Kloster Frauenthal: Von der Gründung bis zur Reformation (Mitte 13. Jh. bis Mitte 16. Jh.)

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Die Wappen der «Schnabelburger», der Stiftern des Klosters Frauenthal
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Achatkreuz, 4. Viertel des 13. Jahrhundert
Das Gnadenbild in der Kirche des Klosters Frauenthal, um 1400

Das Kloster Frauenthal entsteht durch eine Schenkung der hochadeligen Familie von Schnabelburg, die ihren Stammsitz am Albis hat. Sie schenkt das Land auf der Lorzeinsel nördlich von Hagendorn in der Mitte des 13. Jh. den Beginen von Hausen am Albis, die in enger Beziehung zum Zisterzienserkloster Kappel am Albis stehen. Bis zur Reformation stehen dem Kloster meist Äbtissinnen aus lokalen Adelsfamilien vor. Mit der Reformation in Zürich verlassen die Nonnen das Kloster Frauenthal.


Chronologie

1231 Dieses Jahr gilt als Gründungsjahr des Klosters Frauenthal. Die Gründung lässt sich jedoch nicht präzise festlegen, eine Stiftungsurkunde fehlt. Das vermeintliche Gründungsjahr wird 400 Jahre später erstmals im Frauenthaler Jahrzeitenbuch von 1632 erwähnt. [1] Die Anfänge liegen wohl in einer Beginensamnung in Hausen am Albis ZH, die in enger Beziehung zum Zisterzienserkloster Kappel am Albis stand.

1235 Die Beginensamnung in Hausen am Albis wird erstmals in einem Dokument erwähnt. [2]

um oder nach 1235 Freiherr Ulrich von Schnabelburg (erwähnt zwischen 1223 und 1253), seine Gemahlin Agnes, Freifrau von Eschenbach und Graf Ludwig von Frohburg schenken die Lorzeninsel nördlich von Hagendorn, die ihnen gehört, den Beginen von Hausen am Albis. Ein Teil der Beginen übersiedelt auf die Lorzeninsel. [3]

1244 Auf Ersuchen von Papst Innozenz IV. (um 1195–1254) befasst sich das Generalkapitel der Zisterzienser in Cîteaux mit der Aufnahme der Beginen auf der Lorzeninsel in den Orden. Die Äbte von Lützel (Oberelsass) und Kappel am Albis werden mit der Prüfung dieses Gesuches beauftragt. [4] Im Protokoll des Generalkapitels der Zisterzienser ist von einer Abtei im Tale der heiligen Jungfrau im Konstanzer Bistum die Rede. Dieses Dokument ist das älteste erhaltene schriftliche Zeugnis aus der Gründungszeit der späteren Abtei Frauenthal. [5]

1245 Der Konvent auf der Lorzeninsel wird durch den Abt von Frienisberg in den Zisterzienserorden aufgenommen. Das Kloster Kappel übt im 13. und 14. Jahrhundert die Aufsicht über das Kloster Frauenthal aus. [6]

1246 Die Zürcher Fraumünsterabtei verleiht den Zehnten in der Chamau (in der Reussebene) an das Kloster Frauenthal. Im Siegel steht «Abbatissa Vallis sancte Marie». Frauenthal hatte also damals bereits eine Äbtissin, deren Name nicht bekannt ist. Später kommen weitere Schenkungen dazu, so die bis heute dem Kloster gehörenden Höfe Islikon und Hatwil, sowie Besitzungen im zürcherischen Bezirk Affoltern und im Freiamt. [7]

1252 Wilhelm von Holland (1228–1256), römisch-deutscher König, gibt in einem Dokument vom 31. August im Nachhinein die Zustimmung für die Errichtung dieses Klosters und stellt es unter den Machtschutz des Reiches. [8]

1254 Die erste namentlich bekannte Äbtissin ist Benigna von Hünenberg (gest. n. 1254).[9]

13. und 14. Jahrhundert Im Kloster Frauenthal leben vorwiegend Frauen aus Familien des niederen Adels, einige sind verwitwet. [10] Dazu kommen Laienschwestern und Töchter aus Bauernfamilien, welche die schweren Arbeiten ausführen. Ab 1249 arbeiten auch Laienbrüder in der Landwirtschaft des Klosters. [11]

