Hünenbergerstrasse 14, «Villa Flora»
An der Ecke zwischen der Hünenberger- und der Bahnhofstrasse entsteht 1903 das dreigeschossige Wohnhaus von Sekundarlehrer Josef Müller. Ab 1973 werden hier Arbeiter der Stuag (Schweizerische Strassenbau- und Tiefbau Unternehmung AG) einquartiert.
Chronologie
1902 Martin Zimmermann (1854–1911), seit 1887 alleiniger Besitzer des Kirchbühlhofs verkauft das Waschhaus (Ass.-Nr. 154c) und ein weiteres Haus (Ass.-Nr. 154d) an der Hünenbergerstrasse an Sekundarlehrer Josef Müller (1866–1947). [1]
1903 Müller lässt ein dreigeschossiges Wohnhaus (neu Ass.-Nr. 146a) mit Krüppelwalmdach und zwei firsthohen Zwerchgiebeln bauen, die zum Kreuzdach angehoben wurden. Das Waschhäuschen wird neu als Gartenhaus (Ass-Nr. 146b) genutzt.
Das Quartier Kirchbühl um 1912, in der Mitte die «Villa Flora»
Die Liegenschaften erhalten die Adresse Hünenbergerstrasse 14, das Wohnhaus nennt Lehrer Müller «Villa Flora». [2] Der Hausname «Flora» ist in einer Putzkartusche über der Balkontüre der Westfassade eingraviert. Die romantisierende Bezeichnung Flora verweist auf die Göttin der Blumen und der Blüte in der römischen Mythologie und er ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Hausname beliebt.
Die je dreiachsigen Fassaden fallen durch die kontrastreiche Farbigkeit und spezielle Zierelemente auf: Das Erdgeschoss besteht aus dunkelgelbem Sichtbackstein mit Eckquaderung, das Obergeschoss und die Giebelfelder sind verputzt und weisen Ecklisenen auf. [3]
1948 Nach dem Tod von Lehrer Müller geht das Dreifamilienhaus am 15. September an seine Erben. [4]
1961 Die Feuerwehr rückt «gestern Donnerstag» um 23.30 Uhr zur «Villa Flora» aus, weil dort ein Baum lichterloh brennt. Sie kann den Brand sofort löschen und weil es windstill ist, breitet sich das Feuer nicht auf die umliegenden Häuser aus. Es wird Brandstiftung vermutet: Der Baum befindet sich auf dem «umstrittenen Gelände», das bei der kürzlich durchgeführten Strassenverbreiterung hätte korrigiert werden sollen und nach wie vor eine Gefährdung für den Strassenbenützer, vorab die Schulkinder, bedeute. [5]
1973 Die Erben von Lehrer Müller verkaufen die Liegenschaften an die Stuag (Schweizerische Strassenbau- und Tiefbau Unternehmung AG) in Bern. [6]
1996 Die Erbengemeinschaft Josef Meienberg-Rey (1917–1985) erwirbt die Liegenschaft und unterzieht sie einer Totalsanierung. [7]
1997 Das umgebaute und renovierte Haus wird bezogen. Mit freiwilliger Rücksichtnahme auf die ehemalige Substanz erstrahlt das Haus in neuem Glanz. So wurden die alten schmiedeisernen Geländer, damals von Schlosser Franz Josef Dogwiler (1864–1925) gefertigt, aufgefrischt und neu montiert. [8]
Die Liegenschaft Hünenbergerstrasse 14, auch «Villa Flora» genannt, Ansicht Süd-West, 18.01.2025
2022 Die Liegenschaft [9] ist im Inventar der schützenswerten Denkmäler der Gemeinde Cham verzeichnet. [10]
2025 Die Liegenschaft gehört der Erbengemeinschaft Josef Meienberg-Rey. [11]
Würdigung
«Die Villa Flora ist ein gut erhaltener Vertreter der Baumeisterhäuser, die in Cham ab den 1870er-Jahren bis Anfang des 20. Jahrhunderts entlang der Hauptstrassen entstanden. Seiner Lage an der Hünenbergerstrasse entsprechend, wo im Ortsteil Kirchbühl Wohnhäuser für gehobenere Ansprüche erstellt wurden, ist das Mehrfamilienhaus auffallend sorgfältig gestaltet. Die Gliederung der Fassaden unter Verwendung von Sichtbackstein erinnern an das zehn Jahre zuvor erstellte Käsereigebäude an der Sinserstrasse. In seiner repräsentativen wie auch intakten Erscheinung und in seiner Position dicht an der Hünenbergerstrasse tritt es ortsbaulich markant auf. Weiter ist die Villa Flora ein wichtiger Teil der architekturhistorisch wertvollen, seit 1863 langsam entstandenen Bebauung entlang der Hünenbergerstrasse. Diese zeichnet sich durch eine Reihe gut erhaltener, für ihre Zeit charakteristischer Bauten aus, welche die Entwicklung dieses Strassenzugs gut ablesbar machen und die stilistischen Etappen exemplarisch vor Augen führen.» [12]
Besitzer
Karte
Einzelnachweise
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 121
- ↑ Furrer, Benno / Grünenfelder, Josef, Häuser am Weg 1 [Faltprospekt]: Zentrum, Baar 2006
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.4, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 1. Band
- ↑ Zugersee Zeitung, 16.06.1961
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.6, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 1. Band
- ↑ Freundliche Mitteilung von Ruedi und Bea Meienberg, Cham, 04.02.2025
- ↑ Freundliche Mitteilung von Ruedi und Bea Meienberg, Cham, 04.02.2025
- ↑ www.zugmap.ch, Eintrag Grundstücknummer 56; Grundbuchfläche: 446 m², Gebäude: 130 m², übrige befestigte Fläche: 63 m², Gartenanlage: 253 m² [Stand: 01.05.2023]
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventar der schützenswerten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 56 [Stand: 04.10.2022]
- ↑ www.zugmap.ch, 04.02.2025
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventarblatt Hünenbergerstrasse 14, Ass.-Nr. 146a [Stand: 01.05.2023]