Von Segesser-Crivelli Margaretha (1848–1910)

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Nachname: von Segesser–Crivelli
Geschlecht: weiblich
Geburts­datum: 1848
Geburt­sort: Luzern LU
Todes­datum: 16. Juli 1910
Todes­ort: Privatanstalt "Victoria"
Religion: römisch-katholisch

Margaretha von Segesser–Crivelli lebte mit ihrem Mann und ihrem Sohn seit 1894 als Mieterin auf Schloss St. Andreas. Nach dem Tod ihres Mannes wurde das Schloss 1902 von der Besitzerfamilie Landtwing an Adelheid Page verkauft. Die Witwe von Segesser wollte das Schloss nicht verlassen und pochte auf ihren bis 1909 gültigen Mietvertrag.



Stationen

1848 Margaretha Crivelli wird als Tochter des Bankiers Friedrich Crivelli und der Josephine Meyer v. Schauensee in Luzern geboren. Ihr Vater macht sich für die Verkehrsinteressen Luzerns stark. [1]

1872 Sie heiratet den Architeken und späteren Oberstdivisionär Heinrich Viktor von Segesser. [2]

1877 Sohn Hans Albrecht wird am 21. Mai in Luzern geboren. Er ist das einzige Kind des Ehepaars. [3]

1894 Nach dem Verkauf ihrer Villa in Luzern [4] zieht die Familie von Segesser als Mieter ins Schloss St. Andreas. [5] Das Schloss gehört dem Fideikommiss der Zuger Familie Landtwing. Mit diesem Mietverhältnis ist die Auflage verbunden, am baufälligen Schloss Verbesserungen vorzunehmen. [6]

1898 Bei ihrem Mann macht sich eine schleichende Krankheit bemerkbar. Er leidet unter Anfällen, die seinen Körper und seinen Geist beeinträchtigen. Mit seiner Willensstärke kann er der Krankheit zeitweise trotzen. [7]

1900 Heinrich Viktor von Segesser stirbt nach 19-monatiger Krankheit [8] am 28. November 57-jährig auf Schloss St. Andreas. [9]

Margaretha von Segesser–Crivelli und ihr Sohn Hans Albrecht von Segesser (1877–1935) wohnen weiterhin auf Schloss St. Andreas.

1902 Drei Jahre nach dem Tod von George Ham Page kauft am 27. Dezember dessen Witwe Adelheid Page-Schwerzmann (1853–1925) mit ihrem Sohn Fred (1877–1930) die Schlossanlage zum stolzen Preis von 190'000 Franken aus dem landtwingschen Fideikommiss. [10]

Der Einzug ins Schloss St. Andreas bleibt Adelheid Page aber vorerst verwehrt, weil die Witwe von Segesser sich auf ihren mittlerweile verlängerten, noch bis 1909 gültigen Mietvertrag und die von ihrem Mann vorgenommenen Umbauarbeiten beruft. [11]

1903 Laut Kaufvertrag von Adelheid Page sollte das Schloss bis zum 1. Juli geräumt sein. Mit Frau von Segessers Mietvertrag und Adelheid Pages Kaufvertrag prallen zwei Rechtsstandpunkte aufeinander. Es kommt bis 1904 zu einer Reihe von Klagen, Gegenklagen und Einsprachen beim Kantons- und Obergericht. Der Streit wird bis vor Bundesgericht weitergezogen.
Es kommt sogar zu Handgreiflichkeiten und Wortgefechten auf dem Schlossplatz zwischen Adelheid Pages Schwager und Rechtsvertreter Alois Bossard und Margaretha von Segesser. Adelheid Page hält über die Witwe von Segesser fest: «[Sie dürfe] ohne Übertreibung als wahnsinnig qualifiziert werden.»
Frau von Segesser erhält einen Aufschub des Mietverhältnisses. Sie klagt gegen ihren Vermieter Arnold Landtwing auf einen Schadenersatz von 60 000 Franken und erhält schliesslich 25 000 Franken zugesprochen. [12]

Im August muss Margaretha von Segesser das Schloss verlassen und Adelheid Page kann am 20. August einziehen. [13]

1910 Margaretha von Segesser–Crivelli stirbt nach längerem Leiden am 16. Juli in der Privatanstalt «Victoria» im Alter von 62 Jahren. [14]


Würdigung

«Wie ihr Gatte, war auch die verstorbene, überaus gebildete Dame künstlerisch veranlagt. Als Schülerin des Baron von Oderstädt malte sie vorzüglich in Oel, mit Vorliebe Porträts und Blumensujets. Sie erwarb sich damit viele Anerkennung. In früheren Jahren genossen Luzerns Bewohner in ihrer Villa «Lindenfeld», dem Stelldichein vieler Maler und Kunstfreunde, sowie der Mitglieder der Kunstgesellschaft Luzerns, viele Gastfreundschaft, deren sie auch heute noch am Grabe dieser liebenswürdigen Frau in Dankbarkeit sich erinnern. Möge ihr der Friede des Jenseits zuteil geworden sein!» [15]


Einzelnachweise

  1. Neue Zürcher Nachrichten, 18.07.1910
  2. Neue Zürcher Nachrichten, 18.07.1910
  3. Neue Zürcher Nachrichten, 13.06.1935
  4. Der Bund, 30.11.1900
  5. Zuger Volksblatt, 13.10.1894
  6. Glauser, Thomas, Der Adlige, der Söldner, die Wohltäterin. St. Andreas und seine Besitzer, in: Zug erkunden. Bildessays und historische Beiträge zu 16 Zuger Schauplätzen, Zug 2002, S. 83
  7. Anzeiger für schweizerische Altertumskunde : Neue Folge, 2 (1900-1901), Heft: 4, Nachruf: Heinrich Viktor v. Segesser von Brunegg
  8. Allgemeine Schweizer Militärzeitung, Nr. 51 (1900), S. 426–427
  9. vgl. Anmerkung 10, Anzeiger für schweizerische Altertumskunde
  10. Staatsarchiv Zug, P 26.25 (Kaufvertrag)
  11. Glauser, Thomas, Der Adlige, der Söldner, die Wohltäterin. St. Andreas und seine Besitzer, in: Zug Erkunden – Bildessays und historische Beiträge zu 16 Zuger Schauplätzen, Jubiläumsband Zug 650 eidgenössisch, Zug 2002, S. 85
  12. Orsouw, Michael van / Stadlin, Judith / Imboden, Monika, Adelheid, Frau ohne Grenzen. Das reiche Leben der Adelheid Page-Schwerzmann, Zürich 2003, S. 148 ff
  13. Orsouw, Michael van / Stadlin, Judith / Imboden, Monika, Adelheid, Frau ohne Grenzen. Das reiche Leben der Adelheid Page-Schwerzmann, Zürich 2003, S. 148 ff
  14. Neue Zürcher Nachrichten, 18.07.1910
  15. Neue Zürcher Nachrichten, 18.07.1910