Schell Fidel Alois (1794–1858)

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Vorname: Fidel Alois
Nachname: Schell
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 22. Januar 1794
Geburt­sort: Zug ZG
Todes­datum: 3. September 1858
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Pfarrer
Religion: römisch-katholisch

Der Stadtzuger Fidel Alois Schell war über drei Jahrzehnte Pfarrer von Cham. In Niederwil durfte er von 1846 bis 1849 den Neubau der Kirche St. Mauritius begleiten. Sein forsches Auftreten und sein Predigtstil waren aber in der Bevölkerung nicht unumstritten.




Stationen

1794 Am 22. Januar wird Fidel Alois Schell in Zug geboren. Sein Vater ist der Schuster Johann Franz Schell (1754–1826), seine Mutter M. Cäcilia (1758–1846) ist eine geborene Keiser. [1] Schell besucht das Gymnasium in Zug und studiert in Luzern Theologie und Philosophie. In der Studienzeit hat er «mit mancher Noth und Bitterkeit zu kämpfen.» [2]

1818 Nach der Priesterweihe unterstützt Fidel Alois als Vikar seinen Onkel Fidel Alois Schell (1761–1835), der Pfarrer in Meierskappel LU ist. [3]

1822 Die Meierskappeler wollen dem jungen Vikar das Bürgerrecht verleihen. Doch die Luzerner Regierung legt ihr Veto ein und verhindert die Bürgerrechtsaufnahme. [4]

1824 Schell wechselt auf die andere Seite des Zugersees und wird Vikar in Oberwil bei Zug. Gemäss damaligen Zeitungsberichten soll Schell im Volk sehr beliebt gewesen sein: Der Priester habe sich «durch seine ungeheuchelte Frömmigkeit, durch seinen Eifer in Schule und Seelsorge, sowie durch seine Gutmüthigkeit allgemeines Zutrauen» erworben. [5]

1827 Nach drei Jahren in Oberwil wählen ihn die Stadtzuger Bürger zum Pfarrer von Cham. [6]

1847 Am 12. Mai wird in Niederwil der Grundstein für die neue Kirche St. Mauritius gelegt. Melchior Schlumpf (1797–1880), Zuger Dekan und Pfarrer von Steinhausen, segnet den Bauplatz ein, Pfarrer Schell hält «eine sehr passende Gelegenheitsrede». Viel Volk aus den Pfarreien Cham-Hünenberg, Steinhausen und Baar ist anwesend, die Kirchenmusik von Cham begleitet die Feier. [7]

1848 Der Schwyzer Maler Michael Föhn (1789–1856) malt ein Epitaph [= Grabdenkmal für einen Verstorbenen (Geistlichen) an einer Kirchenwand] mit dem Bild von Schell. [8]

1857 Mit 63 Jahren erkrankt Schell erstmals ernsthaft.

1858 Am 3. September, am Morgen um elf Uhr, stirbt Pfarrer Schell. Drei Tage später wird er unter grosser Anteilnahme beerdigt. Dekan Melchior Schlumpf hält die Leichenpredigt. Cham war für Pfarrer Schell «der Weinberg, den er bearbeiten sollte, und er bearbeitete denselben während seines vollen 31jährigen Wirkens, obgleich er mache Heimsuchungen und Prüfungen auszustehen hatte, immer eifrig und unverdrossen und nicht ohne segensreichen Erfolg.» [9] Mit Josef Joachim Anton Schwerzmann (1807–1860) wird wieder ein Stadtzuger Nachfolger von Pfarrer Schell in Cham. [10]


Wider die Trunksucht

Pfarrer Schell fand aber offenbar bei der Chamer Bevölkerung nicht immer ganz die richtigen Worte, wie der folgende (gekürzte), im Zugerischen Kantonsblatt publizierte und anonym abgefasste Leserbrief zum Tod von Landwirt Leonz Baumgartner von Niederwil im Frühjahr 1849 zeigt:

«Chaam. Den 18. März stürzte Leonz Baumgartner von Niederwyl bei ganz dunkler Nacht ab der sehr gefährlichen Brücke bei der Untermühle in die Lorze und fand den Tod. Der Verunglückte war ein ehrlicher, einfacher Bauersmann, etwas unbehülflich und gleichgültig; und wenn derselbe auch hie und da einen Schoppen Most mehr trank als gerade nöthig war, so sah man ihn doch nie in einem Zustande, daß er nicht Steg und Weg brauchen konnte [...]

