Schlatter-Kamm Albert (1887–1962)

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Portrait von Schlatter-Kamm Albert (1887–1962)
Portrait von Albert Schlatter-Kamm (1887–1962)

Vorname: Albert
Nachname: Schlatter-Kamm
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 27. Januar 1887
Geburt­sort: Montfournant F
Todes­datum: 3. Mai 1962
Todes­ort: Zug ZG
Beruf: Autor, Erfinder, Ingenieur, technischer Direktor

Albert Schlatter war technischer Direktor der Papierfabrik Cham. Zudem war er ein kreativer, origineller Kopf, der Erfindungen machte sowie Theaterstücke und Gedichte verfasste.



Albert und Rösli Schlatter-Kamm (1894–1962)
Für Jubiläen und andere Feierlichkeiten griff der technische Direktor zur Feder: Albert Schlatter verfasste Theaterstücke und Gedichte (Illustration aus dem Buch «Der Zellstoff, auf dem die Träume sind, 350 Jahre Papierfabrik Cham»)


Stationen

1887 Albert Schlatter kommt am 27. Januar in Monfournant in Frankreich zur Welt. Seine Ausbildung durchläuft er in Baienfurt/Württemberg D und am Polytechnikum Köthen D. Seine Laufbahn beginnt er in Deutschland, wo er als Papieringenieur in verschiedenen Zellulose- und Papierfabriken arbeitet. [1]

1917 Während des Ersten Weltkriegs kann Albert Schlatter nicht mehr im Ausland arbeiten, er absolviert die Rekrutenschule in Winterthur und kommt in die Papierfabrik Cham. Dank seiner Erfahrung steigt er gleich als Betriebsleiter ein. [2]

1918 Schlatter bekommt die anspruchsvolle Aufgabe zugewiesen, die 48-Stunden-Woche einzuführen, was Umstellungen aller Schichtpläne und damit auch der Produktion nach sich zieht. [3]

1927 Als die Papierfabrik mit der Produktion von Papiersäcken anfängt, wird Schlatter mit dieser Aufgabe betraut, ein Gebiet, dem er sich mit Eifer und grossem Interesse widmet. [4]

1931 Schlatter wird in der Papierfabrik Cham zum technischen Direktor befördert. [5] Im gleichen Jahr meldet er ein Patent an: Er hat einen «Papiersack mit Verschlussvorrichtung zum Aufbewahren von Kleidungsstücken» erfunden, den er urheberrechtlich absichern lässt. [6] Auch bei der neuartigen Produktion von Holzfaserplatten (später Pavatex-Platten) ist Schlatter als Leiter der Produktion von Anfang an mitdabei. [7] In seiner spärlich bemessenen Freizeit engagiert er sich in der Schulkommission von Cham. [8] In seine Zeit fällt die Einführung der Schulzahnpflege sowie der dritten Sekundar- und der Abschlussklasse für Knaben. [9]

1936 Bei der neu gegründeten Pavatex AG ist Albert Schlatter im Verwaltungsrat, zusammen mit Robert Naville (1884–1970) und Hans Ellenberger (1895–1977). [10]

1937 Die Papierfabrik feiert das Jubiläum 25 Jahre Aktiengesellschaft. Dazu verfasst Albert Schlatter das Bühnenstück «Fabrikgeflüster». Nicht weniger als 63 Schauspielende und 30 Schulknaben sind daran beteiligt, zum Teil mit Papierrollen um ihre Körper und mit Papiersäcken auf den Köpfen. [11]

1939 Schlatter tüftelt weiter und meldet nochmals ein Patent an: Er hat jetzt einen «Kleidersack» erfunden, den er patentieren lässt. Vertreten wird die Erfindung von Kirchhofer, Ryffel & Co in Zürich. [12]

1941 Seit zehn Jahren ist Schlatter nun Mitglied der Schulkommission Cham und hat damit genug Erfahrung, um das Präsidium zu übernehmen. Er übt das Amt des Chamer Schulpräsidenten bis 1951 aus. [13]

1952 Die Aktiengesellschaft Papierfabrik AG feiert ihr 40-jähriges Bestehen. Wieder greift Albert Schlatter in die Tasten: Er verfasst den Prolog «Papyrigs usem Johr 1657», alles in Mundart und in Versform. Arbeiter Walter Stöckli trägt diesen Text in der Tracht eines mittelalterlichen Büttengesellen gekonnt vor. [14] Im gleichen Jahr lässt sich Schlatter, mittlerweile 65 Jahre alt, pensionieren; er zieht von der Luzernerstrasse 18 in Cham nach Zug ins Gebiet Guggi.

1962 Albert Schlatter stirbt am 3. Mai im Alter von 75 Jahren. Als seine Frau Rosa (1894–1962), genannt «Rösli», davon erfährt, wird sie gleich ohnmächtig und verstirbt am gleichen Tag. [15] Sie waren ein symbiotisches Paar gewesen. Nach dem Mittagessen hatte Rösli jeweils ihren Mann jeden Tag bis ans Fabriktor begleitet. [16]


Würdigung

Albert Schlatter gehörte zum engsten Führungskreis um Robert Naville-Vogel. Beim «Erfinden und Ausbauen» war er in seinem Element. [17] Schlatter war nicht nur technischer Direktor und kreativer Erfinder, sondern auch Schulpräsident, Vorsitzender des Chamer Protestantenvereins und Mitgründer des Rotary-Clubs Zug. [18]


Das Lied

Albert Schlatter verfasst den Text zum «Papierilied», das zur Melodie des Volkslieds «Drunten im Unterland» passt:

«Drunten am Lorzenstrand
Rauchet ein Fabrikkamin.
Da leuchten die Fenster hell,
Dort kreisen Räder schnell,
Da wird bei Tag und Nacht
Immerfort Papier gemacht.

(…)
Drum gebt mit Herz und Hand,
Ihr Papierileut’ bekannt:
Wir lieben unser Cham
Mit allem Drum und Dran,
Da wird bei Tag und Nacht
Immerfort Papier gemacht.»

[19]


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Das Original von Albert Schlatter

Einzelnachweise

  1. Hauszeitung der Papierfabrik Cham AG Cham, Nr. 5, 1962 (August), S. 10
  2. Festgabe Robert Naville zum 60. Geburtstag, dargeboten von seinen Freunden, Cham 1944, S. 200
  3. Hauszeitung der Papierfabrik Cham AG Cham, Nr. 5, 1962 (August), S. 10
  4. Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2006, S. 84
  5. Vgl. Anmerkung 2 (Festgabe Robert Naville), S. 200
  6. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), Patent Nr. 156710, 04.11.1931
  7. Vgl. Anmerkung 4 (van Orsouw), S. 84
  8. Hauszeitschrift der Papierfabrik Cham 5/1962
  9. Vgl. Anmerkung 4 (van Orsouw), S. 84
  10. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), 15.12.1936
  11. Vgl. Anmerkung 4 (van Orsouw), S. 84
  12. Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), Patent Nr. 62308, 22.03.1939
  13. Hauszeitung der Papierfabrik Cham AG Cham, Nr. 5, 1962 (August), S. 10
  14. Vgl. Anmerkung 4 (van Orsouw), S. 84
  15. Zuger Neujahrsblatt, Chronik 03.05.1962
  16. Vgl. Anmerkung 4 (van Orsouw), S. 84
  17. Hauszeitung der Papierfabrik Cham AG Cham, Nr. 5, 1962 (August), S. 10
  18. Vgl. Anmerkung 4 (van Orsouw), S. 84
  19. Vgl. Anmerkung 4 (van Orsouw), S. 84