Gretener-Gretener/-Villiger Melchior (1812–1852)

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Vorname: Melchior
Nachname: Gretener-Gretener/-Villiger
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 21. März 1812
Geburt­sort: Cham ZG
Todes­datum: 1. Februar 1852
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Gemeindeschreiber, Landschreiber, Lehrer
Amt: Oberrichter (Ersatzrichter)

Melchior Gretener-Gretener/-Villiger war Lehrer, Gemeindeschreiber, Landrat und schliesslich der erste Landschreiber des Kantons Zug.



Mitteilung im «Zugerischen Kantons-Blatt» über den Tod von Landschreiber Melchior Gretener


Stationen

1812 Melchior Gretener kommt am 21. März zur Welt. Er ist der Sohn von Bauer Balthasar Gretener und Katharina, geborene Speck. Er besucht in Cham die Privatschule von Kaplan Franz Josef Hürlimann (1797–1868). Danach absolviert er das «Lyzeum» in Luzern, u.a. bei Professor Gregor Girard (1765–1850), der von 1823 bis 1834 dort Philosophie unterrichtet. [1]

1831 Im Alter von 19 Jahren kehrt Melchior Gretener nach Cham zurück. Doch bald bricht er wieder auf und lässt sich in Freiburg i. Ue. zum Lehrer ausbilden. [2]

1834 Gretener kommt nach der Ausbildung nach Cham zurück. Er tritt eine Primarlehrerstelle an der «unteren Schule» an (bis 1845) und wird in den Zuger Landrat gewählt.

1838 Die Gemeinde Cham, «welche seine Tüchtigkeit zu schätzen wusste», wählt Gretener zum (nebenamtlichen) Gemeindeschreiber (bis 1845). [3]

1845 Kaplan Hürlimann gibt seine Privatschule auf. Gretener, der dort selbst zur Schule gegangen ist, will gemeinsam mit Hürlimann die Gemeindeschule grundsätzlich reorganisieren. «Seine edlen Bestrebungen in der politisch aufgeregten Zeit fanden aber nicht die gehörige Würdigung.» Das Problem war: Gretener, der Liberale, will die Naturwissenschaften an der Schule fördern, die katholische Geistlichkeit fürchtet um ihren Einfluss und hält dagegen. Greteners Versuch scheitert, er tritt «missmuthig» als Lehrer, Landrat und Gemeindeschreiber zurück. [4]

1847 Nach der gescheiterten Schulreform baut Gretener eine eigene Privatschule auf. Im gleichen Jahr wird er in den kantonalen Verfassungsrat berufen, der die neue liberale Kantonsverfassung entwirft. [5]

1848 Gretener wird Landschreiber des Kantons Zug. [6] Gleichzeitig wirkt der «überbeschäftige Mann» auch noch als Erziehungsrat und arbeitet bei der Reorganisation der Volksschule aktiv mit. [7] Auch als Ersatzrichter am Obergericht ist er tätig. [8] In der Zeitung bietet er in einer Anzeige sein Wohnhaus im Chamer Städtli mit Trotte, Scheune und Waschhaus zum Verkauf an. [9]

1852 Landschreiber Melchior Gretener erkrankt im Januar schwer an einem Virus («Gesichtsrose») und stirbt am 1. Februar «nach kurzer, schmerzvoller Krankheit, noch im besten Mannesalter» von knapp 40 Jahren. [10] Er hinterlässt ein unvollendetes Lebenswerk als Schulreformer, seine Frau und vier Kinder. [11]


Würdigung

Gretener war eine «liebenswürdige Persönlichkeit. Sein männlicher Charakter, sein streng moralischer Wandel, seine Ruhe, seine Anspruchlosigkeit, seine tiefe Gemüthlichkeit mit einem Zugs von Schwermuth machten ihn überall willkommen.» [12] Er war zweimal verheiratet: zuerst mit Verena Gretener von Cham, dann mit Katharina Villiger, wiederum einer Chamerin. Politisch war er «dem gemässigten Liberalismus zugethan, war er nie eigentlicher Parteigänger; denn er hasste aus tiefem Herzensgrunde die blinde Parteiwuth als zerstörendes Element im Staate.» Charakterlich war er «von grosser Pflichttreue, rastloser Thätigkeit und regem Eifer für das Gute und Edle.» [13]


Einzelnachweise

  1. Zugerisches Kantons-Blatt, 07.02.1852
  2. Zugerisches Kantons-Blatt, 07.02.1852
  3. Zugerisches Kantons-Blatt, 07.02.1852
  4. Zugerisches Kantons-Blatt, 07.02.1852
  5. Zumbach, Ernst, Die Landschreiber des Kantons Zug, in: Der Geschichtsfreund 122, 1969, S. 20–47, hier: S. 38
  6. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
  7. Zugerisches Kantons-Blatt, 07.02.1852
  8. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
  9. Wochenblatt für die vier löblichen Kantone, 18.11.1848
  10. Zugerisches Kantons-Blatt, 07.02.1852
  11. Neue Zuger Zeitung, 07.02.1852
  12. Zugerisches Kantons-Blatt, 07.02.1852
  13. Zugerisches Kantons-Blatt, 07.02.1852