1276 Im Frauenthal gibt es ein Gästehaus. [12]

1279 Das Kloster verfügt über eine eigene Mühle. [13]

1383 Der Lehenhof des Klosters in Friesencham wird erstmals erwähnt. Bis 1809 bleibt er im Besitz des Klosters und wird als Erblehen an verschiedene Lehensnehmer ausgegeben. [14]

1386 Als der Sempacherkrieg ausbricht, tritt Frauenthal am 5. Januar in ein Burgrecht der Stadt Zug ein. Es erstattet dafür jährlich 3 Pfund Pfennig und entrichtet eine Umsatzsteuer für seine auf den Markt gehandelten Produkte, von den ordentlichen Steuern bleibt es aber befreit. Das Kloster steht nun unter «Schutz und Schirm» der Stadt Zug. [15]

15. Jahrhundert Der Abt von Citeaux beansprucht als Vorsteher des Zisterzienserordens das Visitationsrecht über Frauenthal und delegiert es an die Äbte der umliegenden Klöster: 1406 an St. Urban, 1441, 1482 und 1503 an Kappel am Albis. [16]

1413 Das Kloster erwirbt den Hof Enikon («Chlostermatt») und gibt diesen ansässigen Bauern als Lehen aus (bis 1867). Das heute bestehende Gebäude (Hünenbergerstrasse 70) wird aber erst später, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, gebaut. [17]

1503 Kappel erhält zum letzten Mal den Auftrag, Frauenthal zu visitieren. Die Gründe für das Auslaufen dieses Visitationsauftrags sind unklar. [18]

1528 Als Folge der Reformation in Zürich verlassen die meisten Nonnen das Kloster. Die Äbtissin Margareta Zinner (gest. 1530), Amtszeit von 1498 bis 1528, übergibt das Kloster dem Rat von Zug. Zug errichtet von 1528 bis 1552 in Frauenthal eine Vogtei. Vögte aus der Stadt Zug verwalten nun für 24 Jahre Frauenthal und seinen Grundbesitz. [19] Das Kloster ist in der Folge verwaist. Die vier Nonnen die nicht zum reformierten Glauben übergetreten sind, fliehen nach Süddeutschland. [20]

1541 Frauenthal bildet mit dem Hof lslikon eine kleine Niedergerichtsherrschaft. [21]


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→ weiter in der Geschichte des Klosters Frauenthal: Neuanfang nach der Reformation (Mitte 16. Jahrhundert bis Anfang 17. Jahrhundert)


Der einstige Stammsitz der «Schnabelburger»

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Einzelnachweise

  1. Gruber Eugen / Sommer-Ramer Cécile, Frauenthal, in: Helvetia Sacra, Abteilung III, Bd. 3, Zweiter Teil, Bern 1982, S. 709
  2. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber / Sommer-Ramer), S. 709
  3. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber / Sommer-Ramer), S. 709
  4. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber / Sommer-Ramer), S. 709
  5. Gruber, Eugen, Geschichte von Frauenthal, Zug 1966, S. 15
  6. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber / Sommer-Ramer), S. 709
  7. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber), S. 17, 28ff., 41
  8. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber / Sommer-Ramer), S. 709
  9. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber), S. 42
  10. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber / Sommer-Ramer), S. 716ff.
  11. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber), S. 58
  12. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber), S. 25
  13. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber), S. 125
  14. Urkundenbuch von Stadt und Amt Zug vom Eintritt in den Bund bis zum Ausgang des Mittelalters 1352–1528, 2 Bde., Zug 1952–1964. UBZG I, Nr. 212, S. 96
  15. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber / Sommer-Ramer), S. 711
  16. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber / Sommer-Ramer), S. 709
  17. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 122
  18. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber), S. 40
  19. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber), S. 117
  20. Lüthold-Minder Ida, 750 Jahre Abtei Frauenthal 1231–1981, Cham 1981, S. 14, 25
  21. Vgl. Anmerkung 1 (Gruber / Sommer-Ramer), S. 711