Herrmann-Giger Franz (1893–1979)
Franz Herrmann-Giger war ein einfacher Mitarbeiter der Papierfabrik und ein Original. Aufgrund seiner Tätigkeit am Chamer Schiffssteg bekam er scherzeshalber den Titel «Ober-Dampfschiff-Seil-Abbinder».
Stationen
1893 Franz Herrmann kommt am 30. Oktober in Menzingen zur Welt und wächst in Holzhäusern auf. [1]
1910 Im Alter von 17 Jahren kommt Franz Herrmann als Hilfsarbeiter in die Milchfabrik Nestlé & Anglo-Swiss Condensed Milk Company in Cham. Dort bleibt er nicht lange, sondern zieht ins Emmental, wo er als Metzgergehilfe arbeitet. [2]
1916 Mitten im Ersten Weltkrieg kommt Franz Herrmann zurück nach Cham. Er findet eine neue Anstellung, nämlich bei der Papierfabrik Cham. Er ist als Arbeiter an verschiedenen Papiermaschinen tätig. [3]
1953 Franz Herrmann bekommt in der Papierfabrik Cham eine neue Aufgabe: Er wirkt neu am Kollergang, dem Mahlwerk in der Stoffaufbereitung. [4]
1959 Nach 43 Jahren Franz Herrmann geht in Pension, er hat 43 Jahre in der Papierfabrik Cham gearbeitet. Weil er in Seenähe an der Seehofstrasse 4 wohnt und Zeit hat, stellt er sich für das Amt des Anlage- und Schiffwarts bei der Schiffstation im Hirsgarten zur Verfügung. Er sorgt für Ordnung in der Parkanlage und hilft den Kursschiffen beim Landen. Herrmann bekommt dafür eine jährliche Entschädigung von 350 Franken – weniger als einen Franken pro Tag, wie er gerne betont. Er trägt für seine Aufgabe jeweils eine Schiffermütze und saugt meistens an der Pfeife. [5]
1979 Im Alter von 86 Jahren stirbt Franz Herrmann am 19. Januar in Cham. [6]
Das Original
Franz Herrmann ist während zwölf Jahren der Anlagen- und Schiffwart im Hirsgarten. Dabei raucht er immer Pfeife. Um dennoch beide Hände zum Arbeiten zur Verfügung zu haben, sichert er seine Pfeife mit dem Gummiring einer Bierbügelflasche im zahnlosen Mund. Regelmässig lässt er sein akustisches Markenzeichen ertönen: ein tief aus der Kehle geknurrtes «Brr…!», für das er schon in der Papierfabrik bekannt gewesen war. [7]
Aufgefallen in der Fabrik und im Dorf: Franz Herrmann, legendär durch seine Funktion im Hirsgarten und sein spezielles Knurren.
Fast ein Doppelgänger
Gleichzeitig wie Franz Herrmann arbeitete in der Papierfabrik auch ein Franz Herrmann mit zwei «r» und mit Jahrgang 1898, er war also fünf Jahre jünger. Um die beiden voneinander unterscheiden zu können, wurde der ältere der Herren «Franz Herrmann I.» und der jüngere «Franz Herrmann II.» genannt. [8]
Anekdote
Franz Herrmann war jeweils auch für die Signallampen bei der Schifflände Hirsgarten verantwortlich. Deshalb ärgerte er sich sehr über Lausbubenstreiche mit den Lampen. 1972 war es wieder einmal so weit: Zwei der Signallampen für die Kursschiffe waren gestohlen, eine dritte lag im Wasser. Franz Herrmann versuchte diese retten, fiel dabei aber selber ins Wasser und klemmte sich einen Fuss bei Ufersteinen so sehr ein, dass er sich nicht selber befreien konnte. Zum Glück hörte ein Passant Herrmanns Hilferufe, sodass er gerettet werden konnte. Daraufhin liess die Gemeinde Cham eine elektrische Signallampe fix montieren. [9]
Einzelnachweise
- ↑ Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2006, S. 102
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 102
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 102
- ↑ «chamer-mosaik» Hauszeitschrift der Chamer Betriebe der Industrieholding Cham AG, Nr. 1, 1976, S. 14
- ↑ Luzerner Neuste Nachrichten, 14.02.1976
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 102
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 102
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 102
- ↑ Luzerner Neuste Nachrichten, 14.02.1976