Von Segesser Hans Albrecht (1877–1935)

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Portrait von Von Segesser Hans Albrecht (1877–1935)
Portrait von Hans Albrecht von Segesser (1877–1935)

Vorname: Hans Albrecht
Nachname: von Segesser
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 21. Mai 1877
Geburt­sort: Luzern LU
Todes­datum: 3. Juni 1935
Todes­ort: Bad Nauheim, Hessen, D
Beruf: Juristen, Diplomat
Religion: römisch-katholisch

Hans Albrecht von Segesser zog 1894 als 17-jähriger mit seinen Eltern ins Schloss St. Andreas, das seine Eltern mietweise übernommen hatten. Er besuchte das Gymnasium in Zug, studierte Recht und machte als Schweizer Botschafter in Polen und in der Tschechoslowakei eine eindrückliche Karriere. 1910 schoss in Paris ein Attentäter auf ihn.



Stationen

1877 Hans Albrecht von Segesser wird am 21. Mai in Luzern geboren. Er ist das einzige Kind des Oberstdivisionärs und Architekten Heinrich Viktor von Segesser (1843–1900) und der Margaretha Crivelli (1843–1910). [1] Sein Vater ist einer der bedeutendsten Architekten des Historismus. Seine Mutter Margaretha ist eine begabte Malerin. [2]

1894 Die Familie von Segesser zieht als Mieter ins Schloss St. Andreas, als Hans Albrecht siebzehn Jahre alt ist. [3] Das Schloss gehört dem Fideikommiss der Zuger Familie Landtwing. Mit diesem Mietverhältnis ist die Auflage verbunden, am baufälligen Schloss Verbesserungen vorzunehmen. [4]

ab 1894 Hans Albrecht von Segesser besucht das Gymnasium in Zug und später in Zürich. Vor dem Umzug nach Cham besuchte er das Gymnasium in Luzern. [5]

ab etwa 1898 Segesser studiert Jurisprudenz an den Universitäten Freiburg im Uechtland, München und Zürich. [6]

1900 Sein Vater, Heinrich Viktor von Segesser, stirbt am 28. November auf Schloss St. Andreas. Seine Witwe und Sohn Hans Albrecht leben weiter im Schloss. [7]

1902 Hans Albrecht von Segesser aus Cham wird in den Historischen Verein Zentralschweiz aufgenommen. [8]

Von Segesser schliesst sein Studium mit dem Doktorexamen ab. Seine Dissertation trägt den Titel «Die Personentarife der schweiz. (Ausg. B: schweizerischen) Privateisenbahnen und die Tarifreformen der Bundesbahnen». Er beginnt seine diplomatische Laufbahn als provisorischer Attaché der schweizerischen Gesandtschaft in Paris. [9]

Drei Jahre nach dem Tod von George Ham Page (1836–1899) kaufen am 27. Dezember dessen Witwe Adelheid Page-Schwerzmann (1853–1925) und Sohn Fred Page (1877–1930) das Schloss St. Andreas. [10]

1903 Als sich seine Mutter nach dem Verkauf des Schlosses St. Andreas an Adelheid Page, dagegen wehrt, St. Andreas verlassen zu müssen, unterstützt sie ihr Sohn bei diversen Klagen und Rekursen. [11]

Frau von Segesser erhält schliesslich einen Aufschub des Mietverhältnisses und einen Schadenersatz von 25 000 Franken. [12]

Von Segesser wird zum Legationssekretär 1. Klasse in Paris ernannt. [13]

1904 Von Segesser wird zum Legationssekretär 2. Klasse und zum Geschäftsträger in Buenos Aires ernannt. [14]

1906 Er wird nach Paris versetzt und 1909 zum Legationssekretär 1. Klasse befördert. [15]

1907 Von Segesser siedelt nach Wien über. [16]

1910 Von Segesser, nun wieder in Paris, fällt beinahe einem Attentat zum Opfer. Ein gewisser Antonanitsch, 38 Jahre alt, schiesst auf den ersten Sekretär der schweizerischen Gesandtschaft, Dr. von Segesser, ohne ihn zu treffen. Der Attentäter wird verhaftet. [17]

1510 Hans Albrecht von Segesser.jpg

Hans Albrecht von Segesser


1913 Segesser wird Legationsrat in Wien. [18]

um 1915 Während des Ersten Weltkriegs steht von Segesser als Kompagniechef des Bat. 42 kurze Zeit an der Grenze, arbeitet aber bald in der Abteilung für Auswärtiges des Eidgenössischen Politischen Departements (heute Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA) in der Frage der Internierung von Kriegsgefangenen eine andere Aufgabe. [19]

1917 Von Segesser wird nach Rom versetzt. [20]

1918 Vom Segesser unterzeichnet am 12. November als Bevollmächtigter des Schweizerischen Bundesrats in Rom die Vereinbarung zwischen der Schweiz und Italien zum Bau der Bahn von Locarno TI nach Domodossola I (Centovallibahn). [21]

1920 Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitet er für kurze Zeit in Bern. [22]

