Gemeindehausweg 2

Aus Chamapedia

Zwischen 1830 und 1883 erhält die Liegenschaft Kreuz an der Luzernerstrasse 14 einen Anbau: einen Saal, der während Jahren in Cham zu einem gesellschaftlichen und kulturellen Treffpunkt wird. 2025 wird er abgebrochen.

Chronologie

1883 Johann Rast-Köpfli (1854–1915), der Sohn von Balthasar Rast-Züslin (1807–1883), Besitzer des Kirchbühlhofs, erbaut im Todesjahr seines Vaters die Liegenschaft (Ass.-Nr. 243a) an der Luzernerstrasse 14 und richtet darin ein Gasthaus ein, das «Kreuz». [1]

1929 Das Gebäude geht am 12. Dezember an die neu gegründete Genossenschaft Gasthaus zum Kreuz über. [2]


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Das Gasthaus Kreuz und die beiden 1883 erstellten dreigeschossigen Wohnhäuser mit Ladengeschoss bilden eine einheitliche, städtisch wirkende Baugruppe, links ist der Anbau zu erkennen, nach 1930


1930/1938 Die Genossenschaft baut aus. Sie erstellt in zwei Etappen den Anbau für den Theatersaal am Gemeindehausweg 2. Architekt ist Karl Becker aus Hochdorf. Gleichzeitig wird die heutige Gestaltung des Erdgeschosses in Kunststein ausgeführt. [9] Den hinteren Anbau des Saals nutzen verschiedene Organisationen, die der katholischen Kirche nahestehen: Gesellenverein (heute Kolping), Jungmannschaft, Jungfrauenkongregation, Jungwacht und Blauring. Damit ist der Anbau des «Kreuz» eine Art Vorgänger des Pfarreiheims. [3]

1971 Seppi Fuchs übernimmt das Kreuz von Xaver Fähndrich. Im Kreuzsaal führt er Ländlerstubete durch, die vielen Chomerinnen und Chomern in bester Erinnerung sind. [4]

1982 Im hinteren Teil der Liegenschaft entsteht der erste Chamer Jugendtreffpunkt. Der Umbau gestaltet sich schwierig und die Räume müssen aufwendig saniert werden, auch unter Mithilfe der Jugendlichen. Mit einem Fest auf dem Gemeindehausplatz wird der Treffpunkt am 3. April 1982 eröffnet. Der erste Treffpunktleiter ist Max Achermann; er wird von dem 1981 gegründeten Verein Jugendtreffpunkt Cham begleitet. [5]


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Die Liegenschaft Gemeindehausweg 2 zwischen «Spritzenhaus» und der Liegenschaft Widmer, Januar 1981

1994 Umbau des Gebäudes und Auffrischung der Säle. Im «Kreuzsaal» wird eine Zwischendecke eingezogen und die Galerie aufgehoben.

Bernadette und Markus Stoller-Grepper übernehmen das Kreuz. In der Wirtsstube und den beiden Sälen haben sie insgesamt 250 Plätze für Gäste.


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Der Kreuz-Saal nach dem Umbau, Oktober 1994


2010 Das «Kreuz» wird innen und aussen einer Auffrischung unterzogen. Die Stühle werden ausgewechselt, erfrischende Bilder dekorieren die Wände, der Speisesaal strömt wohnliche Atmosphäre aus.


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Während der Fasnachtszeit herrscht im «Kreuz» Hochbetrieb, hier ein Auftritt der Schnitzelbankgruppe Giftsprützi, 18.02.2017


2022 Das Gebäude genügt den feuerpolizeilichen Anforderungen nicht mehr. In den nächsten Jahren will Genossenschaftspräsident Rudolf Kleiner die Liegenschaft sanieren. [6] Das Objekt wird unter kantonalen Denkmalschutz gestellt. [7]

2023 Nach neun Jahren zieht die Pächterfamilie Peinhaupt nach Root LU weiter. Das «Kreuz» steht leer. [8]


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Die Liegenschaft Luzernerstrasse 14 mit dem «Kreuz-Saal» am Gemeindehausweg, 18.01.2025


2025 Anfang Jahr werden die Pläne für eine Sanierung der Liegenschaft bekannt: Die Eigentümerin, die Enikon AG, möchte den Originalzustand des Hauses wiederherstellen. Das Restaurant im Erdgeschoss wird weitergeführt. In den Geschossen darüber sind fünf Wohnungen geplant. Die ursprünglichen Balkone werden wiederhergestellt.

Abgerissen werden soll dagegen der in den 1930er Jahren erstellte Anbau («Kreuz-Saal») am Gemeindehausweg 2. Hier soll ein Neubau entstehen, welcher die Einwohnergemeinde nutzen möchte: Im Erdgeschoss soll die Ludothek einziehen (derzeit in der Liegenschaft Kirchbüel 1), in den Geschossen darüber möchte die Gemeindeverwaltung Cham Büros beziehen. [9]

Der Historiker Michael van Orsouw, Zug, stellt in Frage, ob der Abbruch des Kreuz-Saals die richtige Entscheidung gewesen sei. Zwar sei der Saal weniger alt als der Kernbau an der Hauptstrasse, dafür seien seine Eckrundung, sein Flachdach und vor allem sein Saal geschichtlich relevant. Hier sei nämlich wirklich Chamer Geschichte geschrieben! Alle Jugendorganisationen hatten dort ihr Zuhause, unzählige Anlässe und Feste brannten sich im kollektiven Gedächtnis fest. Der «Kreuz»­Saal war einst das pulsierende Herz der jungen Chamerinnen und Chamer. [10]

Bereits Mitte April beginnen die Abbrucharbeiten des «Kreuz-Saal» und sind rund einen Monat später beendet.


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Der Eingangsbereich und der vordere Teil des Saals sind abgebrochen, 02.05.2025


Karte

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Einzelnachweise

  1. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 127
  2. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1929–1960), 2. Band
  3. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1929–1960), 2. Band
  4. Freundliche Mitteilung von Josef Huwiler, Cham, 28.12.2016
  5. Zuger Tagblatt, 06.04.1982
  6. www.zentralplus.ch [News- und Community-Plattform für Luzern und Zug], 29.11.2022
  7. Artho, Karin, Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Jahresbericht 2022, in: Tugium 39, 2023, S. 31
  8. Zuger Zeitung, 29.03.2023
  9. Zuger Zeitung, 18.01.2025
  10. Zuger Zeitung, 23.01.2025