Schluechtholz

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Ehemaliges Waldstück nördlich der Schluecht, ursprünglich der südlichste Teil des Städtlerwaldes. 1370 wird das Gehölz erstmals schriftlich erwähnt. 1504 verkauft es die Stadt Zug an die Genossenschaft im Städtli. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wird das Schluechtholz abgeholzt und seither als Ackerland und für den Wein- und Obstbau genutzt.


Chronologie

1370 Ritter Gottfried IV. von Hünenberg (gest. 1387) steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Er muss das Schloss St. Andreas in Cham an die Herzöge Albrecht III. (1349/50–1395) und Leopold III. (1351–1387) von Österreich verkaufen. In der heute im Bürgerarchiv Zug aufbewahrten Verkaufsurkunde erscheinen verschiedene Waldstücke im heutigen Chamer Gemeindegebiet, u.a. das «Reytenbuoch» (Reitibuech) und die «Schluocht». Später gehen die beiden Waldstücke in den Besitz der Stadt Zug über. [1]

1504 Für 120 Gulden verkauft die Stadt Zug am 20. Dezember den Genossen im Städtli die beiden Waldstücke Reitibuech und Schluechtholz. Es gibt aber einige Vorbehalte: So dürfen die Stadtbürger nach einer Feuersbrunst oder in einer anderen Notlage weiterhin in den beiden Gehölzen Eichen und Tannen schlagen. Das Holz für die Chamer Brücke, «eß sÿendt grundthöltzer, stüdt, daußböm [= Lagerbalken einer Brücke] undt laden», soll weiterhin von dort bezogen werden und auch die alten Holzrechte der Obermühle – der Mühle im Besitz der Stadt Zug am westlichen Lorzenufer im Quartier Kirchbüel – bleiben bestehen. [2]

1651 Ein Ausschuss der Genossen im Städtli bittet beim Zuger Stadtrat um die Erlaubnis, das Schluechtholz aufzuteilen. Der Stadtrat bewilligt die Aufteilung, behält sich aber vor, das Schluechtholz wieder zu Wald werden zu lassen und dem Gemeinwerk zuzuteilen. [3]

1695 Im ehemaligen Waldgebiet wird auch Wein angebaut. [4]

1765 Der Zuger Stadtrat will die Gemeinde im Städtli verpflichten, dem Chamer Müller auf der Obermühle Bauholz für eine neue Trotte und einen Speicher abzugeben. Die Gemeindeleute sind nicht einverstanden und erklären, die Waldstücke Reitibuech und Schluechtholz seien abgeholzt und zu Ackerland umgewandelt worden. Laut dem Kaufbrief von 1504 sei man dazu befugt gewesen. Man glaube nicht, dass sich die Urkunde von 1504 auch auf eine Trotte beziehen lasse. Daher sei man auch nicht verpflichtet, aus dem noch übrig gebliebenen Gemeindewald Tannenholz für eine Trotte geben zu müssen. Der Stadtrat lässt sich die Kaufurkunde von 1504 und die Lehenbriefe für die Obermühle noch einmal vorlesen und bestätigt die Verpflichtung, Bauholz aus ihrem Wald zu liefern. [5]

1898 Das ehemalige Schluechtholz wird nach wie vor als Ackerland genutzt und ist in mehrere Parzellen aufgeteilt. [6]

2018 Heute wird das Gebiet südlich des Städtlerwalds zwischen den Höfen Stumpen, Spiess und der Städtlistrasse landwirtschaftlich genutzt. Wegen seiner Nähe zum Wald und der guten Aussichtslage wird das Gebiet als Naherholungsgebiet sehr geschätzt.


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Einzelnachweise

  1. Urkundenbuch von Stadt und Amt Zug vom Eintritt in den Bund bis zum Ausgang des Mittelalters 1352–1528, 2 Bde., Zug 1952–1964. UBZG I, Nr. 110, S. 53–55
  2. Der Kaufbrief ist in der Einleitung zum Urbar [= Verzeichnis von Besitzrechten, Güterverzeichnis] der Städtligenossenschaft von 1694 überliefert. Urkundenbuch von Stadt und Amt Zug vom Eintritt in den Bund bis zum Ausgang des Mittelalters 1352–1528, 2 Bde., Zug 1952–1964. UBZG II, Nr. 1869, S. 910f. Wolf, Otto et al., Geschichte von Cham, Bd. 1, Cham 1958, S. 265
  3. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.476, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 32r (18.11.1651); A 39.26.3.484, fol. 32v (18.11.1651). Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 4, S. 215
  4. Staatsarchiv Zug, Hypothekenbücher, Bd. 20, S. 431 (eine «gringe Juchart weinreben, auff dem schluecht holtz»)
  5. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.31.1908, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1761–1768, fol. 172v (23.02.1765); A 39.26.31.1915, fol. 172 (02.03.1765
  6. Baumgartner, Kaspar, Stumpen-Chronik. Der Bauernhof Stumpen in Cham von 1898–1998, Cham 2003, S. 17–19