1921 Im Herbst kommt er während der unruhigen Jahre der Ruhrbesetzung als Generalkonsul nach Köln, wo die Wahrung der Interessen seiner Landsleute seine ganze Kraft erfordert. [23]

1924 Von Segesser wird im am 24. Oktober als Nachfolger von Oberstdivisionär Hans Pfyffer von Altishofen (1866–1953) zum Schweizer Gesandten in Warschau ernannt. [24]

1510 Übergabe des Beglaubigungsschreibens an Stanisław Wojciechowski durch Hans von Segesser-Brunegg.png

Übergabe des Beglaubigungsschreibens an den Präsidenten der Republik Polen, Stanisław Wojciechowski (1869–1953), durch Hans von Segesser-Brunegg (in der Mitte), 1924


1927 Minister Segesser wird zusätzlich auch noch Gesandter für die Tschechoslowakei. [25]

1935 Am 3. Juni stirbt Hans Albrecht von Segesser 58-jährig in Bad Nauheim D, wo er zur Kur weilte, nach einem längeren Herzleiden. [26] Er hinterlässt seine Gattin und seinen noch jungen einzigen Sohn. Bei seiner Beerdigung halten Bundesrat Giuseppe Motta (1871–1940) und ein Vertreter Polens die Abschiedsreden. [27]

Würdigung

«Nicht nur bei seinen Landsleuten und beim diplomatischen Corps, sondern vor allem auch in den massgebenden Kreisen Polens genoss der Verstorbene ein Ansehen von seltenem Ausmasse. Seine grosse diplomatische Arbeit und die freundschaftlichen Beziehung zwischen Polen und der Schweiz wurde denn auch bei seiner Beerdigung von Herrn Bundesrat Motta und dem Vertreter Polens, Herr Minister Modzelewski in ergreifenden Worten gefeiert und feine grosse Lebensarbeit im Dienste seines Vaterlandes gebührend verdankt. — Ein würdiger Sohn unseres kleinen, aber einflussreichen Schweizerlandes steigt mit Minister von Segesser in das allzufrühe Grab. [...] Seine persönlichen Veranlagungen und Talente und seine grossen gesellschaftlichen Beziehungen haben ihn in hohem Masse für sein Amt befähigt». [28]

Eintrag über von Segesser im Grand-Hotel Waldhaus in Vulpera GR

Die Angestellten des Hotels Waldhaus machten sich Notizen über ihre Gäste. Über von Segesser ist festgehalten: bekommt «ganz besondere Vergünstigungen» und «ziemlich blasiert». [29]


Einzelnachweise

  1. Neue Zürcher Nachrichten, 13.06.1935
  2. Zuger Volksblatt, 13.10.1894
  3. Zuger Volksblatt, 13.10.1894
  4. Glauser, Thomas, Der Adlige, der Söldner, die Wohltäterin. St. Andreas und seine Besitzer, in: Zug erkunden. Bildessays und historische Beiträge zu 16 Zuger Schauplätzen, Zug 2002, S. 83
  5. Neue Zürcher Zeitung, 04.06.1935
  6. Neue Zürcher Nachrichten, 13.06.1935
  7. Zuger Nachrichten, 29.11.1900. Zuger Nachrichten, 01.12.1900
  8. Der Geschichtsfreund, Mitteilungen des Historischen Vereins Zentralschweiz 57, 1902, S. VI
  9. Neue Zürcher Zeitung, 04.06.1935
  10. Staatsarchiv Zug, P 26.25, Kaufvertrag
  11. StAZG F 1.73.954, F 1.73.724, F 1.74.89
  12. Orsouw, Michael van / Stadlin, Judith / Imboden, Monika, Adelheid, Frau ohne Grenzen. Das reiche Leben der Adelheid Page-Schwerzmann, Zürich 2003, S. 148 ff
  13. Neue Zürcher Nachrichten, 13.06.1935
  14. Neue Zürcher Zeitung, 04.06.1935
  15. Neue Zürcher Zeitung, 04.06.1935
  16. Neue Zürcher Zeitung, 04.06.1935
  17. Berner Tagwacht, 18.06.1910
  18. Neue Zürcher Zeitung, 04.06.1935
  19. Neue Zürcher Nachrichten, 13.06.1935
  20. Neue Zürcher Nachrichten, 13.06.1935
  21. https://www.fedlex.admin.ch/eli/cc/40/277_267_271/it [Stand: 20.10.2024]
  22. Neue Zürcher Nachrichten, 13.06.1935
  23. Neue Zürcher Nachrichten, 13.06.1935
  24. Neue Zürcher Nachrichten, 13.06.1935
  25. Berner Tagwacht, 04.06.1935
  26. Zürcher Oberländer, 04.06.1935
  27. Neue Zürcher Nachrichten, 13.06.1935
  28. Neue Zürcher Nachrichten, 13.06.1935
  29. «Spinnt auf Hochtouren!» Ein Buch veröffentlicht die Gästekartei des Grand-Hotels «Waldhaus» in Vulpera. Es zeigt, was die Angestellten über ihre Kunden gedacht haben. Von Peer Teuwsen, NZZ am Sonntag, 04.04.2021, S. 56