Den 21 d. wurde der Verunglückte unter einem sehr zahlreichen Leichenbegängnisse beerdigt; die Kirche war nahe zu mit Menschen angefüllt, die dem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen wollten. Die Menge schien tief bewegt zu sein, und die Kinder des Dahingeschiedenen, (das älteste 15 Jahre alt) schluchzten und weinten so heftig, daß Vieler Augen sich mit Thränen füllten. Die Wehmuth ging aber bei Manchen in Entrüstung über, als in diesem Moment unser Herr Pfarrer mit scharfem Tadel gegen den Wandel des Verunglückten auftrat. Ich will hier die Aeußerungen desselben nicht wiederholen, mit denen er wegen Trunkenheit, gegenüber den trauernden Waisenkindern und der versammelten Menge, um sich warf. (Nach Allem mußte man annehmen, der Verschiedene werde so ungefähr mindestens die Osterzeit hindurch im Fegfeuer zubringen müssen.) Soviel aber ist gewiß, daß jeder verständige, nicht ganz herzlose Zuhörer über ein solches Auftreten in diesem Moment empört war. Mier stieg unwillkührlich das Andenken an den selig verstorbenen Herrn Pfarrer Spillmann vor die Seele. Derselbe benutzte war hie und da auch die Erinnerung an solche Fälle, um seine Pfarrkinder zu warnen und zu belehren, immerhin aber auf eine Weise, daß das Ehrgefühl weder von einzelnen Personen, noch ganzen Familien verletzt wurde. [...]

Während uns der verstorbene Herr Pfarrer (Josef Martin Spillmann (1748–1827), Pfarrer in Cham von 1781 bis 1827) in halbstündiger Predigt angenehm und würdig belehrte, müssen wir jetzt nicht selten stündige Jeremiaden [= Klagelied, Jammerrede] in oben angedeutetem Sinne hören. Damals besuchte aber auch fast jeder Pfarrgenosse alle Sonn- und Festtage den Pfarrgottesdienst, und zwar von Anfang bis zum Ende. Jetzt aber gehen Viele anderwärts, die Hälfte kommt entweder zu spät oder verharret nicht bis zum Ende. Ob Andacht und Frömmigkeit bei dieser Art Gottesdienst gewinne, muß ich sehr bezweifeln. [...] [11]


Einzelnachweise

  1. Iten, Albert, Tugium Sacrum. Der Weltklerus zugerischer Herkunft und Wirksamkeit bis 1952, Stans 1952, S. 347
  2. Zugerisches Kantonsblatt, 11.09.1858
  3. Zugerisches Kantonsblatt, 11.09.1858
  4. Lütolf, Konrad, Geschichte von Meierskappel, in: Der Geschichtsfreund 56, 1901, S. 3–154, hier S. 124
  5. Zugerisches Kantonsblatt, 11.09.1858
  6. Wochenblatt für die vier löblichen Kantone Ury, Schwytz, Unterwalden und Zug, Nummer 26, 29. Juni 1827
  7. Zuger Zuger Zeitung, 22.05.1847
  8. Vgl. Anmerkung 1 (Iten), S. 347
  9. Zugerisches Kantonsblatt, 11.09.1858
  10. Neue Zuger Zeitung, 11.09.1858
  11. Zugerisches Kantonsblatt, 07.04.1849