Maschinengasse 18, Kantine der Papierfabrik

Aus Chamapedia

25 Rappen für einen «gut gefüllten Teller Suppe»: Die Arbeiter konnten sich dank der Kantine in der Fabrik verpflegen, undatierte Aufnahme
Sondereffort für Weihnachten: Das Kantinenteam ist stolz, für die Mitarbeitenden «Guetzlis» produziert zu haben, undatierte Aufnahme
Die Kantine nach der Erneuerung, 1951
Kantine der Papierfabrik, 1951
Auch in der Werkstatt der Papierfabrik an der Werkstattgasse 10 befand sich eine Kantine, 1957

Die Kantine der Papierfabrik Cham sorgte für die Verpflegung der Belegschaft. Bis zu 22‘000 Mittagessen wurden pro Jahr gekocht und verteilt. Die Kantine war ein zentraler Treffpunkt auf dem Gelände.


Chronologie

1947 Die Papierfabrik Cham richtet eine Suppen- und Teeküche im Keller neben dem Luftschutzraum ein. [1] Zuvor waren die Angestellten der Papierfabrik selber für die Verpflegung zuständig gewesen. Erste Verantwortliche der Suppen- und Teeküche ist Maria Jäck-Hofstetter. Die Abgabe von Suppe und Tee an die Arbeiter der Nachtschicht erfolgt gratis, die Tagesarbeiter bezahlen für einen «gut gefüllten» Teller Suppe 25 Rappen, was sechs Dezilitern entspricht. [2]

1951 Weil die Belegschaft weiter zunimmt, reicht der Kellerraum für die Verpflegung nicht mehr. Am 23. Juli öffnet eine neu eingerichtete Kantine ihre Türe. Sie liegt im Bau der Papiermaschinen PM 3 und PM 4 im ersten Obergeschoss und wird vom Schweizer Verband Volksdienst (SV-Service) geführt. Offen ist die einfache Kantine jeweils von 08.10 bis 08.30 Uhr, dann von 11.00 bis 13.25 Uhr, nochmals von 17.00 bis 18.00 Uhr sowie von 19.15 bis 20.00 Uhr. [3]

1953 Die Kantine kommt sehr gut an; sie verdreifacht den Umsatz gegenüber dem Vorjahr! Das Mittagessen kostet Fr. 1.80. [4]

1961 Die Kantine bekommt eine neue, komfortablere Einrichtung. Die Kantine kann jetzt, wenn dort nicht gegessen wird, für Schulungen verwendet werden. [5]

1969 Weil die Papiermaschine 5 umgebaut wird, erhöhen sich Frequenzen in der Kantine merklich. Bis zu 150 Mittagessen gehen pro Tag über die Theke. [6]

1970 Der Esssaal wird umgebaut und aufgefrischt: Die alten Tische und Stühle verschwinden. Die Zahl der durchschnittlich verkauften Mittagessen steigt auf 160. [7]

1972 Eine neue Entwicklung bei der Ernährung hält Einzug: Bei der Schlosserei und beim Schichtlabor werden Getränkeautomaten installiert. Ein Jahr später folgen weitere solche Automaten für das Büro- und das Papiersaal-Personal. [8]

1976 Die Papierfabrik feiert das 25-jährige Bestehen der Kantine. Personalchef Ernst Egli schreibt dazu: «Die Atmosphäre, die es ausströmt, ist wesentlich, wichtig deshalb auch, weil der Zeitraum des Verweilens gebraucht wird zum Ausgleich, zur Pause in einem Lebensbereich, in dem vor allem Effizienz, Motivation, Leistungsdenken vertreten sind.» [9] Doch der Umsatz ist rückläufig, und auch bei den Zwischenverpflegungen nehmen die Automatenbezüge zulasten der Kantinenkäufe zu.


Das Spezielle

In anderen Fabriken gab es Kantinen für Arbeiter und Personalrestaurants für die Angestellten, zudem Separées fürs Kader. Bei der Papierfabrik Cham gab es hingegen nur eine einzige Kantine, wo sich alle trafen: Arbeiter, Büroangestellte und Kaderleute!


Einige Zahlen

  • 1961: 1015 Morgenessen, 16'236 Mittagessen, 2393 Nachtessen, dazu 39'470 Zwischenverpflegungen.
  • 1976: 17'000 Mittagessen
  • In Spitzenzeiten waren es 22'000 Mittagessen.


Anekdote

Für die Schichtarbeiter fuhr jeweils zwischen 22 und 24 Uhr eine mobile Suppenküche durch die Fabrik. Die Papiermacher holten ihre Teller und Löffel hervor und liessen sich vom Koch die duftende Suppe servieren. Manchmal sah die Suppe den Papierrohstoffen ähnlich, sodass der Koch den liebevoll gemeinten Spitznamen «Leimkoch» bekam.


Die Kantinenleiterinnen

  • 1951–1953 Helene Müller
  • 1953–1954 Dora Bertschinger
  • 1954–1958 Margrith Rohrer
  • 1958–1964 Martha Zwick
  • 1964–1965 Überbrückung mit Vertretungen
  • 1965–1968 Elsa Eggenberger
  • 1968–1976 Silvia Lechner


Filmdokument

Die ehemaligen Mitarbeitenden der Papierfabrik, Hedy Häfliger-Aregger, Martha Hässig und Alfred Heer, erinnern sich an die Kantine


Situation

1503100 Situation Kantine.jpg


Einzelnachweise

  1. Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2006, S. 130
  2. Papierfabrik Cham, Personalzeitung 2, 1961, S. 26
  3. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 130
  4. Papierfabrik Cham, Personalzeitung 2, 1961, S. 26
  5. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 130
  6. Papierfabrik Cham, Personalzeitung 2, 1976, S. 13
  7. Papierfabrik Cham, Personalzeitung 2, 1976, S. 13
  8. Papierfabrik Cham, Personalzeitung 2, 1976, S. 13
  9. Papierfabrik Cham, Personalzeitung 2, 1976, S. 12