Gretener Karl (1961–2001)

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Portrait von Gretener Karl (1961–2001)
Portrait von Gretener, Karl (1961–2001)

Vorname: Karl
Nachname: Gretener
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 16. April 1961
Geburt­sort: Cham ZG
Todes­datum: 27. September 2001
Todes­ort: Zug ZG
Beruf: Landwirt
Amt: Kantonsrat
Religion: römisch-katholisch
Partei: Christlichdemokratische Volkspartei CVP

Karl «Kari» Gretener-Villiger war ein hoffnungsvoller Chamer Bauer und Politiker, der 2001 beim Attentat im Zuger Kantonsratssaal tragischerweise ums Leben kam.



Karl und Annemarie Gretener
Die Familie Gretener im Wohnzimmer ihres Heims in der «Baregg»: Serena, Andrea, Stefan, Annemarie, Remo und Kari


Stationen

1961 Karl Gretener kommt am 16. April in Cham zur Welt. Er ist der älteste Sohn von Bethli und Kari Gretener-Leu und wächst auf dem Bauernhof Baregg auf. Bald folgen seine Geschwister Ruth, Markus und Kurt. Der kleine Karl besucht die Primarschule im Städtli in Cham und geniesst es, aufgrund des langen Schulwegs als einziger der Klasse mit dem Velo fahren zu dürfen. Nach der Sekundarschule entschliesst sich Karl Gretener für eine Lehre als Elektromonteur bei der Firma Engeler in Cham. Doch nach dem Lehrabschluss zieht es Gretener zurück zur Landwirtschaft: Er absolviert im Thurgau das landwirtschaftliche Lehrjahr und besucht die Landwirtschaftliche Schule in der Schluecht. Berufsbegleitend meistert er auch die Handelsschule. Nach Abschluss von Bauern- und Handelsschule weilt er einige Zeit in Kanada, wo er ganz neue Dimensionen der Landwirtschaft kennenlernt. [1]

1989 Der Jungbauer wird in den Vorstand des Verbandes für Landtechnik des Kantons Zug gewählt. «Seine besondere Aufmerksamkeit galt der zweckmässigen und angepassten Maschinenanschaffung auf den Betrieben. Dazu dienten die Maschinenvorführungen in ganz besonderem Masse. Kari hat mit seinem grossen Engagement einen wichtigen Beitrag zu einer betriebskonformen Mechanisierung geleistet.» [2]

1994 Gretener wird in den geschäftsleitenden Ausschuss des Schweizerischen Verbandes für Landtechnik gewählt.

1995 Aufgrund seiner Fähigkeiten wird Gretener Präsident des Zuger Verbandes für Landtechnik.

1996 Gretener kann den Bauernhof in der Baregg von seinem Vater übernehmen. Er baut einen Freilaufstall und diversifiziert seinen Betrieb, in dem er eine Pferdepension, eine Reitschule und die Pferdezucht aufbaut. Zudem kann er die lokale Agentur der Hagelversicherung übernehmen. [3]

1999 Die Chamerinnen und Chamer wählen Gretener für die CVP in den Kantonsrat. [4] «Kari konnte nichts anfangen mit der althergebrachten Meinung, dass Neulinge im Parlament die ersten Jahre zu schweigen hätten. Zu temperamentvoll war er, als dass er seine Meinung zu den Geschäften nicht kundtun wollte. Dies war im besonderen Masse der Fall, wenn es konkret um Landwirtschaftsfragen ging.» [5] Gretener wird Mitglied der ständigen Kommission für Wasserbau und Gewässerschutz sowie der Natur- und Heimatschutzkommission des Kantons Zug.

2001 Beim Attentat am 27. September im Kantonsratssaal in Zug verliert Karl Gretener sein Leben.


Würdigung

Karl Gretener kannte keine Halbheiten: «Er ist überzeugt, das Richtige zu tun, auch wenn viele Berufskollegen seine Vorhaben mit grosser Skepsis beurteilen. Unbeirrt realisiert Kari seine Ideen. (...) Projekt um Projekt, grösser und kleinere, werden angerissen und perfekt zu Ende geführt.» Damit ist er seiner Zeit voraus. Er «war ein aufgestellter Bauer. Für ihn standen die positiven Seiten des Lebens im Vordergrund. Seine gewinnende Art hat dazugeführt, dass man auch in der Öffentlichkeit auf ihn aufmerksam wurde. (…) Ungeschminkt trug er seine Meinung vor, auch wenn sie nicht immer bequem war. [6]


Karl Gretener privat

Er war seit 1990 verheiratet mit Annemarie Villiger, sie haben vier Kinder: Remo, Serena, Andrea und Stefan. Karl Gretener war auch musikalisch: Zuerst spielte er bei der Musikgesellschaft Cham mit, später bei der Guggenmusik Lorze-Dräck-Gusler. [7]


Karl Gretener über die Landwirtschaft

«Aus meiner Sicht müssen Neueinzonungen zurückhaltend und sorgfältig auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft, des Natur- und Landschaftsschutzes und nicht zuletzt der Erholung erfolgen. Wir brauchen im Kanton Zug auch in Zukunft so genannte Vollerwerbsbetriebe, die ihre Einkommen vorwiegend aus der landwirtschaftlichen Tätigkeit erwirtschaften können. Verliererin bei einer immer grösser werdenden Nebenerwerbslandwirtschaft wird die Pflege der Natur oder unserer Umgebung sein. Somit käme die Zuger Kulturlandschaft, die so oft als wichtiger Standortfaktor des Kantons genannt wird, ins Schwanken. Durch die vermehrte Freizeitaktivität und die Erholungssuche der nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung, vor allem in der Nähe der Agglomerationen, ist die Landwirtschaftszone zunehmend einer starken Belastung ausgesetzt. Wir müssen uns heute Gedanken machen, wie wir die Bewirtschaftungsauflagen im Landwirtschaftsgebiet den veränderten Rahmenbedingungen anpassen können. Das innovative Denken der Zuger Landwirte, das Anpassen an die neue Landwirtschaftspolitik oder die Kreativität der Zuger Betriebe müsse auch von den Gesetzgebern vollumfänglich unterstützt werden.» [8]


Einzelnachweise

  1. Zuger Presse, 02.11.2001
  2. Meier, Sebastian, Nachruf Karl Gretener-Villiger, in: Gemeinde Cham, Vorlage Einwohnergemeindeversammlung, 10.12.2001
  3. Zuger Presse, 02.11.2001
  4. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
  5. Meier, Sebastian, Nachruf Karl Gretener-Villiger, in: Gemeinde Cham, Vorlage Einwohnergemeindeversammlung, 10.12.2001
  6. Meier, Sebastian, Nachruf Karl Gretener-Villiger, in: Gemeinde Cham, Vorlage Einwohnergemeindeversammlung, 10.12.2001
  7. Zuger Presse, 02.11.2001
  8. Gretener, Karl, Landwirtschaftszonen im Um-, Auf- und Abbruch?, in: Neue Zuger Zeitung, 07.04.2001