Wirtewechsel: Es übernimmt Nikolaus Holzmann (*1898) aus Hünenberg. [19]

1948 Pia Wyrsch (*1923), Bürgerin von Buochs NW, pachtet die «Kreuzstrasse». [20]

1960 Wirtin Ida Werder (1928–1996) kauft das Restaurant Kreuzstrasse. [21] Sie ist nicht verheiratet, Bürgerin von Cham, aber erst seit 1960 in der Gemeinde ansässig. Sie war zuvor seit 1949 im Gasthaus Engel in Holzhäusern tätig. [22]

1961 Der Baarer Akkordeonist Walter Schumacher (1917–1991) arbeitet und musiziert bei Ida Werder an der Kreuzstrasse. Dank Schumachers Popularität, der unter Kollegen «Schueni» genannt wird, entwickelt sich das Lokal zu einem Treffpunkt der Innerschweizer Ländlermusikanten. Bis 1983 hält diese frohmachende Ländlerära an. (Schumachers Tante Maria-Louise Andermatt (1887–1964) heiratete 1918 den bekannten Jodelkomponisten Robert Fellmann (1885–1951)). [23]

1972 Um- und Anbau des Restaurants durch das Baugeschäft von Jakob Baggenstos (1912–1986) in Lindencham: Baggenstos baut das Sitzungszimmer aus und erstellt einen Anbau für die Toiletten. [24]

1994 Das Wirtepatent für Ida Werder wird bis 1998 verlängert. [25]

1997 Margrith Stalder-Scherer, genannt «Meggy», wirtet an der Kreuzstrasse. Das Restaurant bietet rund 30 Personen Platz, ist ein Tagesbetrieb und bei Chauffeuren beliebt. [26]

2013 Das Restaurant Kreuzstrasse geht zu. Margrith Stalder-Scherer löscht die Einzelfirma «Restaurant Kreuzstrasse Stalder» im Handelsregister. [27]

2018 Die «Kreuzstrasse» wird als Motel geführt.


Der Wirtshausname «Kreuz»

Das schweizerdeutsche Wort Chrüz bedeutet «Kreuz als Symbol des Leidens Christi, des Christentums überhaupt». Es ist auch im Kanton Zug als Wirtshausname recht beliebt. In Baar, Cham und Unterägeri ist der Wirtshausname seit dem 17. respektive 18. Jahrhundert überliefert, in der Stadt Zug seit dem 16. Jahrhundert. [28]


Würdigung

Die Gastwirtschaft Kreuzstrasse war doppelt beliebt: Zum einen bei Durchfahrenden der Knonauerstrasse, besonders bei Lastwagenfahrern. Zum anderen bei den Anwohnerinnen und Anwohnern, auch von Niederwil: Denn die «Kreuzstrasse» hatte ein Säli. Der Kirchenchor Niederwil führte darin sein Theater aus, dort wurde getanzt und Fasnacht gefeiert. [29]


Personen


Aktueller Kartenausschnitt

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Einzelnachweise

  1. Neue Zuger Zeitung, 18.09.1858
  2. Neue Zuger Zeitung, 26.01.1861
  3. Neue Zuger Zeitung, 20.07.1861
  4. Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
  5. Neue Zuger Zeitung, 17.06.1882
  6. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  7. Zuger Nachrichten, 01.10.1892
  8. Staatsarchiv Zug, CD 27, Wirtepatente 1892–1918, Mappe Kreuzstrasse, Gesuch vom 22.05.1895
  9. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 174
  10. Staatsarchiv Zug, CD 27, Wirtepatente 1892–1918, Mappe Kreuzstrasse, Gesuch vom 11.08.1901
  11. Staatsarchiv Zug, CD 27, Wirtepatente 1892–1918, Mappe Kreuzstrasse, Gesuch vom 03.04.1909
  12. Staatsarchiv Zug, CD 27, Wirtepatente 1892–1918, Mappe Kreuzstrasse, Gesuch vom 21.06.1910
  13. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Kreuzstrasse, Gesuch vom 01.03.1917
  14. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  15. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Kreuzstrasse, Gesuch vom 30.01.1920. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
  16. Staatsarchiv Zug, G 617.6.4, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 1. Band
  17. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Kreuzstrasse, Gesuch vom 13.03.1936
  18. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Kreuzstrasse, Gesuch vom 13.04.1939
  19. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Kreuzstrasse, Gesuch vom 14.11.1940
  20. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Kreuzstrasse, Gesuch vom 19.02.1948
  21. Staatsarchiv Zug, G 617.6.4, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 1. Band
  22. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Kreuzstrasse, Gesuch vom 02.07.1960
  23. Freundliche Mitteilung von August Sidler, Cham, 11.03.2019
  24. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Kreuzstrasse, Verfügung der Gebäudeversicherung des Kantons Zug vom 18.07.1972
  25. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Kreuzstrasse, Gesuch vom 22.03.1994
  26. Chomer Bär, offizielle Zeitschrift für Cham und Umgebung 163, Juni 2012
  27. Schweizerisches Handelsregister, Eintrag vom 30.01.2013
  28. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 1, S. 471f.
  29. Gattiker, Werner et al., Mauritius, Milch & Münsterkäse. 100 Jahre Milchgenossenschaft Niederwil-Cham, Schwyz 2013